Tramwayforum
Straßenbahn Wien => Historisches => Thema gestartet von: 13er am 12. November 2010, 09:58:51
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"Eine Durchsage an die Fahrgäste der Linien L, 52, 58 und 59. Aufgrund einer Elefantenherde am Gürtel kommt es zu unterschiedlichen Intervallen und unregelmäßigen Zugsfolgen." 8)
Das Foto habe ich vor längerer Zeit schon einmal in einem anderen Forum gepostet, aber ich finde, es hat auch in unserem Forum seinen zugegeben exotischen Platz verdient.
Vor dem Cafe Westend am Gürtel, 1953: Sechs Elefanten des Circus Williams überqueren die Mariahilfer Straße. Der Heidelberger am 58er auf seinem Weg nach Unter St. Veit muss die ungewöhnliche Fahrtbehinderung abwarten.
wien.gv.at schreibt dazu in der Chronik:
27.10.1953: Zirkus Williams spielt für 8.000 Dauerbefürsorgte
Der große Zirkus Williams, der sein Zelt beim Südbahnhof aufgeschlagen hat, hatte gestern hunderte Frauen und Männer, die von der Gemeinde Wien dauernd befürsorgt werden, zu Gast. Der Zirkus hat aber nicht nur diese Vorstellung gratis zur Verfügung gestellt. Von heute an werden täglich 300 Dauerbefürsorgte eingeladen, bis alle 8.000 Dauerbefürsorgten der Gemeinde Wien an der Reihe waren.
Quelle: http://www.wien.gv.at/ma53/45jahre/1953/1053.htm (http://www.wien.gv.at/ma53/45jahre/1953/1053.htm)
E: L-Wagen eingefügt (danke luki32).
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"Eine Durchsage an die Fahrgäste der Linien 52, 58 und 59. Aufgrund einer Elefantenherde am Gürtel kommt es zu unterschiedlichen Intervallen und unregelmäßigen Zugsfolgen." 8)
Und den Fahrgästen vom L-Wagen sagst Du das nicht?
mfG
Luki
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Und den Fahrgästen vom L-Wagen sagst Du das nicht?
Manches in der Fahrgastinformation ändert sich eben nie! ;)
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Sieh an... hat das "Trippel-Fix" im Endeffekt doch keine Wirkung gezeigt... ;D (Wer damit nichts assoziieren kann: In einem Slezak-Buch, ich glaube, es ist "Straßenbahn in Wien - vorgestern und übermorgen", sind ein paar Tramwaywitze abgedruckt. In einem davon kommt "Trippel-Fix" vor. Bei Bedarf poste ich gern den (naja, nicht unbedingt zum lauthalsigen Loslachen anregenden) Witz.)
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Diese Ereignisse - Elefanten oder auch Kamele (echte) auf der Straße - waren bis in die 70er-Jahre durchaus üblich. Die Tiere wurden mit der Bahn befördert und zogen dann durch die Stadt zum Zirkus, was auch gleichzeitig als Werbung diente.
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Sieh an... hat das "Trippel-Fix" im Endeffekt doch keine Wirkung gezeigt... ;D (Wer damit nichts assoziieren kann: In einem Slezak-Buch, ich glaube, es ist "Straßenbahn in Wien - vorgestern und übermorgen", sind ein paar Tramwaywitze abgedruckt. In einem davon kommt "Trippel-Fix" vor. Bei Bedarf poste ich gern den (naja, nicht unbedingt zum lauthalsigen Loslachen anregenden) Witz.)
Ja, es ist tatsächlich "Straßenbahn in Wien". Manche Witze sind lustig, manche eher weit davon entfernt, Brüller zu sein... :)
Bitte poste sie, wenn Du Zeit hast, ich habe das Buch leider (noch) nicht. :)
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So, hier sind die Witze. Ich sehe gerade: Der mit dem "Trippel-Fix" ist ziemlich danebengegangen, normalerweise heißt es bei all diesen Elefantenwitzen, es sei ein Mittel gegen Elefanten. Wenn dann die Frage nach dem Wieso kommt, weil es ja da keine Elefanten gebe, lautet die Pointe selbstverständlich: "Na, da sehen Sie, wie gut es wirkt!" ::) 8) :-\
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Außer der mit dem "Fira" sind alle irgendwie armselig, nix für ungut.
