Und wenn du so eine Abneigung gegen die Seestadt hast, dann ist es besser du fährst überhaupt nicht mehr dorthin. Auf Personen mit so einer Einstellung kann ich gerne in meiner Umgebung verzichten.
Mancher kann sich vielleicht nicht aussuchen, wo er hinfährt. Vielleicht wohnt die Familie dort, vielleicht Freunde ...
Ich war vor ein paar Monaten das letzte Mal in der Seestadt – unter der Woche am Vormittag, ich hatte frei. Von pulsierendem Leben habe ich nicht viel gemerkt, es hat alles sehr steril und ausgestorben gewirkt. Die uneinheitliche Aneinanderreihung von nicht aufeinander abgestimmten, aber dennoch identitätslosen Baukörpern sorgt für Irritation und so manche bauliche Maßnahme war für mich einfach nicht nachvollziehbar: halböffentliche Abkürzungen, die über absichtlich aus dem Niveau gebrachtes Gelände führen und somit erst recht nicht barrierefrei sind, Stolperfallen (nicht einmal kniehohe Mäuerchen) quer über Plätze, die man in direkter Linie (dahinter fangen Gehwege an) nur übersteigen kann (aber mach das einmal mit Gehstock oder Kinderwagen!), halboffene Strukturen mit hohem Angstraumpotenzial, Wildwüchse an Zäunen kreuz und quer ... dazu mangelhafte Infrastruktur. Geschäfte, die bereits den Abverkauf laufen haben, bevor sie richtig eröffnet haben, Leerstand, Verschleuderung von Geschäftsflächen an Mieter, die die Kosten mit dem, was sie dort tun, im Leben nicht erwirtschaften können, teilweise werden die Flächen auch als Büros genutzt.
Es mag sein, dass die Gegend für die Bewohner lebenswert ist. Ich wohne nicht dort, habe mit niemandem, der dort wohnt, ausführlichen Kontakt und kann das daher nicht beurteilen. Als Außenstehender präsentiert sich mir die Seestadt allerdings als nahezu allumfassendes Beispiel rundum missglückter Stadtplanung. Vom ursprünglichen Konzept her war sie durchaus vielversprechend, wenngleich man so einer künstlichen Satellitenstadt auf der grünen Wiese als Raumplaner natürlich mit einer gewissen Grundskepsis entgegenblicken kann. Im gewohnten Zusammenspiel von Magistrat, rotem Sumpf und geldgierigen Immobilienentwicklern ist letztendlich ein Quartier des Versagens halbherziger hoheitlicher Maßnahmen entstanden.
Vielleicht hätte man den Hollerbusch doch stehenlassen sollen.