Autor Thema: provisorische Haltestellen 1938  (Gelesen 4080 mal)

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nord22

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provisorische Haltestellen 1938
« am: 21. Juni 2020, 11:57:47 »
Am 18. September 1938 wurde der Betriebsschluss der Wiener Straßenbahn auf 21h vorverlegt und es begannen die aufwändigen Vorbereitungen für die Umstellung auf Rechtsfahren am 19. September 1938. Die Mehrzahl der 1479 Haltestellen musste umgestellt werden. Diese einmaligen Aufnahmen der Agentur Schostal zeigen das Enthüllen einer provisorischen Doppelhaltestelle und eine prov. Haltestelle in der Porzellangasse 42 Ecke Seegasse. In Wien kursierte damals der typische Spruch "Der Führer fährt rechts".

LG nord22 

diogenes

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Re: provisorische Haltestellen 1938
« Antwort #1 am: 21. Juni 2020, 12:49:27 »
Aha. Also sind zu Linksfahrzeiten die Stationen nicht hinter den Kreuzungen platziert gewesen, sondern auch davor. Oder sehe ich da etwas falsch?
Ceterum censeo in Vindobona ferrivias stratarias ampliores esse.
Oh 8er, mein 8er!

nord22

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Re: provisorische Haltestellen 1938
« Antwort #2 am: 21. Juni 2020, 22:48:46 »
Zu Zeiten des Linksverkehrs gab es auch auf sehr dicht befahrenen Straßenbahnkreuzungen keine Ampeln oder Lichtsignale (Ausnahme Opernkreuzung), daher waren die Haltestellen vor den Kreuzungen situiert und ausnahmslos Sicherheitshaltestellen mit Anhaltepflicht.

Die provisorischen "H" Haltestellen wurden nach dem Umsetzen der alten Haltestellen (oder Ersatz durch modernere Ausführungen) aufbewahrt und wurden bis in die Nachkriegszeit für provisorische Haltestellen verwendet. Das letzte Relikt vom Linksverkehr war ein Linksgleiswechsel in der Stiftgasse, dieser bestand bis zur Sperre der Strecke am 3. Juli 1993!
Über ein weiteres sehr markantes Relikt vom Linksverkehr berichte ich morgen.

LG  nord22

95B

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Re: provisorische Haltestellen 1938
« Antwort #3 am: 21. Juni 2020, 22:55:24 »
Das letzte Relikt vom Linksverkehr war ein Linksgleiswechsel in der Stiftgasse, dieser bestand bis zur Sperre der Strecke am 3. Juli 1993!

Es ist richtig, dass der Gleiswechsel schon zu Linksverkehrszeiten bestand, allerdings war es sowohl in den Jahren vor der Umstellung (Gleisplan 1934) als auch in späteren Jahrzehnten stets ein Rechtswechsel. Im Gleisplan 1915 ist hingegen ein Linkswechsel verzeichnet.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

diogenes

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Re: provisorische Haltestellen 1938
« Antwort #4 am: 22. Juni 2020, 03:08:04 »
Also habe ich im Großen und Ganzen richtig gesehen :)
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nord22

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Re: provisorische Haltestellen 1938
« Antwort #5 am: 22. Juni 2020, 08:45:31 »
Anlässlich des Umbaus von 151 G auf Holzverglasung 1926 - 1929 wurde die Signallaterne als Vorbereitung für die Umstellung auf Rechtsverkehr in die Mitte versetzt. Bei einigen G mit Kobelverglasung wurde anlässlich der Umstellung auf Rechtsverkehr ebenso die Signallaterne in die Mitte versetzt. Zahlreiche G und G1 behielten aber bis zur Ausmusterung 1961/ 62 die vom Linksverkehr stammende Anordnung der Signallaterne, z. B. G 680 + g, aufgenommen von Mag. A. Luft am Bahnhof Währing am 13.03.1957. G1 880 der Linie L war 1941 bereits umgebaut, musste aber wegen Kriegsschadens im Juli 1947 skartiert werden.   edit; Korrektur

Eine mögliche Erklärung für dieses Kuriosum ist, dass die Direktion schon Ende der 30er Jahre mit der Ausmusterung der Type G beginnen wollte (insbesondere schwach motorisierte Wagen ohne kompensierte Motoren und mit stark überholungsbedürftigem Wagenkasten) und die G und G1 nach 1945 als Auslauftype galten, welche dann mangels Neubaufahrzeugen in ausreichender Stückzahl besonders langlebig war.                 

LG nord22

 

 

lokstatistik

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Re: provisorische Haltestellen 1938
« Antwort #6 am: 22. Juni 2020, 09:58:53 »
Das Foto vom 680 im Bahnhof Währing stammt nicht von Harald Hermann, sondern von Alfred Luft.