Autor Thema: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen  (Gelesen 8559 mal)

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haidi

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Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« am: 23. Februar 2013, 01:24:24 »
Bombardier hat ein System zur induktiven Stromversorgung von Schienenfahrzeugen im Test:


Zitat
primove Straßenbahn
Für Städte ohne Oberleitungen

Stadt- und Straßenbahnen sind in vielerlei Hinsicht die ultimative Art der Elektromobilität. Aber obwohl sie sauber, leise und praktisch sind, hatten sie schon immer einen Nachteil: Oberleitungen. Diese Oberleitungssysteme erfordern eine komplizierte Installation und eine umfangreiche Wartung. Zusätzlich stören sie das Stadtbild mit unansehnlicher Infrastruktur.

Dank des kontaktfreien PRIMOVE-Systems können Straßenbahnen jetzt ohne unansehnliche Stangen und Oberleitungen betrieben werden. Die Stromquelle wird unter die Erde verlegt und lädt das Fahrzeug durch induktive Stromübertragung auf. Endlich können Stadt - und Straßenbahnsysteme somit auch in Stadtbereiche integriert werden, in denen konventionelle Oberleitungsnetze verboten oder unerwünscht sind, zum Beispiel Parks, Gärten und geschützte Kulturerbestätten. Das Stadtbild bleibt unberührt, die optische Beeinträchtigung wird reduziert und die  Attraktivität der Stadt erhöht.

Hauptvorteile
Das System im Überblick
Komponenten
Hauptvorteile
Geringere visuelle Beeinträchtigung

    Eliminiert jegliche Drähte und Stangen –  Bauteile unter dem Fahrzeug oder in der Streckenführung verborgen
    Betrieb ist auch an vorher undenkbaren Stätten wie denkmalgeschützten Anlagen möglich

Funktionsfähig unter allen Bedingungen

    Auch bei widriger Wetterlage und Bodenbeschaffenheit wie Schnee, Regen, Eis, Sand oder Wasser funktioniert der Betrieb zuverlässig
    Kompatibel mit allen Straßenbelägen und Gleisbetten

Weniger Infrastruktur

    Weniger Flächeninanspruchnahme as bei Oberleitungssystemen
    Geringerer Wartungsaufwand: Keine Pantographen oder Oberleitungen sind nötig, kein Vandalismus möglich

 Keine Leistungseinbußen

    Das selbe Leistungsniveau wie Oberleitungssysteme
    Verringerung  des Energieverbrauchs um bis zu 30% dank Kombination mit der Energiespeicheranlage.

Das System im Überblick

Da es sich bei PRIMOVE um eine kontaktlose Energieübertragungstechnologie handelt, funktioniert das System auch unter widrigsten Bodenverhältnissen, zum Beispiel bei Sand, Schnee und Eis, zuverlässig. Das Entfallen der Beschränkungen durch Oberleitungen gibt Stadtplanern und Nahverkehrsbetreibern mehr Freiheit und Flexibilität bei der Planung ihrer Verkehrslösungen.
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Neben dem Wegfall an Oberleitungen bietet das PRIMOVE-System eine Vielzahl von weiteren Vorteilen. Die Technologie ist auf neuen wie auf vorhandenen Strecken einfach zu installieren, da die Komponenten als bei herkömmlichen Systemen einfach zwischen die Schienen passen. Geringere Erstinvestitionen und Wartungskosten machen das gesamte System äußerst wettbewerbsfähig und effizient. Und das Ladesystem könnte auch für Straßenfahrzeuge angepasst werden, sodass sich ein und dieselbe unterirdische Infrastruktur für die Aufladung mehrerer Arten von öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen ließe.

Ein noch höheres Maß von Effizienz und Leistung bietet die Kombination der PRIMOVE-Technologie mit einer Energiespeicherfunktion. Bei Montage auf dem Dach einer Stadt- oder Straßenbahn aktiviert diese Energiespeicherlösung Superkondensatoren, die die beim Bremsen freigesetzte Energie zur späteren Nutzung speichern. Das System reduziert somit den Energieverbrauch um 30% und senkt sowohl die Energiekosten als auch die Treibhausgasemissionen. Über kurze Streckenkönnen mit PRIMOVE ausgerüstete Straßenbahnen auch ohne Aufladung betrieben werden, wodurch  die Infrastruktur- und Installationskosten weiter reduziert werden.

