Ah, danke für die Erinnerung - nachdem ich grad in Kopenhagen war, wollte ich eh was drüber schreiben. Erstens: Die Tramway fehlt, das ist überall spürbar. Die breiten, teils schnurgeraden Boulevards sind eine überraschende Wüste, anscheinend hat Kopenhagen von wegen "lebenswert" etc. eine ähnlich gute Propaganda wie Wien: Es gibt viele Widersprüche, ein gut ausgebauten Radwegsystem, aber der echte Wille zur MIV-Reduktion fehlt. Riesige Kreuzungsplateaus, kein sinnvolles Linksabbiegen vom Radweg (man muss sich immer per "Hook-Turn" in die querende Schlange schummeln), kein Rechtsabbiegen bei rot, wie es in Frankreich und Belgien ünd sogar in Wien üblich ist, viele nicht geöffnete Einbahnen etc., sehr wenig Bäume.
Eine Tramwayremise wurde zu einer Multifuktionshalle (Sport, aber auch Bibliothek, Cafe, Grätzelzentrum...), dort gibt es noch etwas Erinnerung an die Tramway. Die Fläche drumherum heisst "Superkilen" ("superchillig"), ist vom Architekturbüro Bjarke Ingels und ist recht witzig: Straßenmöbel aus über 100 Ländern wurden hierher gebracht (es ist ein Zuwandererviertel und erinnert an die Yppenplatzgegend).
Zurück zum ÖV: Die Busse sind zahlreich (habe sie nicht benützt), erstaunlicherweise oft ohne Busspur trotz breiter Straßen, die automatische Minimetro fährt in sehr dichtem Intervall, aber auch recht tief und ist bei weitem nicht flächendeckend. Die Beschilderung und Information ist extrem schlecht, so ist die Haltestelle aus dem Wageninneren nicht zu identifizieren - die einzigen Stationsschilder sind innen am Bahnsteig. Das Foto mit dem Netzdiagramm ist die einzige Info, alles andere wie Stationsumgebungspläne etc. fehlen völlig.
Die S-Bahn hat interessante Fahrzeuge: die kurzen Wagen nützen das Lichtraumprofil super aus und haben innen 3+3-Bestuhlung mit großen Fahrradräumen, nur die vielen sinnlosen Zwischentüren gehören entfernt. Die Züge sind optisch leider schlecht gepflegt.