Besonders schlimm finde ich den mit den neuen Gelenktriebwägen... der ist nicht nur unlustig sondern auch geschmacklos.
Edit:
Nicht falsch Verstehen, das ist keine Kritik an 95B oder seinem Posting. Nur meine persönliche Meinung zu den "Witzen".
Danke fürs Posten, v.A. du hast ja auch eine korrekte Quellenangabe genannt. :up:
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Außer der mit dem "Fira" sind alle irgendwie armselig, nix für ungut.
Besonders schlimm finde ich den mit den neuen Gelenktriebwägen... der ist nicht nur unlustig sondern auch geschmacklos.
Also ich finde absolut nichts Schlimmes dabei.
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Außer der mit dem "Fira" sind alle irgendwie armselig, nix für ungut.
Besonders schlimm finde ich den mit den neuen Gelenktriebwägen... der ist nicht nur unlustig sondern auch geschmacklos.
Also ich finde absolut nichts Schlimmes dabei.
Naja... Wenn man ca. 20 Jahre nach Ende der Diktatur eine Neuigkeit kritisiert, indem man unbegründete Assoziationen zur Nazizeit herbeiredet, finde ich das nicht ganz passend.
Die Kritik, aus damaliger Sicht, sehe ich so: Viele Leute in einem Waggon, das war damals neu. Die Straßenbahn war wahrscheinlich damals viel eher als heute überfüllt. Alles gut und schön. Aber wieso dann eine Verbindung zur Nazizeit herstellen? Damals, 1963, als noch viele der Opfer lebten, kommt es als ziemliche Verhöhnung rüber. Ist halt nur meine Meinung, als Mitglied einer Familie, in der viele Verwandte Opfer der NS-Diktatur wurden.
Vielleicht reagiere ich aber auch nur etwas überempfindlich?
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Ehrlich gesagt glaube ich, daß der Gelenktriebwagenwitz wesentlich älter ist und ohne Gelenktriebwagen. Ich meine den auch einmal in anderer Variation vernommen zu haben.
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unbegründete Assoziationen zur Nazizeit herbeiredet
Hee... das ist ein Witz (bzw. soll einer sein...)!
Vielleicht reagiere ich aber auch nur etwas überempfindlich?
Das glaube ich auch - und ich teile auch die Meinung von Linie 41, dass der Witz in seinen Grundzügen wesentlich älter ist. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er schon während der Nazizeit entstanden ist.
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Den mit dem 4er fand ich immer schon lustig und sogar ein wenig geistreich in seiner subtilen Form der Kritik :D
1986: Eine Frau steht am Rennweg. Der 71er kommt daher, sie fragt den Schaffner "Entschuldigen'S, wie komm i denn am schnellsten zum Zentralfriedhof?" – "Legn'S ihna auf'd Schienan!"
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1986: Eine Frau steht am Rennweg. Der 71er kommt daher, sie fragt den Schaffner "Entschuldigen'S, wie komm i denn am schnellsten zum Zentralfriedhof?" – "Legn'S ihna auf'd Schienan!"
Habe ich in den 90ern auch einmal in Kagran mit dem Wunschziel "SMZ Ost" gehört. :)
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Straßenbahnfahrer zu einer vorlauten jungen Frau: *wissens den Unterschied zwsichen einem Straßenbahnzug und einem Straßenbahnfahrer ? Wenn nein, legens ihna drunter*
;D 8)
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Vielleicht reagiere ich aber auch nur etwas überempfindlich?
Das glaube ich auch - und ich teile auch die Meinung von Linie 41, dass der Witz in seinen Grundzügen wesentlich älter ist. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er schon während der Nazizeit entstanden ist.
Wenn der Witz aus der Nazizeit stammt - als subtile Form des Widerstands, ist es ok. Aber er ist halt als 1963 datiert, da passt es nicht ganz.
Dass der Witz älter ist, würde ich sehr annehmen - schließlich war der Widerstand bei den Straßenbahnern recht gut organisiert.
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Außer der mit dem "Fira" sind alle irgendwie armselig, nix für ungut.
Besonders schlimm finde ich den mit den neuen Gelenktriebwägen... der ist nicht nur unlustig sondern auch geschmacklos.
