Autor Thema: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben  (Gelesen 10995 mal)

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[PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« am: 20. August 2013, 21:49:37 »
Architekt Johann Georg Gsteu gestorben

Holzmeister-Schüler errichtete unter anderem U6-Stationsbauten und den Nordsteg

Wien/Innsbruck - Der aus Tirol stammende Architekt Johann Georg Gsteu ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren im Wiener Hanuschkrankenhaus an einem Herz-Kreislaufversagen gestorben. Das gab das Architekturzentrum Wien (Az W) bekannt. In Wien hat der Holzmeister-Schüler unter anderem Wohnhäuser, Bankfilialen, Stationsbauten der U6-Erweiterung und den Nordsteg errichtet. "Das Architekturzentrum Wien trauert um einen der wesentlichsten Protagonisten der österreichischen Architektur der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts", hieß es in einer Aussendung.

Für Friedrich Achleitner, den Doyen der heimischen Architekturkritik, gehörte Gsteu, der 1968 den Österreichischen Staatspreis für Architektur und 1976 den Architekturpreis der Stadt Wien erhalten hat, "trotz geringer öffentlicher Präsenz zu den zentralen Figuren der Architektur der Zweiten Republik". "Vor allem seine innovativen Designelemente - wie das berühmte Trapezblech aus Aluminium - und seine zukunftsorientierten Urbanisierungsideen - wie die (nicht realisierte, Anm.) Freilegung des Wienflusses auf dem Karlsplatz in Wien - machen ihn zu einem wichtigen Vordenker für die österreichische Architekturszene", hieß es im Vorjahr anlässlich der Verleihung des Josef-Lackner-Preises der Fakultät für Architektur an der Universität Innsbruck, wo Gsteu von 2000 bis 2005 als Gastprofessor tätig war.

Erste Aufträge im kirchlichen Bereich

Johann Georg Gsteu wurde am 26. Juli 1927 in Hall in Tirol geboren. Nach Absolvierung der Bildhauerfachschule in Hallstatt besuchte er gemeinsam mit Friedrich Achleitner, Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Hans Puchhammer die Höhere Technische Lehranstalt für Hochbau in Salzburg. 1950 bis 1953 studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste in der später legendär gewordenen Klasse von Clemens Holzmeister. Aus ihr gingen so prominente Baukünstler wie Hans Hollein, Gustav Peichl, Wilhelm Holzbauer oder Johannes Spalt hervor. Erste Aufträge kamen aus dem kirchlichen Bereich: Gemeinsam mit Friedrich Achleitner plante Gsteu 1956 bis 1958 den Umbau der Rosenkranzkirche Wien-Hetzendorf, gemeinsam mit der "Arbeitsgruppe 4" (Holzbauer, Kurrent und Spalt) das Seelsorgezentrum Steyr-Ennsleiten (1958-61).

Einfache, einprägsame Formen

In den 1960er-Jahren realisierte Gsteu u.a. ein Seelsorgezentrum in Wien-Baumgarten und eine Sommerunterkunft für das Bildhauer-Symposium im burgenländischen St. Margarethen, in den 70ern errichtete er für die damalige Zentralsparkasse markante Zweigstellen. Es folgten einige Wohnbauten wie die Wohnhausanlage Josef-Bohmann-Hof (1978) und schließlich der Auftrag für die Errichtung der Stationsgebäude der U6-Verlängerung in den Süden, für die er mit maschinell verformten Aluminium-Trapezblechen einfache, doch einprägsame Formen geschaffen hat. Sein leuchtend gelber, markant geschwungener Nordsteg über die Donau diente zunächst als Ersatz für die Nordbrücke während deren Sanierung und steht seit 1997 ausschließlich Fußgängern und Radfahrern offen.

"Innovativ durchdachte Architektur"

"Bei seiner letzten großen Arbeit bildet Gsteu in einem exquisiten funktionalen wie ästhetischen Bau der Alltagskultur, dem Wiener Müllzentrum am Meidlinger Markt von 2006, jene Thematik, die ihn seit Beginn der über 50-jährigen Planungstätigkeit beschäftigt: Innovativ durchdachte Architektur, die durch konsequente Verarbeitung spezifischer Materialien zur Form gelangt", heißt es in der von Claudia Enengl verfassten und 2010 im Verlag Anton Pustet erschienenen einzigen Monografie zum Werk Gsteus, der 1980 bis 1992 auch als Professor für Architektur und Design an der Gesamthochschule Kassel tätig war.

