Mittlerweile informieren auch die Tramwaje Śląskie offiziell über das Ende der E1.
Es gibt eine Art Nachruf, den ich übersetzt habe:
Vor 10 Jahren trafen sie in Chorzów von Wien aus als 40jährige ein. Nach einem Lifting in den Werkstätten der Tramwaje Śląskie in Chorzów kamen sie in die Betriebsbahnhöfe Będzin und Gliwice, wo sie im Fahrgasteinsatz waren. Am 15.03.2021 gehen die Wagen der Type E1 in Pension und beenden somit ihren Liniendienst.
Wagen der Type E1 wurden in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts für den wiener Verkehrsbetrieb Wiener Linien GmbH & Co KG in den Lohner- und SGP-Werken produziert. Vor 10 Jahren kaufte die Firma Tramwaje Śląskie Wagen dieses Typs, die bis zum - schon damals geplanten - Kauf von neuen Straßenbahnen, im Einsatz sein sollten. -
Das war eine rentable Maßnahme, da der Kauf, Transport und die Modernisierung dieser Wagen uns nur die Hälfte kosteten, als die Generalüberholung von stark verschlissenen Wagen der Serie 105N und die E1 dienten uns tapfer über fast 10 Jahre - sagt Bolesław Knapik, Vorstandsvorsitzender der Tramwaje Śląskie.
Nach dem Eintreffen der wiener Straßenbahnen in Polen, durchliefen sie ein solides Lifting in der Hauptwerkstätte der Tramwaje Śląskie in Chorzów Batory, wo die Wagons an polnische Vorschriften angepasst wurden. Die Modernisierung umfasste unter anderem die Inneneinrichtung, inklusive Montage neuer Sitze, einer Trennwand samt Tür zur Fahrerkabine samt Klimaanalge, aber auch das Äußere in Form von neuen Frontelementen, neuen Leuchtkörpern und einer Lackschicht in den für die Tramwaje Śląśkie charakteristischen, roten Farben. Zum ersten Mal wurde ein Wagen während des Tages der offenen Tür im Betriebsbahnhof Będzin im September 2011 präsentiert und sein Liniendebüt fiel auf den Samstag, den 15.10.2011, als zwei Wagen im Auslauf der Linie 26 waren.
Ich erinnere mich, dass das kein gelungenes Debüt war. Ein Wagen entgleiste, der zweite hatte einen Unfall. Später jedoch machten sich die Wagen ganz gut und viele Fahrgäste fühlten sich mit ihnen verbunden und schwärmten von den betagten "Wienern" - meint Bolesław Knapik. Zur Glanzzeit verfügte die Firma Tramwaje Śląśkie über 24 Wagons vom Typ E1, aufgeteilt auf die Betriebsbahnhöfe in Gliwice und Będzin. Die E1 fuhren auf verschiedenen Linien, aber am meisten verbindet man die Wagen mit der aus Gliwice betriebenen Linie 1 sowie der aus Będzin betriebenen Linie 26.
Mir blieb ein Wiener auf der Linie 1 im Gedächtnis, als das die längste Linie in der Metropole war. Die Linie verband den Betriebsbahnhof in Gliwice mit dem Plac Miarki in Katowice, zählte 27 km, verlief durch 6 Städte und wurde unter anderem mit E1 bedient. Obwohl sie 45 Jahre "am Buckel" hatten, kamen sie gut mit der langen Strecke zurecht - lobt Jacek Kaminiorz, Technischer Direktor der Tramwaje Śląskie.
Ich hingegen assoziiere sie am meisten mit der Öffentlichkeitskampagne "MOGĘ! zatrzymać SMOG" (Anm. ICH KANN! den SMOG aufhalten) aus 2018, im Rahmen derer ein Wagen zum Wald auf Rädern wurde. Außen mit einer Folie mit Pflanzenbildern beklebt, innen waren echte Topfpflanzen, aus Lautsprechern kamen Waldgeräusche und abgerundet wurde das Ganze mit Informationen zum Thema Luftqualität - erinnert sich Andrzej Zawoda, Pressesprecher der Tramwaje Śląskie.
Seit einiger Zeit hingegen nähern sich die E1 jedoch ihrer Endstation.
Etappenweise haben wir jene Fahrzeuge ausgeschieden, die von gröberen Schäden geplagt waren oder die Unfälle hatten und die Reparatur nicht mehr rentabel war. Wir wussten, dass nach der Lieferung neuer Straßenbahnen, die wir im Rahmen unserers zweiten EU-Projektes gekauft haben, die Zeit um die "Franzl" auszuscheiden kommen wird und genau diese Zeit ist gekommen - so Vorstandsvorsitzender Bolesław Knapik. Von 24 aus Wien angeschafften Wagen, werden derzeit nur noch vier - alle im Będziner Betriebsbahnhof - eingesetzt. Zum letzten Mal wird ein E1 auf die Linie 26 am Sonntag den 14.03.2021 ausrücken. Ab Montag sind die Wagen vom Typ E1 in ihrer verdienten Pension.
Zwei Wagen bleiben aber bei uns. Wir werden sie als museale Wagen behandeln und auf Gelegenheitsfahrten einsetzten. Sie können auch stets als Reserve für den Fall, dass ein 105Na schadhaft wird, herhalten - unterstreicht Direktor Jacek Kaminiorz.
Ein E1 ist ein zweigliedriger Wagen, dessen Wagenkasten mit zwei Antriebsdrehgestellen und einem Laufdrehgestell verbunden ist. Der Wagen hat elektrischen Antrieb, der durch einen von Hand bedienten Sollwertgeber gesteuert wird. Das Fassungsvermögen eines Wagens beträgt 152 Plätze, 34 davon sind Sitzplätze. Wagen dieses Types legten auf den Gleisen in der Metropole Oberschlesien-Kohlebecken über 10 Millionen Kilometer zurück.
https://www.tram-silesia.pl/www/index.php/46155/koniec-sluzby-wagonow-typu-e1/