Hallo,
ich weiss ja nicht wie alt du bist, aber der Zeitgeist hat sich einfach völlig verändert. Für die Leute in den 1950er/60er Jahren war die Hitlerei noch allgegenwärtige erlebte Vergangenheit, noch meien Eltern haben sinngemäß gesagt, "wenn wir den Krieg gewonnen hätten...etc.". Lies mal den Artikel, genauso hab ich selbst noch die 1970er erlebt. http://www.hohlkoerper.at/2010/11/09/schuetzen-wir-unsere-kultur/ (http://www.hohlkoerper.at/2010/11/09/schuetzen-wir-unsere-kultur/)
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. . . . und ich teile auch die Meinung von Linie 41, dass der Witz in seinen Grundzügen wesentlich älter ist. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er schon während der Nazizeit entstanden ist.
Wenn ich mich nicht ganz täusche, stammt der Witz aus dem Repertoire des Kabarettisten (und Straßenbahnfreundes) Weiß Ferdl. Er hat, obwohl offiziell regimetreu und Parteimitglied, viele subtile Sticheleien gegen den Führer und Co. gebracht, was ihn schließlich auch für einige Zeit Dachau von innen kennenlernen ließ.
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Ich kenne den Witz in der Form: "Das dritte Reich ist wie die Straßenbahn. Alle stehen hinter dem Führer, und die die nicht stehen sitzen.".
Von den Elefanten gibt es auch eine meiner Meinung nach bessere Version.
Ein Mann sitzt im Zug, schält eine Banane, streut Salz drauf und schmeißt sie aus dem Fenster. Die Geschichte widerholt sich mehrfach, bis ihn jemand fragt, wieso er denn das tut.
"Damit vertreib ich rosa Elefanten!"
"Aber da san doch gar keine rosa Elefanten!"
"Segns wia guats wirkt?"
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Danke für die Witze. Vielleicht bin ich leicht zu erheitern, aber ich find manche schon lustig. ;D
Ich glaube, gerade den Verfasser der Texte in diesem Buch, J.O.Slezak, und dessen menschenfreundliche, heute wohl als "grün" zu bezeichnende Haltung (zumindest in der Verkehrspolitik) so einzuschätzen, daß er wohl nicht mutwillig auf lustig neonazistische "Witze" kreierte.
@Trippel-Fix: Den hat der Slezak irgendwie verhaut. Ich kenn den auch nur wie von WeSt und 95B geschildert. :)
Wenn ich mich nicht ganz täusche, stammt der Witz aus dem Repertoire des Kabarettisten (und Straßenbahnfreundes) Weiß Ferdl. Er hat, obwohl offiziell regimetreu und Parteimitglied, viele subtile Sticheleien gegen den Führer und Co. gebracht, was ihn schließlich auch für einige Zeit Dachau von innen kennenlernen ließ.
Das war wirklich ein genialer Komiker! Sucht mal nach seinen Witzen, im Internet gibts die eh haufenweise. Manche könnte man aus heutiger Sicht (wie oben moszkva tér) bei ausreichender Empfindlichkeit als neonazistisch einstufen, ich glaub aber Harald gerne - die Zeiten waren völlig anders.
Und da ist Weiß Ferdls bekanntestes Lied: der "Wagen von der Linie 8". Einfach genial!
Fahrgast: "Bitteschön, ich möchte aussteigen".
Schaffner: "Na, no steig halt aus"
Fahrgast: "Ja, aber ich kann nicht"
Schaffner: "Jo, kann i da aa ned helfn!" "Vorsicht, der Wagen ist besetzt!" (klingelt)
Fahrgast: "Ja, aber ich möchte doch aussteigen!"
Schaffner: "Des hättst' da früher überlegn müssn!" "In die Mitte gehn..."
Fahrgast: "Komm' ich ja wieder nicht hinaus"
Schaffner: "Bei der Endstation gehts nachher schon..."
etc, etc
Ein Wagen von der Linie 8 (http://www.youtube.com/watch?v=_5w0w8YQdeU#)
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Außer der mit dem "Fira" sind alle irgendwie armselig, nix für ungut.
Besonders schlimm finde ich den mit den neuen Gelenktriebwägen... der ist nicht nur unlustig sondern auch geschmacklos.
Hallo,
ich weiss ja nicht wie alt du bist
Ein Blick in sein Profil offenbart, dass er 34 ist.
1986: Eine Frau steht am Rennweg. Der 71er kommt daher, sie fragt den Schaffner "Entschuldigen'S, wie komm i denn am schnellsten zum Zentralfriedhof?" – "Legn'S ihna auf'd Schienan!"
