Autor Thema: Gleisbelastung  (Gelesen 11971 mal)

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diogenes

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Gleisbelastung
« am: 16. Februar 2014, 16:37:17 »
Auch auf die Gefahr hin, dumm zu wirken[1]: Warum belastet ein ULF die Gleise mehr als ein Hochflurer?

[1] Angeblich Chinesisches Sprichwort: Wer fragt, ist für 5 Minuten ein Idiot. Wer nicht fragt, sein ganzes Leben :)
Ceterum censeo in Vindobona ferrivias stratarias ampliores esse.
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T1

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #1 am: 16. Februar 2014, 16:48:18 »
Ganz kurz zusammengefasst zwei wesentliche Punkte:

1) Höhere Belastung pro Rad. Auf die gleiche Länge hat ein ULF nur 4 Radpaare, ein Hochflurgelenktriebwagen hingegen 6. Dies ist natürlich eine höhere punktuelle Gewichtsbelastung.

2) In Kurven werden das erste und letzte Radpaar mitgelenkt, aber vom jeweils hinteren bzw. vorderen Radpaar (da am Bug- und am Heckmodul kein Gelenk ist) Was in normalen Kurven gleisschonend wirkt, wirkt in S-Kurven dafür umso schlimmer, dann sind sie nämlich genau in die Gegenrichtung eingestellt und "fräsen" sich in die Schiene ein.

Wie aber schon öfter erwähnt: Der marode Gleiszustand da draußen kommt nicht nur vom ULF-Einsatz. Niederflurfahrzeuge sind nun mal anspruchsvoller. In Wien hat man halt die Wartung zurückgeschraubt, und das ist das Hauptproblem. Unter den Zweiachsern hat's ja auch schon geklappt…

invisible

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #2 am: 16. Februar 2014, 17:42:07 »
Ganz kurz zusammengefasst zwei wesentliche Punkte:

1) Höhere Belastung pro Rad. Auf die gleiche Länge hat ein ULF nur 4 Radpaare, ein Hochflurgelenktriebwagen hingegen 6. Dies ist natürlich eine höhere punktuelle Gewichtsbelastung.

Und in den einschlägigen Formeln taucht eben diese Belastung WIMRE in der 3. oder gar 4. Potenz auf - sprich: 20% höhere Radlast ergibt schon ca. die doppelte Abnutzung.

Zitat
2) In Kurven werden das erste und letzte Radpaar mitgelenkt, aber vom jeweils hinteren bzw. vorderen Radpaar (da am Bug- und am Heckmodul kein Gelenk ist) Was in normalen Kurven gleisschonend wirkt, wirkt in S-Kurven dafür umso schlimmer, dann sind sie nämlich genau in die Gegenrichtung eingestellt und "fräsen" sich in die Schiene ein.

Auch in einfachen Kurven fährt der erste Radsatz erst mal ungelenkt an die Schienenflanke und am Ende des Bogens bleibt er noch angelenkt bis das erste Portal die Kurve ebenfalls wieder verlassen hat. Übergangsbögen sind also jedenfalls Pflicht.

Bei Drehgestellfahrzeugen ist das zwar prinzipiell auch so, aber bei denen muss nicht sofort das ganze Fahrzeuggewicht in die Kurve gedreht werden, sondern erst mal nur das vergleichsweise leichte Drehgestell. Die machen sich ihren Übergangsbogen also quasi teilweise selbst.
Liebe Fahrgäste: Der Zug ist abgefahren.

Linie 41

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #3 am: 16. Februar 2014, 18:31:55 »
Es wäre sowieso sinnvoll die Fahrzeuge so zu konstruieren, daß führend immer ein Drehgestell vorhanden ist. Rollstuhlrampe zu Tür 2 und fertig.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

hema

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #4 am: 16. Februar 2014, 18:41:11 »
Rollstuhlrampe zu Tür 2 und fertig.
Wäre bei Fahrzeugen gar nicht nötig, die so sinnvoll konstruiert sind wie der Prager Skoda-Wagen. Da sind das erste und das letze Drehgestell (fast) ganz an den Wagenenden. Dadurch ergibt sich zusätzlich automatisch bei allen Türen der gleiche Abstand zum Bahnsteig (auch im Bogen!) und eine güstigere Hüllkurve, weil die Bogenauslenkung der Fahrzeugenden ganz gering ist. Damit sind bei unveränderter Gleisgeometrie sogar breitere Fahrzeug kein Problem!
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haidi

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #5 am: 16. Februar 2014, 20:20:22 »
Ganz kurz zusammengefasst zwei wesentliche Punkte:

1) Höhere Belastung pro Rad. Auf die gleiche Länge hat ein ULF nur 4 Radpaare, ein Hochflurgelenktriebwagen hingegen 6. Dies ist natürlich eine höhere punktuelle Gewichtsbelastung.

