Bei den U6-Stationen verstehe ich am allerwenigsten, warum man bezüglich Farbgestaltung eine Restaurierung auf den Zustand der 50er oder sogar 60er akzeptiert hat! Wie schon mehrfach erwähnt, waren ja ursprünglich alle Holzteile in Eichendekor lasiert wie bei der Vorortelinie, und alle Metallteile sandfarben (mit sehr wenigen Ausnahmen). Das allgegenwärtige Resedagrün ist eine Erfindung des mittleren 20. Jahrhunderts. Aus Sicht der WL kann ich das nachvollziehen, einfarbige Lackierung ist viel billiger und einfacher als Lasur, aber warum das BDA zugestimmt hat, ist mir unklar.
Kam die Erkenntnis, dass das "Otto-Wagner-Grün"* kein allumfassender Farbton ist, nicht erst vor ein paar Jahren? Außerdem war die Gürtelstadtbahn mehr als die Hälfte ihres gesamten Daseins grün-weiß, daher kann man schon die Frage stellen, welches Farbschema jetzt das echte, richtige, korrekte, authentische ist.
*) War das echte Otto-Wagner-Grün (dort, wo es von Otto Wagner vorgesehen war) nicht viel dünkler als Resedagrün?
Die Farbanalyse kam, wenn ich mich richtig erinnere, erst bei der Sanierung der Station Volksoper. Also in der Tat relativ spät. Der Denkmalschutz interessiert sich meines Wissens in Mitteleuropa hauptsächlich für den Ursprungszustand, soweit der rekonstruierbar ist, insofern wäre aus dieser Sicht die oben genannte Ausgestaltung korrekt. Dass die Holzteile möglicherweise zum Teil schon bei der Elektrifizierung einfarbig überstrichen wurden, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die originalen Bogenlampen haben definitiv nicht länger überlebt, die Nachbauten aus den 80ern gibt es jetzt schon ähnlich lange oder länger als die Originale.
In irgendeinem Wagner-Dokument ist von "Apfelgrün" die Rede, das ist ein schwer zu fassender, aber sicher nicht zu dunkler Farbton. Ich bin mir allerdings nicht mehr sicher, ob es da um Karlsplatz oder Hietzing gegangen ist.