Soweit ich die Erzählung im Kopf habe, kam seinerzeit "von ganz oben" der Wunsch, die Haltestellen neu zu gestalten. Daraus wurde die "Haltestelle neu", die man in Kagran bewundern konnte - für den Fahrgast unbrauchbarerer, aber umso teurerer Elektronik-Klimbim. Dann war eine Weile Ruhe; aus welcher Ebene der erneute Wunsch nach neuen Pfosten kam weiß ich nicht. Den Verantwortlichen für die erste HST kenne ich, inzwischen ist er in Pension. Er nannte bei der Pfostenlösung den Wunsch, "den Christbaum abzuräumen" - anscheinend war der alte Löffelsteher irgendwem ein Dorn im Auge. Von außen sieht das so aus wie ein Auftrag was neues zu machen, ohne dass sich die Ausführenden dann konkret überlegt haben, welche Info wo notwendig ist (erinnert euch an das zögerliche Nachrüsten der ersten Haltestellen mit den Basics wie Liniennummer).
Prinzipiell ist ja gegen eine neue, bessere Lösung garnichts einzuwenden, und ich will jetzt auch nicht nach meinem persönlichen Geschmack gehen; allerdings sieht man am Edelpfosten, dass die Basics der Fahrgastinformation nicht verstanden werden. Was braucht der Fahrgast wann & wo? Und zwar der im Zug und der Einsteigende? Die nun große Haltestellenbezeichnung ist sicher ein Fortschritt - aber nicht quer zur Blickachse des Fahrgastes in der Bahn. Der Einsteiger weiß dagegen üblicherweise, wo er ist bzw ist es nicht so wichtig. Das Liniensignal ist wichtiger, und das muss man nun am Pfosten suchen, da es zwischen diversen Logos und Schriftzügen untergeht - und es ist weiß auf rot, viel weniger prominent als das grüngelbe H, das man ruhig hätte an unauffälliger Stelle verstecken können, wenn es schon angeblich vorgeschrieben ist.
Nächste Punkt: die dynamische Anzeige. Die alte Version ist inzwischen Steinzeit, der Versuch, das mit E-Paper zu lösen völlig verkehrt, das ist nicht die richtige Technologie für sowas - Farbbildschirme sind inzwischen die billige Standardlösung, auch die Schriftgrößen sind völlig falsch gewählt. Auch die kleine E-Paper-Anzeige ist katastrophal, die dafür entworfene Grafik unübersichtlich, der 4. Screen sowieso völlig gaga, und die Reaktionszeit zu lang - zwischen Knopfdrücken und Reaktion ist mindesten eine Sekunde, da drückt man vorher mehrmals nochmal, und dann springt die Anzeige wild rum.
Insgesamt hat man den Eindruck, dass hier mit der Materie nicht vertraute Personen irgendwas basteln, weil es halt aufgetragen wurde.
Zum Leitsystem der U-Bahn noch, weil das ja auch erwähnt wurde: Das ist prinzipiell fantastisch konzipiert, allerdings haben auch hier spätere Eingriffe Chaos angerichtet. Anfangs war es ganz klar: Hinweise auf Eingänge weiß mit schwarzer Schrift (Blick Straße > dunkler Eingang, gut zu sehen), auf Ausgänge schwarz mit weißer Schrift (Blick Passage > Außen bzw Himmel, gut zu sehen), linienbezogene Schilder weiße Schrift auf Linienfarbe (geht mit mit Auf- und Durchlicht). Die Sekundärinformation auf dem schwarzen Band zeigt nur die gerade relevante Info - wenn die Tramway zB nur an einem Stationsende verkehrt, dann nur das Symbol, nicht die Linien (zB Schottentor). Die WiLi haben dann angefangen, Gleisnummern zu vergeben, die den Fahrgast nie betreffen - sinnlose Zusatzinformation, siehe aktuelles Bild von der Seestadt, da gehört nur rechts der Hinweis "U2 Karlsplatz", und fertig, alles andere ist sinnlos oder unvollständig, obendrein nicht im intuitiven System.
Informationsvermittlung ist eine Wissenschaft, da gibt es Fachleute, anderswo wird das genauest entworfen. Natürlich geht es noch schlechter (zB U-Bahn München), aber man könnte sich ja mal Profis ins Haus holen, die wissen, was sie tun. Über den Vektorenfriedhof, der "Netzplan" genannt wird, will ich garnicht reden, das ist sowieso eine Dauerkatastrophe bei VOR und WiLi, schon seit dem Ende der Stadtbahnzeit.