Comeback der Bim-Veteranen zur Stabilisierung der Personalsituation
Fans werden sich freuen, die meisten Fahrgäste werden es wahrscheinlich gar nicht merken. Am 1. April 2023 gaben die Wiener Linien bekannt, einen durchaus ungewöhnlichen Schritt zu setzen, um ihrer Probleme mit der angespannten Personalsituation schneller Herr werden zu können. Die erst im Sommer letzten Jahres ausgemusterten Hochflurbims der Type "E1" kehren auf das Liniennetz zurück. "Das war ja damals doch eine Ära, die zu Ende gegangen ist, und wir haben es bis jetzt nicht übers Herz gebracht, die Veteranen auf den Schrottplatz zu führen", erklärt ein Mitarbeiter der Abteilung für Wageneinsatzplanung. "Das ist unser Glück, denn jetzt können wir sie einfach reaktivieren."
Nachdem die Wiener Linien im vergangenen Herbst wegen ständiger Kursausfälle und Wartezeiten von bis zu 45 Minuten auf einzelnen Linien unter medialem Dauerfeuer gestanden waren, wurde ein 5-Punkte-Programm zur Besserung der Situation ins Leben gerufen. Dazu gehörte unter anderem auch die Beratung durch externe Unternehmensberater, um das Unternehmen auch von außen ohne Voreingenommenheit durchleuchten zu können. Dabei sei, so ein Sprecher der Verkehrsconsulting-Firma, unter anderem herausgekommen, dass es bisher zu einem gewissen Grad vernachlässigt worden sei, die Arbeit für das Fahrpersonal angenehmer zu gestalten. Unter anderem habe eine Umfrage unter Personen, die den Wiener Linien in den letzten Monaten den Rücken gekehrt haben, ergeben, dass es für einen gewissen Prozentsatz ohne die alten Garnituren einfach nicht mehr erstrebenswert gewesen wäre, sich täglich 8 Stunden lang dem Verkehrsgewühl auszusetzen. "Die E1-Züge hatten noch eine Seele, jeder war ein eigenes Individuum – mitunter ein bisserl zickig, aber letztendlich zu 100 % beherrschbar. Das geht mit den moderneren Typen nicht mehr", erklärt ein ehemaliger Straßenbahnfahrer.
Nun werden die alten Garnituren – fünf oder sechs sollen noch einsatzfähig sein – bereits in den nächsten Tagen wieder aufs Netz zurückkehren. "Wir werden die Züge auf alle Bahnhöfe aufteilen und auf unterschiedlichen Linien einsetzen", erklärt der Betriebsleiter der Wiener Straßenbahn. "Denn es gibt überall Kolleginnen und Kollegen, die sich freuen, wenn sie wieder mit den alten Zügen fahren dürfen." Die jüngeren Fahrerinnen und Fahrer hätten zwar keinen Führerschein für die Oldies, man könne sie aber dennoch problemlos einsetzen, weil es sich nur um einzelne Kurse weniger Linien handelt, für die man genügend Personal habe, das noch auf den alten Zügen geschult sei.
"Wenn unser Plan aufgeht, werden sich ausreichend ehemalige Kolleginnen und Kollegen wieder zur Rückkehr entscheiden", sagt ein Sprecher der Wiener Linien abschließend. "Dann können wir uns durchaus vorstellen, diese in einem gemeinsamen Personalpool zusammenzufassen und mitsamt 'ihren' E1-Zügen abwechselnd in ganz Wien einzusetzen. Unser Social-Media-Team ist darauf schon vorbereitet, die Fans können die E1 dann in ganz Wien suchen – und natürlich auch finden, denn eine Straßenbahn ist ja auf der Straße kaum zu übersehen."