Autor Thema: Streckentrenner und Stromrückspeisung  (Gelesen 25151 mal)

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HLS

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Streckentrenner und Stromrückspeisung
« am: 10. März 2012, 13:43:02 »
Ein E2-Chopper kann wirklich bis zu 30% Strom einsparen? Wie macht man das bitte wenn man beim ULF und anderen Schienenfahrzeugen nur von ca 20% ausgeht?  :o
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Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #1 am: 10. März 2012, 13:45:02 »
Ein E2-Chopper kann wirklich bis zu 30% Strom einsparen? Wie macht man das bitte wenn man beim ULF und anderen Schienenfahrzeugen nur von ca 20% ausgeht?  :o
Vermutlich weil der E2 weit weniger Strom verbraucht als der ULF (keine Temperaturabsenkanlage zum Beispiel). Die Energieeinspeisung durch die Bremswirkung wird aber ca. gleich sein.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

HLS

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #2 am: 10. März 2012, 13:54:48 »
Ein E2-Chopper kann wirklich bis zu 30% Strom einsparen? Wie macht man das bitte wenn man beim ULF und anderen Schienenfahrzeugen nur von ca 20% ausgeht?  :o
Vermutlich weil der E2 weit weniger Strom verbraucht als der ULF (keine Temperaturabsenkanlage zum Beispiel). Die Energieeinspeisung durch die Bremswirkung wird aber ca. gleich sein.
Kann man dann dadurch Rückschlüsse ziehn das es für die E1 noch schädlicher ist wenn sich mehrere E2 in seinem Streckenabschnitt befinden und bremsen?
Man hat ja damals, soweit ich gelesen und gehört habe, extra wegen der Rückspeisung Streckentrenner brücken müssen.
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Revisor

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #3 am: 10. März 2012, 14:01:07 »
Also "brücken" als Verb ist mir bis jetzt noch nicht untergekommen.  :o  Was du aber meinst, sind die sogenannten Netzkuppelschalter die den Übergang von zuviel Rückspeisestrom in andere Speiseabschnitte zuläßt.

13er

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #4 am: 10. März 2012, 14:06:08 »
Einsparen ist sowieso das falsche Wort und überhaupt sollte man den Chopperumbau nicht zu sehr aus der ökologischen Ecke beleuchten, denn da bin ich mir nicht so sicher, ob die Umweltbilanz tatsächlich positiv ausfällt.

Ein österreichischer Haushalt "verbraucht" übrigens im Schnitt eher so was wie 4,5-4,7 MWh/Jahr an Strom. Also die Bemerkung mit "eher großzügig" im Artikel kann ich nicht teilen. Da komme ich beim Durchdividieren auf ziemlich genau 4 MWh/Jahr, das ist laut Statistik Austria, wenn ich mich jetzt nicht ganz verschaut habe, schon ein ziemlich sparsamer Haushalt.

Kleinkraftwerke ist zumindest auch irreführend, da der Strom nicht ins Netz zurückgespeist wird, sondern nur anderen Zügen zur Verfügung steht. Dafür waren m.W. schon beim ULF etliche technische Umbauten in der Stromversorgung der Tramway nötig und überbrückte Trenner sind auch nicht gerade das Ideal schlechthin.

Wenn ich die 9 GWh mal durchrechne und einen Strompreis von 15 Cent/KWh annehme (was sicher um einiges zu hoch sein dürfte, da schon Privatstrom 17 Cent/KWh kostet und die WL sicher keinen schlechten Vertrag mit der Wien Energie haben werden ;) ), dann dürften so nach acht Jahren die Kosten von 10 Mio. € wieder herinnen sein. Bis 2020 gibt es bei normaler Weiterlieferung weitere 160 (8*20) ULFe im Netz und damit bei 500 Wagen Bedarf und 410 (250+160) ULFen noch ca. 90 E2 als HVZ-Verstärker im Planeinsatz (und 30 Reserve). Ab dann fahren also noch ca. 4-5 Jahre die E2 herum, zunehmend deutlich dezimiert. Wenn man für die ersten paar Jahre erhöhte Wartungskosten durch den Chopperumbau annimmt (siehe die vielen schadhaften E2), dann dürfte sich die tatsächliche Ersparnis in wenigen U-Bahn-Zentimetern messen lassen.

