Hallo zusammen,
ich möchte hier nochmal kurz erläutern, dass es mir gar nicht in erster Linie um meine eigene Meinung geht, sondern um eine möglichst objektive Betrachtung im Sinne des bewahrenden Denkmalschutzes. Wenn man sich damit noch nicht auseinandergesetzt hat, ist da vieles erst einmal ziemlich gewöhnungsbedürftig. Unter anderem: Zunächst einmal ist ein überliefertes Sachzeugnis so, wie es ist, am meisten wert, es verliert durch Veränderung. Die Lok war ein originales Sachzeugnis, vielleicht in nicht so gutem Zustand, aber original. Das ist erstmal historisch wertvoller als eine Replik. Der Wagenkasten des Kagraner Wagens ist zweifellos eine Replik. Sowas ist insbesondere dann gerechtfertigt, wenn man mehrere solcher Fahrgestelle bei der Hand hätte und dann eines wieder zurückbauen würde. Hier ist war aber eine entweder-oder-Entscheidung notwendig und in so einem Zusammenhang gilt es dann halt auch, die Alternativen zu prüfen. Denn: Für vermutlich 90% der Besucher einer Museumsbahn ist egal, ob man mit einem Kagraner Wagen fährt oder mit einem ähnlichen Wagen anderer Provenienz. Demgegenüber war die Lok ein Einzelstück, mit der man etwas ganz spezifisches hätte zeigen können: Wie hat man früher Züge gestärkt und geschwächt. Dazu könnte man erläutern, warum man das gemacht hat und warum die Lok so umgebaut worden ist (man hätte das ja grundsätzlich auch mit einem nicht umgebauten Kagraner machen können). Die Lok war mit ihrem Zentralführerstand dafür aber viel praktischer. Insofern teile ich tatsächlich die Einschätzung, das Fahrgestell sei das einzig historisch wertvolle an dem Bockerl gewesen, überhaupt nicht. Das trifft m. E. viel eher auf die heutige Replik zu.
Im Übrigen: Repliken sind ja nicht grundsätzlich schlecht, aber der historische Wert zu Anfang ist eben nahe null. Er steigt natürlich mit dem Alter. In Stuttgart haben wir einen Wagen, der wurde 1968 zum Hundertjährigen als Nostalgiewagen hergerichtet, heute ist er Museum seiner selbst: Er weist diverse unnötige Kompromisse auf, aber er ist genau so, wie man sich 1968 ein historisches Fahrzeug vorgestellt hat. Praktischerweise mit Widerstandsbremse (fährt sich halt besser) und mit Frischstromheizkörpern (Heizlüftern), eine umschaltbare Widerstandsheizung wär halt kabelmäßig arg aufwendig geraten... Heute kann man sagen: 1904 sahen sie so ähnlich aus, 1968 war das der Stand der Forschung für ein Museumfahrzeug. Das ist inzwischen auch schon über 50 Jahre her.
Zum Bau: Je nun, die Lok ist zweifellos gebaut worden, auch wenn dafür Altteile verwendet wurden. Insofern ist Bau genauso richtig wie Umbau, finde ich.
Ja, ich meinte Überfuhr. Ich bemühe mich, habe aber leider eine gewisse Rechtschreibschwäche, das hat aber nichts mit einer Missachtung der Forenmitglieder zu tun im Sinne von "mir doch Wurscht, schnell hingerotzt muss reichen".
In diesem Sinne herzliche Grüße
Gerhard.