Habe ich in den 90ern auch einmal in Kagran mit dem Wunschziel "SMZ Ost" gehört. :)
Ich warte auf die ersten Fahrgäste, die diese Relation über U1 - U2 fahren. ::)
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Und da ist Weiß Ferdls bekanntestes Lied: der "Wagen von der Linie 8". Einfach genial!
Wow, aber das kannte ich noch gar nicht. Danke für den tollen Link, wirklich sehr unterhaltsam! :D
Zum Weiß Ferdl: Mein Opa hat mir ein paar Mal erzählt, dass dieser durchaus auch etliche "Führerwitze" parat hatte, woraufhin er eben, wie von hema erläutert, (öfters?) nach Dachau musste. Allzu schwer wird er persönlich es aber dort nicht gehabt haben. Das dürfte - im Gegensatz zu vielen anderen Gefangenen - eher ein Signal für andere gewesen sein, dass man über den "Führer" keine Witze machen darf, quasi ein Schuss vor den Bug, keine ernsthafte Inhaftierung.
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. . . . J.O.Slezak . . . . menschenfreundliche, heute wohl als "grün" zu bezeichnende Haltung (zumindest in der Verkehrspolitik) . . . .
Gut, dass du das mit der Verkehrspolitik dazugeschrieben hast, er war nämlich glühender und bekennender Kommunist. Obwohl, was so etliche dunkelrote Grüne betrifft . . . . ::)
Was allerdings fundiertes ÖV-Wissen anlangt, hätten die Grünen gut getan, bei ihm in die Lehre zu gehen, zumindest sollten sie sein Vermächtnis studieren; ist wertvoller als alle Parteiprogramme!
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Und da ist Weiß Ferdls bekanntestes Lied: der "Wagen von der Linie 8". Einfach genial!
Wow, aber das kannte ich noch gar nicht. Danke für den tollen Link, wirklich sehr unterhaltsam! :D
Zum Weiß Ferdl: Mein Opa hat mir ein paar Mal erzählt, dass dieser durchaus auch etliche "Führerwitze" parat hatte, woraufhin er eben, wie von hema erläutert, (öfters?) nach Dachau musste. Allzu schwer wird er persönlich es aber dort nicht gehabt haben. Das dürfte - im Gegensatz zu vielen anderen Gefangenen - eher ein Signal für andere gewesen sein, dass man über den "Führer" keine Witze machen darf, quasi ein Schuss vor den Bug, keine ernsthafte Inhaftierung.
Sicher ging es ihm in Dachau nicht an Leib und Leben, vergnüglich dürfte es aber auch nicht gerade gewesen sein. Berühmt ist auch sein Auftritt mit einem lebenden Schwein am ersten Abend nach einer Rückkehr aus Dachau, wo er wegen Äußerungen Göring betreffend, in denen er den Reichsmarschall unter anderem auch als fette Sau bezeichnet hatte, einen längeren Aufenthalt nehmen mußte. Er kam also mit einem Schwein auf die Bühne und sagte indem er auf dieses zeigte: "Und wenga dera Sau bin i jetza in Häf'n gwen!" Die Gestapo unternahm nichts gegen ihn, obwohl alle wußten, wie es gemeint war.
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. . . . J.O.Slezak . . . . menschenfreundliche, heute wohl als "grün" zu bezeichnende Haltung (zumindest in der Verkehrspolitik) . . . .
Gut, dass du das mit der Verkehrspolitik dazugeschrieben hast, er war nämlich glühender und bekennender Kommunist. Obwohl, was so etliche dunkelrote Grüne betrifft . . . . ::)
Mit den Grünen als Partei konnte er anscheinend eher weniger anfangen. In "Wagners Werk für Wien" kritisiert er einen Fauxpas Madeleine Petrovics in einem von ihr verfassten Buch ("Der Wiener Gürtel", erschienen 1998. Dort schrieb sie, dass Adolf Loos und nicht Otto Wagner der Architekt des Postsparkassengebäudes sei.). Zumindest interpretiere ich den Seitenhieb auf das für die Grünen typische, "gendergerechte" Formulieren von Texten so: ;D
Hat sie auf den 500-Schilling-Scheinen mit dem Bildnis Otto Wagners [...] nie auf der Rückseite das Postsparkassengebäude als dessen Werk gesehen? Keine(r) ihrer sieben Mitautor/innen und keine(r) der beiden Lektor/innen des Brandstätter-Verlags hat diesen Fehler bemerkt.
