Autor Thema: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern  (Gelesen 22625 mal)

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95B

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Hihi... das Photo sieht aus, wie auf einer der Visualisierungen von Architekten der heutigen Zeit. Mit dem Unterschied, daß die Visualisierungen absolut nichts mit der Realität gemein haben –
ähnlich wie am K2.
Woran kann man jede Visualisierung eindeutig einem Architekten zuordnen? ––> An den Unmengen fröhlich dreinschauender, wahl- und ziellos herumflanierender Personen, die in solche Abbildungen eingearbeitet werden. Ich hatte gestern das "Vergnügen", einem Kurzvortrag von Johannes Tovatt, Verfasser des Masterplans für das Flugfelddie Seestadt Aspern, beizuwohnen... und habe selten so etwas Weltfremdes erlebt. Eine genauere Schilderung wäre hier eindeutig off-topic; sollte eine Diskussion über das Flugfeld und seine geplante verkehrliche Anbindung gewünscht sein, bitte hier kundtun, dann wird es einen eigenen Thread dafür geben.
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moszkva tér

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #1 am: 15. Februar 2011, 09:52:16 »
Eine genauere Schilderung wäre hier eindeutig off-topic; sollte eine Diskussion über das Flugfeld und seine geplante verkehrliche Anbindung gewünscht sein, bitte hier kundtun, dann wird es einen eigenen Thread dafür geben.
Würde mich sehr interessieren  :up:

Schienenbremse

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #2 am: 15. Februar 2011, 09:55:34 »
Bitte sehr! :)

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #3 am: 15. Februar 2011, 10:00:47 »
... sollte eine Diskussion über das Flugfeld und seine geplante verkehrliche Anbindung gewünscht sein, bitte hier kundtun, dann wird es einen eigenen Thread dafür geben.
Ich tu mein Interesse hiemit kund.

Auf der einen Seite wird eine Mondlandschaft (NeuHasankeyf?) mit einer U-Bahn erschlossen, und auf der anderen Seite können sich die Anrainer in den westlichen und südlichen Innenbezirken noch immer mit einer überfüllten Autobuslinie und einer Scheindiskussion betreffend Wiedererrichtung einer Straßenbahn herumärgern.

moszkva tér

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #4 am: 15. Februar 2011, 10:11:31 »
 :up:
Dann gleich mein Senf:
Ich finde es faszinierend, dass man eigentlich seit jeher die ÖV-Anbindung von Transdanubien vernachlässigt hat, dabei wäre es der ideale Ort, Schnellstraßenbahnen zu bauen. Breite Straßen, keine Berge, dicht besiedelte, aber isolierte Siedlungen, die keineswegs eine U-Bahn rechtfertigen.

Nun baut man die Seestadt, und man investiert in den ÖV.  Aber alles ist Seestadtzentristisch, eine U-Bahn und bis zu zwei Straßenbahnlinien sollen dorthinführen. Als ob es in Transdanubien sonst nichts gäbe, was erschließenswert wäre. Essling, Süßenbrunn, Breitenlee müssen weiterhin darben. Und die Straßenbahn zur Siedlung in der Quadenstraße hätte schon vor 30 Jahren gebaut gehört.

95B

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #5 am: 15. Februar 2011, 10:27:27 »
Weiter im Kontext: Der Masterplaner stellte anhand einer Reihe von typischen Architekten-CAD-Visualisierungen (mit hunderten fröhlich dreinschauenden jungen Menschen auf der Straße) sein Projekt vor, ohne auch nur im Geringsten auf die Umgebung "seines" Stadttteils einzugehen. Er verglich frischfröhlich die Größe des Flugfelds mit der Inneren Stadt oder den Bezirken 6 und 7, wollte (oder konnte?) aber nicht darauf eingehen, wie sich ein aus dem Boden gestampfter Stadtteil dieser enormen Größenordnung auf die Umgebung im 22. Bezirk auswirkt. Ja... Autos waren auf den Bildern nicht zu sehen, die Straßen schienen alle reinste Fußgängerzonen zu sein, bisweilen durchpflügt von futuristisch anmutenden, überbreiten Straßenbahnzügen. Eine Abbildung zeigte eine U-Bahn-Station in Hochlage: ohne Windschutz, nur aus einem Mittelbahnsteig samt Dach bestehend! Auch wenn es nicht sehr schön aussieht: Es hat schon seinen Grund, warum die Mittelbahnsteig-Hochstationen unserer U-Bahn eingehaust sind. Wer erinnert sich nicht an das Warten in der früher noch nicht eingehausten Station (Zentrum) Kagran, wo man im Winter trotz dichter Intervalle zum Eiszapfen wurde? Natürlich... eine Darstellung der U-Bahn mit Blick vom Bahnsteig auf eine große Piazza (mit hunderten fröhlich dreinschauenden jungen Menschen auf der Straße - haben die alle keine Arbeit?) ist nicht möglich, wenn man die Station realistischerweise eingehaust darstellt...

