Autor Thema: Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer  (Gelesen 6673 mal)

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Martina

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Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer
« am: 10. Oktober 2015, 19:09:16 »
Liebe Forenmitglieder,

eine Freundin, die bei den Wiener Linien arbeitet, hat behauptet, dass beim Personalstand der Wiener Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer so gespart wird, dass tagtäglich Straßenbahnen absichtlich eingezogen bzw. verzögert werden müssen - oft unter einem falschen Vorwand. Kann das jemand von euch bestätigen? Und falls ja, ist das nicht eine erhebliche berufliche Belastung für sämtliche Mitarbeiter? Warum beschwert sich niemand?

Danke für eure Antworten,

Martina

hema

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Re: Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer
« Antwort #1 am: 10. Oktober 2015, 19:22:41 »
Es ist zumindest so, dass heutzutage ein spontan ausfallender Fahrer nicht mehr so leicht zu ersetzen ist wie früher. Die Gründe sind mannigfaltig, haben aber mit echter, also wirtschaftlich motivierter Einsparung weniger zu tun, sondern liegen in erster Linie  in den über die Jahre angehäuften betrieblichen "Blödheiten" und Selbstbehinderungen, die wohl unter der jetzigen Führung nicht mehr auszurotten sein werden. Und unter der nächsten sicher auch nicht, da von Rathaus gnaden sicher nichts besseres nachkommt!  :-[
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13er

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Re: Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer
« Antwort #2 am: 10. Oktober 2015, 19:33:39 »
eine Freundin, die bei den Wiener Linien arbeitet, hat behauptet, dass beim Personalstand der Wiener Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer so gespart wird, dass tagtäglich Straßenbahnen absichtlich eingezogen bzw. verzögert werden müssen - oft unter einem falschen Vorwand. Kann das jemand von euch bestätigen?
Es gibt tagtäglich etliche ausgefallene oder verspätete Kurse, ja. Intern steht dann "Personalmangel" o.ä. dabei. Nach außen gibt man diesbezüglich natürlich nichts bekannt. Erkennbar ist es oft daran, dass die Anzeige in der Station hinunterzählt und dann einfach mit dem nächsten Zug von vorne zu zählen beginnt (das ist aber nicht immer die Ursache für solche Anzeigen!). Es wurden auch schon mal Züge in Endstellen oder Ausweichgleisen abgestellt, wenn kein Fahrer den vorherigen Fahrer ablösen konnte (z.B. am Westbahnhof beim 5er habe ich das selbst schon gesehen und konnte im Nachhinein verifizieren, dass es tatsächlich ein Personalmangel war).

Tagsüber kann es ja mal passieren, aber es gab auch schon genügend Beispiele in der Vergangenheit, wo dann in der Schwachlastzeit lange kein Zug mehr daherkam. Hie und da ist sogar schon die Blaue ausgefallen, früher völlig unvorstellbar. Man muss ihnen aber zugutehalten, dass in solchen Fällen fast immer der vorvor- oder vorletzte Zug entsprechend lange zurückgehalten wird. In einem Fall, an den ich mich grad erinnern kann, fielen an einem Sonntag spätabends zwei 46er hintereinander aus.

Natürlich wird alles abgestritten und auf Verschlafen oder Krankenstände geschoben. Auch das gibt es, aber trotzdem handelt es sich hier auch um ein strukturelles Problem.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

denond

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Re: Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer
« Antwort #3 am: 11. Oktober 2015, 17:40:16 »
Natürlich wird alles abgestritten und auf Verschlafen oder Krankenstände geschoben. Auch das gibt es, aber trotzdem handelt es sich hier auch um ein strukturelles Problem.

Die oben angeführten Punkte für das Nichtführen eines Kurses, sind noch die geringsten Ursachen für einen Kurs-/ Fahrtenentfall. Es gibt ja Personalreserven oder die Teamleiter die in solchen Situationen einspringen können. Der Ausfall eines Fahrzeuges ist schon eher hausgemacht durch die Auflassung von Betriebsbahnhöfen bzw. Werkstätten, lange Zuführungs-/ -Betriebsfahrten.

Zentralisierung ist halt nicht das Allheilmittel.

Das strukturelle Problem heißt Arbeitszeitgesetz, wo auch die einzuhaltenden Ruhezeiten verankert sind. Fabriziert durch Gehirne aus der EU. Das ist die eine Seite. Die andere: Bedienstete würden gerne Überstunden machen, aber durch, ich zitiere @ hema: "angehäuften betrieblichen "Blödheiten" und Selbstbehinderungen", wie z.B. aus Kostengründen nur mehr am zusatzfreien Tag Überstunden machen zu dürfen, wenn auch die Ruhezeiten für den jeweiligen Bediensteten passen, Kollektivvertragsbedienstete nicht am freien Tag arbeiten zu lassen, da sonst 300% Überstundenzuschläge verrechnet werden müßten... 

Jetzt zerpflückt man lieber eine Dienstschicht auf 3 bis 5 Mitarbeiter, läßt sie u.U. auch nur eine halbe Fahrt machen. Das ein Bediensteter, der ruhezeitbedingt fahren könnte, von zu Haus nicht nur für eine halbe Tour (Fahrt) zum Dienst kommt ist auch klar. Der will ja was verdienen. Also auch ein Diensteinteilungsproblem.

hema

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Re: Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer
« Antwort #4 am: 11. Oktober 2015, 20:26:49 »

Das strukturelle Problem heißt Arbeitszeitgesetz, wo auch die einzuhaltenden Ruhezeiten verankert sind.
Falsch, was du hier meinst, heißt DBV, KV, Betriebsübereinkünfte und skurrile Ideen der div. Aushecker in den oberen Etagen ! Aber es gibt auch genug andere (strukturelle) Probleme, seien sie nun hausgemacht oder rathausgemacht.  :-[
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denond

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Re: Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer
« Antwort #5 am: 12. Oktober 2015, 08:42:05 »

Das strukturelle Problem heißt Arbeitszeitgesetz, wo auch die einzuhaltenden Ruhezeiten verankert sind.
Falsch, was du hier meinst, heißt DBV, KV, Betriebsübereinkünfte und skurrile Ideen der div. Aushecker in den oberen Etagen ! Aber es gibt auch genug andere (strukturelle) Probleme, seien sie nun hausgemacht oder rathausgemacht.  :-[

Mit den dezidiert angeführten Punkten hast du natürlich vollkommen Recht. :up: