Adieu Ringverkehr!

[13er]

So hat man sich Mitte der 60er noch vorgestellt, wie das Straßenbahnnetz im weiteren Verlauf des U-Bahn-Baus ohne Ringverkehr einst aussehen wird! Leider wurde eh einiges davon realisiert, aber der hier gezeigte Supergau ist uns glücklicherweise erspart geblieben. Heute ist von einer Einstellung des Ringverkehrs – gerade nach Einführung des enorm erfolgreichen neuen 1ers und 2ers! – ohnehin keine Rede mehr.

Entschuldigung für den großen Anhang, aber sonst sieht man am Plan nicht viel.

[158er]

Aber 52er und 58er sind trotz aller Streichungen bis Burgring vorgesehen. 

[13er]

Aber 52er und 58er sind trotz aller Streichungen bis Burgring vorgesehen. 

Ja, weil da ja die U3 noch über den 49er gefahren wäre. Dafür hätte dann dieser sowie der 48er dran geglaubt. Wäre mir aber ehrlich gesagt auch immer noch lieber gewesen, denn die Siebensterngasse/Westbahnstraße eignet sich nicht wirklich für eine Durchzugsstraße (dafür gab und gibt es die Burg- sowie Neustiftgasse) und hätte insofern hoffentlich ein wenig von ihrem Charme erhalten.

Weiters muss man noch die damals schon akut einstellungsgefährdeten, aber noch im Plan eingezeichneten Linien wegrechnen (z.B. 80er, 11er, ...). Die sind ja auch ohne U-Bahn-Ersatz gestrichen worden.

[N1]

Der Wunsch, auf Biegen und Brechen die Straßenbahn von der Wiener Prachtstraße Nummer 1 wegzubekommen, war stärker als rationale verkehrspolitische Überlegungen - anders ist der Plan kaum zu interpretieren. Warum sollte sie sonst von dort weichen, wo die U-Bahn nur einen Straßenzug weiter stadtauswärts verkehren sollte, während andererseits am Gürtel und am Franz-Josefs-Kai weiter ein "unökonomischer Parallelverkehr" vorgesehen war?

Davon abgesehen, erkennt man einige bemerkenswerte Details:

• Führung der Linie 24 von der Lassallestraße aus über Praterstern und Ausstellungstraße zum Elderschplatz als Ersatz für A/AK/B/BK.
• Ein Verbindungsgleis in der Reichsratsstraße (!), um den 45er zur Schleife Dr.-Karl-Renner-Ring führen zu können.
• Gleichzeitiges Bestehen einer Art Vorläufer der U6 Nord, des Verbindungsbogens als U-Bahn-Betriebsgleisverbindung und der Strecke der Gürtellinie nach Heiligenstadt.
• Die Verbindung zwischen Gürtel- und oberer Wientallinie wäre dafür einer "U6-Süd" über den Margaretengürtel zum Opfer gefallen.
  
• Eine Frühform der U2-Süd nach St. Marx, die dem 71er am Rennweg den Garaus gemacht hätte.
• 65er über den Gürtel und die Strecken der heutigen Linien O und 2 zum Friedrich-Engels-Platz (sofern ich das richtig erkenne).
  
• Weiterbestehen der innerstädtischen Schleifen Börseplatz und Schellinggasse, die zudem - sehr zum Nachteil des Autoverkehrs - auch werktags regulär genutzt worden wären.

[moszkva tér]

Ein paar Mikrolinien wären erhalten worden:
69 Schwarzenbergplatz  - Südbahnhof
2 Karlsplatz - Radetzkystraße
und das V-Hakerl der Linie 24 Elderschplatz-Transdanubien nimmt die absurde Streckenführung von 67 schon vorweg.

[darkweasel]

Bemerkenswert: Trotz allem hätte der 8er auf der gesamten Strecke bleiben sollen!

[13er]

Bemerkenswert: Trotz allem hätte der 8er auf der gesamten Strecke bleiben sollen!

Ich vermute, dass das aus denselben Gründen gewesen wäre wie heute: Als Betriebsstrecke. Irgendein zusammenhängendes Netz brauchst du ja, damit die Wagen von einem zum anderen Bahnhof oder - noch wichtiger - zur HW kommen. Ob es wirklich eine Linie 8 (und nicht nur die Strecke) auch gegeben hätte, wäre aber fraglich.

[darkweasel]

Bemerkenswert: Trotz allem hätte der 8er auf der gesamten Strecke bleiben sollen!

Ich vermute, dass das aus denselben Gründen gewesen wäre wie heute: Als Betriebsstrecke. Irgendein zusammenhängendes Netz brauchst du ja, damit die Wagen von einem zum anderen Bahnhof oder - noch wichtiger - zur HW kommen. Ob es wirklich eine Linie 8 (und nicht nur die Strecke) auch gegeben hätte, wäre aber fraglich.

