Hie ein "gutes" Beispiel auf der Rossauer Lände. Die Häuser waren ursprünglich (spiegelbildlich) gleich, das linke wurde irgendwann einmal seines Stuckes beraubt und vor zwei Jahren wieder auf alt getrimmt, alles natürlich mit Styroporelementen. Das rechte ist noch im Originalzustand.
Was spricht gegen Styroporelemente? Das Ergebnis unterscheidet sich optisch nicht von der früheren Technik, macht aber eine Rekonstruktion günstiger, erschwinglicher und damit wahrscheinlicher. Ich kann mir gut vorstellen, dass man, wenn es möglich gewesen wäre, die Styroportechnik auch in der Gründerzeit verwendet hätte.
Dagegen spricht nichts, der historische Baustoff war zu seiner Zeit auch hochmodern:
Ton mit viel Kalk versetzt, dazu etwas Kaolin für die Strahlkraft der späteren Farbfassung und genial - Koksgrus. Das Gemenge bringe man mittels Form zum gewünschten Stuckelement, lässt es einige Tage trocknen und brennt es dann. Der Koksgrus verglüht beim Brennvorgang rückstandslos und hinterlässt eine Blase –> Leichtbaustoff.
Mir erscheinen die Styroporelemente etwas flacher und kleiner, dadurch verliert die Fassade an Tiefe. Ich vermute das gründet in der Vermeidung von Spechtschäden oder Einnistung anderer
Untermieter.
Die Gründerzeit hatte ihre eigene
Kolossalordnung, zusammengefasst - die Pracht nimmt nach oben hin ab.
Im Original der beiden Häuser ist der Sockel mit Kellerluken deutlich als vorspringendes Element zu sehen.
Im Reko ist der Sockel durch eine dunkle Farbfassung brutal tiefergestzt.
Original - Sockelgeschoss, Parterre, und darüber Halbgeschoss, Mezzanin, sind rustiziert, Bänderung mittels Bossen und durch ein Gurtgesims getrennt,
Original - erster und zweiter Stock sind vom Mezzanin durch ein Zahnsims deutlich getrennt, sind aber zusammengefasst wobei der zweite Stock schon deutlich einfacher gehalten ist, Balusten im ersten Stock an allen Sohlbänken, Giebelverdachung, angedeutete Ädikulafenster als Eckdominante.
Zweiter Stock, Ballustren und Giebelverdachung nur mehr am Eckrisalit, ansonst Sturzverdachung.
Reko - erster und zweiter Stock sind hier durch ein Kordongesims getrennt, die Fenster begnügen sich mit Faschen.
Original - der dritte Stock ist wieder ein Halbgeschoss, (niedrigere Raumhöhe, kleinere Fenster), und darf auch als Mezzanin bezeichnet werden. Es ist vom zweiten Stock durch ein Gurtgesims abgesetzt, Fenster haben nur Faschen, und nach oben zum Drempel mit einem Konsolgestützten Kraggesims abgeschlossen.
Reko - das oberste Geschoss hat nach unten eine Trennung mittels Kordongesims und der Abschluss zum Drempel besteht aus einem einfachen Faszienfries.
Ich denke die Gegenüberstellung lässt die gelobte Rekonstruktion doch etwas halbherzig erscheinen, das gilt aber auch für andere bejubelte Objekte.