Und in den einschlägigen Formeln taucht eben diese Belastung WIMRE in der 3. oder gar 4. Potenz auf - sprich: 20% höhere Radlast ergibt schon ca. die doppelte Abnutzung.
Der ULF hat die doppelte Radlast, 4. Potenz ergibt . 8 16-fache Abnutzung.

Edit:
Danke an die Vielzahl, die meinen Fehler bemerkt hat. Natürlich war es Blödsinn, daher sichtbar ausgebessert
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

13er

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #6 am: 16. Februar 2014, 20:22:56 »
Wie aber schon öfter erwähnt: Der marode Gleiszustand da draußen kommt nicht nur vom ULF-Einsatz. Niederflurfahrzeuge sind nun mal anspruchsvoller. In Wien hat man halt die Wartung zurückgeschraubt, und das ist das Hauptproblem. Unter den Zweiachsern hat's ja auch schon geklappt…
:up:

Das ist sicher der Hauptgrund. Bei der großen Eisenbahn geht's ja auch, dass man mit sehr schweren Zügen drüberfährt, ohne dass es zu so vielen Schäden kommt. Bei uns werden ja sogar die Vignolgleise stark angegriffen durch die Nichtwartung, siehe 67er (aber nicht nur im einzustellenden Abschnitt, sondern auch z.B. bei der Sahulkastraße).
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Linie 41

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #7 am: 16. Februar 2014, 20:46:15 »
Der ULF hat die doppelte Radlast, 4. Potenz ergibt 8-fache Abnutzung.
exp(4*ln 2)=?? 8)
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

hema

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #8 am: 16. Februar 2014, 20:53:28 »

Der ULF hat die doppelte Radlast, 4. Potenz ergibt 8-fache Abnutzung.
Zwei hoch vier ist acht!?  :o  ???



Bei der großen Eisenbahn geht's ja auch, dass man mit sehr schweren Zügen drüberfährt, ohne dass es zu so vielen Schäden kommt.
Bei höheren Achslasten und starken Verkehrsbelastungen wird da auch entsprechend schwerer Oberbau verwendet!


Obwohl, was Vignoloberbau betrifft sollte S49 (oder das depperte Wiener-"Spezial" S48U) für Straßenbahnbetrieb völlig ausreichend sein! Gegen das unaufhörliche Beleidigen der Schienen durch die Fehlkonstruktion ULF hilft aber selbst das schwerste Profil nichts (ist mit anderen Losrad-Lösungen auch nicht viel besser, drum sind die auch recht schnell aus der Mode gekommen)!
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Tatra83

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #9 am: 16. Februar 2014, 21:00:28 »
Obwohl, was Vignoloberbau betrifft sollte S49 (oder das depperte Wiener-"Spezial" S48U) für Straßenbahnbetrieb völlig ausreichend sein! Gegen das unaufhörliche Beleidigen der Schienen durch die Fehlkonstruktion ULF hilft aber selbst das schwerste Profil nichts!
Es ist eben nicht nur der ULF. Grundsätzlich stimme ich dir zu, das Schienenprofil S49 ist absolut ausreichend. Wenn aber - wie in Wien üblich - die Wartung aller Fahrzeuge gehörig nachlässt, dann schädigt jede Flachstelle bzw. Riffel am Radreifen den Schienenkopf. Festere Radreifen belasten auch wieder den Schienenkopf usw. usf. Fahrzeug und Schiene bilden halt ein sich wechselseitig beeinflussendes System, das man auch so betrachten/verstehen müsste.
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

