Autor Thema: Wiedereinführung Linie 11  (Gelesen 38793 mal)

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13er

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #30 am: 18. März 2011, 18:26:46 »
Eben weil die Leute vielleicht lieber eine Bim hätten, aber sie werden genauso den Bus benützen wie die Straßenbahn, wenn sie keine Alternative haben.
Es ist halt alles eine Frage des Anspruchs an sich selbst (als Unternehmen). Natürlich geht es irgendwie noch eine Zeit lang so weiter wie heute. Man wurschtelt halt ewig dahin. Jeden Tag Chaos auf vielen überlasteten Linien. Die Menschen haben eh keine Alternative.

Es ist wie ein Staat, der nur vorhandene Gesetze exekutiert, aber kein sinnvolles neues Recht schafft, keine Ideen für die Zukunft, keinen Willen zu Gestaltung hat. Irgendwann geht dieser Staat mit Pauken und Trompeten zugrunde. Wir sind grad mittendrin.

Mein Anspruch liegt aber eindeutig höher als das. Würden die Wiener Linien nicht ohnehin von der Stadt im Prinzip voll ausfinanziert werden und sie müssten mehr auf ihre Bilanz schauen wie ein echtes Privatunternehmen, dann wäre es bei ihnen auch so. Aber ich verstehe schon, dass bei der heutigen (oder nun hoffentlich eher gestrigen) politischen Situation der Anreiz zu Änderungen, die das Netz im Sinne des Kunden optimieren (wobei ich mir schwer tue, hier von optimieren zu sprechen; es geht eher um ein erträglich-machen, wenn man einmal mit den Besten vergleicht), einfach fehlt.
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darkweasel

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #31 am: 18. März 2011, 20:43:48 »
aber sie werden genauso den Bus benützen wie die Straßenbahn, wenn sie keine Alternative haben.
Die Alternative gibt es für viele Menschen leider halt durchaus, du kannst sie in den meisten Straßen zwischen Gehsteig und Fahrbahn herumstehen sehen.

moszkva tér

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #32 am: 18. März 2011, 20:51:44 »
Leider werden immer nur die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Wiener Linien diskutiert. Nicht vernachlässigen sollte man aber die Auswirkungen auf die komplette Stadt!

Nützt man den Bau einer Straßenbahn dazu aus, das gesamte Stadtviertel aufzumotzen, dann kostet das klarerweise was. Aber es bringt auch viel - z.B. eine Belebung der Gegend, weniger Geschäftesterben oder gar neue Geschäfte, die aufsperren. Freiraumqualität, weniger Autos unterwegs, Verkehrssicherheit, Sauberkeit, mehr Lebenszufriedenheit der Bewohner usw.

Das sind zwar Nutzen, die sich nicht direkt in Geld ausdrücken lassen, aber sie sind dennoch da.

Wenn man aber immer nur rechnet: Kostet X, bringt Y, wir machen es nur wenn Y-X>0 ist, dann wird halt nie was neues passieren  :down:

Linie 41

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #33 am: 19. März 2011, 11:23:54 »
Wenn man aber immer nur rechnet: Kostet X, bringt Y, wir machen es nur wenn Y-X>0 ist, dann wird halt nie was neues passieren  :down:
Das ist halt das Problem mit 90% der Betriebswirte, mehr als die vier Grundrechungsarten können sie nicht.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

hema

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #34 am: 19. März 2011, 15:32:11 »
Ganz so ist es nicht, noch lange vor der Ökonomie oder der Sinnhaftigkeit kommt die politische Opportunität als Grundlage einer Entscheidung. Vom unumgänglichen Zuruf diverser parteispendabler Lobbies mal ganz abgesehen!  8)
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Ferry

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #35 am: 21. März 2011, 18:08:22 »
Das sind zwar Nutzen, die sich nicht direkt in Geld ausdrücken lassen, aber sie sind dennoch da.

Wenn man aber immer nur rechnet: Kostet X, bringt Y, wir machen es nur wenn Y-X>0 ist, dann wird halt nie was neues passieren  :down:
Aber das ist letztlich das, auf das jedes Unternehmen, das ja letztlich existiert, um Gewinn zu erwirtschaften, schauen muss. Und mittlerweile auch die WL.

