Autor Thema: Stromstoßweichen  (Gelesen 33324 mal)

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Ferry

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Stromstoßweichen
« am: 01. Juni 2012, 14:39:57 »
So dominant war die Sechserteilung gar nicht. Laut einer Dienstvorschrift von 1928 gab es damals folgende Geschwindigkeiten:
Vor E-Weichen, auf Kletterweichen und Notgleisen: 8km/h (sic!)

1928 gab es schon E-Weichen? Wie wurden die gestellt?
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #1 am: 01. Juni 2012, 15:09:54 »
1928 gab es schon E-Weichen? Wie wurden die gestellt?
Natürlich, die erste E-Weiche wurde am 7. Juli 1913 in Betrieb genommen. Gestellt wurde sie, wie bis 1999 üblich, mittels Fahrleitungskontakt über die Stromaufnahme des Triebwagens.

martin8721

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #2 am: 01. Juni 2012, 15:18:38 »
1928 gab es schon E-Weichen? Wie wurden die gestellt?
Natürlich, die erste E-Weiche wurde am 7. Juli 1913 in Betrieb genommen. Gestellt wurde sie, wie bis 1999 üblich, mittels Fahrleitungskontakt über die Stromaufnahme des Triebwagens.

Das heißt, wenn man auf Nullstellung über den Oberleitungskontakt rollt, bleibt sie in ihrer jeweiligen Stellung; geht man unter dem Oberleitungskontakt jedoch auf Fahrstufen, stellt sie sich. Verstehe ich das richtig?

13er

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #3 am: 01. Juni 2012, 15:27:17 »
Das heißt, wenn man auf Nullstellung über den Oberleitungskontakt rollt, bleibt sie in ihrer jeweiligen Stellung; geht man unter dem Oberleitungskontakt jedoch auf Fahrstufen, stellt sie sich. Verstehe ich das richtig?
Genau so ist (war) es!
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #4 am: 01. Juni 2012, 15:28:46 »
Das heißt, wenn man auf Nullstellung über den Oberleitungskontakt rollt, bleibt sie in ihrer jeweiligen Stellung; geht man unter dem Oberleitungskontakt jedoch auf Fahrstufen, stellt sie sich. Verstehe ich das richtig?
Im Prinzip, ja. Der Fahrschalter mußte in der Nullstellung oder auf Bremsstufen sein, damit die E-Weiche in ihrer Stellung verblieb. Um die Weiche umzustellen, genügte es aber nicht, auf Fahrstufen zu schalten, sondern es mußte auch ein gewisser Schwellwert der Stromaufnahme überschritten werden. Das wurde durch das Anziehen der Handbremse bei geringer Geschwindigkeit und einer Fahrschalterstellung auf dem ersten Fahrkontakt erreicht.

raifort1

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #5 am: 01. Juni 2012, 16:37:29 »
Als sehr interessierter Mitfahrer erlebte ich das Stellen einer E-Weiche oft so: der Fahrer bremste den Wagen fast zum Stillstand ab, die Handbremse war auf etwa 9 Uhr gehalten, nun schaltete der Fahrer  auf die 1. Fahrstufe. Mancher der Weichen war sehr widerwillig. Bei diesen lehnte sich der Fahrer mit seinem Oberkörper auf die Handbremse, der Wagen 'rupfte' jetzt, rüttelte und schüttelt, auf dem letzten Meter hörte man das Schnalzen der Weiche, oder auch nicht...

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #6 am: 01. Juni 2012, 18:41:40 »
Als sehr interessierter Fahrer kann ich dir nur sagen, daß es nicht ganz so war. In welcher Stellung die Handbremse war, hing vom jeweiligen Fahrer ab, wie er sie sich einstellte. Die meisten hatten sie, so wie ich, im voll angezogenen Zustand in der Fünf-Uhr-Stellung. Und wenn der Wagen "rupfte und schüttelte", dann war mit der Handbremse etwas nicht in Ordnung. Das gab es relativ häufig bei den L4 und F.

martin8721

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #7 am: 02. Juni 2012, 11:16:20 »
Im Prinzip, ja. Der Fahrschalter mußte in der Nullstellung oder auf Bremsstufen sein, damit die E-Weiche in ihrer Stellung verblieb. Um die Weiche umzustellen, genügte es aber nicht, auf Fahrstufen zu schalten, sondern es mußte auch ein gewisser Schwellwert der Stromaufnahme überschritten werden. Das wurde durch das Anziehen der Handbremse bei geringer Geschwindigkeit und einer Fahrschalterstellung auf dem ersten Fahrkontakt erreicht.

Danke für die ausführliche Erklärung!  :up:
Damals war das Fahren einer Straßenbahn schon deutlich anspruchsvoller, als heute...

Gurkenfass

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #8 am: 02. Juni 2012, 11:21:54 »
Danke für die ausführliche Erklärung!  :up:
Damals war das Fahren einer Straßenbahn schon deutlich anspruchsvoller, als heute...
Meinst du?  ???
ich denke nicht, dass es durch das stark zugenommene Verkehrsaufkommen unbedingt einfacher geworden ist...

EDIT: Wo ist denn der Beitrag hin, auf den ich mich bezogen habe?  :o
EDIT2: Ach, da wurde genau in dem Moment verschoben, als ich geschrieben habe.  :)

HLS

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #9 am: 02. Juni 2012, 11:42:02 »
Danke für die ausführliche Erklärung!  :up:
Damals war das Fahren einer Straßenbahn schon deutlich anspruchsvoller, als heute...
Meinst du?  ???
ich denke nicht, dass es durch das stark zugenommene Verkehrsaufkommen unbedingt einfacher geworden ist...

