Ich könnte mir auch gut vorstellen, neben einer Straßenbahnstrecke zu wohnen. Hin und wieder einmal ein M-Geräusch in den Ohren zu haben, muß sehr wohltuend klingen.
Eisen- und Straßenbahnen kann man nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren erleben. Es gibt nichts Schlimmeres, als Eisen- und Straßenbahnen der Wahrnehmung mittels menschlicher Sinne zu entziehen.
Das Problem mit dem Lärm in der Tokiostraße war vor allem, dass es sich nicht um ein angenehmes M-Geräusch gehandelt hat, sondern ein relativ hochfrequentes Singen, dass die ganze Tokiostraße ausgefüllt hat und das plötzlich da und aber sofort weg war, wenn die Straßenbahn das Rillengleis erreicht hatte. Das war besonders in der Nacht unangenehm, weil es in der Tokiostraße ab 22:00 Uhr recht leise ist. Wenn es 10-15 Minuten ganz leise ist und plötzlich ein Lärm auftaucht, tut man sich mit dem (Ein)schlafen schwer. In der Nacht haben die Straßenbahnfahrer es auch richtig "krachen" lassen, wenn sie besonders schnell und damit besonders laut gefahren sind.
Das erzeugte Geräusch war in einer Frequenz, die besonders störend empfunden worden ist, und wie Dr. Sheldon Cooper richtigerweise feststellt, sind es die höheren Frequenzen, die Menschen aus dem Schlaf reißen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Straßenbahn jetzt nach Messwerten viel leiser ist, aber der erzeugte Lärm hat eine angenehmere Frequenz und füllt nicht mehr die ganze Tokiostraße aus.
Wenn du dich nach Straßenbahnlärm sehnst, würde ich dir eine Wohnung am oberen Ende der Tokiostraße empfehlen. Dort kann man (ab Oktober wieder) besonders gut das Rumpeln hören, das der 26er-ULF beim Überfahren der Weichen erzeugt. Und das zusammen mit dem Klingeln der Straßenbahn beim Wegfahren aus der Station und dem Bimmeln beim Fußgängerübergang, das müsste dort für dich doch das akustische Paradies sein.