Autor Thema: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)  (Gelesen 14044 mal)

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moszkva tér

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Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« am: 30. November 2010, 18:06:30 »
Edit durch twf: Dieser Thread ist aus einem Rätsel (http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=318.0) entstanden und verdient es, in den Bereich "Historisches" aufgenommen werden, damit der Inhalt nicht in der Rätselecke verschwindet. Es geht um den Bereich Laxenburger Straße - Columbusplatz - Favoritenstraße.

Dann will ich den Erbsenzähler raushängen lassen:
Es handelt sich nicht um eine Strecke, die noch immer linienmäßig befahren wird, sondern schon wieder linienmäßig befahren wird. Denn zwischenzeitlich waren die Gleise schon verschwunden.  :lamp:

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #1 am: 01. Dezember 2010, 00:59:11 »
Dann will ich den Erbsenzähler raushängen lassen:
Es handelt sich nicht um eine Strecke, die noch immer linienmäßig befahren wird, sondern schon wieder linienmäßig befahren wird. Denn zwischenzeitlich waren die Gleise schon verschwunden.  :lamp:
Aber nur das stadteinwärtige Gleis, oder?
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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #2 am: 01. Dezember 2010, 01:55:38 »
Dann will ich den Erbsenzähler raushängen lassen:
Es handelt sich nicht um eine Strecke, die noch immer linienmäßig befahren wird, sondern schon wieder linienmäßig befahren wird. Denn zwischenzeitlich waren die Gleise schon verschwunden.  :lamp:
Aber nur das stadteinwärtige Gleis, oder?
Beide Gleise "schon wieder". In diesem Bereich war man sich nicht schlüssig und änderte mehrmals die Gleislage. Bis zur U1-Eröffnung fuhr man in der Favoritenstraße stadteinwärts und in der Laxenburgerstraße stadtauswärts. Daran änderte sich zunächst nichts, als der O-Wagen dann bis 10.12.1978 aus der Laxenburger- und Favoritenstraße verschwand und am 11.12.1978 wieder in diese Straßen zurückkehrte. Im Oktober und November 1980 wurde dann aber das Gleis I von der Laxenburgerstraße zum Gleis II in die Favoritenstraße verlegt, sodaß ab 24.11.1980 der O-Wagen in beiden Richtungen durch die Favoritenstraße fuhr. Am 22.11. und 23.11.1980 waren die Gleise zwischen Südtiroler Platz und Columbusplatz wegen der Umbauarbeiten gesperrt, und der O-Wagen endete am Südbahnhof. Es wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Die heutige Gleislage in beiden Richtungen durch die Laxenburgerstraße statt durch die Favoritenstraße wurde erst wesentlich später errichtet, als man zu der Erkenntnis gelangte, daß eine Straßenbahn in einer Fußgängerzone nichts verloren habe.

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #3 am: 01. Dezember 2010, 02:25:29 »
Dann will ich den Erbsenzähler raushängen lassen:
Es handelt sich nicht um eine Strecke, die noch immer linienmäßig befahren wird, sondern schon wieder linienmäßig befahren wird. Denn zwischenzeitlich waren die Gleise schon verschwunden.  :lamp:
Aber nur das stadteinwärtige Gleis, oder?
Nein, es stimmt schon, beide Gleise lagen in der Favoritenstraße, die Laxenburger Straße war in diesm Bereich schienenfrei. Allerdings lautete die von "moszkva tér" beanstandete Frage "Wird hier noch heute gefahren?" und impliziert nicht zwangsläufig Kontinuität. So, das ist mein Beitrag zur Erbsenzählerei.

Damit aber auch was Sinnvolles in meinem Posting steht, hier die Geschichte der Gleislage zwischen Südtiroler Platz und Columbusplatz.

30. 05. 1873 - 27. 12. 1899 Favoritenstraße (Pferdebetrieb)
28. 12. 1899 - 25. 12. 1901 Favoritenstraße (elektrischer Betrieb)
26. 12. 1901 - 18. 10. 1958 Laxenburger Straße
19. 10. 1958 - 25 . 02 1978 Laxenburger Straße (Gleis I)
                                       Favoritenstraße (Gleis II)
26. 02. 1978 - 10. 12. 1978 Kein Betrieb
11. 12. 1978 - 21. 11. 1980 Laxenburger Straße (Gleis I)
                                       Favoritenstraße (Gleis II)
24. 11. 1980 - 14. 12. 2002 Favoritenstraße
15. 12. 2002 -                   Laxenburger Straße

