Autor Thema: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)  (Gelesen 10176 mal)

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ernestostefano

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Noch drei Wochen darf E1 4756 in Wiens Straßenbahnnetz unterwegs sein.
Ich konnte ihn am 5. Mai 2016 in der Erzherzog-Karl-Straße zwischen den Haltestellen Polgarstraße und Donaustadtstraße fotografieren:

(Dateianhang Link)

Glaube es war der 4756 der ende der 70iger-Jahre abrupt eine Fahrt in der Radetzkystrasse auf einer Mauer der Schule beendete?
Erste Bank. »Wir sind eine Berater Bank und haben kein Geld

haidi

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Glaube es war der 4756 der ende der 70iger-Jahre abrupt eine Fahrt in der Radetzkystrasse auf einer Mauer der Schule beendete?
und - was ich mich erinnere - einer Frau ein Bein kostete
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

hema

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. . . . das Leben!  :o
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13er

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Das mit dem Bein war doch beim Heimito von Doderer ;)
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hema

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Es passt zwar nicht in Thread, aber das war damals sehr dramatisch und eigentlich ein großer Skandal. Das Opfer war eine ältere Frau, der beide Beine im Oberschenkelbereich abgetrennt wurden und die im Spital ihren Verletzungen erlegen ist. Zum Unfall kam es, weil der Fahrer die E-Weiche "vergessen" hat und voll drüber gerauscht ist. Die Weiche ist entweder rechts gestanden oder umgesprungen, der Zug ist im Bogen mit allen Achsen entgleist und am Gehsteig weitergerollt, wo die dort gehende Frau niedergefahren wurde. Dann ist er auf die kleine Mauer vor dem Gymnasium aufgeritten (wie eine Einschienenbahn) auf der er dann zum Stillstand kam. Der Fahrer befand sich als Neuer noch in den"28 Tagen", also ganz am Beginn seiner Karriere. Er war stark alkoholisiert, was komischerweise niemand aufgefallen sein will, obwohl die Leute am Anfang ja besonders überwacht und kontrolliert werden!

Der eigentliche Skandal war, dass die Probleme des Mannes nicht ganz unbekannt waren. Im Schulbetrieb war er nicht gerade aufmerksam und ist gerne eingeschlafen. Ein bewährter Lehrfahrer, der neu im Schulbüro war, hat ihn an einem Fahrtag zur praktischen Ausbildung bekommen und sofort dessen bedenklichen Zustand bemerkt. Er hat ihn nicht fahren lassen und das weitergemeldet. Als Folge wurde der Mann dann nur mehr anderen Instruktoren zugeteilt, man wollte ihm schließlich das Leben nicht verbauen, hat er doch versichert, dass alles ein einmaliger Ausrutscher war. Ein paar Wochen später kam, was kommen musste und wieder einmal war alles unerklärlich und keiner hat irgendwas gewusst oder geahnt.

Und der böse Fahrlehrer, der ihn nicht zum Straßenbahner werden lassen wollte? Der durfte seine Berufslaufbahn bis zur Pension wieder als kleiner, aber engagierter (Lehr-)Fahrer an seinem Stammbahnhof fortsetzen.  8)
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Operator

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Es passt zwar nicht in Thread, aber das war damals sehr dramatisch und eigentlich ein großer Skandal. Das Opfer war eine ältere Frau, der beide Beine im Oberschenkelbereich abgetrennt wurden und die im Spital ihren Verletzungen erlegen ist. Zum Unfall kam es, weil der Fahrer die E-Weiche "vergessen" hat und voll drüber gerauscht ist. Die Weiche ist entweder rechts gestanden oder umgesprungen, der Zug ist im Bogen mit allen Achsen entgleist und am Gehsteig weitergerollt, wo die dort gehende Frau niedergefahren wurde. Dann ist er auf die kleine Mauer vor dem Gymnasium aufgeritten (wie eine Einschienenbahn) auf der er dann zum Stillstand kam. Der Fahrer befand sich als Neuer noch in den"28 Tagen", also ganz am Beginn seiner Karriere. Er war stark alkoholisiert, was komischerweise niemand aufgefallen sein will, obwohl die Leute am Anfang ja besonders überwacht und kontrolliert werden!

Der eigentliche Skandal war, dass die Probleme des Mannes nicht ganz unbekannt waren. Im Schulbetrieb war er nicht gerade aufmerksam und ist gerne eingeschlafen. Ein bewährter Lehrfahrer, der neu im Schulbüro war, hat ihn an einem Fahrtag zur praktischen Ausbildung bekommen und sofort dessen bedenklichen Zustand bemerkt. Er hat ihn nicht fahren lassen und das weitergemeldet. Als Folge wurde der Mann dann nur mehr anderen Instruktoren zugeteilt, man wollte ihm schließlich das Leben nicht verbauen, hat er doch versichert, dass alles ein einmaliger Ausrutscher war. Ein paar Wochen später kam, was kommen musste und wieder einmal war alles unerklärlich und keiner hat irgendwas gewusst oder geahnt.