Weitere Bilder zeigten den heute üblichen gesichtslosen Mix aus Wohnbauten mit Geschäftszonen im Erdgeschoß und Hochhäusern. Na, ich möchte nicht wissen, wie der Wind dort durch die Straßen pfeift, wenn das wirklich so errichtet wird. Schließlich ist nirgends ein Grünraum eingeplant, der die Funktion eines Windfängers übernimmt. Die Bäume werden, wie heute üblich, mehr nach ästhetischen als nach praktischen Gesichtspunkten gepflanzt... und bis so ein junges Krewegerl einmal ein ausgewachsener Baum ist, dessen Krone ordentlich Schatten und Windschutz bietet, vergehen auch ein, zwei Jahrzehnte - wenn es in seiner Baumscheibe nicht vorher eingeht.

Der ebenfalls anwesende Reinhard Seiß fuhr in der Diskussion, die an die Vorträge anschloss (neben dem Flugfeld wurden auch Alterlaa und das Kabelwerk als Projekte der Stadtentwicklung vorgestellt), schwere Geschütze gegen das Flugfeld auf - freilich nicht in Richtung des Masterplaners Tovatt, der ja nichts dafür kann, dass sein in sich durchdachtes (gleichwohl aber nicht an die Umgebung angepasstes) Projekt für eine Reihe negativer Entwicklungen sorgen wird, sondern vielmehr in Richtung Stadtregierung, die für die unzulängliche Verschmelzung des Flugfelds mit seiner Umgebung verantwortlich ist. So werden weiterhin in der Umgebung Standorte für "Nah-"Versorger eingerichtet werden, die nur mit dem Auto erreichbar sind, und auch der zukünftige Bewohner des Flugfelds wird dann ein Auto brauchen, da er die Dinge seines täglichen Bedarfs nicht in den leerstehenden Geschäftslokalen der Seestadt bekommen wird. Seiß prangerte vor allem an, dass die Erschließung des Flugfelds rein durch die U2 erfolgen wird (bei gleichzeitiger De-facto-Einstellung der S80) und vor allem die kleinräumigen Verbindungen innerhalb Transdanubiens vernachlässigt würden. Die U2 lädt höchstens zum Verlassen des Geländes ein.

Und so komme ich wieder zurück zum Anfang meines Postings, den unsäglichen CAD-Visualisierungen und ihren hunderten fröhlich dreinschauenden jungen Menschen auf der Straße. Wie wird es wirklich einmal ausschauen, wenn das Flugfeld fertig bebaut ist? Im Sommer werden die Straßen leer sein. Die Sonne brennt unnachgiebig auf die weiten, ebenen, zubetonierten Flächen, durch die Wasserfläche ist die Luft unangenehm feucht - kein einladendes Mikroklima. Im Herbst und Winter peitscht der Wind über die Plätze und pfeift durch die Straßen. Nirgends findet er Widerstand, da es keine Kanten gibt - alles ist gerade oder abgerundet, sodass der Wind ideal kanalisiert werden kann. Da muss man schon froh sein, dass dank unserer hirnrissigen Gesetzgebung ausreichend Pkw-Stellplätze mitgebaut wurden und die Autos in der hauseigenen Tiefgarage stehen und nicht auf der unwirtlichen, identitätslosen Straße.