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Berühmt ist auch sein Auftritt mit einem lebenden Schwein am ersten Abend nach einer Rückkehr aus Dachau, wo er wegen Äußerungen Göring betreffend, in denen er den Reichsmarschall unter anderem auch als fette Sau bezeichnet hatte, einen längeren Aufenthalt nehmen mußte. Er kam also mit einem Schwein auf die Bühne und sagte indem er auf dieses zeigte: "Und wenga dera Sau bin i jetza in Häf'n gwen!" Die Gestapo unternahm nichts gegen ihn, obwohl alle wußten, wie es gemeint war.
Das habe ich so erzählt bekommen: Weiß Ferdl erschien mit drei lebenden Schweinen, einem kleinen, einem mittleren und einem großen auf der Bühne. Er deutete auf das kleinste und sagte: "Das ist das Kind Mann". Auf das mittlere: "Das ist die Frau Mann". Und auf das größte: "Und das ist der Hermann." Nach einige Wochen Haft in Dachau erschien er im Münchner "Platzl" abermals mit den gleichen drei Schweinen und dann spielte sich das ab, was Du berichtet hast. :)
Gut, dass du das mit der Verkehrspolitik dazugeschrieben hast, er war nämlich glühender und bekennender Kommunist.
Das war bewußt vorsichtig formuliert, da ich das nicht genau wußte. Ich hab schon einiges von ihm gelesen, aber besonders aufgefallen ist mir das noch nicht - entweder konnte er es gut verbergen oder ich habe schlampig gelesen. ;)
Was allerdings fundiertes ÖV-Wissen anlangt, hätten die Grünen gut getan, bei ihm in die Lehre zu gehen, zumindest sollten sie sein Vermächtnis studieren; ist wertvoller als alle Parteiprogramme!
Das unterstreiche ich vollkommen! Allein die Broschüre "Ein Fahrgast sieht rot", die mir heute wieder in die Hände gefallen ist, ist, obwohl Jahrzehnte alt, teilweise so aktuell, als wäre sie gestern geschrieben worden. War er eigentlich in den Fünfziger, sechziger und siebziger Jahren der Einzige, der gegen die damals herrschende Verkehrspolitik gewettert hat oder gab es da noch heute unbekannte Publikationen von anderen Autoren?
Wow, aber das kannte ich noch gar nicht. Danke für den tollen Link, wirklich sehr unterhaltsam!
Gerne! Ich glaub, ich muß mir jetzt einmal eine Sammel-CD kaufen, ich versuch schon seit Jahren, Weiß-Ferdl-Schellackplatten zu bekommen, das ist aber in Wien leider eine Sisyphusarbeit. >:(
Allzu schwer wird er persönlich es aber dort nicht gehabt haben.
Ja, das vermute ich auch. Über die "braune" Vergangenheit vom Weiß Ferdl sind ja schon lange Arbeiten verfaßt worden. Da streiten sich Historiker und Theaterwissenschaftler bis aufs Blut! Weiß Ferdl selbst hätte wahrscheinlich sein Zitat angebracht: "Man sagt ja nix, man red' ja bloß, und laut denken werd' ma doch no dürfen, solang ma nix sagt." ;)
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Das war bewußt vorsichtig formuliert, da ich das nicht genau wußte. Ich hab schon einiges von ihm gelesen, aber besonders aufgefallen ist mir das noch nicht - entweder konnte er es gut verbergen oder ich habe schlampig gelesen. ;)
Er war ja auch kein sturer Protestierer und Marschierer, auch kein linker Polterer und Wirtshausrevoluzzer. Er war einer von der angenehmen intellektuellen Sorte Linker, die viel nachdenken und denen zuzuhören durchaus informativ und lehrhaft ist; obwohl er seine Meinung auch sehr nachdrücklich kundtun konnte. Zudem war er Geschäftsmann und Verleger, somit mit der Marktwirtschaft vertraut und vermutlich auch zufrieden.
In seinen Büchern war er immer humorvoll bis sachlich und hat nie (links) agitiert. Im seinem Geschäft auf der Wiedner Hauptstraße hat man interessante 00-Bausätze aus Weißmetall bekommen, nach Vorbild alter englischer Straßenbahnwagen. Ich habe da leider nur einmal zugeschlagen, aber das gute Ding dann etwas verpatzt und nie fertiggestellt.
