Autor Thema: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe  (Gelesen 29288 mal)

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #15 am: 29. Mai 2012, 09:20:20 »
Logisch, denn die einzigen Argumente zugunsten des ULF sind seine niedrige Einstiegshöhe und der Niederfluranteil von 100 %. Vernünftige Verkehrsunternehmen verstehen es, auch ohne diese zwei Faktoren ein Angebot auf die Beine zu stellen, das um Eckhäuser barrierefreier ist als das, was die WL mit ihren Gummihunden aufführen.

Das erfüllt aber heute jeder beliebige Straßenbahnwagen. Der generelle Denkfehler war von Anfang an, dass man sich nicht vorstellen konnte, in absehbarer Zeit eine nennenswerte Menge von Haltestellen mit Kaps auszustatten (*). Deswegen musste der ULF so nieder sein, dass man fast von der Straße "hineingehen" kann (und auch das Bugmodul war ja noch weiter absenkbar). Dass es dann aber eh überraschend zügig mit den Kaps gehen sollte, andererseits die ULFe wesentlich langsamer als gedacht in Betrieb gingen hat die Entscheidungsgrundlage schlussendlich eh widerlegt.

(*) da war man auch wieder vorauseilend ängstlich und konnte sich nicht vorstellen, dass man an Hauptstraßen befahrbare Kaps durchbringen würde - auch Anfang der 90er-Jahre dachte man wie immer viel zu konservativ und selbstbehindernd!
Harald A. Jahn, www.tramway.at

haidi

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #16 am: 29. Mai 2012, 10:59:38 »
Das erfüllt aber heute jeder beliebige Straßenbahnwagen. Der generelle Denkfehler war von Anfang an, dass man sich nicht vorstellen konnte, in absehbarer Zeit eine nennenswerte Menge von Haltestellen mit Kaps auszustatten (*). Deswegen musste der ULF so nieder sein, dass man fast von der Straße "hineingehen" kann (und auch das Bugmodul war ja noch weiter absenkbar). Dass es dann aber eh überraschend zügig mit den Kaps gehen sollte, andererseits die ULFe wesentlich langsamer als gedacht in Betrieb gingen hat die Entscheidungsgrundlage schlussendlich eh widerlegt.

Ich kann mich erinnern, in den Neunzigern in der Zeitung, die immer in den Straßenbahnen hing, ein Inserat von Jenbacher gelesen zu haben, die an einem Straßenbahnfahrzeug mit 10 cm Einstiegshöhe konstruierten. einige Monate später war ein Artikel über den ULF und darin stand, dass zwar ein noch niederigeres Fahrzeug angeboten/angedacht/in Konstruktion ist, man das aber in Wien nicht brauchen könne, weil man sonst von den Haltestelleninseln nach unten in das Fahrzeug steigen müsse. Damals wurde schon intensiv an den niedrigen Inseln gebaut, obwohl noch kein einziger ULF gebaut war.

10 cm Einstiegshöhe ist sicher kaum machbar, die Bodenfreiheit wäre dann nur mehr wenige Zentimeter, jede Kastanie würde den Zug ausheben und ich denke, dass Jenbacher damals nach einem Strohhalm gegriffen hat, weil deren Ende abzusehen war.


Hannes
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Konstal 105Na

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #17 am: 29. Mai 2012, 13:30:04 »
Das war ja mit den Ulfen in fremden Städten auch so, dort konnten sie scheinbar nicht überzeugen und somit wurden sie nicht angeschafft.
Logisch, denn die einzigen Argumente zugunsten des ULF sind seine niedrige Einstiegshöhe und der Niederfluranteil von 100 %. Vernünftige Verkehrsunternehmen verstehen es, auch ohne diese zwei Faktoren ein Angebot auf die Beine zu stellen, das um Eckhäuser barrierefreier ist als das, was die WL mit ihren Gummihunden aufführen.

Zusätzlich macht man sich von einem einzigen Hersteller abhängig, wenn man sich für den ULF entscheidet. Außerdem ist aufgrund der unterschiedlichen Einstiegshöhe wohl ein Mischbetrieb ULF - anderes Niederflurfahrzeug schwer möglich. OTL in Oradea wird mit dem ULF wohl noch Probleme bekommen, da es bei diesem Netz schwierig sein wird noch andere Niederflurfahrzeuge zu betreiben, also wird es beim teuren ULF bleiben müssen.