Und der böse Fahrlehrer, der ihn nicht zum Straßenbahner werden lassen wollte? Der durfte seine Berufslaufbahn bis zur Pension wieder als kleiner, aber engagierter (Lehr-)Fahrer an seinem Stammbahnhof fortsetzen.  8)
Interessante Geschichte, gibt es da vielleicht noch Archivmaterial oder gar Pressemeldungen dazu?

13er

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Interessante Geschichte, gibt es da vielleicht noch Archivmaterial oder gar Pressemeldungen dazu?
Wenn man ein genaues Datum wüsste, dann gibt es sicher was dazu in der Arbeiterzeitung!
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Klingelfee

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Was mich an der Geschichte etwas irritiert ist die Tatsache, dass man den jungen Fahrlehrer wieder zum Fahrer dekratiert (mit welcher Begründung) hat. Ihm aber trotzdem die Berechtigung des Lehrfahrer gelassen hat.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

95B

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Was mich an der Geschichte etwas irritiert ist die Tatsache, dass man den jungen Fahrlehrer wieder zum Fahrer dekratiert (mit welcher Begründung) hat. Ihm aber trotzdem die Berechtigung des Lehrfahrer gelassen hat.

Man hat ihn halt einfach wieder in seinen vorigen Zustand versetzt. Hätte man ihm die Lehrfahrerei auch weggenommen, wäre es womöglich aufgefallen.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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hema

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Wenn man ein genaues Datum wüsste, dann gibt es sicher was dazu in der Arbeiterzeitung!
Wenn du so drum bettelst!  ;)

http://www.arbeiter-zeitung.at/cgi-bin/archiv/flash.pl?seite=19740817_A07;html=1



Der besagte Lehrfahrer war nicht (menr) jung, sondern ca. 50 Jahre alt. Er war nur "jung" im Schulbüro, sprich seit kurzer Zeit!
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nord22

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Das war nicht der erste schwere Unfall mit E1 4756; siehe http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=5367.0:
Umschmeißen des c2 1045 im Juni 1973 auf der Linie 6, da E1 4756 durch ein Geamaticversagen vor einer Kurve nicht mehr bremsen konnte.

nord22

hema

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Es war kein Geamatic-Versagen, sondern ein Versagen der Werkstatt. Die Stange, welche die Bewegungen des Steuerhebels auf die Schrittmotorsteuerung überträgt, war offenbar schlampig montiert und hat sich gelöst*, wodurch der Steuerhebel sich nur mehr leer hin und her bewegen ließ. Der Wagen war auf einer Testfahrt und der Fahrer dürfte leider kein Routinier gewesen sein, sondern grad Gelegenheitsfahrer am freien Tag, sodass er, außer gehörig zu erschrecken, keine sinnvolle Reaktion setze. Als Konsequenz baute man direkt beim Steuerhebel einen kleinen Schalter ein, der bei Erreichen der Notbremsraste völlig autark die Schienenbremse einschaltet.

Warum man überhaupt die Gestänge-Lösung gewählt hat und nicht einen "Joystick" verwendet (hat) der die Steuerbefehle direkt weitergibt, wissen wohl nur die "Götter der tausend Ausreden und gefälligen Begründungen"!  8)




*) Als mir mal ähnliches mit dem Auto passierte (die Schrauben des Schaltgestänges haben sich nach einer Reparatur gelöst), gab es in der Werkstatt nicht nur ein ordentliches Donnerwetter seitens des Meisters und eine hochnotpeinliche Entschuldigung bei mir, sondern als Wiedergutmachung noch eine gratis Fahrwerksvermessung und Einstellung der Lenkung (Wert ca. 500,– Schilling)!  :up:
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95B

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Warum man überhaupt die Gestänge-Lösung gewählt hat und nicht einen "Joystick" verwendet (hat) der die Steuerbefehle direkt weitergibt, wissen wohl nur die "Götter der tausend Ausreden und gefälligen Begründungen"!  8)

Stufenlose Joysticks, wie man sie heute kennt, gab es noch keine. Das Gestänge wirkt außerdem als Übersetzung, das die Hebelbewegung (insgesamt etwas über 90 Grad) am Potentiometer in fast volle 360 Grad wandelt und zudem die Nockenschalter der Geamatic betätigt.
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Ferry

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Wenn du so drum bettelst!  ;)

http://www.arbeiter-zeitung.at/cgi-bin/archiv/flash.pl?seite=19740817_A07;html=1

Interessant, dass in dem Artikel der Vorname des Fahrers einmal als "Rudolf" und einmal als "Richard" angegeben ist.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

U4

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Interessant, dass damals die vollen Nachnamen geschrieben wurden - damals gab es noch keinen Datenschutz!
🥒 Haltestelle NEU -  die schlechteste Version seit Beginn der Haltestellen, Stangln die fast nicht zu sehen sind im Bild der Stadt