In den vergangenen Jahren hat sich Gsteu vor allem mit Stahlskulpturen beschäftigt, bei denen er genormte Stahlprofile aus dem Hallenbau verwendete. Und so wurde 2011 bei der Eröffnung einer Ausstellung in der Wiener Galerie Chobot "die Entdeckung eines neuen, eines jungen Bildhauers" (Eröffnungsredner Alfred Weidinger) gefeiert. Gsteu wurde u.a. mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Wien und dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse ausgezeichnet. (APA, 20.8.2013)


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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #1 am: 20. August 2013, 22:00:45 »
Die U6-Südverlängerung ist von Gsteu. Mir persönlich hat die Architektur aber nie wirklich gefallen, ich fand die Wellblechbauten immer billig.
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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #2 am: 20. August 2013, 22:09:02 »
Die U6-Südverlängerung ist von Gsteu. Mir persönlich hat die Architektur aber nie wirklich gefallen, ich fand die Wellblechbauten immer billig.
Schöner als die im puren und unzeitlosen Geist der 1980er errichteten Stationen vom Schlauss (Längenfeldgasse bis Phila) find ich sie schon. Generell halte ich aber die ursprünglichen AGU-Entwürfe mit ihren viertelkreisrunden Formen für die ansprechendste Form der Wiener U-Bahn-Architektur. Dass man beispielsweise die U1-Nordverlängerung an diesen Stil angelehnt hat, gefällt mir sehr gut.
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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #3 am: 20. August 2013, 22:18:40 »
Da ich heute wieder mal die Freude hatte, von der Thaliastraße zu Fuß zur Hütteldorfer Straße zu gehen, da die U6 derzeit ja nicht bei der Burggasse stehenbleibt: Wer ist eigentlich bei der Station Thaliastraße der schuldige Architekt?
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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #4 am: 20. August 2013, 22:22:37 »
Die U6-Südverlängerung ist von Gsteu. Mir persönlich hat die Architektur aber nie wirklich gefallen, ich fand die Wellblechbauten immer billig.
Schöner als die im puren und unzeitlosen Geist der 1980er errichteten Stationen vom Schlauss (Längenfeldgasse bis Phila) find ich sie schon. Generell halte ich aber die ursprünglichen AGU-Entwürfe mit ihren viertelkreisrunden Formen für die ansprechendste Form der Wiener U-Bahn-Architektur. Dass man beispielsweise die U1-Nordverlängerung an diesen Stil angelehnt hat, gefällt mir sehr gut.
Bei der U2 gefallen mir die AGU-ähnlichen Tunnelstationen Schottenring und Taborstraße, alles hinter dem Praterstern finde ich aber extrem häßlich und die U6-Nord Stationshäuschen Dresdner Straße und Jägerstraße sind auch nicht so übel. Ansonsten schauen (bis auf die Wagner-Stationen) die meisten überirdisch angelegten Stationen in Wien leider extrem häßlich aus.

@13er: Wer der Architekt ist weiß ich nicht, aber die Station steht unter Denkmalschutz.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #5 am: 20. August 2013, 22:32:20 »
Die U6-Südverlängerung ist von Gsteu. Mir persönlich hat die Architektur aber nie wirklich gefallen, ich fand die Wellblechbauten immer billig.
Schöner als die im puren und unzeitlosen Geist der 1980er errichteten Stationen vom Schlauss (Längenfeldgasse bis Phila) find ich sie schon. Generell halte ich aber die ursprünglichen AGU-Entwürfe mit ihren viertelkreisrunden Formen für die ansprechendste Form der Wiener U-Bahn-Architektur. Dass man beispielsweise die U1-Nordverlängerung an diesen Stil angelehnt hat, gefällt mir sehr gut.