Zurück zur Variobahn: In München gibt es ja angeblich ebenfalls gröbere Probleme. Wie sieht es eigentlich bei der BOGESTRA aus?
po sygnale odjazdu nie wsiadac

95B

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #18 am: 29. Mai 2012, 15:07:45 »
Zusätzlich macht man sich von einem einzigen Hersteller abhängig, wenn man sich für den ULF entscheidet. Außerdem ist aufgrund der unterschiedlichen Einstiegshöhe wohl ein Mischbetrieb ULF - anderes Niederflurfahrzeug schwer möglich.
Das sagen die WL, damit sie nicht unter Zugzwang kommen. Tatsächlich ist es aber recht einfach. Nehmen wir normale Niederflurfahrzeuge her: Die haben eine Einstiegshöhe von rund 30 cm. Der ULF im Winterniveau hat 24 cm (und es stellt sich die Frage, ob man nicht ohnehin bereits unter gegebenen Hardwarebedingungen mehr als 24 cm erreichen kann). Wenn man das Netz so umbaut, dass man in den angehobenen ULF eben einsteigen kann, dann verbleiben für andere Niederflurfahrzeuge ganze 6 cm, von denen man sicher auch noch 3 bis 4 durch Anrampungen im Einstiegsbereich wegbekommt.

Die einzige Hürde sind dann Haltestellen ohne Bahnsteig (zum Beispiel in Schleifen und sonstigen Bögen), aber da braucht sich F59 nur anschauen, wie andere Städte dieses Problem lösen.
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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #19 am: 29. Mai 2012, 15:42:27 »
Außerdem ist aufgrund der unterschiedlichen Einstiegshöhe wohl ein Mischbetrieb ULF - anderes Niederflurfahrzeug schwer möglich.
Davon kann man sich tagtäglich auf der Wiedner Hauptstraße überzeugen.

Zurück zur Variobahn: In München gibt es ja angeblich ebenfalls gröbere Probleme. Wie sieht es eigentlich bei der BOGESTRA aus?
In München heißt das Problem CSU. Bei der Bogestra fahren die Kübeln problemlos, in Potsdam eigentlich auch.

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #20 am: 29. Mai 2012, 15:45:50 »
Außerdem ist aufgrund der unterschiedlichen Einstiegshöhe wohl ein Mischbetrieb ULF - anderes Niederflurfahrzeug schwer möglich.
Davon kann man sich tagtäglich auf der Wiedner Hauptstraße überzeugen.
Die 400er sind allerdings keine Niederflurwagen (Einstiegshöhe 44 cm IIRC).
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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #21 am: 29. Mai 2012, 15:54:52 »
1) 40 cm (laut Bombardier-Datenblatt).
2) Als was würdest du es sonst bezeichnen?

coolharry

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #22 am: 29. Mai 2012, 16:05:20 »
1) 40 cm (laut Bombardier-Datenblatt).
2) Als was würdest du es sonst bezeichnen?

Ich glaub die Dinger werden offiziel als "Mittelflurwagen" bezeichnet.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

haidi

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #23 am: 29. Mai 2012, 16:07:25 »
Das sagen die WL, damit sie nicht unter Zugzwang kommen. Tatsächlich ist es aber recht einfach. Nehmen wir normale Niederflurfahrzeuge her: Die haben eine Einstiegshöhe von rund 30 cm. Der ULF im Winterniveau hat 24 cm

Der Bahnsteig bekommt 27 cm - damit hat man +- 3 cm, das ist ebener Einstieg.

Hannes
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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #24 am: 29. Mai 2012, 16:12:48 »
Der Bahnsteig bekommt 27 cm - damit hat man +- 3 cm, das ist ebener Einstieg.
Gibt's nicht irgendwo eine Regelung, die besagt, dass man nicht in den Zug hinuntersteigen darf?

