Autor Thema: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung  (Gelesen 1146 mal)

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MK

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #30 am: 14. März 2025, 13:43:30 »
Ja, und der Grund ist, dass Denkmalschützer ihre Stelle rechtfertigen müssen, auch wenn die tatsächlich erhaltenswerten Gebäude schon längst unter Denkmalschutz stehen.

Unter Denkmalschutz stehen z.B. auch manche Wohnbauten vom DDR-Typ "WBS 70", von dem im Baukastensystem fast 650.000 Wohnungen errichtet worden sind. Und solche Mangelwirtschafts-Experimente wie der "Plasteblock", nämlich in einem Wohnhaus alles aus Plastik zu machen, was irgendwie möglich ist (Fassadenteile, Rohrleitungen, Wasserhähne, Türen, nichttragende Wände, ...) - natürlich will niemand dort wohnen, eine Renovierung wäre deutlich teurer als Abriss und Neubau, sogar mit derzeitigen Baupreisen, und schön schaut er auch nicht aus, deswegen steht er jetzt seit mehr als zehn Jahren leer, aber er steht unter Denkmalschutz.
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T1

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #31 am: 14. März 2025, 14:41:26 »
Ich weiß nicht, das ist ein schrecklicher Kitschort. Das ist genau das selbe wie andere, seelenlose Neubauviertel: wenn Architekten und Bauherren keine Ideen haben, können sie einfach seelenlos aktuelle Architekturtrends nachahmen oder seelenlos Historismus hinstellen. Wenn du dort durchgehst, passt es einfach vorne und hinten nicht zusammen – ich würde dort nicht wohnen wollen, abgesehen davon, dass das unleistbar ist und eine sehr spezielle Zielgruppe anspricht.

Lieber seelenlos und hübsch als seelenlos und schirch. Lieber Kitschburg als Eisenhüttenstadt.
Ich fands dort nur nicht hübsch.

N1

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #32 am: 14. März 2025, 16:05:35 »
Ich weiß nicht, das ist ein schrecklicher Kitschort. Das ist genau das selbe wie andere, seelenlose Neubauviertel: wenn Architekten und Bauherren keine Ideen haben, können sie einfach seelenlos aktuelle Architekturtrends nachahmen oder seelenlos Historismus hinstellen. Wenn du dort durchgehst, passt es einfach vorne und hinten nicht zusammen – ich würde dort nicht wohnen wollen, abgesehen davon, dass das unleistbar ist und eine sehr spezielle Zielgruppe anspricht.

Lieber seelenlos und hübsch als seelenlos und schirch. Lieber Kitschburg als Eisenhüttenstadt.
Gerade in Eisenhüttenstadt gibt es einiges an Sozialistischem Klassizismus. Muss einem nicht gefallen und kann man auch, da Herrschaftsarchitektur einer Diktatur, ablehnen, aber der Osten bestand eben nicht nur aus Plattenbauten.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #33 am: 17. März 2025, 22:35:34 »
Ich habe gerade die letzten Beiträge in diesem Thread gelesen und als Raumplaner musste ich über die Lobpreisung dieser franzöischen disneylandesken Kitsch-Bauten und die angeblich so tolle Aufenthaltsqualität dort gerade echt lachen. Man muss schon sehr frankophil sein, um das so gut zu finden... Naja, jeder wie er glaubt.

Ich würde sagen, man kann sich natürlich viel von anderen Städten abschauen und im besten Fall gegenseitig voneinander lernen, aber ich bin persönlich bin sehr froh, dass uns dieser Kitsch noch nicht erreicht hat. Ich wüsste eben auch nicht genau, warum dort die Aufenthaltsqualität sooo toll sein soll...

Zu Wien, naja ich würde sagen, da gibt es gute wie schlechter umgesetzte Stadtentwicklungsgebiete und Baufelder - wie in jeder Großstadt und jedem Neubauviertel. In der Seestadt gibt es in Sachen Gebäude Licht und Schatten zugleich. Am problematischsten finde ich aber, dass die Seestadt letztendlich ein Alien auf der grünen Wiese ist und die städtebaulichen Anschlüsse a die Umgebung gänzlich fehlen. Mitunter am besten gelungen in seiner Anordnung und Eingliederung in den baulichen Bestand ist in Wien meiner Meinung nach das Sonnwendviertel.


denond

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #34 am: 18. März 2025, 10:14:55 »
Guster und Geschmäcker sind Gott sei Dank auch Heute noch unterschiedlich, wenngleich manchen Leuten heute der Schick fehlt. Die Seestadt ist ganz einfach in der Bauweise zu hart im Übergang zur ländlichen Umgebung angelegt.