Zugegeben, das war jetzt sehr tendenziell formuliert - aber es entspricht meiner Meinung: Ich halte absolut nichts von so einer großflächigen Reißbrett-Stadtentwicklung und schon gar nichts von dem ideen- und formlosen weiß-grauen Einheitsbrei der heutigen Architekten. (Der Einheitsbrei der Gründerzeit war auch nicht viel ideenreicher, mag man jetzt einwenden, die damaligen Bauten haben auch alle mehr oder minder dasselbe Aussehen. Ja! Aber die Proportionen haben damals noch gepasst, sodass die Bauten im Gegensatz zu den heutigen Elaboraten stimmig wirken.)
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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #6 am: 15. Februar 2011, 10:38:04 »
ganz d'Accord. Wie sich sowas gestaltet kann man ja am Nordbahnhofgelände 1:1 beobachten - tote Erdgeschoßzonen, Megablocks, unwirtliche Architektur. Die Visualisierungen selbst - auch da muss ich wieder mal Frankreich bemühen: Dort sieht das dann später exakt so aus wie vorher auf den bunten Illustrationen. Ein Beispiel: http://www.tramway.at/nizza/ .
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #7 am: 15. Februar 2011, 11:12:31 »
Und die Straßenbahn zur Siedlung in der Quadenstraße hätte schon vor 30 Jahren gebaut gehört.
Noch 10 Jahre dazu, und es gab dort eine Straßenbahn!  ;)

Mit einer handvoll Megaprojekten steht man halt eher im Rampenlicht als mit vielen, kleinen sinnvollen, aufeinander abgestimmten Projektchen, die viel Arbeit und viel Nutzen verursachen, aber als Gesamtes nicht so sichtbar sind. Jedes einzelne dieser Projektchen rechtfertigt halt nicht große Politikeransprachen und Wahlveranstaltungen. Wann soll man denn dann medienwirksam die Schnur durchschneiden?

Und so komme ich wieder zurück zum Anfang meines Postings, den unsäglichen CAD-Visualisierungen und ihren hunderten fröhlich dreinschauenden jungen Menschen auf der Straße. Wie wird es wirklich einmal ausschauen, wenn das Flugfeld fertig bebaut ist?

In der Informationstechnologie spricht man in solchen Fällen dann nicht nur von Hard- und Software, sondern von "Foilware".  ;)

@95B: Was ist denn dort genau geplant? Ähnliche Megaklötze wie an der Brünner Straße? Wer bzw. welche Bevölkerung soll diesen Stadtteil dann besiedeln? Woher soll diese kommen? Womit wird man die künftigen Einwohner anlocken? Vielleicht ist mein Weltbild zu verbohrt und beschränkt, ich kann mir nämlich kaum eine wesentlich andere Gegend vorstellen, von wo Einwohner bereit wären, dorthin zu übersiedeln, als von Hasankeyf.


95B

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #8 am: 15. Februar 2011, 11:34:24 »
Die Visualisierungen selbst - auch da muss ich wieder mal Frankreich bemühen: Dort sieht das dann später exakt so aus wie vorher auf den bunten Illustrationen. Ein Beispiel: http://www.tramway.at/nizza/ .
In Frankreich, noch dazu nahe am Meer, ist die Kultur anders, dort zieht es die Menschen viel mehr in den Straßenraum als bei uns - da mag auch das Klima seinen Beitrag dazu leisten. Bei uns darf man eben keine Plätze bauen und darauf hoffen, dass sie sich von selber beleben werden. Das findet nämlich nicht statt. Wo es bei uns funktioniert (Yppenplatz, Gaußplatz), da war erstens schon vorher Leben im Straßenraum vorhanden und zweitens herrscht dort - durch die Zuwanderer - teilweise eben eine Kultur, bei der der Straßenraum ins Leben mit einbezogen wird.

Uns mitteleuropäischen Stadtbewohnern hat man halt blöderweise schon im Kindesalter beigebracht, dass die (von Haus aus gefährliche!) Straße nur dazu da ist, Autos abzustellen. Das wird zumindest noch eine Generation dauern, bis man davon wieder weit genug weg kommt.

@95B: Was ist denn dort genau geplant? Ähnliche Megaklötze wie an der Brünner Straße? Wer bzw. welche Bevölkerung soll diesen Stadtteil dann besiedeln? Woher soll diese kommen? Womit wird man die künftigen Einwohner anlocken?
Diese Fragen kann dir am ehesten http://www.aspern-seestadt.at/ beantworten.
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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #9 am: 15. Februar 2011, 12:07:44 »
Diese Fragen kann dir am ehesten http://www.aspern-seestadt.at/ beantworten.
Diese Seite ist leider sehr im Stil von Foilware gehalten: z.B. "innovative „Stadthäuser“ statt anonymer Wohnblöcke".

Zitat
Lebensqualität ist einer der wichtigsten Standortfaktoren Wiens - aspern Die Seestadt Wiens baut auf dieser Lebensqualität Wiens auf und wird sie noch weiter ausbauen. Wohnen ist ein essentieller Teil, der die Lebensqualität einer Stadt ausmacht. Darum bietet die Wien 3420 AG innovative Produkte an - wie die aspern Baugruppen.

