Nur: Wenn die Alternative eine Wohnung in Strebersdorf oder Rodaun ist, verstehe ich jeden, der sagt, dann ziehe ich noch ein paar Kilometer weiter und habe es schöner.
Was ist so schlecht an Rodaun? Gerade mit Kindern würde ich sofort dort hinziehen, da es eine schöne und ruhige Wohngegend und ein guter Kompromiss zwischen Grünlage und trotzdem noch Wien ist. Es gibt auch gute Schulen und alles was man als Famile braucht. Bei Quadratmeterpreisen von 1.000 Euro für ein Baugrundstück und 5.000 Euro für eine Eigentumswohnung muss man allerdings Millionär sein, um sich das heute noch leisten zu können.
Die allerwenigsten ziehen ins Umland, weil sie nicht in Wien bleiben wollen.
Stimmt, Rodaun war ein schlechtes Beispiel, aber denken wir zB an die Seestadt. Wobei Rodaun insofern wieder ein gutes Beispiel ist, weil das Pendlerverhalten dort nicht so viel anders als im benachbarten NÖ, dh ein hoher Autoanteil.
Deinen letzten Satz unterschreibe ich aber zu 100%, das ist auch meine Erfahrung. An der Anforderung, dass in einer Wohnung ab einem gewissen Alter jedes Kind ein eigenes Zimmer haben solle, hat sich meiner Erfahrung nach nichts geändert, und das bedingt halt Wohnungen von 100-120m² aufwärts. Und die sind eben für viele nicht mehr leistbar.
Nicht zu unterschätzen ist im Übrigen - da schränke ich meine vorherige Aussage ein bisschen ein - zumindest bei Akademikern jene Gruppe, die zum studieren nach Wien gekommen ist, bis 30+ gerne hier lebt, dann Kinder bekommt und sich wünscht, sie sollen wie die Eltern auch am Land aufwachsen.
Mein Fazit: Die Motive fürs rausziehen sind unterschiedlich, aber selten eine Abneigung gegen Wien. Unterschiedliche Motive eignen sich aber nicht für Patentlösungen oder gar Vorgaben übers Lebensverhalten. Klar, manche finanzielle Anreize sind sehr schlecht gesetzt; daran sollte man arbeiten (wie gesagt, ich wäre der erste, der für eine Citymaut eintreten würde...). Ich bin aber trotzdem fest davon überzeugt, dass gute ÖV-Verbindungen immer noch das beste Instrument sind, weil es nun mal Pendler gibt und immer geben wird, und es allemal besser ist, sie fahren mit dem Zug nach Wien als mit dem PKW.
Wenn ein Druck entsteht, dass Leute in Wien bleiben, wird der im Übrigen eher aus NÖ kommen: Etliche Gegenden dort haben gar keine Lust, von Wienern überschwemmt zu werden, weil dann das Landleben und die dörfliche Gemeinschaft flöten gehen. Wenn sich das irgendwann auch in der Raumordnung auswirkt (und das Land NÖ geht schon erste Schritte dorthin, in dem sie den Grüngürtel um Wien verstärkt absichern), ist es mit den günstigeren Preisen dort auch vorbei. Was im Übrigen auch nicht unproblematisch ist, weil sich die Einheimischen dann auch nichts mehr leisten können (ich kenne Leute, die originär aus Dörfern in der Wiener Umgebung kommen und versuchen, Grundstücke, für ihre Kinder zu bunkern, weil sie davon ausgehen, dass sie in 20 Jahren, wenn die Kinder erwachsen sind, nicht mehr leistbar sind) - dann geht es dort auch zu, wie in vielen Tourismusgemeinden, wo die Einheimischen wegziehen müssen...
So zu tun, als gäbe es kein Leistbarkeitsproblem beim Wohnen, halte ich für Augenauswischerei. Es ist schon richtig . am Ende des Tages werden wir uns alle einschränken müssen, weil "ohne Geld ka Musi". Das ist aber nicht freiwillig, und wird für viel Unzufriedenheit sorgen - einerseits insbesondere gegenüber Zuwanderern ("jetzt nehmen sie uns nicht nur die Jobs, sondern auch die Wohnungen weg" - ich hoffe, es ist klar, dass ich persönlich so ein Vorurteil nicht teile!!), andererseits gegenüber der "goldenen Generation", die von den Eltern erbt und sich die Filetstücke am Wohnmarkt herauspickt. Was das politisch bedeutet, ist, denke ich klar.
Kleine Anekdote zum Abschluss: Wir haben uns vor einem Jahr eine halbwegs schöne Wohnung in einer Lage (trotz guten Einkommens an der Grenze unserer finanziellen Belastbarkeit), die eher als mittelmäßig gilt - aber hoffentlich aufstrebend ist - , leisten können - unsere beiden Nachbarinnen sind Anfang/Mitte 20 und haben ihre Wohnungen von ihren Eltern hingestellt bekommen. Da bekomme sogar ich Neidgefühle...