Wenn ich genauso viel Fahrgäste (und damit genauso viel Gewinn) mit einer Buslinie habe, wie mit einer - in der Errichtung und im Betrieb - teureren Straßenbahnstrecke, welche Variante werde ich dann wohl wählen?
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13er

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #36 am: 21. März 2011, 18:35:18 »
Wenn ich genauso viel Fahrgäste (und damit genauso viel Gewinn) mit einer Buslinie habe, wie mit einer - in der Errichtung und im Betrieb - teureren Straßenbahnstrecke, welche Variante werde ich dann wohl wählen?
Das wird ja aufgrund des Schienenbonus eben nicht so sein ;)

Die WL sind kein privatwirtschaftlich agierendes Unternehmen. Wären sie wirklich auf sich allein gestellt und hätten wir eine echte marktwirtschafliche Situation (mit anderen Unternehmen, die z.B. die Schienen mitbenutzen dürften), dann wären sie bei dem Service schon längst untergegangen und/oder es gäbe weniger U-Bahnen *g* Das ganze Ausgliedern ist ja im Großen und Ganzen nur ein politischer Trick, um modern zu erscheinen und nebenbei einige Versorgungsposten zu schaffen (für die Bilanzen der Stadt schaut's auch besser aus, wenn nur die Subunternehmen Verluste schreiben, nicht aber die Stadt selbst in dem Ausmaße).

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moszkva tér

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #37 am: 21. März 2011, 18:53:06 »
Das sind zwar Nutzen, die sich nicht direkt in Geld ausdrücken lassen, aber sie sind dennoch da.

Wenn man aber immer nur rechnet: Kostet X, bringt Y, wir machen es nur wenn Y-X>0 ist, dann wird halt nie was neues passieren  :down:
Aber das ist letztlich das, auf das jedes Unternehmen, das ja letztlich existiert, um Gewinn zu erwirtschaften, schauen muss. Und mittlerweile auch die WL.

Wenn ich genauso viel Fahrgäste (und damit genauso viel Gewinn) mit einer Buslinie habe, wie mit einer - in der Errichtung und im Betrieb - teureren Straßenbahnstrecke, welche Variante werde ich dann wohl wählen?

Die Wiener Linien mögen zwar am Papier ein privatwirtschaftlich agierendes Unternehmen sein, sie sind aber dennoch ein Unternehmen im öffentlichen Interesse.

Und beim U-Bahn-Bau ist es ja auch so, dass man mit einem städtebaulichen Impuls versucht hat, strukturell schwache Gegenden aufzuwerten. Manchmal ist es geglückt (z.B. Simmering, Kagran), manchmal nicht (z.B. Brigittenau).
Insoferne wäre eine neue Straßenbahnlinie genau als ein solcher Akzent zu sehen, und die Kosten/Nutzen nicht nur in +/- für die Wiener Linien zu rechnen, sondern für die gesamte Stadt bzw. den gesamten Stadtteil, der davon profitiert.

Deswegen halte ich die Ausgliederung dieser wichtigen öffentlichen Dienstleistungen auch prinzipiell für falsch!

highspeedtrain

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #38 am: 23. März 2011, 18:20:31 »
Aber das ist letztlich das, auf das jedes Unternehmen, das ja letztlich existiert, um Gewinn zu erwirtschaften, schauen muss. Und mittlerweile auch die WL.

Wenn ich genauso viel Fahrgäste (und damit genauso viel Gewinn) mit einer Buslinie habe, wie mit einer - in der Errichtung und im Betrieb - teureren Straßenbahnstrecke, welche Variante werde ich dann wohl wählen?

Die Wiener Linien mögen zwar am Papier ein privatwirtschaftlich agierendes Unternehmen sein, sie sind aber dennoch ein Unternehmen im öffentlichen Interesse.

Der entscheidende Unterschied zum "normalen" Unternehmen ist, dass die WiLi viel öffentliches Geld für ihre Leistungen bekommen. Ohne dieses wäre nicht nur keine einzige U-Bahn gebaut worden, es würde auch keine einzige fahren. Und auch sonst kaum etwas; ein paar Buslinien in Wien ließen sich wahrscheinlich mit Gewinn betreiben.

Insofern ist jeder Vergleich mit "normalen" Unternehmen völlig verfehlt. Und da die Politik über das Steuergeld, das an die WiLi fließt, entscheidet, obliegt es auch ihr - und nicht den WiLi selbst - zu definieren, was das Unternehmen damit machen soll. Wenn das U-Bahnen sein sollen, sind es eben U-Bahnen, aber genauso können es auch neue Straßenbahnlinien sein, die dann entsprechend finanziell abgegolten werden.