Baugruppen machen möglich, was sonst nur Häuslbauern am Land vorbehalten bleibt: individuell bauen und wohnen - und das in urbaner Umgebung!

Nähere Infos zu den Baugruppen und die Möglichkeit zur Vernetzung finden Sie auf dem eigens eingerichteten Projektblog www.aspern-baugruppen.at !

Und dann: http://www.aspern-baugruppen.at/stories/32514/

Auf dem Bild sieht man dann aber gleich wieder Wohnklötze, die alles andere als individuell geplant ausschauen.

Bis man aus der zu 90% aus Floskeln bestehenden Foilware dann das herausgelesen hat, was wirklich geplant ist, braucht man einige Zeit und Erfahrung.

coolharry

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #10 am: 15. Februar 2011, 13:31:49 »
Ich dacht schon ich bin der einzige der so über diese gesichtslose Einheitsarchitektur denkt. Das gut nutzbare Wohnblöcke keine total verschnörkselte Architektur haben können, ist irgendwie logisch. Nur das was teilweise abgeliefert wird ist nicht architektonisch sondern komerziell. Viel zum vermietbaren Wohnraum (Geschäftsraum) deklarieren.
Hab mir mal in einer ruhigen Minute (waren ein paar mehr) den Masterplan Seestadt angesehen. War ja auf den ersten Blick vielversprechend. Breite Boulevards mit einer Hauptfussgängerzone.
Wenn man dann weiter gelesen hat, war auf einmal nix mehr mit Fussgängerzone. Fussgängerzone erst bei gesamt Fertigstellung der Seestadt (also nie).
Und die breiten Plätze ohne Bäume mit meist grausigem Strassenpflaster. Ich brauch mir nur den Wallensteinplatz anschauen und weiß genau was denen dort blüht.
Vor dem Umbau war der Wallensteinpaltz sicher nicht der Fussgänger freundlichste Platz der Welt, aber er hatte etwas, was ihm heute fehlt. Charme.

Bei uns draussen in Simmering (Leberberg) gibts so einen Paltz wie von 95b beschrieben. Dort Pfeift der Wind und die paar Bäume die herum stehen, können einen fast leidtun. Wäre der Platz wesentlich einladender Gestaltet, wäre nicht nur der Lärm besser geschluckt, er wäre auch ziemlich sicher sehr belebt. So tummeln sich die Menschen dort, wo der Platz am schönsten (am praktischten ist), bei der Blumeninseln vorm Merkus. Da kann man im Schatten bei den Blumen sitzen. Ums Eck ist maximal der Gastgarten vom Merkus Restaurant belebt. Alle anderen "flüchten" von dem Platz.

Aber um aufs ursprungs Thema zurück zu kommen.
Der komische Stadtteil wird den Leuten, vorallem die rundherum wohnen, noch viel kummer bereiten. Die A23 Anbindung ist ja schon zu grabe getragen worden, und da der Spritpreis bis 2015 sicher nicht so hoch ist, dass niemand mehr mit dem Auto fährt, wirds sich auf den umliegenden Strassen stauen.
Und die Straßenbahn verlängerungen ins Flugfeld sind auch nur da damits auf den Plänen besser ausschaut. Die werden vermutlich auch nicht kommen. Somit wird das eine schöne Sattelitenstadt der 70er.

Grüße

Harald
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

moszkva tér

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #11 am: 15. Februar 2011, 13:42:25 »
Ja... Autos waren auf den Bildern nicht zu sehen, die Straßen schienen alle reinste Fußgängerzonen zu sein, bisweilen durchpflügt von futuristisch anmutenden, überbreiten Straßenbahnzügen.
Vor ca. einem Jahr habe ich im Besucherzentrum das Modell der Seestadt betrachtet - visualisiert ist ein Dreiwagen-ULF  :D
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Zitat
(mit hunderten fröhlich dreinschauenden jungen Menschen auf der Straße - haben die alle keine Arbeit?)
Generation Praktikum halt.  ;)
Zitat
(Der Einheitsbrei der Gründerzeit war auch nicht viel ideenreicher, mag man jetzt einwenden, die damaligen Bauten haben auch alle mehr oder minder dasselbe Aussehen. Ja! Aber die Proportionen haben damals noch gepasst, sodass die Bauten im Gegensatz zu den heutigen Elaboraten stimmig wirken.)
Heute sind die Gründerzeitwohnungen großteils super, aber man darf nicht vergessen, als die gebaut wurden, sahen sie außen aus wie ein kleines Schloss Schönbrunn und innen haben die Leute im Elend gehaust. Bis zu 15 Leute in einer Wohnung, die heute maximal als Garconniere durchgehen würde - dafür Klo und Wasser am Gang. Typisch Wien eben, nur eine schöne Leich' ist wichtig.

