[MK] Skopje

[Laiseka]

Einige Bilder aus Skopje. Die Aufnahmen stammen alle aus dem Stadtzentrum. Die Stadt ist nicht besonders groß. Vor einiger Zeit wurden neue Yutong Doppeldeckerbusse angeschafft. Doppeldecker deswegen, weil schon einmal rund um den 1. WK eine diesbezügliche Spende aus London gab und die Stadtregierung bzw. die Bevölkerung aus geschichtsrevisionistischen Gründen wieder dafür gestimmt hat. Die Busse haben die nicht regelkonforme Höhe von 4,2m (EU Standard angeblich 4m). Der General Manager von JSP Skopje, dem örtlichen Betreiber hat u.a. in Straßbourg studiert und würde gerne auch eine Straßenbahn in der Stadt sehen. Geplant ist eine Linie von Nord nach Süd und eine von West nach Ost.

Die älteren Busse sind in sehr desolatem Zustand, die neueren angeblich vor allem im Oberstock immer wieder von Vandalismus betroffen. Die Investition in die Busflotte hat sich angeblich rendiert, denn es gab Steigerungen bei den Passagierzahlen. Leider kann man sich zu keiner Busspur durchringen und so stecken die Busse oft im Verkehr fest. Es gibt noch einen 2. privaten innerstädtischen Linienanbieter, welcher wohl eine herausfordernde Konkurrenz für JSP Skopje darstellt. Die Busse des privaten Anbieters sind an der weißen Farbe zu erkennen.

Es herrscht für diese Gegend typisch aggressives Verkehrsverhalten, geparkt wird überall und Radfahren ist nur etwas für arme, alte Menschen. Auch wenn es einige, junge, urbane Menschen gibt die wohl gerne Fahrrad fahren. Wenn ich das Schild ganz am Ende richtig verstehe, dann bedeutet dass das Radfahren gar keine Parkgebühren kostet?

[Laiseka]

Eine Besonderheit gibt es in Skopje noch: den alten Bahnhof. Der ist 1963 beim letzten schweren Erdbeben eingestürzt und wurde seit damals so belassen. Auch die Uhr steht angeblich noch genau auf jener Zeit, als das Erdbeben stattfand. Der Bahnhof befindet sich in unmittelbarer Nähe zur FuZo in der Innenstadt. Heute ist darin ein Museum untergebracht. In der näheren Umgebung sind überhaupt keine Gleisreste mehr auszumachen, nach 1963 wurde außerhalb der Stadt ein neuer Bahnhof gebaut.

[44er]

In der Zeitung nov-ost-info wurden Straßenbahnpläne für Skopjie kolportiert. Weiß jemand nähres darüber?

[moszkva tér]

Die Stadt ist nicht besonders groß.

Skopje ist ungefähr so groß wie Bratislava, ca. eine halbe Million Einwohner. Im Vergleich zu Tokio ist sie tatsächlich nicht besonders groß, im Vergleich zu Gramatneusiedel ist sie aber eine Metropole 

Wenn ich das Schild ganz am Ende richtig verstehe, dann bedeutet dass das Radfahren gar keine Parkgebühren kostet?

Am Schlid steht:
Parkplatz Textilmarkt (Trgotekstil)
1 Stunde: Auto 40, Motorrad 15 Dinar
Tagesparkkarte: Auto 960, Motorrad 360 Dinar
Pripejd (Prepaid!) Tageskarte: Auto 600 Dinar, Motorrad nicht verfügbar.

Ein Fahrrad ist tatsächlich kostenfrei abzustellen. Wie großzügig 

Zum Erdbeben und alten Bahnhof: Nach dem Erdbeben wurde die Stadt nach damaligen städtebaulichen Kriterien neu aufgebaut, mit breiten Boulevards (autogerecht). Beim Wiederaufbau durften sich die Architekten, in- und ausländisch, in Skopje so richtig austoben. Manche Dinge, die entstanden sind, sind aber durchaus sehenswert, z.B. das Hauptpostamt:


2005 habe ich in Skopje etwas fotographiert. Ich muss aber erst die Bilder suchen, auf Wunsch kann ich sie aber gerne einstellen.