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #4 am: 01. Dezember 2010, 10:07:49 »
Danke euch beiden für die Aufklärung! Da habe ich gestern etwas falsch verstanden...
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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #5 am: 01. Dezember 2010, 19:40:54 »
Für diejenigen, die diese Zeit nicht mehr bewußt erlebt haben, möchte ich noch eine kleine Ergänzung zu der Gleislage von 1958 bis 1980 vornehmen. Die 50er Jahre erfanden nicht nur den Fahrgastfluß in einem Straßenbahnwagen, sondern auch den Verkehrsfluß in ganzen Grätzeln. Wo man früher noch in beide Richtungen fahren konnte, so wie auf dem Rätselbild, wurde dann begonnen, Einbahnsysteme zu erfinden und umzusetzen. Die 1958 errichtete Gleisneulage im Abschnitt Südtiroler Platz - Columbusplatz verdankt ihre Entstehung einem solchen Einbahnkonzept für den Individualverkehr. Die Straßenbahngleise folgten dann nur mehr den errichteten Einbahnregelungen.

Folgedessen lagen das Gleis I in der Laxenburgerstraße und das Gleis II in der Favoritenstraße ab 1958 dann nicht (mehr) in Straßenmitte, sondern an der jeweils linken Fahrbahnseite. Gegenverkehr durch Straßenfahrzeuge gab es ja in diesem Abschnitt dann nicht mehr. Und rechts vom Gleis stand dann nahezu die gesamte Fahrbahnbreite mehrspurig - als Einbahnstraße - für den Individualverkehr zur Verfügung. Über den Columbusplatz mußte dann der gesamte Verkehr, und zwar sowohl von der Laxenburgerstraße Richtung Südtiroler Platz stadteinwärts, als auch vom Südtiroler Platz kommend stadtauswärts Richtung Favoritenstraße.

Diese Situation änderte sich durch die U1-Eröffnung nicht grundsätzlich. Die Favoritenstraße ab Columbusplatz stadtauswärts wurde ja bereits zu Beginn der U-Bahnbauarbeiten sowohl für den gesamten Straßenbahn- als auch für den Straßenverkehr gesperrt und in eine tiefe Baugrube verwandelt. Im Abschnitt Columbusplatz - Südtiroler Platz war eine Sperre nicht erforderlich, denn dort wurde ja mit Maulwurf gearbeitet. Einzige Änderung zur Eröffnung der U1 war, daß der O-Wagen unbedingt in diesem Abschnitt eingestellt werden mußte, da ja in Wien die eiserne Regel gilt, daß eine Straßenbahn nicht parallel zu einer U-Bahn geführt werden darf, eine U-Bahn den übrigen öffentlichen Verkehr also zwingend ersetzen muß und nicht als übergeordnetes Schnellverkehrsmittel ergänzen darf. Konsequenz aus dieser Änderung war, daß die Gleise in diesem Bereich gesperrt wurden. Im Unterschied zu heute (siehe z.B. Ausstellungsstraße - Engerthstraße) beeilte man sich aber damals noch nicht so sehr mit dem Herausreißen der Gleise. Wahrscheinlich ist das heutige, blitzartige Herausreißen von Straßenbahngleisen nach U-Bahneröffnungen auf einen Lerneffekt am Beispiel des Abschnitts Südtiroler Platz - Columbusplatz zurückzuführen.

Als weder die Kürzung des O-Wagens bis Südbahnhof noch dessen HVZ- und später ganztägige Verlängerung bis Stefan Fadinger Platz auf großen Anklang stießen, das Fehlen einer umsteigefreien Verbindung des Favoritner Bezirkszentrums mit dem Südbahnhof aber auf massiven Widerstand in der Bevölkerung stieß, war es ohne größeren Aufwand möglich, diese Streckensperre einfach aufzuheben und ab 11.12.1978 den O-Wagen wieder auf seine alte Strecke in die Laxenburgerstraße (Gleis II zw. Columbusplatz und Südtiroler Platz in der Favoritenstraße) zurückkehren zu lassen.

Erst mit dem Umbau 1980 wurde die Einbahnregelung, die seit 1958 bestanden hatte, aufgegeben. Die Laxenburgerstraße war für den Straßenverkehr ab dann wieder in beide Richtungen befahrbar und wurde im ehemaligen Einbahnbereich nun sogar gleisfrei. Die Favoritenstraße wurde zwischen Columbusplatz und Südtiroler Platz Fußgängerzone, d.h. die bestehende Fußgängerzone ab Reumannplatz wurde einfach bis Südtiroler Platz verlängert. Die vorher in Seitenlage befindlichen Straßenbahngleise wanderten 1980 wieder zurück in die Straßenmitte, und nun sogar komplett in die Favoritenstraße.

