Außerdem induzieren so starke Achsen wieder den Pendelverkehr und die Zersiedelung, siehe München, wo die alte Stammstrecke übergeht und die Leute inzwischen 50 km entfernt an den Außenästen wohnen.
Nicht vergessen: Das Reisezeitbudget bleibt immer gleich (ca 45-60min pro Richtung), schnellere Strecken sind nicht gewonnene Zeit, sondern verlorener Raum! Und solang man gleichzeitig auch noch die Straßen ausbaut fördert man den Verkehrswahnsinn insgesamt und macht die Menschen davon abhängig.
Das ist eine sehr wertvolle (städtebauliche) Kritik die bei so manchem Verkehrplaner leider nicht ankommt. Es finden ja immer noch einige Leute wunderbar, dass mit dem Ausbau der Marchegger Ostbahn Glinzendorf und Lassee im 30-Minutentakt mit dem Zentrum von Wien verbunden werden kann

Ansonsten sehe ich in Wien keine so starke Verkehrsrelation die so ein Monsterbauwerk rechtfertigen würde, schon die U2/5 ist ein Wahnsinn (schon 6 Milliarden Baukosten!).
Es gibt in der Stadtentwicklung immer wieder Zeitfenster für größere Verkehrs(um)bauten. Historisch war das etwa die Wienflussregulierung und die Schleifung des Linienwalls, bei der die Stadtbahn errichtet wurde, die Trockenlegung des Wr. Neustädter Kanals, dessen Hafenbecken für den Bahnhof Hauptzollamt und der Verlauf für die Verbindungsbahn genutzt wurde, später dann für die Aspangbahn.
Ebenso gibt es die verpassten Zeitfenster - die halbherzige Elektrifizierung und Netztrennung der Stadtbahn, die hauptsächlich der Trägheit und Kompromisslosigkeit der Staatsbahn geschuldet war, der mangelnde Ausbau der Stadtbahn nach dem 2. Weltkrieg (Margaretengürtel, Verlängerung Brigittenau - die wenigstens mit der U6 nachgeholt wurde).
Meiner Meinung nach hätte neben der Achse FJB-Innere Aspangbahn/S7 (egal ob über die Zweierlinie oder durch den 1. Bezirk) vor allem die Nutzung der Nordwestbahn ein großes Potenzial gehabt. Ein Tunnel bzw. eine Tunnel-Hochstrecke-Kombi ab dem heutigen NWB-Stadtentwicklungsgebiet bis Praterstern wäre nicht soo viel Aufwand gewesen. Für zusätzliche Bahnsteige wäre dort auch Platz gewesen, hätte man das vor Jahren so eingeplant. Und dann ab Praterstern weiter 4-gleisig bis Rennweg und auf die Aspangbahn... Dieser Ausbau bzw. Neubau zwischen Praterstern und Rennweg wäre dann natürlich ein Mega-Projekt, fast ähnlich zum Münchner Projekt gewesen.
Ja, könnte man auch in diese Liste einfügen. Zumindest der unterirdischen Neubau der Russenschleife (NWB-Nordbahnhof) wäre billig zu haben gewesen. Aber jetzt ist alles verbaut und damit zu spät.
Eine andere sinnvolle Ergänzung der Stammstrecke wäre ein Gabelung der südlichen Linien am Hauptbahnhof gewesen, von dem aus zunächst parallel zur bestehenden Strecke (eigentlich auf der ehemaligen Trasse durch den Steudeltunnel und dann vor dem Arsenal) durch den Schweizergarten, dann über die Aspanggründe und weiter über einen Knoten St. Marx auf dei Schalchthausbahn quer durch Simmering eine für innerstädtischen Verkehr wesentlich bessere Anbindung der S-Bahn nach Stadlau/Transdanubien zu haben gewesen wäre als mit dem Eck über die Geiselbergstraße. Und as freilich ohne sich die Strecke über Simmering (Bhf) mit dem Fernverkehr teilen zu müssen. Auch dieses Zeitfensters wurde vor einem Jahrzehnt verpasst.
Gegenwärtig öffnet sich vielleicht nochmals ein Fenster für die Durchbindung S45/S80...
Um zur U2/U5 zurückzukehren: sie ist immerhin durch die Auskreuzung Zweierlinie/U2/U5 eine sinnvolle Netzbereinigung. Der U5-Endpunkt mitten im Zentrum bleibt dennoch ein Anachronismus, auch wenn er gegenüber dem einstigen Ende der Ustrab der Sezession - also vor dem Knoten - einen kleinen Vorteil bietet. Umgekehrt - die Zweierlinien endeten nicht am Karlsplatz - mit gutem Grund.