Darum soll man nicht so sehr den Umweltaspekt hervorkehren, auch wenn's natürlich PR-wirksam ist, denn der Umbau erfolgte ehrlicherweise aus anderen Gründen.

Bei der CO2-Bilanz müsste man ebenso das zur Herstellung und zum Umbau der Choppersteuerung "benötigte" CO2 einrechnen.

PS: Falls ich mich beim Durchrechnen irgendwo stark vertan oder verschätzt habe, bitte mitteilen ;)
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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #5 am: 10. März 2012, 14:22:34 »
Also "brücken" als Verb ist mir bis jetzt noch nicht untergekommen.  :o  Was du aber meinst, sind die sogenannten Netzkuppelschalter die den Übergang von zuviel Rückspeisestrom in andere Speiseabschnitte zuläßt.
Das hieß schon in der Fahrerfach "gebrückter Trenner" also darf man wohl als Verb "brücken" schreiben., oder nicht?
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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #6 am: 10. März 2012, 14:30:02 »
Das hieß schon in der Fahrerfach "gebrückter Trenner" also darf man wohl als Verb "brücken" schreiben., oder nicht?
Das ist ein stark veraltetes Verb und de facto nicht mehr in Gebrauch. Dürfte schon vor Jahrhunderten von "überbrücken" abgelöst worden sein ;)
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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #7 am: 10. März 2012, 14:53:43 »
Das hieß schon in der Fahrerfach "gebrückter Trenner" also darf man wohl als Verb "brücken" schreiben., oder nicht?
Das ist ein stark veraltetes Verb und de facto nicht mehr in Gebrauch. Dürfte schon vor Jahrhunderten von "überbrücken" abgelöst worden sein ;)
Also aus dem Elektrotechnikbereich ist es mir absolut vertraut.

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #8 am: 10. März 2012, 15:08:27 »

Das hieß schon in der Fahrerfach "gebrückter Trenner" also darf man wohl als Verb "brücken" schreiben., oder nicht?
Die hießen immer schon "überbrückte Streckentrenner" und waren früher sogar mit einem Signal (weiß-rot-weißer Anstrich am Mast) gekennzeichnet, weil sie auf Serienstufen überfahren werden durften. Allerdings waren sie immer äußerst selten.


Laut Schulbüro gibt es derzeit (offiziell) keine überbrückten Trenner, auch in den aktuellen Vorschriften sind sie nicht vorgesehen. Es ist daher bei allen Streckentrennern auf "0" oder Bremsstufen zu fahren.

Und nur weil ein Instruktor den Begriff "überbrückter Trenner" nicht kennt, heißt es noch lange nicht, dass es ihn nicht gibt!  ;)
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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #9 am: 10. März 2012, 15:25:54 »

Das hieß schon in der Fahrerfach "gebrückter Trenner" also darf man wohl als Verb "brücken" schreiben., oder nicht?
Die hießen immer schon "überbrückte Streckentrenner" und waren früher sogar mit einem Signal (weiß-rot-weißer Anstrich am Mast) gekennzeichnet, weil sie auf Serienstufen überfahren werden durften. Allerdings waren sie immer äußerst selten.


Laut Schulbüro gibt es derzeit (offiziell) keine überbrückten Trenner, auch in den aktuellen Vorschriften sind sie nicht vorgesehen. Es ist daher bei allen Streckentrennern auf "0" oder Bremsstufen zu fahren.

Und nur weil ein Instruktor den Begriff "überbrückter Trenner" nicht kennt, heißt es noch lange nicht, dass es ihn nicht gibt!  ;)
Was heißt schon immer? und wann war diesbezüglich dein letztes Update? Ich kann dir nur sagen das es gang und gebe ist von "gebrückten Trennern" zu sprechen.

P.S Es hat doch niemand behauptet das die Instruktor den Begriff "überbrückter Streckentrenner" nicht kennen!
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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #10 am: 10. März 2012, 16:08:21 »
Das muß dann neueres WL-Deutsch sein, denn im Duden gibt es das Verb "brücken" nicht. Und "hema" hat völlig recht, das hieß immer schon überbrückter Trenner.

