Autor Thema: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien  (Gelesen 144507 mal)

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W_E_St

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #60 am: 04. Dezember 2013, 15:08:31 »
Was ich an der Geschichte nur absolut nicht nachvollziehen kann: direkt nach dem Krieg waren Autos ein enormer Wertgegenstand, da alle Privatfahrzeuge zu Kriegsbeginn von der Wehrmacht einkassiert worden sind. Insofern würde ich eigentlich annehmen, dass einige Leute damals durchaus ihr Leben riskiert hätten, um die auch nur halbwegs intakten Autos da unten - legal oder illegal - rauszukriegen!
Möglicherweise waren die Besitzer nicht mehr am Leben oder in alle Winde zerstreut.
Dann hätte trotzdem mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand versucht, die Autos zu fladern und schwarz weiterzuverkaufen - würde ich jedenfalls annehmen.
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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #61 am: 04. Dezember 2013, 15:27:21 »
Dann hätte trotzdem mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand versucht, die Autos zu fladern und schwarz weiterzuverkaufen - würde ich jedenfalls annehmen.
Wenn ich die ganze Story rund um die Garage richtig interpretiere, hat es sich so abgespielt: Das Hotel in der Seilerstätte wurde zerbombt, ein Teil der Garage dabei verschüttet, die Autos in diesem Teil demoliert. Im Zuge des Wiederaufbaus hat man diesen verschütteten Teil verfüllt, um darüber wieder bauen zu können. Der intakt gebliebene Teil lag vermutlich hinter dem Schuttkegel und blieb dadurch allseits unbemerkt, er war im Prinzip auch nicht mehr zugänglich. Den Autobesitzern, sofern man sie noch ausfindig machen konnte, wird man mitgeteilt haben, dass ihre Fahrzeuge durch einen Bombentreffer unwiederbringlich zerstört worden seien. Erst viel, viel später wurde das Loch gefunden, durch das man in den intakten Teil der Garage gelangte und das wahrscheinlich während des Kriegs als Verbindung zwischen zwei Häusern für den Fall eines Luftangriffs herausgebrochen wurde.
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W_E_St

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #62 am: 04. Dezember 2013, 15:32:23 »
Dann hätte trotzdem mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand versucht, die Autos zu fladern und schwarz weiterzuverkaufen - würde ich jedenfalls annehmen.
Wenn ich die ganze Story rund um die Garage richtig interpretiere, hat es sich so abgespielt: Das Hotel in der Seilerstätte wurde zerbombt, ein Teil der Garage dabei verschüttet, die Autos in diesem Teil demoliert. Im Zuge des Wiederaufbaus hat man diesen verschütteten Teil verfüllt, um darüber wieder bauen zu können. Der intakt gebliebene Teil lag vermutlich hinter dem Schuttkegel und blieb dadurch allseits unbemerkt, er war im Prinzip auch nicht mehr zugänglich. Den Autobesitzern, sofern man sie noch ausfindig machen konnte, wird man mitgeteilt haben, dass ihre Fahrzeuge durch einen Bombentreffer unwiederbringlich zerstört worden seien. Erst viel, viel später wurde das Loch gefunden, durch das man in den intakten Teil der Garage gelangte und das wahrscheinlich während des Kriegs als Verbindung zwischen zwei Häusern für den Fall eines Luftangriffs herausgebrochen wurde.
Das wäre natürlich möglich.
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158er

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #63 am: 04. Dezember 2013, 17:47:38 »
Das Haus Seilerstätte 8 ist ein sehr altes Gebäude mit Pawlatschenhof. Es befindet sich auch heute eine Garage im Haus, die "Seilerstättengarage". Die vorderen Teile des Hauses schauen übrigens tatsächlich so aus (komplett entstuckt), als ob sie nach dem Krieg neu gebaut worden wären.

Ich kann mir jedoch bei den beengten Platzverhältnissen, die das Grundstück nun einmal hat (ca. 550m²) irgendwie nicht vorstellen, daß eine derart lange und große Halle (man vergleiche das erste Bild) einfach unentdeckt geblieben ist - wohlgemerkt, es muß ja noch mindestens einen weiteren Teil der Garage, nämlich den verfüllten, geben. Auch erinnere ich mich (werde demnächst vorbeigehen), daß man auch heute, um zur bestehenden Garage zu kommen, leicht abschüssig in den Keller(?) fahren muß.

Außerdem: am Auto auf dem ersten Bild klebt ein "A"-Pickerl. Ab wann waren die so vorgeschrieben? Die Länderkennzeichen waren bereits ab 1909(!) vorgeschrieben (erstmals im internationalen Abkommen über den Kraftfahrzeugverkehr 1909, das auch Österreich-Ungarn ratifiziert hat).
 

158er

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #64 am: 05. Dezember 2013, 07:33:29 »
@blitzwerner: Da Du ja schon dort warst - zeigen die verlinkten Bilder (Eins, Zwei, Drei) tatsächlich die Garage in der Seilerstätte?

95B

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #65 am: 05. Dezember 2013, 08:43:49 »
Das mittlere ist definitv woanders aufgenommen, wie von W_E_St schon weiter oben angemerkt wurde.

Eine Fülle ähnlicher Zeitkapseln gibt/gab es auch in Ostdeutschland: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/3571/unberuehrte_ddr_wohnung_in_leipzig_entdeckt.html
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60er

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #66 am: 05. Dezember 2013, 09:27:40 »
Da das mittlere Foto Autos aus den 60er-Jahren zeigt, kann es unmöglich aus der Seilerstätte stammen.

