Autor Thema: [RO] Bukarest 1973-1980  (Gelesen 13923 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7298
[RO] Bukarest 1973-1980
« am: 31. März 2013, 01:15:42 »
In einem rumänischen Forum ist eine riesige Menge ÖPNV-Fotos aus Bukarest aufgetaucht, entstanden zwischen 1973 und 1980. Bitte nicht hauen weil sich der eine oder andere Gummiradler auch mit ins Bild verirrt hat ;)

http://tramclub.org/viewtopic.php?t=5344

Was mich interessieren würde: wie sind die Rumänen zu LHB-Triebwagen und British-Leyland-Gummikraxen gekommen?
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

Konstal 105Na

  • Obermeister
  • *
  • Beiträge: 4126
  • Polenkorrespondent
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #1 am: 31. März 2013, 08:31:03 »
Was mich interessieren würde: wie sind die Rumänen zu LHB-Triebwagen und British-Leyland-Gummikraxen gekommen?

LHB lieferte einen oder mehrere Wagen ganz offiziell in den 70ern (?) nach Bukarest. Ich habe einmal ein kleines Buch über Rumäniens Straßenbahnen in Händen gehalten, da wurde auch davon berichtet. Rumänien war außenpolitisch relativ liberal, da wundert es mich nicht, dass ein Westprodukt gekauft wurde. Eher wundere ich mich darüber, dass es kein französisches Modell war, aber die Franzosen hatten möglicherweise aufgrund der Netzeinstellungen dafür kein Interesse.

Generell gab es auch in anderen Ostblockländern Fahrzeuge aus dem Westen. So wurde etwa die EU06 in den 60ern von English Electric gebaut. Auch diverse polnische Stadtverkehrsbetriebe hatten Busse von DAB.
po sygnale odjazdu nie wsiadac

T1

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 5541
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #2 am: 31. März 2013, 08:47:56 »
Danke für den äußerst interessanten Link!

Eher wundere ich mich darüber, dass es kein französisches Modell war, aber die Franzosen hatten möglicherweise aufgrund der Netzeinstellungen dafür kein Interesse.
Die Franzosen hatten damals schlicht und einfach keine Straßenbahnindustrie, zwar wurden in den 60er noch PCC-Nachbauten nach Saint Etienne geliefert, aber damit war Schluss. Erst Anfang der 80er wurde in Frankreich wieder (für Nantes) ein Straßenbahnfahrzeug gebaut.

moszkva tér

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 8283
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #3 am: 31. März 2013, 10:44:20 »
Auch Flugzeugmäßig gab es zahlreiche westliche Modelle im tiefsten Ostblock. Rumänien hat sich da sehr an britischem Material bedient und sogar in den späten 1980ern die BAC 1-11 in Lizenz nachgebaut. Das war damals schon ein Auslaufmodell, erste Generation der Kurzstreckenjets der frühen 1960er (wie DC-9). Es war so, wie wenn heute jemand auf die Idee kommen würde, einen E1 in Lizenz neu zu bauen.

Die Tarom hatte in den 1970ern, so wie die polnische LOT, auch einige 707 in der Flotte.

Linie 41

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 11679
    • In vollen Zügen
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #4 am: 31. März 2013, 11:34:55 »
Bitte, was ist mit diesem Bus passiert?



Der Knick ist ja schlimmer als beim D 4301.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

haidi

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 14750
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #5 am: 31. März 2013, 13:01:58 »
Schaut aus, als ob das an dieser Stelle normal ist - schau dir die Grube in der Fahrbahn an, die der Bus gerade durchquert und deren tiefste Stelle gerade unter dem Gelenk ist.

Hannes
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7298
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #6 am: 31. März 2013, 13:10:38 »
Sprungschanze halt :D

Zu den Westfahrzeugen: mir ist bekannt, dass sich durchaus immer wieder Westprodukte in den COMECON-Raum verirrt haben, allerdings waren die dafür notwendigen Devisen immer ein höchst rares Gut, insofern wundert mich das beim generell als arm bekannten Rumänien umso mehr.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

moszkva tér

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 8283
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #7 am: 01. April 2013, 08:52:55 »
Zu den Westfahrzeugen: mir ist bekannt, dass sich durchaus immer wieder Westprodukte in den COMECON-Raum verirrt haben, allerdings waren die dafür notwendigen Devisen immer ein höchst rares Gut, insofern wundert mich das beim generell als arm bekannten Rumänien umso mehr.
Rumänien war prinzipiell nicht viel ärmer als andere Comecon-Staaten. Nur haben sie ihre gesamte Wirtschaftskraft in Prestigeprojekte wie den Ceaucescu-Palast gesteckt, anstatt das Land wirtschaftlich und infrastrukturell halbwegs auf Vordermann zu bringen. Man vergleiche nur mit Bulgarien, Bulgarien hat sogar ein niedrigeres BIP/Kopf, aber trotzdem ist man in Bulgarien in einer anderen Welt, was das Aussehen der Dörfer beispielsweise angeht.

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7298
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #8 am: 06. November 2015, 12:53:35 »
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

oldtimer

  • Expeditor
  • **
  • Beiträge: 1079
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #9 am: 06. November 2015, 13:27:34 »
Vorallem die Scherengitterkonstruktion zwischen den Wägen wirkt sehr rustikal :D
"Besetzt - bitte nicht mehr zusteigen, der Zug wird abgefertigt!"

tramway.at

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7872
    • www.tramway.at
Re: [RO] Bukarest 1973-1980
« Antwort #10 am: 06. November 2015, 14:08:26 »
Übrigens habe ich gerade gestern bei der Viennale einen fantastischen rumänischen Film gesehen, "De ce eu", "Warum gerade ich", nach einem wahren Korruptionsfall um 2002 in Oradea (*). ULFe hat man zwar keine gesehen, aber ich dachte mir da schon, wieweit der Deal von Korruption begleitet gewesen sein könnte.

(*) es geht um einen jungen Ermittler, der gegen einen schmierigen Politiker aus Oradea ein Verfahren einleiten soll, aber nichts findet und selbst in den Strudel von Geheimdienst und Politik gerät
Harald A. Jahn, www.tramway.at