Autor Thema: Pferdetramway  (Gelesen 95765 mal)

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Re: Pferdetramway
« Antwort #195 am: 16. September 2023, 20:22:09 »
In dem Zusammenhang fällt mir noch ein Austriazismus ein, allerdings ein grammatikalischer aus dem Amtsdeutsch, der heutzutage kaum mehr in Gebrauch ist: das Pauschale. Warum der nicht mehr verwendet wird, weiß ich allerdings nicht. Oder war der stets nur im österreichischen Amtsdeutsch zu finden?

Natürlich gibt es den Ausdruck noch, etwa: das Pendlerpauschale. Wie er entstanden ist, lässt sich auch leicht erklären: "pauschal" ist ein Adjektiv, wenn man das substantiviert verwendet, entsteht daraus eben ein Pauschales oder, mit bestimmtem Artikel, das Pauschale. Analog dazu wird beispielsweise in der Mathematik der Begriff der Geraden verwendet. Eine Gerade, zwei Gerade (und nicht zwei Geraden, wie es etwa bei "eine Geranie, zwei Geranien" wäre).
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WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Pferdetramway
« Antwort #196 am: 16. September 2023, 21:36:49 »
Für mich schaut das so aus, als ob darüber eine ähnlich filigrane Rahmenkonstruktion wäre, auf der eine Plane bzw. Plache befestigt ist. Der Schwerpunkt vom ganzen Wagen, insbesondere mit Personal und Fahrgästen, ist weit genug unten, dass nicht alles umkippt.

Ja eh, aber seit ich erfahren habe, wie stark die Windkräfte auch nur auf einen Sonnenschirm wirken, wundere ich mich halt. Nicht dass das Werkl umkippt (da werden vorher die Staberln brechen), aber dass das Dach eben nicht angehoben oder gebeutelt wird...

Das merkt man schon bei einem Regenschirm, welche Kräfte da wirken. Heute wird daher bei Leuchten, Masten, Fahrzeuge u.s.w im Stammblatt die Windangriffsfläche angegeben. Es hängt aber auch von der Form ab und das gewölbte Dach erinnert an eine Flugzeugtragfläche. Der obere Strömungsweg ist deutlich länger als die untere Durchströmung im Fahrgastraum. Da kann sich durchaus ein Auftrieb bilden. Dazu kommt der Unterdruck und die Verwirbelungen an der windabgewandten Seite des Fahrzeuges. Es ist schon einige Zeit her, dass ein Sturm in der Station Hochschneeberg zwei Vorstellwagen der Zahnradbahn auf die Seite geworfen hat.
Ich bin aber überzeugt, dass man zur Pferdebahnzeit keinen Gedanken dafür verschwendet hat und die Fahrzeuge nach der Regel Versuch und Irrtum und den wenigen Erfahrungen aus dem Vollbahnwagenbau konstruiert hat.

haidi

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Re: Pferdetramway
« Antwort #197 am: 17. September 2023, 23:04:33 »
In dem Zusammenhang fällt mir noch ein Austriazismus ein, allerdings ein grammatikalischer aus dem Amtsdeutsch, der heutzutage kaum mehr in Gebrauch ist: das Pauschale. Warum der nicht mehr verwendet wird, weiß ich allerdings nicht. Oder war der stets nur im österreichischen Amtsdeutsch zu finden?
Pauschale findet sich im Beamten- und VB-Leben zu Hauf für Abgeltung von z.B. Verwendung der eigenen Kleidung in verschmutzenden Bereichen, für das Tragen von Anzügen, wo dies unbedingt erforderlich ist (Kleidungspauschale) und in anderen Bereichen, wo Abgeltungen nicht nach Aufwand, sondern mit einem festen Satz abgegolten werden.
Die Anfänge der Pferdetramway in Wien: Sommerwagen WT 41 Baujahr 1868 posiert für den Fotografen. WT 41 wurde 1884 ausgemustert. Die Technik des Fahrwerks war noch sehr an den Kutschenbau angelehnt: hölzerne Bremsklötze und relativ filigrane Speichenräder mit nur 8 Speichen (Quelle: Lichtbildstelle W.L.).