@T1: In München ist das Problem der in den Rädern eingearbeitete Gummi. Den zerbröselt's und man weiß noch nicht sicher, warum.
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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #25 am: 29. Mai 2012, 16:18:47 »

Gibt's nicht irgendwo eine Regelung, die besagt, dass man nicht in den Zug hinuntersteigen darf?
Nein, es ist nur eine Soll-Bestimmung. Außerdem ist es kein Problem, Einstiege mit leichter Anrampung im Einstiegsbereich auf 25 oder 30 Zentimeter zu bekommen. Wenn man dann 25 cm hohe Bahnsteige macht, kann die auch der ULF im "Winterbetrieb" locker meistern!
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #26 am: 29. Mai 2012, 16:28:18 »
Gibt's nicht irgendwo eine Regelung, die besagt, dass man nicht in den Zug hinuntersteigen darf?
Nein, es ist nur eine Soll-Bestimmung.
Allerdings eine höchst sinnvolle Bestimmung, da man intuitiv keinesfalls erwartet, in ein Fahrzeug hinunterzusteigen. Somit bestünde bei einer solchen Situation erhöhte Stolper- und somit Verletzungsgefahr - keine hiesige Behörde würde einem Bahnsteig zustimmen, der höher als das Fahrzeug ist. (Was anderswo - insbesondere bei der großen Eisenbahn - für Sammelsurien an unterschiedlichen Bahnsteighöhen, Einstiegshöhen und Bahnsteigspalten existieren, kann man wohl kaum als Referenz hernehmen.)
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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #27 am: 29. Mai 2012, 16:38:24 »
1) 40 cm (laut Bombardier-Datenblatt).
2) Als was würdest du es sonst bezeichnen?

Ich glaub die Dinger werden offiziel als "Mittelflurwagen" bezeichnet.

Ein Klick auf den Link im Zitat und schon sieht man die offizielle Bezeichnung.

@T1: In München ist das Problem der in den Rädern eingearbeitete Gummi. Den zerbröselt's und man weiß noch nicht sicher, warum.

Na ja, das ist jetzt (ein) aktuelles Problem, nur das alleine ist nicht für die schon seit Jahren anhaltende Verzögerung verantwortlich. ;)

darkweasel

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #28 am: 29. Mai 2012, 16:43:43 »
Gibt's nicht irgendwo eine Regelung, die besagt, dass man nicht in den Zug hinuntersteigen darf?
Nein, es ist nur eine Soll-Bestimmung.
Allerdings eine höchst sinnvolle Bestimmung, da man intuitiv keinesfalls erwartet, in ein Fahrzeug hinunterzusteigen. Somit bestünde bei einer solchen Situation erhöhte Stolper- und somit Verletzungsgefahr - keine hiesige Behörde würde einem Bahnsteig zustimmen, der höher als das Fahrzeug ist. (Was anderswo - insbesondere bei der großen Eisenbahn - für Sammelsurien an unterschiedlichen Bahnsteighöhen, Einstiegshöhen und Bahnsteigspalten existieren, kann man wohl kaum als Referenz hernehmen.)
Alles nur eine Frage der Gewöhnung. Ich bin auch schon ein paar Mal aus einem WLB-400er "rausgestolpert", weil ich den ULF-Niveauunterschied gewöhnt bin und beim Aussteigen unkonzentriert war; das wäre mir wohl nicht passiert, wenn ich öfter mit der Badner Bahn fahren würde. Genauso kann man sich auch an das Hinuntersteigen ins Fahrzeug gewöhnen.

Ich hab übrigens irgendwie das Gefühl, dass wir uns vom Thema Variobahn in Graz langsam entfernen ...

haidi

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Re: Entscheidung zugunsten des ULF/Einstiegshöhe
« Antwort #29 am: 29. Mai 2012, 18:24:13 »
Gibt's nicht irgendwo eine Regelung, die besagt, dass man nicht in den Zug hinuntersteigen darf?
Nein, es ist nur eine Soll-Bestimmung.
Allerdings eine höchst sinnvolle Bestimmung, da man intuitiv keinesfalls erwartet, in ein Fahrzeug hinunterzusteigen. Somit bestünde bei einer solchen Situation erhöhte Stolper- und somit Verletzungsgefahr - keine hiesige Behörde würde einem Bahnsteig zustimmen, der höher als das Fahrzeug ist. (Was anderswo - insbesondere bei der großen Eisenbahn - für Sammelsurien an unterschiedlichen Bahnsteighöhen, Einstiegshöhen und Bahnsteigspalten existieren, kann man wohl kaum als Referenz hernehmen.)

Ansage:
"Haltestellenname, Umsteigen zu den Linien...., Überlassen Sie den Sitzplatz den Personen, die ihn dringender benötigen. Mind the precipice"

Und schon passts.

Hannes
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