Komponenten

Die drahtlose PRIMOVE-Ladetechnologie umfasst zwei Gruppen von Komponenten: streckenseitige Komponenten, die unter der Erde liegen, und bordseitige Komponenten, die am Fahrzeuggestell angebracht sind. Beide Gruppen sind für maximale strukturelle Integrität sowie für die Stromübertragung mit hoher Leistung und Effizienz ausgelegt.
Streckenseitige Komponenten:

    Sind vollständig unter der Erde verlegt und können mit verschiedenen Materialien wie Asphalt oder Beton bedeckt werden.
    Die primären Kabelsegmente sorgen für die eigentliche Stromübertragung zum Fahrzeug und sind direkt unter dem Straßenbelag verlegt.
    Die magnetische Abschirmung unter der Primärwicklung (Magnetschicht) verhindert elektromagnetische Interferenzen.
    Das Kabel für Fahrzeugerkennung und Segmentsteuerung (Vehicle Detection and Segment Control - VDSC) erkennt, wenn sich ein mit PRIMOVE ausgerüstetes Fahrzeug über dem Segment befinde und schaltet das Segment ein. Andernfalls bleiben die Segmente inaktiv, um die Anforderungen zum Schutz vor elektromagnetischen Interferenzen zu erfüllen.
    Die (SCADA)-Schnittstelle zur Überwachung und Erfassung von Daten liefert Informationen für die Systemsteuerung und –diagnose.
    Wechselrichter wandeln den zugeführten Gleichstrom in Wechselstrom für das System um.
    Gleichstrom-Speisekabel versorgen die Wechselrichter mit Strom.

Bordseitige Komponenten:

    Das PRIMOVE-Stromempfängersystem besteht aus einem Stromaufnehmer und einem Ausgleichskondensator, die beide unterhalb des Fahrzeugs angebracht sind. Sie wandeln das Magnetfeld der Primärwicklung in Wechselstrom um.
    Gleichrichter wandeln den Wechselstrom vom Stromaufnehmer in Gleichstrom für Antrieb und Aufladung des Fahrzeugs um.
    Stromspeichergerät (Energiespeicherlösung)
    Die Antenne für Fahrzeugerkennung und Segmentsteuerung (Vehicle Detection and Segment Control - VDSC) erkennt Kabelsegmente und koordiniert das Ein- und Ausschalten.


Hannes

PS: Mods bitte eventuell in das richtige Unterforum verschieben - ich hab keines gefunden
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

Linie 41

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #1 am: 23. Februar 2013, 01:28:31 »
Gibt's ehrlich gesagt momentan nichts Sinnvolles. Das Technik-Board befindet sich leider im Wien-Bereich.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

Konstal 105Na

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #2 am: 23. Februar 2013, 12:48:07 »
Ich hätte das eventuell in Straßenbahn Rest der Welt verschoben. Es geht zwar nicht um einen bestimmten Straßenbahnbetrieb, aber grundsätzlich kann über technische Details einzelner Hersteller diskutiert werden und dafür würde sich meiner Meinung nach die Rubrik Straßenbahn Rest der Welt anbieten.

po sygnale odjazdu nie wsiadac

benkda01

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #3 am: 23. Februar 2013, 16:07:17 »
Vielleicht wäre ein Board zu "Straßenbahntheorie" gar nicht so blöd. Z.B. für Diskussionen über Hersteller, technische Entwicklungen, Oberbauvarianten, etc.
Fragt sich, ob der Bedarf besteht.

darkweasel

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #4 am: 23. Februar 2013, 16:24:32 »
Vorschlag: Nennt es doch einfach "Straßenbahn allgemein" ...

hema

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #5 am: 23. Februar 2013, 17:20:21 »
Oder "Innovation und Technik".



Für F59-Entwicklungen darf da natürlich kein Platz sein!  :o
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

kmh

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #6 am: 23. Februar 2013, 18:55:05 »
In allen Berichten steht aber nichts von eventuell negativer Auswirkung der gewaltigen Magnetfelder, die da im Spiel sein müssen. Möglicherweise wirkt sich die Verseuchung mit magnetischen Schwingungen auf unsere Handys, Uhren, Autoelektronik, Laptops usw. recht böse aus. Vielleicht finden sich auch viele "Grüne", die den direkten Kontakt Bügel-Oberleitung der Induktion wegen magnetischer Umweltverschmutzung vorziehen . Sicher jedenfalls werden die Entwickler jede Schädigung der Umwelt zurückweisen und behaupten, dass jeder Elektroherd mehr elektromagnetische Wellen aussendet. Uns das schadet auch nicht dem Schnitzel oder den Eiernockerln ... :-\

Linie 41

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #7 am: 23. Februar 2013, 19:09:44 »
In allen Berichten steht aber nichts von eventuell negativer Auswirkung der gewaltigen Magnetfelder, die da im Spiel sein müssen.
Weil es die auch nicht gibt. Erstens sind die Magnetfelder nicht so gewaltig, zweiten schaltet die Segmentkontrolle die Spulen ab, wenn kein Zug da ist und drittens findet keine Ablösung elektromagnetischer Wellen statt – aus gutem Grund, man will ja die Energie ins Fahrzeug übertragen und nicht nach Alpha Centauri. Ansonsten ist induktive Energieübertragung bloß eine gewaltige Energieverschwendung.