Wenn ich mir da die vier Staberln anschau, die das Dach tragen - was haben die gemacht, wenn Wind aufgekommen ist? Da ist doch alles davongeflogen?
die "Staberln" scheinen aus Metall zu sein. Aber auch wenn sie aus Holz wären, hatten sie in der Dimension eine hohe Festigkeit
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Katana

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Re: Pferdetramway
« Antwort #198 am: 18. September 2023, 09:07:58 »
In dem Zusammenhang fällt mir noch ein Austriazismus ein, allerdings ein grammatikalischer aus dem Amtsdeutsch, der heutzutage kaum mehr in Gebrauch ist: das Pauschale. Warum der nicht mehr verwendet wird, weiß ich allerdings nicht. Oder war der stets nur im österreichischen Amtsdeutsch zu finden?
Pauschale findet sich im Beamten- und VB-Leben zu Hauf für Abgeltung von z.B. Verwendung der eigenen Kleidung in verschmutzenden Bereichen, für das Tragen von Anzügen, wo dies unbedingt erforderlich ist (Kleidungspauschale) und in anderen Bereichen, wo Abgeltungen nicht nach Aufwand, sondern mit einem festen Satz abgegolten werden.
Ist eine Frage der persönlichen Wahrnehmung.
duden.de sagt, dass die Pauschale aus dem österreichsichen Amtsdeutsch ist und dass das Pauschale veraltet sei.
Bei anderen Wörtern mit Pauschale (z.B. ...angebot, ...besteuerung, ...gebühr) habe ich keine derartigen Einschränkungen gefunden.
Und ist es nicht so, dass praktisch jedem berufstätigen Österreicher das Pendlerpauschale ein Begriff ist, auch wenn er es nicht selber bezieht? duden.de schreibt natürlich die Pendlerpauschale, wiederum ohne Fingerzeig auf Österreich oder Ämter. Andererseits hört man oft "in der Pauschale ist ... inkludiert" und nicht "im".

MK

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Re: Pferdetramway
« Antwort #199 am: 18. September 2023, 09:41:13 »
Das Österreichische Wörterbuch empfiehlt "das Pauschale", im restlichen deutschen Sprachraum heißt es tatsächlich "die Pauschale".
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nord22

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Re: Pferdetramway
« Antwort #200 am: 04. November 2023, 22:02:46 »
Ein Wagen der Linie "Schottenthor - Döbling" (später Type s) wartet bei der Haltestelle der "LOCAL-WAGEN nach HERNALS, WÄHRING, DÖBLING" auf die Abfahrt; links WT 380 = s2 1487 (Foto: Archiv ÖNB).

LG nord22   

nord22

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Re: Pferdetramway
« Antwort #201 am: 25. Dezember 2023, 11:28:47 »
Die Praterstraße als Prachtstraße um 1880 mit dem 1870 gebauten WT Sommerwagen 267; dieser wurde 1883 in 181 umnummeriert und 1886 - 1888 skartiert (Foto: Michael Frankenstein & Comp., Onlinearchiv Wien Museum).

LG nord22

haidi

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Re: Pferdetramway
« Antwort #202 am: 25. Dezember 2023, 12:07:02 »
Die Praterstraße als Prachstraße um 1880 mit dem 1870 gebauten WT Sommerwagen 267; dieser wurde 1883 in 181 umnummeriert und 1886 - 1888 skartiert (Foto: Michael Frankenstein & Comp., Onlinearchiv Wien Museum).

LG nord22
Prachtstraße - eigentlich entsprach sie dem heutigen Straßenbauten in Wien, nur hat  man damals noch keinen Beton verwendet. Das Schwarzweißbild lässt erkennen, dass es kein bisschen Grün gab.
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nord22

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Re: Pferdetramway
« Antwort #203 am: 18. Februar 2024, 16:08:50 »
Ein Wagen der Pferdetramwaylinie Währing Weinhaus - Ringstrasse - Landstrasse - Remise Simmering wartet am heutigen Aumannplatz auf die Abfahrt (Foto: Bezirksmuseum Währing)