Weil vorhin vom Ungarischen die Rede war, hier eine selbst erlebte Anekdote, die gut hierher passt.
Vor vielen Jahren saß ich mit einem ungarischen Mitglied der einstigen gräflichen Familie Zichy zusammen. Ich habe ihn gefragt, wieso in seinem Familiennamen anstatt "cs" ein "ch" (gesprochen: tsch) vorkommt. Seine Antwort (Akzent bitte gerne dazudenken): "Weiß Du, meine Familie ist ein wenig älter als ungarische Rechtschreibung!"
Was natürlich richtig ist, denn die ungarische Rechtschreibung stammt aus dem späteren 19. Jahrhundert, bis dahin war Lateinisch die Amtssprache Ungarns, wie man auch an meinem einstigen kompletten Familiennamen ersehen kann: Prónay de Toth-Próna et Blathnicza.*)
*) Mein Großvater (ich habe ihn nicht mehr gekannt, er ist 1950 verstorben) wurde einmal gefragt, warum er in der frühen 1920er-Jahren nach der Adelsabschaffung in Österreich nicht, wie so häufig, einen Doppelnamen (à la Mayr-Melnhof oder Müller-Hartburg) gewählt hätte? Er darauf: "Warum sollte ich – Blathnicza, das heißt wahrscheinlich 'Decknest'!" Und er hatte Recht: Blato bedeutet Sumpf im Tschechischen, und "icza" dürfte die Verkleinerungsform sein, also "kleiner Sumpf".