Wie man daraus erkennen kann, lagen den Gleisverlegungen keine Optimierungsanforderungen des Straßenbahnverkehrs zu Grunde, sondern es ging immer um eine Optimierung des Individualverkehrs und eine Maximierung des Umsatzes in der Einkaufsstraße Favoritenstraße. Die Straßenbahn war immer das 5. Rad am Wagen und mußte nehmen, was übrig blieb. Das war auch 2002 nicht anders, als die Gleise wieder zurück in die Laxenburger Straße - nun wieder in Straßenmitte - verlegt wurden.

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #6 am: 01. Dezember 2010, 21:01:41 »
Wie sangen schon Pirron und Knapp?
"A jede zweite Stroßn wird zur Einbahn jetzt erklärt
die darf man nur in einer Richtung fahrn und net verkehrt
Durch diesen Umstand wird des Autofahrn direkt ein G'spü
ma kummt vü schnölla weida nua net duat hi wo ma wü!"
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

twf

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #7 am: 01. Dezember 2010, 22:34:03 »
(Einen Hinweis (danke!) von Revisor zur Verschiebung dieses Threadteils nach "Historisches" entfernt)

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #8 am: 02. Dezember 2010, 14:39:14 »
Ergänzend zu "Conducteurs" Aussagen ein Ausschnitt aus der "Eisenbahn 1/79" zum Thema Wiedereinführung der Linie O in der Laxenburger Straße.

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #9 am: 02. Dezember 2010, 18:49:44 »
Danke für den Ausschnitt! Das liest sich so, als hätte vorher der Bürgermeister nichts zu sagen oder keine Meinung dazu gehabt, was ja auch nicht ganz der Realität entsprochen haben dürfte. Also suchte auch er einen Hinterausgang aus der ganzen Bredouille.

Wie war das in anderen Zeitungen und außerhalb von Favoriten? Waren die eher pro oder contra Tramway? Kannst du dich daran noch erinnern?
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hema

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #10 am: 02. Dezember 2010, 18:56:42 »
Alle (praktisch alle) und alles war contra Tramway. Gratz hat zwar einmal öffentlich gesagt, ihm sei lieber ein Kilometer weniger U-Bahn, wenn er um das Geld zwei neue Straßenbahnlinien bauen kann, aber das war es dann auch schon. Und er hat auch nicht mehr gewagt ähnliches noch einmal zu äußern.  :down: 
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #11 am: 03. Dezember 2010, 15:01:20 »
Dann auch noch das Foto, das den Ausgangspunkt dieser Diskussion bildet.

haidi

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #12 am: 27. Dezember 2010, 14:14:57 »
Ergänzend zu "Conducteurs" Aussagen ein Ausschnitt aus der "Eisenbahn 1/79" zum Thema Wiedereinführung der Linie O in der Laxenburger Straße.

Der letzte (inoffizielle) Anstoß zur Wiederinbetriebnahme war die Volksabstimmung über Zwentendorf, bei der sehr viele SPÖ-Mitglieder aus dieser Gegend zu Hause blieben. Als dann die Bezirksparteifunktionäre ausschwärmten um die Nicht-Abstimmer nach der Ursache zu befragen: "Ihr habt's uns den O-Wagen weggenommen."
Allerdings hätten die das Kraut auch nicht fett gemacht - 30.868 Stimmen fehlten für ein "JA".

Hannes
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moszkva tér

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #13 am: 27. Dezember 2010, 14:45:26 »
Allerdings hätten die das Kraut auch nicht fett gemacht - 30.868 Stimmen fehlten für ein "JA".

Kleinvieh macht auch Mist.
Da ein paar hundert Stimmen wegen dem O-Wagen, dort ein paar hundert wegen irgendwas anderem... so "einfach" ist das. Politik ist nun mal Basisarbeit. Klinkenputzen und Gesichtsbäder.

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Re: Laxenburger Straße (war: Re: Suche nach der Örtlichkeit)
« Antwort #14 am: 27. Dezember 2010, 16:04:41 »
Da ein paar hundert Stimmen wegen dem O-Wagen, dort ein paar hundert wegen irgendwas anderem... so "einfach" ist das. Politik ist nun mal Basisarbeit. Klinkenputzen und Gesichtsbäder.
So isses und das hat die SPÖ schon längst vergessen. Darum rutschen immer mehr solcher Wähler weg, die ein bisserl Präsenz, ein bisserl erkennbaren Einsatz wünschen. Es bleiben vorerst noch die Pensionisten, Mitglieder etc. - damit kriegt man dann bei weitem keine Absolute mehr zusammen.
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