Ferry

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #39 am: 23. März 2011, 18:31:11 »
Der entscheidende Unterschied zum "normalen" Unternehmen ist, dass die WiLi viel öffentliches Geld für ihre Leistungen bekommen. Ohne dieses wäre nicht nur keine einzige U-Bahn gebaut worden, es würde auch keine einzige fahren. Und auch sonst kaum etwas; ein paar Buslinien in Wien ließen sich wahrscheinlich mit Gewinn betreiben.
Die Wiener Linien bekommen kein Geld für den U-Bahn-Bau. Der U-Bahn-Bau wird vom Bund bzw. dem Land Wien initiiert, geplant und in der Folge auch finanziert. Den Wiener Linien obliegt lediglich der Betrieb der Strecke nach deren Fertigstellung.

Die U-Bahn ist in Wien von jeher ein absolutes Politikum, und da spielen die Kosten keinerlei Rolle. Wenn es rein um die Wirtschaftlichkeit ginge, wären diverse Außenäste nie gebaut worden bzw. gäbe es heute noch eine - modernisierte - Stadtbahn.
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hema

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #40 am: 23. März 2011, 21:12:40 »
Die Jahresbauraten für den U-Bahn-Bau (von Land und Bund) werden an die WiLi überwiesen, welche den U-Bahn-Bau auch durchführen und abrechnen.
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

13er

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #41 am: 24. März 2011, 01:27:02 »
Die U-Bahn ist in Wien von jeher ein absolutes Politikum, und da spielen die Kosten keinerlei Rolle. Wenn es rein um die Wirtschaftlichkeit ginge, wären diverse Außenäste nie gebaut worden bzw. gäbe es heute noch eine - modernisierte - Stadtbahn.
Erschreckend, nicht, welches Erbe wir unseren Kindern in Form von Schulden vermachen? Für Strecken die leicht von einem E1+c3 abgedeckt worden wären...
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hema

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #42 am: 24. März 2011, 10:24:06 »

Erschreckend, nicht, welches Erbe wir unseren Kindern in Form von Schulden vermachen?
Noch schlimmer ist es, dass sie diese Schulden noch längst nicht abgezahlt haben werden, während sie diese U-Bahn-Strecken gar nicht mehr benützen können, weil sie weder die Betriebskosten noch die dann fälligen Kosten für Streckenerhaltung und fällige Rekonstuktion aus dem Westentasch'l zaubern werden können.  :(
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highspeedtrain

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #43 am: 24. März 2011, 10:51:25 »
Der entscheidende Unterschied zum "normalen" Unternehmen ist, dass die WiLi viel öffentliches Geld für ihre Leistungen bekommen. Ohne dieses wäre nicht nur keine einzige U-Bahn gebaut worden, es würde auch keine einzige fahren. Und auch sonst kaum etwas; ein paar Buslinien in Wien ließen sich wahrscheinlich mit Gewinn betreiben.
Die Wiener Linien bekommen kein Geld für den U-Bahn-Bau. Der U-Bahn-Bau wird vom Bund bzw. dem Land Wien initiiert, geplant und in der Folge auch finanziert. Den Wiener Linien obliegt lediglich der Betrieb der Strecke nach deren Fertigstellung.

Die U-Bahn ist in Wien von jeher ein absolutes Politikum, und da spielen die Kosten keinerlei Rolle. Wenn es rein um die Wirtschaftlichkeit ginge, wären diverse Außenäste nie gebaut worden bzw. gäbe es heute noch eine - modernisierte - Stadtbahn.

Eh. Und genau dasselbe könnte man auch bei Straßenbahnen machen. Niemand geht davon aus, dass die WiLi eine neue Straßenbahnlinie selbst finanzieren würde. Das  Geld würde genauso vom Land kommen. Insofern geht deine ganze Argumentation völlig ins Leere.

Ferry

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Re: Wiedereinführung Linie 11
« Antwort #44 am: 24. März 2011, 11:10:43 »
Die Jahresbauraten für den U-Bahn-Bau (von Land und Bund) werden an die WiLi überwiesen, welche den U-Bahn-Bau auch durchführen und abrechnen.
Ja, wobei sie den Bau natürlich nicht selbst durchführen, sondern mittels Beauftragung an Fremdfirmen durchführen lassen. Aber es läuft natürlich alles unter ihrer Schirmherrschaft ab - als künftiger Betreiber hätte ich wohl auch ein Problem, wenn ich weder in den Planungs- noch in den Errichtungsprozess einer Schienenstrecke einbezogen wäre.

Die WL müssen jedenfalls die Kosten für den U-Bahn-Bau nicht selber tragen, wie das hier manchmal herausklingt. Darauf wollte ich hinaus.
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