Nun ja, aber nur für die Benutzung als Betriebsstrecke hätte man ja wohl kaum die ganze Strecke (höchstens das Stück, was auch heute noch in Betrieb ist) in Betrieb halten müssen. Über die Linien 5 und 18 wären die Radien ja auch miteinander verbunden.

Der Plan ist meines Erachtens eher ein Linien- als ein Gleisplan, denn einige Gleisverbindungen, die man sicher behalten hätte (in den Gegenden Praterstern und Ringturm) sind nicht eingezeichnet. Außerdem wären auf einem Gleisplan keine Liniennummern eingezeichnet ...

[Ferry]

Weiters muss man noch die damals schon akut einstellungsgefährdeten, aber noch im Plan eingezeichneten Linien wegrechnen (z.B. 80er, 11er, ...). Die sind ja auch ohne U-Bahn-Ersatz gestrichen worden.

Man muss unterscheiden:
- Einstellungen bedingt durch Umstellung auf Busbetrieb: 1958-1975.
- Einstellungen bedingt durch Inbetriebnahme von U-Bahn-Linien: ab 1976.

Die von dir genannten Linien 11 und 80 fallen noch in die erste Sparte, scheinen daher auf einem Plan aus den Sechziger Jahren noch auf, da sie vom U-Bahn-Bau nicht betroffen gewesen wären bzw. waren.

[tramway.at]

So hat man sich Mitte der 60er noch vorgestellt, wie das Straßenbahnnetz im weiteren Verlauf des U-Bahn-Baus ohne Ringverkehr einst aussehen wird!

Hallo! Wo ist denn das her (Quelle)?

[13er]

Hallo! Wo ist denn das her (Quelle)?

Das ist aus der Broschüre "Eine U-Bahn für Wien - Planungsstand 1966". Der Text zur Grafik lautet "Ausbauvariante 5. Baustufe 13 (nach Ring-Auflassung)".

E: Ich hab's in der Unibibliothek gefunden, sonst wird man das kaum wo bekommen. Der Text ist als SPÖ-Propaganda einzustufen und erklärt, warum die U-Bahn so super ist und alles andere in Wien niemals funktionieren würde - manches ändert sich auch über Jahrzehnte nicht

[Wattman]

Aber 52er und 58er sind trotz aller Streichungen bis Burgring vorgesehen. 

Und auch z.B. der 39er.
Was auf dem Plan fehlt, sind Betriebsgleise - sonst wäre das "Netz" keines mehr gewesen.

[B1.702]

Der Wunsch, auf Biegen und Brechen die Straßenbahn von der Wiener Prachtstraße Nummer 1 wegzubekommen, war stärker als rationale verkehrspolitische Überlegungen - anders ist der Plan kaum zu interpretieren. Warum sollte sie sonst von dort weichen, wo die U-Bahn nur einen Straßenzug weiter stadtauswärts verkehren sollte, während andererseits am Gürtel und am Franz-Josefs-Kai weiter ein "unökonomischer Parallelverkehr" vorgesehen war?

Davon abgesehen, erkennt man einige bemerkenswerte Details:

• 65er über den Gürtel und die Strecken der heutigen Linien O und 2 zum Friedrich-Engels-Platz (sofern ich das richtig erkenne).
  
• Weiterbestehen der innerstädtischen Schleifen Börseplatz und Schellinggasse, die zudem - sehr zum Nachteil des Autoverkehrs - auch werktags regulär genutzt worden wären.

Späte Anmerkung: 

Der 65er ist nicht bemerkenswert, da dies von Feber bis Dezember 1978 tatsächlich so war (als Linie O). Die Laxenburger Straße sah man nämlich als unzulässigen Parallelverkehr an. Davon wurde wegen massiver Fahrgastbeschwerden dann wieder abgesehen. 

Und natürlich berücksichtigt der Plan nur Änderungen wegen des U-Bahnausbaus, nicht "Optimierungen" im Straßenbahnnetz, die auch ohne U-Bahn notwendig waren.

[Ferry]

Der 65er ist nicht bemerkenswert, da dies von Feber bis Dezember 1978 tatsächlich so war (als Linie O).

Jein. Es gab in der genannten Zeit einen 65er bis Oper und einen - zunächst nur in der HVZ, ab Ende Mai ganztägig - bis Stefan-Fadinger-Platz verlängerten O, der allerdings nicht über die Strecke des heutigen Zweiers, sondern über Praterstern - Heinestraße zur Floridsdorfer Brücke geführt wurde.

Davon wurde wegen massiver Fahrgastbeschwerden dann wieder abgesehen. 

Die Gründe dafür waren andere, wie u.a. in diesem Forum schon erläutert wurde. "Fahrgastbeschwerden" haben in Wien noch nie die Einstellung einer Straßenbahnlinie verhindert oder gar rückgängig gemacht.