Wenn ich mir am letzten Foto die Fassaden von den Häusern ansehe, wirken sie ganz einfach kalt. Und wo das Regenwasser über die Fassaden herunterläuft kann ich mir ganz einfach nicht vorstellen, daß man in so einem Bau gesund leben kann. Irgendwann geht die Feuchte in die Wände hinein und in Schimmel über.

haidi

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #35 am: 18. März 2025, 10:23:33 »
Am 14.3. lag bereits der Gleisbogen zur Marek-Allee:
Jö a Grüngleis. Das gibt Bonuspunkte beim Merkur. Ich weiß,, dass letzterer Billa Plus heißt, aber ich bleibe bei Merkur bis der Penny Billa Minus heißt.

Wenn ich mir am letzten Foto die Fassaden von den Häusern ansehe, wirken sie ganz einfach kalt. Und wo das Regenwasser über die Fassaden herunterläuft kann ich mir ganz einfach nicht vorstellen, daß man in so einem Bau gesund leben kann. Irgendwann geht die Feuchte in die Wände hinein und in Schimmel über.

Es ist ein Unterschied, ob das Regenwasser in die Fassade eindringen kann oder ob es nur runter rinnt. Herunterrinnendes Regenwasser kommt bei jeder Fassade vor, egal wie groß der Dachüberstand ist. Denk an Regen und Wind, letzteres in allen Ausprägungen.
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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #36 am: 18. März 2025, 10:28:51 »
Am 14.3. lag bereits der Gleisbogen zur Marek-Allee:
Jö a Grüngleis. Das gibt Bonuspunkte beim Merkur. Ich weiß,, dass letzterer Billa Plus heißt, aber ich bleibe bei Merkur bis der Penny Billa Minus heißt.

Wenn ich mir am letzten Foto die Fassaden von den Häusern ansehe, wirken sie ganz einfach kalt. Und wo das Regenwasser über die Fassaden herunterläuft kann ich mir ganz einfach nicht vorstellen, daß man in so einem Bau gesund leben kann. Irgendwann geht die Feuchte in die Wände hinein und in Schimmel über.

Es ist ein Unterschied, ob das Regenwasser in die Fassade eindringen kann oder ob es nur runter rinnt. Herunterrinnendes Regenwasser kommt bei jeder Fassade vor, egal wie groß der Dachüberstand ist. Denk an Regen und Wind, letzteres in allen Ausprägungen.

Der Vergleich Merkur - Billa Plus hinkt, weil hier ein anderes Unternehmenskonzept vorliegt und die Artikelauswahl von 20.000 deutlich reduziert wurde. Billa Plus ist nichts anderes mehr als ein etwas größerer Billa. Umgelegt auf die Straßenbahn würde dies bedeuten, statt Grüngleis Betonplatten, wo zwischen den Ritzen Gras wächst.  >:D

denond

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #37 am: 18. März 2025, 10:42:57 »
Es ist ein Unterschied, ob das Regenwasser in die Fassade eindringen kann oder ob es nur runter rinnt. Herunterrinnendes Regenwasser kommt bei jeder Fassade vor, egal wie groß der Dachüberstand ist. Denk an Regen und Wind, letzteres in allen Ausprägungen.

Da hast du schon recht. Ich komme deshalb auf diese Gedanken mit Feuchte und Schimmel, da den div. Putzen und Farben - wie sie Heute zusammengesetzt werden - ganz einfach die nötigen Zusatzmittel nicht mehr beigemengt werden dürfen, die solche Ursachen u.U. auf lange Zeit verhindern, da verboten. Und dadurch wird das eindringen von Regenwasser wesentlich erleichtert.

MK

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #38 am: 18. März 2025, 12:02:33 »
Ich habe gerade die letzten Beiträge in diesem Thread gelesen und als Raumplaner musste ich über die Lobpreisung dieser franzöischen disneylandesken Kitsch-Bauten und die angeblich so tolle Aufenthaltsqualität dort gerade echt lachen. Man muss schon sehr frankophil sein, um das so gut zu finden... Naja, jeder wie er glaubt.

Ich würde sagen, man kann sich natürlich viel von anderen Städten abschauen und im besten Fall gegenseitig voneinander lernen, aber ich bin persönlich bin sehr froh, dass uns dieser Kitsch noch nicht erreicht hat. Ich wüsste eben auch nicht genau, warum dort die Aufenthaltsqualität sooo toll sein soll...