OK, das ja - die Schlauss-Stationen (im 1960er-, nicht 1980er-Stil!) sind ja schlichtweg grässlich. Noch besser als die AGU-Stationen der ersten Generation find ich die Weiterentwicklung auf der U3. Besseres sah ich in Europa noch nie.
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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #6 am: 20. August 2013, 22:36:57 »
@13er: Wer der Architekt ist weiß ich nicht, aber die Station steht unter Denkmalschutz.
R. Keimel, W. Höfer. Q: http://homepage.univie.ac.at/horst.prillinger/metro/deutsch/u6.html

@Denkmalschutz: Bis 2009 wurden öffentliche Bauwerke automatisch unter Denkmalschutz gestellt.

OK, das ja - die Schlauss-Stationen (im 1960er-, nicht 1980er-Stil!) sind ja schlichtweg grässlich. Noch besser als die AGU-Stationen der ersten Generation find ich die Weiterentwicklung auf der U3. Besseres sah ich in Europa noch nie.
Ja, die U3-Stationen sind auch sehr gelungen, ausgenommen Erdberg – wer da auf die Idee gekommen ist, die orange Leitfarbe so stark mit dunkelgrünen Elementen zu kombinieren, gehört an ebendiesen aufgehängt. :)
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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #7 am: 20. August 2013, 22:37:04 »
Noch besser als die AGU-Stationen der ersten Generation find ich die Weiterentwicklung auf der U3. Besseres sah ich in Europa noch nie.
Damals hat man glücklicherweise auch noch nicht so viel mit Sichtbeton gearbeitet.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #8 am: 20. August 2013, 22:39:40 »
Danke, 95er!

"Eingesetzte Fahrzeugtypen:E6/c6 und T" - die Seite miefelt schon ein bißchen ;)
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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #9 am: 20. August 2013, 22:45:01 »
Komisch, ich habe mir gerde das gleiche gedacht, als ich diesen Satz las:

Derzeit verkehren sie auf der Linie U6 in der Formation T-T-T-T oder E6-c6-T-c6-E6, sodass in jedem Zug ein Niederflurwagen für Behinderte oder Personen mit Kinderwägen zur Verfügung steht.

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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #10 am: 21. August 2013, 00:24:40 »
Noch besser als die AGU-Stationen der ersten Generation find ich die Weiterentwicklung auf der U3. Besseres sah ich in Europa noch nie.
Damals hat man glücklicherweise auch noch nicht so viel mit Sichtbeton gearbeitet.
Nicht mehr und noch nicht wieder würde ich sagen. In den späten 60ern und frühen 70ern war Sichtbeton (meistens auch noch bewusst mit ungehobelten, schmalen Latten geschalt, so dass die Holzmaserung im Beton sichtbar ist) hochgradig beliebt (z.B. Anbau des Zentrums für Translationswissenschaften der Uni Wien in der Gymnasiumstraße). Auch Thaliastraße ist ja - obwohl aus den 80ern - ein Sichtbetonmachwerk, ebenso das was vom ursprünglichen südlichen Abgang Burggasse noch über ist.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #11 am: 21. August 2013, 07:38:56 »
ebenso das was vom ursprünglichen südlichen Abgang Burggasse noch über ist.
Hat man da im Zuge des Umbaus nicht weiß drübergefabelt?
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #12 am: 21. August 2013, 09:49:20 »
ebenso das was vom ursprünglichen südlichen Abgang Burggasse noch über ist.
Hat man da im Zuge des Umbaus nicht weiß drübergefabelt?
Mehrfach in verschiedenen Farben. Ich bin Ende der 90er regelmäßig ins Stadthallenbad gefahren und da war der Beton schon (offensichtlich seit längerer Zeit) beige übergefärbelt, beim Umbau sind sie dann weiß drüber.
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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #13 am: 21. August 2013, 11:28:13 »
Da ich heute wieder mal die Freude hatte, von der Thaliastraße zu Fuß zur Hütteldorfer Straße zu gehen, da die U6 derzeit ja nicht bei der Burggasse stehenbleibt . . . .
5er, 9er!?  ???  :P
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

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Re: [PM] Architekt Johann Georg Gsteu gestorben
« Antwort #14 am: 21. August 2013, 11:32:00 »
Da ich heute wieder mal die Freude hatte, von der Thaliastraße zu Fuß zur Hütteldorfer Straße zu gehen, da die U6 derzeit ja nicht bei der Burggasse stehenbleibt . . . .
5er, 9er!?  ???  :P
Ich bin zu Fuß definitiv schneller als mit der Tramway - leider muss man das in Wien so sagen.
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