Außerdem dürften da zwei Begriffserklärungen durcheinander gebracht werden. Auch ein überbrückter Trenner hat in der Regel eine Stromlücke, da die Überbrückung über das Schaltgerüst läuft. Es gibt aber ganz normale Trenner, die auf Grund ihrer Bauart eine wesentlich geringere Stromlücke aufweisen, sodaß bei Fahrzeugen mit Doppelschleifstücken (alle Betriebsfahrzeuge der WL) so gut wie keine Stromunterbrechung stattfindet.

Gänzlich unabhängig davon sind die von mir weiter oben bereits erwähnten Netzkuppelschalter, die der Weiterleitung von rückgespeister Energie in einen oder mehrere andere Speisebereiche dienen.

Tatra83

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #11 am: 10. März 2012, 16:30:52 »
Laut Schulbüro gibt es derzeit (offiziell) keine überbrückten Trenner, auch in den aktuellen Vorschriften sind sie nicht vorgesehen. Es ist daher bei allen Streckentrennern auf "0" oder Bremsstufen zu fahren.
Da manche Trenner derart schlecht (nämlich im Beschleunigungsbereich) platziert sind, ignorieren die Fahrer das gern und semmeln mit nem ordentlichen Bratzeln über den Trenner hinweg  :-X
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

hema

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #12 am: 10. März 2012, 17:00:43 »
Bei echt überbrückten Trennern ist das auch wurscht, bei "überbrückten" (also mit der von Revisor beschriebenen kleinen Lücke) tut sich  bei E1 und E2 nichts, beim ULF blitzt und reißt es. Es gibt aber auch noch etliche "alte" Trenner mit großer Fahrleitungslücke und da muss/sollte man auf alle Fälle ausschalten. Das sind auch jene, wo Züge liegen bleiben, wenn sie genau drunter zum Stillstand kommen. Ausnahme ist hier der ULF, der schaffte es auch bei den Trennern mit kleiner Lücke hängen zu bleiben (was aber auch schon sehr viel Pech bzw. "Maßarbeit" bedeutet). Eine Kennzeichnung der verschiedenen Bauarten an Trennern gibt es nicht.
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pronay

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #13 am: 10. März 2012, 17:47:07 »
Das muß dann neueres WL-Deutsch sein, denn im Duden gibt es das Verb "brücken" nicht.
Aber woher denn – merke: der Duden ist nicht das allein maßgebliche Wörterbuch.
Da gibt's noch den großen Wahrig (1980), und der meint völlig zutreffend:

'brücken  1  e t w a s   ~   <veralt[et]>  eine Brücke über etwas schlagen
2  e t w a s  brückt  s i c h   ü b e r   e t w a s  wächst, wölbt sich wie eine Brücke über etwas;
die Bäume, Lianen brücken sich über eine Schlucht.

Keine Spur von WL-Jargon.

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Re: Streckentrenner und Stromrückspeisung
« Antwort #14 am: 10. März 2012, 18:09:44 »
Gänzlich unabhängig davon sind die von mir weiter oben bereits erwähnten Netzkuppelschalter, die der Weiterleitung von rückgespeister Energie in einen oder mehrere andere Speisebereiche dienen.
Habe ich das in etwa richtig verstanden? Über die Netzkuppelschalter fließt demnach nur dann Strom, wenn die Potentialdifferenz zwischen zwei Speisebereichen einen bestimmten Wert überschreitet, während die überbrückten Trenner ständig für Potentialausgleich sorgen. Kurz gesagt: Wenn der Strom zwischen zwei Speisebereichen aus unterschiedlichen Unterwerken kommt und nicht von derselben Speiseleitung, dann kann man keinen überbrückten Trenner einsetzen.

Da gibt's noch den großen Wahrig (1980), und der meint völlig zutreffend:

'brücken  1  e t w a s   ~   <veralt[et]>  eine Brücke über etwas schlagen
2  e t w a s  brückt  s i c h   ü b e r   e t w a s  wächst, wölbt sich wie eine Brücke über etwas;
die Bäume, Lianen brücken sich über eine Schlucht.

Keine Spur von WL-Jargon.

Es wird aber durchaus seinen Grund haben, warum das Wort im Wahrig von 1994 bereits völlig fehlt: Weil es 1980 schon ziemlich veraltet war.
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