Und so nebenbei: Wenn Magnetfelder so gefählich wären, würden am gefährdetsten die Fahrgäste eines unter Fahrdraht verkehrenden Zuges sein, denn bewegter Beobachter + Magnetfeld = Lorentzkraft.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

13er

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #8 am: 24. Februar 2013, 19:17:47 »
Und so nebenbei: Wenn Magnetfelder so gefählich wären
Sind sie ja tatsächlich. In einem Teilchenbeschleuniger dürfen die Bediensteten bei aktivierten Magneten nur langsam an den Geräten vorbeigehen, da sonst eine beträchtliche Verwirrung im Kopf entsteht :D

Für die Praxis spielen solche Effekte aber selbstverständlich keine Rolle. Auch eine stromdurchflossene Oberleitung erzeugt ein radiales Magnetfeld, da ist es vermutlich schon egal, ob oben oder unten (auch wenn ich es jetzt nicht nachgerechnet habe).

Ich mag diese induktiven Systeme und vermutlich werden sie auch zu einer zusätzlichen Akzeptanz der Straßenbahn beitragen - in psychologischer Hinsicht. Ästhetischer ist es ja sowieso.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Linie 41

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #9 am: 24. Februar 2013, 19:36:14 »
Für die Praxis spielen solche Effekte aber selbstverständlich keine Rolle. Auch eine stromdurchflossene Oberleitung erzeugt ein radiales Magnetfeld, da ist es vermutlich schon egal, ob oben oder unten (auch wenn ich es jetzt nicht nachgerechnet habe).
Wenn der von Bombardier versprochene nicht vorhandene Leistungsverlust nur ansatzweise hinkommt, dann kann die Feldstärke nicht wesentlich höher sein. Wobei ich einmal annehme, daß man bei gleicher Leistung eher mit höheren Spannungen arbeiten wird, um die Übertragungsverluste in Grenzen zu halten.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

hema

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #10 am: 24. Februar 2013, 23:00:03 »

Ich mag diese induktiven Systeme und vermutlich werden sie auch zu einer zusätzlichen Akzeptanz der Straßenbahn beitragen - in psychologischer Hinsicht. Ästhetischer ist es ja sowieso.
Dann muss man aber den Schwerverkehr zu hundert Prozent von den Gleisen fernhalten, sonst ist so eine Unterleitung in Null komma Nix kaputt! Hat eh nichts am Gleis verloren . . . .  ;)
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

13er

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #11 am: 24. Februar 2013, 23:04:52 »
Dann muss man aber den Schwerverkehr zu hundert Prozent von den Gleisen fernhalten, sonst ist so eine Unterleitung in Null komma Nix kaputt! Hat eh nichts am Gleis verloren . . . .  ;)
In Städten, wo diese neueren Systeme eingesetzt werden, wird eine Straßenbahn sowieso nicht einfach mitten in die Straße gelegt, sondern selbstständige Gleiskörper und eigene Bahnkörper (auch ehemalige Eisenbahnstrecken) sind da die Regel. In Deutschland wird das schon deswegen forciert, weil man nur für selbständige Strecken überhaupt Förderungen bekommt.
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moszkva tér

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Re: Induktive Stromversorgung von Straßenbahnen
« Antwort #12 am: 25. Februar 2013, 08:35:10 »
Und so nebenbei: Wenn Magnetfelder so gefählich wären
Sind sie ja tatsächlich. In einem Teilchenbeschleuniger dürfen die Bediensteten bei aktivierten Magneten nur langsam an den Geräten vorbeigehen, da sonst eine beträchtliche Verwirrung im Kopf entsteht :D

Für die Praxis spielen solche Effekte aber selbstverständlich keine Rolle. Auch eine stromdurchflossene Oberleitung erzeugt ein radiales Magnetfeld, da ist es vermutlich schon egal, ob oben oder unten (auch wenn ich es jetzt nicht nachgerechnet habe).
Ich sage nur: Ebergassing 1995. Damals hat sich die gewaltbereite linksradikale Szene Österreichs zu 100 % selbst ausgerottet, weil die beiden Spezialisten ihre Rohrbombe mit Induktionsfernzünder gebaut haben. Diese wollten sie beim Hochspannungsmasten platzieren, soweit kam es aber nicht, da sie durch das elektromagnetische Feld der Hochspannungsleitung vorzeitig losgegangen ist.  ::)

Nachdem man aber davon ausgehen kann, dass nur wenige Menschen mit einer Rohrbombe in der Stadt herumlaufen, stellt sich diese Gefahr bei einer Straßenbahn eher weniger  >:D