In meinem Wohnbezirk Döbling gibt es etliche Baustellen, bei denen teilweise seit Jahren nichts weitergeht, so etwa
Hackhofergasse 7, wo offenbar das Geld kurz vor der Fertigstellung der Renovierung des linken Trakts ausgegangen ist. Dabei hätten nur noch die Fenster gefehlt. Beim
Freihof ganz in der Nähe sind den pompösen Ankündigungen des Bauträgers keinerlei wie auch immer geartete Bauarbeiten gefolgt. Bei Grinzinger Straße 66 wurde vor Monaten der Abbruch unvermittelt abgebrochen. Seitdem kann man dort die traurigen Überreste des
einstigen Heurigenlokals bestaunen.

Der Rekordhalter ist und bleibt aber Cobenzlgasse 33. Google Maps hat die Gegend
schon 2017 abgelichtet und das Haus war damals schon in praktisch demselben unfertigen Zustand wie jetzt. Im vergangenen oder vorvergangenen Winter (man verliert jegliches Zeitgefühl) gab's plötzlich geschäftiges Treiben, Container wurden aufgestellt, an den Mansarden wurde herumgewerkelt, ehe die Sache wieder
eingeschlafen ist. Rund um den Hungerberg gibt es schließlich zwei Bauprojekte, die den Argwohn von Sprayern hervorgerufen haben. Letztere sahen sich bemüßigt, sie mit irgendwelchen Sprüchen zu ver(un)zieren, die den Begriff "Bonzen" enthalten. Vielleicht hatte das eine abschreckende Wirkung, es geht jedenfalls, wie sollte es auch anders sein, auch dort nichts weiter. Ich könnte die Aufzählung noch fortsetzen, so fällt mir z.B. beim Schreiben dieser Zeilen gerade das Haus Ecke Pfarrplatz/Probusgasse ein, lasse es aber dabei bewenden.
Nun, ich wollte den Thread ursprünglich "Es geschehen noch Zeichen und Wunder" nennen, jedoch mangels Aussagekraft letztlich davon Abstand genommen und ihn dabei auch gleich thematisch erweitert. Die Zeichen und Wunder betreffen ein Geländer sowie eine Treppenanlage, welche jeweils in die Verantwortung der öffentlichen Hand fallen. Die Ouvertüre ereignete sich Anfang Juni in der Cobenzlgasse, genauer: im Bereich der untersten Serpentine des Bergabschnitts beim Nesselbachbecken. Die Höhenstraße sowie deren Zubringerstraßen werden bekanntlich von jugendlichen Rasern gerne für nächtliche Rennen zweckentfremdet, wobei es immer wieder kracht. In besagtes Geländer fahren immer wieder Autos rein, weshalb die Verantwortungsträger der Stadt das Instandsetzungsintervall so weit gedehnt haben, dass zu befürchten war, sie warten, bis es ganz weggemäht ist. Im März 2022 waren zumindest die Baustellenplanken noch intakt (
[1],
[2]), wovon mehr als zwei Jahre später keine Rede mehr sein konnte (
[1],
[2]). Dass dort am Gehweg der Asphalt fehlt, rundet das Bild irgendwie ab. Der langen Rede kurzer Sinn: Anfang Juni waren auf einmal Bündel neuer grüner Stangen auf dem Schottergehweg zu sehen und, ja, wider Erwarten wurde das Geländer tatsächlich repariert. Übrigens ein fast schon (Vorsicht: Modebegriff!) ikonisches Stück Stadtmobiliar: Steher aus Beton mit dem Kreuzwappen, die mit einem Paar grüner Metallstangen verbunden sind.
Das eigentliche große Wunder betrifft aber die seit 2010 (!!!) wegen Baufälligkeit gesperrte Mitterbergstiege, welche den unteren mit dem oberen Abschnitt der Wildgrubgasse verbindet. Ersterer verläuft neben dem Schreiberbach, letzterer führt nach einer annähernden 180°-Kurve rauf zur Kahlenberger Straße bzw. zu den dortigen Heurigenlokalen. Seit Jahren
catchen sich die (rote) Stadtregierung und der (schwarze) Bezirk darüber, wie und von wem die Instandsetzung zu finanzieren ist und wieviel Geld dafür aufgewendet werden soll. Die beiden Zugänge zur Stiege waren ursprünglich nicht nur mit den im TWF auch als "Alterlaa-Steine" bekannten Barrieren* versperrt, sondern auch mit Baustellengittern. Letztere wurden recht bald entfernt, so dass die Stiege wieder, wenn auch illegal, benutzbar war. Die die Stufen bildenden Pflastersteine kippten insbesondere am mittleren Abschnitt schon ziemlich stark nach unten. Heute sehe ich beim oberen Zugang eine zusätzliche Sperre aus rot-weiß lackiertem Metall, die aber zur Seite geschoben war. Ich bin natürlich nicht runtergegangen, weil illegal, und habe natürlich nicht gemerkt, dass an der Stiege tatsächlich herumgewerkelt wird. Nach einer 900.000-Euro-Renovierung (und die Summe wurde noch vor der großen Inflation der letzten Jahre kolportiert!) sah die Angelegenheit jedenfalls nicht aus, zumal ich ja, wie bereits erwähnt, mich nicht dort aufgehalten habe.

Aber ich möchte nicht kleinlich sein, ein mittleres Wunder ist das allemal!
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*) Dafür gibt's sogar, zumindest im Englischen, einen Fachbegriff, auf den ich kürzlich in Wikipedia gestoßen bin. Hab ihn mir leider nicht gemerkt.