W_E_St

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #10 am: 16. Februar 2014, 22:16:47 »
Eh, der Betrieb der WL ist eine Teufelsmischung aus Flachstellen an den Rädern abgefahrenen und nie geschliffenen Schienen - weil würde man sie schleifen wären sie ja noch schneller unten. Das gewürzt mit ohnehin nicht wahnsinnig laufruhigen Fahrzeugen sorgt für ein Geschepper, das seinesgleichen sucht. Ich war heut in einem c5 unterwegs bei dem man ständig gedacht hat er löst sich gleich auf - ich meine das war schon ein solider Lagerschaden und keine Flachstelle (die knallt ja zumindest bei geringer Geschwindigkeit deutlich hörbar bei jeder Umdrehung einmal).
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

hema

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #11 am: 16. Februar 2014, 22:38:24 »
Festere Radreifen belasten auch wieder den Schienenkopf usw. usf. Fahrzeug und Schiene bilden halt ein sich wechselseitig beeinflussendes System, das man auch so betrachten/verstehen müsste.
Ich denke, dass das sicher (wenigstens) einige Leute bei den WiLi verstehen. Nur als sich am Beginn des ULF-Betriebes mit den beiden Prototypen herausstellte, dass das Fahrzeug seine Radreifen aus herkömmlichem Material förmlich "auffraß", hieß die Alternative nur mehr stabilere Reifen oder eben kein ULF. Und da machte man halt aus der Not eine vermeintliche Tugend und verwendet Räder, die jetzt wenigstens halbwegs die üblichen Kilometer bringen; büßen muss das der Oberbau. Aber natürlich ruiniert nicht allein das harte Material allein die Schienen, dazu kommt noch die Fehlanstellung der ersten und letzten Radpaare in Bögen, die ungünstigen Laufeigenschaften von Losradfahrwerken, die ungenaue Geradeaustellung der Portale (Drehgestelle würden sich selbsttätig zentrieren!), der simulierte Sinuslauf und sicher noch einiges mehr, wie z.B. die ziemlich hohe Radlast oder der zusätzliche Schienenverschleiß besonders an Weichen durch die sich rasch hohlfahrenden Laufflächen der ULF-Räder.
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Ferry

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #12 am: 17. Februar 2014, 09:15:57 »
Ganz kurz zusammengefasst zwei wesentliche Punkte:

1) Höhere Belastung pro Rad. Auf die gleiche Länge hat ein ULF nur 4 Radpaare, ein Hochflurgelenktriebwagen hingegen 6. Dies ist natürlich eine höhere punktuelle Gewichtsbelastung.

2) In Kurven werden das erste und letzte Radpaar mitgelenkt, aber vom jeweils hinteren bzw. vorderen Radpaar (da am Bug- und am Heckmodul kein Gelenk ist) Was in normalen Kurven gleisschonend wirkt, wirkt in S-Kurven dafür umso schlimmer, dann sind sie nämlich genau in die Gegenrichtung eingestellt und "fräsen" sich in die Schiene ein.

Wie aber schon öfter erwähnt: Der marode Gleiszustand da draußen kommt nicht nur vom ULF-Einsatz. Niederflurfahrzeuge sind nun mal anspruchsvoller. In Wien hat man halt die Wartung zurückgeschraubt, und das ist das Hauptproblem. Unter den Zweiachsern hat's ja auch schon geklappt…
Ich habe gehört, dass das größte Problem die ungleichmäßige Belastung durch die versetzten Räder ist. Dafür sind die Wiener Gleisanlagen nicht konzipiert. Durch die ungleichmäßige Belastung kommt es zu Spannungen zwischen den beiden Schienen und den dort angebrachten Streben. Und das führt nach und nach zu Schienenbrüchen.

Hat mir eine Fahrer so erklärt. Keine Ahnung, ob's stimmt, aber es klingt plausibel.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

95B

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #13 am: 17. Februar 2014, 09:38:33 »
Ich habe gehört, dass das größte Problem die ungleichmäßige Belastung durch die versetzten Räder ist.

Was meinst du mit "versetzt"?
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

Ferry

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Re: Gleisbelastung
« Antwort #14 am: 17. Februar 2014, 09:44:05 »
Ich habe gehört, dass das größte Problem die ungleichmäßige Belastung durch die versetzten Räder ist.
Was meinst du mit "versetzt"?
Dass die Räder nicht genau vis-à-vis zueinander angeordnet sind, wie es bei einem Achsenpaar der Fall wäre.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")