Bis man aus der zu 90% aus Floskeln bestehenden Foilware dann das herausgelesen hat, was wirklich geplant ist, braucht man einige Zeit und Erfahrung.
Wo glaubst du, fließt ein Großteil der Arbeit der Stadtplanung hinein? In die Planung, oder ins Vermarkten?  ;)

W_E_St

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #12 am: 15. Februar 2011, 13:51:34 »
Und im Endeffekt wird sich dort (falls die Wohnungspreise nicht zu astronomisch sind) wieder weitgehend die Unter- und untere Mittelschicht sammeln, mit entsprechenden sozialen Auswirkungen *hust* Muttertag *hüstel*
Vermutlich gewürzt mit hohen Leerstandsraten wie in den Gasometern.

Abgesehen davon: so einheitlich war der Gründerzeit-Einheitsbrei auch nicht - alleine schon durch die völlig unterschiedlichen Sockelzonentypen (ebenerdiges Erdgeschoß oder sehr hoch liegendes Hochparterre mit mindestens halb oberirdischem Souterrain) wirken die Straßenzüge auf mich abwechslungsreicher, die doch meistens aus verschiedenen Katalogen zusammengestellten Stuckornamente (Häuser aus dem selben Katalog nebeneinander sind nicht so häufig) tun ein Ihriges und sorgen für Abwechslung. Wirklicher Einheitsbrei ist meiner Meinung nach erst nach dem 1. Weltkrieg eingezogen, als plötzlich ganze Siedlungen nach dem selben Bauplan errichtet wurden, ein Haus wie das andere, besonders dann nach dem 2. Weltkrieg.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

Ferry

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #13 am: 15. Februar 2011, 13:57:05 »
Eine Abbildung zeigte eine U-Bahn-Station in Hochlage: ohne Windschutz, nur aus einem Mittelbahnsteig samt Dach bestehend! Auch wenn es nicht sehr schön aussieht: Es hat schon seinen Grund, warum die Mittelbahnsteig-Hochstationen unserer U-Bahn eingehaust sind. Wer erinnert sich nicht an das Warten in der früher noch nicht eingehausten Station (Zentrum) Kagran, wo man im Winter trotz dichter Intervalle zum Eiszapfen wurde?
In der WLB-Station Gutheil-Schoder-Gasse konnte man dieses Feeling bis vor einigen Jahren noch erleben (seither war ich nicht mehr dort). Prädikat "erlebenswert"! Ich bin ja bei Gott kein Leichtgewicht, aber sogar ich hatte damals einige Schwierigkeiten, mich dort auf den Beinen zu halten.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

moszkva tér

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Re: Vom Flugfeld zur Seestadt: das Stadterweiterungsgebiet Aspern
« Antwort #14 am: 15. Februar 2011, 14:01:51 »
Wirklicher Einheitsbrei ist meiner Meinung nach erst nach dem 1. Weltkrieg eingezogen, als plötzlich ganze Siedlungen nach dem selben Bauplan errichtet wurden, ein Haus wie das andere, besonders dann nach dem 2. Weltkrieg.
Das würde ich nicht bedingungslos unterschreiben. Die klassischen Gemeindebauten mit ihren großen, begrünten Höfen haben schon was tolles.
Die neuen Siedlungen ab den 1990ern sind auch tlw. nicht so schlecht, weil die Bauprojekte wieder kleinteiliger wurden, somit wirkt alles besser gegliedert.
Wirklich katastrophal finde ich nur die Bauten aus den 1960ern bis 1980ern, die waren wirklich einfallslos, sowohl architektonisch als auch von der Bausubstanz her.

Ich denke ja, dass die Seestadt nicht unbedingt ein Misserfolg sein muss. Das Problem wird sicher nicht sein, dort genügend Bewohner hinzubringen. Das Problem wird eher sein, einen entsprechenden Nutzungsmix herzustellen, damit sie nicht reine Schlafstadt wird.