[44er]

Vielen Dank dafür

[158er]

Danke für die Bilder aus Skopje! Da möchte ich auch unbedingt hin, hoffentlich gehts nächstes Jahr überhaupt noch per Bahn.

Im Drehscheibe-Forum gibts einen netten Bericht aus Skopje 2010, inkl. Anreise von Bar: http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?30,5195384

[Laiseka]

Wieso denn das?

"hoffentlich gehts nächstes Jahr überhaupt noch per Bahn"

[158er]

Weil die Balkanbahnen leider fast alle am Sand sind und jeder Fahrplanwechsel zu einer erneuten Ausdünnung des spärlichen Angebots führt. Kroatien streicht beispielsweise im Dezember mehr als die Hälfte aller internationalen Züge, in Serbien ist es ähnlich. Bosnien wird bahnmäßig komplett isoliert, Griechenland und die Türkei sind es schon. Der internationale Bahnverkehr in Bulgarien wird praktisch nur mehr durch Züge nach Russland (und einen wackligen Zwei-Wagen-Nachtzug nach Belgrad) aufrecht erhalten. Der ebenfalls isolierte Zugverkehr in Albanien ist ein schier unfaßbares Beispiel an Aufbietung der allerletzten Ressourcen.

All das geschah extrem schnell in den letzten paar Jahren, vor fünf Jahren gab es fast überall noch einigermaßen adäquate Angebote. Aber jetzt bricht halt die seit 1990 praktisch nicht mehr gewartete Infrastruktur und das Wagenmaterial zusammen - im wahrsten Sinne des Wortes. Das Gros der Bevölkerung interessierts nicht, die fahren Auto, Bus oder WizzAir und sehen die Staatsbahnen (zu Recht) nur als aufgeblasene, geldfressende schwarze Löcher. Aus Sicht der Reisekultur ists halt schade - die ist auch auf rumpelnder Schiene wesentlich besser als im Bus. Nächstes Jahr bietet sich, wenn die Streichungen nicht gar zu schlimm ausfallen, vielleicht und mit Glück die wohl letzte Möglichkeit, am Balkan halbwegs vernünftig per Bahn unterwegs zu sein.

[Laiseka]

Dabei sieht der neue Bahnhof zumindest aus Vogelperspektive gar nicht so unbrauchbar aus: http://www.bryanhollamby.co.uk/skopje2006/images/323.jpg

Bezüglich dieses Postgebäudes: das ist mir auch gleich aufgefallen. Ich erlaube mir daher noch einige Bilder von architektonisch interessanten Gebäuden hier reinzustellen.
Wer ein Faible für Kitsch, Nationalismus und Statuen an jeder Ecke hat, ist in Skopje auch gut aufgehoben. Denn das seltsame Nationalverständnis wird an jeder Ecke durch neu errichtete Statuen usw. jedem/r ins Hirn eingestampft (Triumphbogen, Nationalmuseum, Statue hier, Statue dort, Alexander der Große überall)... .

Bei dem ersten Kitschneubau in weiß handelt es sich um das Kunstmuseum, daneben das Außenministerium. Gleich daneben befindet sich auch noch das Nationalmuseum (ohne Abbildung), welches im Inneren nur so von großflächigen Heldensagen protzt. Die Brücken über den Fluß sind ebenfalls großteils im Kitschstil erbaut. In der Stadt gibts dann auch noch einen Triumphbogen (ca. so groß wie jener in Innsbruck).

[Laiseka]

Im Architekturzentrum in Wien gibts derzeit 2 Ausstellungen (Eintritt gratis), welche für die Forumsgemeinschaft von Interesse sein könnten:

Suche nach YU Fotoausstellung über Architektur in Ex-Jugoslawien. Infos gibts hier: http://www.azw.at/event.php?event_id=1274

In einem Nebenraum gibt es dann noch eine Ausstellung über Architektur in Österreich mit einigen interessanten historrischen Aufnahmen aus Österreich. Und demnächst gibts dann noch eine weitere Ausstellung zum Thema Sowjetmorderne 1955-1991. Infos gibts hier: http://www.azw.at/event.php?event_id=1203

http://www.azw.at/startpage.php?style=default&lang_id=de