95B

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #67 am: 05. Dezember 2013, 11:18:33 »
Diese Orte sind bis heute nicht oder nur sehr selten begangen worden. Ich gebe sie auch nicht bekannt. Manche Zugänge sind vermauert, manche verfüllt.
Dass du die Orte hier in der Öffentlichkeit nicht bekanntgibst, ist nachvollziehbar. Aber vielleicht könntest du mit dem bereits erwähnten Robert Bouchal in Kontakt treten, um das, was auf irgendeine Weise betretbar ist, fotografisch zu dokumentieren? Ja, zugegebenermaßen bin ich auf das, was sich da unter der Erde verbirgt, verdammt neugierig (nicht, wo es ist, sondern was dort ist und wie es dort aussieht), und gleichzeitig befürchte ich, dass nicht weitergegebenes Wissen ausstirbt.

Aber ich weiß ja nicht, ob nicht vielleicht ohnehin ausgewählte Personen eingeweiht wurden und meine Sorgen daher unbegründet sind.
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moszkva tér

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #68 am: 05. Dezember 2013, 12:25:25 »
Da das mittlere Foto Autos aus den 60er-Jahren zeigt, kann es unmöglich aus der Seilerstätte stammen.
Etwas Anderes, was gegen einen Kriegsschaden spricht: Das Auto auf Bild 3 hat ein österreichisches Länderkennzeichen (A). Das war vor 1938 bereits in Verwendung und dann nach 1945 wieder. Ich nehme nicht an, dass ein Auto aus der Zeit vor dem Anschluss das A behalten hat.

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #69 am: 05. Dezember 2013, 15:10:39 »
Dass du die Orte hier in der Öffentlichkeit nicht bekanntgibst, ist nachvollziehbar. Aber vielleicht könntest du mit dem bereits erwähnten Robert Bouchal in Kontakt treten, um das, was auf irgendeine Weise betretbar ist, fotografisch zu dokumentieren?
Das ist auch deshalb wichtig, damit diese Orte nicht durch Vandalismus oder Fladeranten ihrer Originalität beraubt werden. Es ist unglaublich, aber leider wahr: sobald Orte dieser Art im Internet auftauchen, kann man sicher sein, daß es binnen weniger Wochen nicht mehr so aussieht wie vorher. Beispiele könnte man genügend nennen.

nord22

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #70 am: 05. Dezember 2013, 16:14:47 »
Bei der Einmündung der Skodagasse in die Alser Straße stand dieses Gebäude, welches um 1900 abgebrochen und durch einen noch heute bestehenden Gründerzeitbau ersetzt wurde.

LG nord22

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #71 am: 05. Dezember 2013, 16:23:28 »
Dass du die Orte hier in der Öffentlichkeit nicht bekanntgibst, ist nachvollziehbar. Aber vielleicht könntest du mit dem bereits erwähnten Robert Bouchal in Kontakt treten, um das, was auf irgendeine Weise betretbar ist, fotografisch zu dokumentieren? Ja, zugegebenermaßen bin ich auf das, was sich da unter der Erde verbirgt, verdammt neugierig (nicht, wo es ist, sondern was dort ist und wie es dort aussieht), und gleichzeitig befürchte ich, dass nicht weitergegebenes Wissen ausstirbt.
Das sehe ich ganz genauso. Aber es ist natürlich die Entscheidung von blitzwerner.
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martin8721

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #72 am: 05. Dezember 2013, 18:02:34 »
Bei der Einmündung der Skodagasse in die Alser Straße stand dieses Gebäude, welches um 1900 abgebrochen und durch einen noch heute bestehenden Gründerzeitbau ersetzt wurde.

Na, da ist die heutige Gewista ja ein Dreck dagegen.  ;)
Das Haus ist ja komplett mit Werbung zugepflastert!

13er

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #73 am: 05. Dezember 2013, 20:51:49 »
Wenn man dort beim Humanic in den 1. Stock geht, gibts auch noch einige alte Bilder von der Stelle :)
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

95B

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #74 am: 06. Dezember 2013, 09:18:51 »
Vergangene Woche ist die Alt-Eigentümerin im 99. Lebensjahr gestorben. Ihre  Tochter steht kurz vor der Pension, was mit der Betriebsstätte danach passiert ist ungewiss.
Im schlimmsten Fall wird die Liegenschaft wohl veräußert und alles, was sich darauf befindet, ohne Rücksicht auf Verluste weggerissen. Zierleisten sind eben nicht mehr gefragt (und wenn doch, dann aus Kunststoff). :( Ein weiteres Problem: Selbst wenn alles voll funktionsfähig ist,* braucht man Leute, die sich noch damit auskennen und gegebenenfalls Instandhaltungsarbeiten übernehmen könnten.

*) Ich frage mich bei solchen, wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht mehr eingeschaltet gewesenen Dingen immer: Was passiert, wenn man den Schalter einschaltet:

  • Nichts. Durch Umbauten vergangener Jahrzehnte ist die Stromzufuhr längst an irgendeiner unbekannten Stelle unterbrochen worden.
  • Nichts. Strom ist da, aber der Motor will nach der langen Stillstandszeit einfach nicht mehr.
  • Motor hörbar, aber keine Bewegung. Im Inneren haben sich die Teile längst festgefressen und können sich nicht mehr bewegen.
  • Sicherung fliegt. Die Isolierung vergangener Jahrzehnte ist eben schon zerbröselt.
  • Motor dreht sich, aber sonst tut sich nichts. Die Riemen, Wellen etc. sind hinüber
  • Werkstücke werden ausgespuckt, als wäre die Maschine gestern zum letzten Mal in Betrieb gewesen.
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