EDIT: Wo ist denn der Beitrag hin, auf den ich mich bezogen habe?  :o
EDIT2: Ach, da wurde genau in dem Moment verschoben, als ich geschrieben habe.  :)
Man kann manche Dinge nicht wirklich miteinander vergleichen. Manche Dinge haben sich vereinfacht manche sind aber durchaus anspruchsvoller geworden. Was man aber vergleichen kann ist das Verkehrsaufkommen und die Fahrgastzahlen.
Damals war es sicher in sofern "schwerer" das eine große Typenvielfalt herschte und somit viel zu lernen und zu beachten war.
Heutzutage ist es in sofern schwerer das immer mehr elektronik in die Züge eingebaut werden und dadurch das Fehlersuchen fast unmöglich geworden ist.
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

raifort1

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #10 am: 02. Juni 2012, 13:02:16 »
Die meisten Fahrer hatten die Handbremse auf 9 Uhr, da so das Vorbeugen bis zur Windschutzscheibe leichter war als in der von dir beschriebenen Art. Manchmal sprang die Weiche so spät, daß der Fahrer schon fast senkrecht hinunter schauen mußte um dies zu beobachten.

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #11 am: 02. Juni 2012, 13:51:18 »
Die meisten Fahrer hatten die Handbremse auf 9 Uhr, da so das Vorbeugen bis zur Windschutzscheibe leichter war als in der von dir beschriebenen Art. Manchmal sprang die Weiche so spät, daß der Fahrer schon fast senkrecht hinunter schauen mußte um dies zu beobachten.
Nicht böse sein, aber das ist Quatsch. Jede Weiche sprang immer zum gleichen Zeitpunkt beim Beschleifen einer bestimmten Stelle des Fahrleitungskontaktes in Abhängigkeit von der Position des Stromabnehmers. Am spätesten bei einem Lyrawagen, da kam es auch noch auf die Fahrleitungshöhe an, deutlich früher bei einem Einrichtungswagen. Bei einem Zweirichtungswagen mit Scherenstromabnehmer irgendwo zwischen dern beiden vorgenannhten Positionen. Aber selbst bei einem Lyrawagen mit Fahrersitz, wo der Blickwinkel naturgemäß etwas weiter nach vorne gerichtet ist, konnte das Springen der Weiche immer in normaler Sitzhaltung beobachtet werden. Die Einstellung der Handbremse hatte damit gar nichts zu tun. Überdies war die Neun-Uhr-Stellung auch nicht ausbildungskonform, aber abgesehen davon, empfand ich diese auch bei den meisten Wagentypen als wesentlich weniger bedienungsfreundlich.

haidi

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #12 am: 02. Juni 2012, 14:39:29 »
Ich bin ja auch meist beim Fahrer gestanden, aber bei WEichen ist mir die 9 Uhr-Stellung nie aufgefallen oder sie war so selten, dass ich mich nicht erinnern kann. Ich kann mich auch nur an die 5-Uhr-STellung erinnern, wo manche Fahrer das Gewicht nach links verlagert haben und am der Handbremskurben "gehangen" sind.

Hannes
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

hema

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #13 am: 02. Juni 2012, 15:02:00 »
Ich bin ja auch meist beim Fahrer gestanden, aber bei WEichen ist mir die 9 Uhr-Stellung nie aufgefallen oder sie war so selten, dass ich mich nicht erinnern kann. Ich kann mich auch nur an die 5-Uhr-STellung erinnern, wo manche Fahrer das Gewicht nach links verlagert haben und am der Handbremskurben "gehangen" sind.

Hannes
Es kam ja auch auf die Wagentype an. Der Kurbelweg der Handbremsen war sehr unterschiedlich, beim "M" z.B. war der Weg von offen bis angezogen gerade mal eine halbe bis dreiviertel Umdrehung, bei anderen waren es oft zwei bis zweieinhalb Umdrehungen. Auch der Zustand der Handbremse hatte darauf Einfluss. Der nötige Kraftaufwand für das "mäßig anziehen" war auch unterschiedlich, daher das von dir fallweise beobachtete Hängen an der Bremskurbel (gab ja auch leichte Fahrer oder welche mit weniger Armkraft  :D ).


Bei Wagen mit großem Kurbelweg war auch häufig das (verbotene!) "Klinken" üblich. Die Handbremse wurde nur etwa eine dreiviertel Umdrehung geöffnet und dann eingeklinkt.




Dazu eine Rätselfrage an Experten: Wozu hatten die Fahrer von "Stehern" meist ein  mittelgroßes Ersatzgummiringerl mit?  ???
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

HLS

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Re: Stromstoßweichen
« Antwort #14 am: 02. Juni 2012, 15:08:59 »
Dazu eine Rätselfrage an Experten: Wozu hatten die Fahrer von "Stehern" meist ein  mittelgroßes Ersatzgummiringerl mit?  ???
Dazum mal eine Frage für was brauchte man denn überhaupt Gummiringerl?, wenn du schon schreibst das man eventuell sogar noch ersatz brauchte.  :o

P.S Fals das schon ein Rätselslösungsansatz sein sollte darfst du es mir gern Privat schreiben (werde an dem Rätsel mangels Wissen nicht teilnehmen).
"Grüß Gott"

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