Wenn du wirklich Raumplaner bist, haben wir hier die Erklärung für die Unattraktivität österreichischer Neubaugebiete. Die Liebe der Ziviltechniker und Raumplaner zum weiß-grauen Einheitsbetonquader zwischen asphaltierten Flächen wird zwar vom Magistrat und von Investoren geteilt, weil es die billigstmögliche Lösung ist, aber nicht von den Menschen, die dort tatsächlich wohnen sollen.
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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #39 am: 18. März 2025, 12:22:19 »
Die Liebe der Ziviltechniker und Raumplaner zum weiß-grauen Einheitsbetonquader zwischen asphaltierten Flächen wird zwar vom Magistrat und von Investoren geteilt, weil es die billigstmögliche Lösung ist

Das ist der eine Erklärungsansatz. Persönlich präferiere ich den anderen namens Misanthropie. Sie fühlen sich als erhabene Elite und es gefällt ihnen gerade deswegen, weil es "der Plebs" ablehnt, sie aber am längeren Hebel sitzen.

Lerchenfelder

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #40 am: 18. März 2025, 12:40:10 »
Ich habe gerade die letzten Beiträge in diesem Thread gelesen und als Raumplaner musste ich über die Lobpreisung dieser franzöischen disneylandesken Kitsch-Bauten und die angeblich so tolle Aufenthaltsqualität dort gerade echt lachen. Man muss schon sehr frankophil sein, um das so gut zu finden... Naja, jeder wie er glaubt.

Ich würde sagen, man kann sich natürlich viel von anderen Städten abschauen und im besten Fall gegenseitig voneinander lernen, aber ich bin persönlich bin sehr froh, dass uns dieser Kitsch noch nicht erreicht hat. Ich wüsste eben auch nicht genau, warum dort die Aufenthaltsqualität sooo toll sein soll...

Wenn du wirklich Raumplaner bist, haben wir hier die Erklärung für die Unattraktivität österreichischer Neubaugebiete. Die Liebe der Ziviltechniker und Raumplaner zum weiß-grauen Einheitsbetonquader zwischen asphaltierten Flächen wird zwar vom Magistrat und von Investoren geteilt, weil es die billigstmögliche Lösung ist, aber nicht von den Menschen, die dort tatsächlich wohnen sollen.

Raumplaner haben recht wenig damit zu tun, wie ein Baufeld letztendlich ausgestaltet wird, sprich wie die Gebäude aussehen. Da darfst du dich gerne an die Architekten bzw. Bauträger wenden.

MK

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #41 am: 18. März 2025, 16:22:27 »
Warum hast du dann deinen Beruf erwähnt, wenn er eh nichts damit zu tun hat? Und für die asphaltierten Flächen zwischen den Betonquadern sind tatsächlich Raumplaner verantwortlich, genauso wie für Vorgaben für Gebäude.
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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #42 am: 18. März 2025, 16:34:22 »
Warum hast du dann deinen Beruf erwähnt, wenn er eh nichts damit zu tun hat? Und für die asphaltierten Flächen zwischen den Betonquadern sind tatsächlich Raumplaner verantwortlich, genauso wie für Vorgaben für Gebäude.

Nur dass man mWn da lediglich die verbaute Fläche und die Bauhöhe vorgeben kann, nicht aber das Aussehen.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #43 am: 18. März 2025, 18:41:39 »
Warum hast du dann deinen Beruf erwähnt, wenn er eh nichts damit zu tun hat? Und für die asphaltierten Flächen zwischen den Betonquadern sind tatsächlich Raumplaner verantwortlich, genauso wie für Vorgaben für Gebäude.


Grob gesagt:

Raumplaner: strategische Planung („wie ist ein Stadtteil aufgebaut, wie funktioniert ein Stadtteil“), Verbindung der Stadtteile untereinander sowie Flächenwidmung/Bauordnung
Architekt: Wie sieht ein Gebäude aus 

Städtebau ist gewissermaßen die Schnittmenge beider Bereiche, also wie sind die Baufelder zueinander angeordnet, wie funktioniert die Durchwegung, wo sind Freiflächen etc. Die Bauordnung ist natürlich auch ein wesentlicher Anknüpfungsbereich beider Bereiche.

Die detaillierte Gestaltung der Freiflächen machen überwiegend Landschaftsplaner.

 

T1

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Re: Gelingen und Versagen von Stadtgestaltung
« Antwort #44 am: 18. März 2025, 19:02:49 »
In der Seestadt gibt es in Sachen Gebäude Licht und Schatten zugleich. Am problematischsten finde ich aber, dass die Seestadt letztendlich ein Alien auf der grünen Wiese ist und die städtebaulichen Anschlüsse a die Umgebung gänzlich fehlen.
Die Seestadt ist ganz einfach in der Bauweise zu hart im Übergang zur ländlichen Umgebung angelegt.
Das war im Übrigen der Wunsch der Bevölkerung der umgebenden Siedlungen – ja möglichst kein "Zusammenwachsen" mit der Seestadt. Dass diese ihnen massig Infrastruktur und Möglichkeiten liefert, konnten sie sich nicht vorstellen.