Meine Empfehlung: "Da staunt das Vorsignal". Sachlich nicht allzu tiefgehend, daher um so informativer für jedermann!
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Hat sie auf den 500-Schilling-Scheinen mit dem Bildnis Otto Wagners [...] nie auf der Rückseite das Postsparkassengebäude als dessen Werk gesehen? Keine(r) ihrer sieben Mitautor/innen und keine(r) der beiden Lektor/innen des Brandstätter-Verlags hat diesen Fehler bemerkt.
Nach dieser Logik hätte Böhm-Bawerk die Akademie der Wissenschaften, Mozart die Staatsoper und Freud das Josephinum und Schrödinger das Hauptgebäude der Uni Wien bauen müssen. :D Wobei mir bewusst ist, dass die Rückseite der Schillingnoten (waren nicht bei jeder Serie Bauwerke) meist etwas mit der Person auf der Vorderseite zu tun hatte. So war am 500er auf dem Ressel zu sehen war, hinten ein Schiff abgebildet.
Das habe ich so erzählt bekommen: Weiß Ferdl erschien mit drei lebenden Schweinen, einem kleinen, einem mittleren und einem großen auf der Bühne. Er deutete auf das kleinste und sagte: "Das ist das Kind Mann". Auf das mittlere: "Das ist die Frau Mann". Und auf das größte: "Und das ist der Hermann." Nach einige Wochen Haft in Dachau erschien er im Münchner "Platzl" abermals mit den gleichen drei Schweinen und dann spielte sich das ab, was Du berichtet hast. :)
Ich keinne die Geschichte auch so.
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Wenn ich mich nicht ganz täusche, stammt der Witz aus dem Repertoire des Kabarettisten (und Straßenbahnfreundes) Weiß Ferdl. Er hat, obwohl offiziell regimetreu und Parteimitglied, viele subtile Sticheleien gegen den Führer und Co. gebracht, was ihn schließlich auch für einige Zeit Dachau von innen kennenlernen ließ.
Das war wirklich ein genialer Komiker! Sucht mal nach seinen Witzen, im Internet gibts die eh haufenweise. Manche könnte man aus heutiger Sicht (wie oben moszkva tér) bei ausreichender Empfindlichkeit als neonazistisch einstufen, ich glaub aber Harald gerne - die Zeiten waren völlig anders.
Der Witz an sich wäre nicht neonazistisch einzustufen. Es kommt immer auf den zeitlichen Kontext an. Inzwischen bin ich überzeugt, dass der Witz älter ist. Ich denke, Slezak hat sich einfach mit der Jahresangabe geirrt.
Dieser Witz im Kontext der Nazidiktatur ist sogar genial, weil er, ebenso wie der Firawitz, eine ziemliche Kritik humorvoll verpackt.
Allerdings bleibe ich dabei, in den 1960ern entstanden, wäre der Witz eher unpassend gewesen - obwohl auch hier die Frage nach dem Kontext bleibt. Z.B. als Zitat aus einem humoristischen Stück, das sich mit der Vergangenheit beschäftigt (z.B. der Herr Karl), passt er schon. Als zeitgenössische Kritik an den modernen Gelenktriebwägen fände ich ihn aber übertrieben.
@tramway.at
Da meine Familie jüdischer Abstammung ist und nach 1945 aus der Emigration zurückgekehrt ist, habe ich sehr wohl aus Erzählungen den Zeitgeist der 1950er mitbekommen aber glücklicherweise nicht mehr persönlich erlebt. Meine Großeltern mussten sich häufig anhören "Hätten wir den Krieg gewonnen, wärt ihr jetzt nicht hier". Meine Mutter durfte als Schulkind auch nicht die Wohnungen von einzelnen Klassenkolleginnen betreten. Der Grund wurde nie ausgesprochen, aber es war wohl offensichtlich.
Glücklicherweise sind die Zeiten heute andere.
Am Ende bitte ich noch formell um Entschuldigung für meine übertriebene Reaktion. Ich bin ja sonst auch nicht so empfindlich. ;)
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Das Trippel-Fix ist mir gerade wieder in den Sinn gekommen, als ich diese Schlagzeile gelesen habe: Elefanten-Frühwarnsystem aus Wien (http://wien.orf.at/stories/527494/) ;)