Doch. Die Entscheidungen, den 13A nicht auf Tram umzustellen, oder einen Cable Liner am Hauptbahnhof nicht zu bauen, oder die U5 anstatt des 43ers nach Hernals zu führen, sind politische.
Da machst du es dir aber bei weitem zu einfach. Gerade am Beispiel U5 ist die Situation ziemlich verdreht.
Hier ist die Stadt sehr zögerlich-abwartend, weil man zwar weiß, dass die U5 im Sinne der Fahrgastzahlen noch die wichtigste U-Bahn wäre. Andererseits ist sie verdammt teuer (noch einmal einige Größenordnungen über dem sowieso schon teuren U-Bahn-Bau, vor allem die U2 zum Matz) und zweitens, das ist vielleicht der noch wichtigere Punkt, gibt es in den dann erschlossenen Gebieten keine nennenswerte Stadtentwicklung mehr. Die Bezirke sind dichtest verbaut, da kann die U-Bahn kein Motor sein, kein Quartier Hernals, keine Seestadt matzleinsdorf, keine New Build Town.
Sie führt höchstens dazu, dass die Gegenden noch teurer als jetzt werden. Es ist ganz sicher nicht im Sinne der Stadtregierung, die angespannten Mieten (gerade in jenen Bezirken, wo die U2 durchfahren soll, sind die Mieten jetzt schon mit am höchsten stadtweit) noch einmal raufzuschnalzen. Die politische Diskussion geht ja genau in die Gegenrichtung, um nicht die Fehler amerikanischer Stadtentwicklung mit Verslummung usw. zu wiederholen.
Ganz im Gegenteil zur Stadt die Wiener Linien (und übrigens auch die zuständige Planungsfirma sowie die Baufirmen): Die gehen intern schon absolut fix von der U5 aus, als ob es schon eine beschlossene Tatsache wäre. Es wird auch alles entsprechend in diese Richtung geplant, es gibt nicht den leisesten Zweifel, dass die U5 tatsächlich kommt. Man setzt sich wie eine Lobby ständig bei der Stadt dafür ein und will um jeden Preis diese U-Bahn. Alternativen werden höchstens halbherzig verfolgt und als unrealistische Szenarien eher dazu herangezogen, die Notwendigkeit der U5 noch einmal zu unterstreichen (z.B. im Bezug auf zusätzliche Abstellkapazitäten für Straßenbahnen, die ja soooo teuer wären und soooo aufwändig).
Hat ein bißchen was von Masochismus, aber wie hema schon ausgeführt hat: The show must go on. Nur so kann das Pyramidenspiel U-Bahn(-Betriebskosten) am Leben erhalten werden. Neues Geld stopft alte Lücken. Der U-Bahn-Bau von morgen stopft die Lücken von heute. Schwierig, sich auszumalen, was passiert, wenn das Spiel einmal abbricht. Es ist ja jetzt schon kein Geld für die Infrastruktur mehr da, trotz massiver Einsparungen und Verteuerung der Fahrkarten. Dazu Pulverfässer wie die HW.
Schwierige Situation, aber gleichzeitig auch eine Chance, (leider auf die harte Tour) zu vernünftiger Stadt- und Verkehrsentwicklung zurückzufinden. Die Hälfte des Wiener U-Bahn-Netzes 2020 würde keine standardisierte Bewertung überstehen. Gefragt ist eine Verkehrspolitik mit Augenmaß, nicht mit Kanonen auf Spatzen.
Und darum - auch wenn es jetzt etwas länger geworden ist - kann man nicht so einfach sagen, dass das eh alles politisch beschlossen wird. Die WL haben sehr wohl ein gewichtiges Wort mitzureden und tun das auch. Niemand kann dort die Hände in Unschuld waschen.