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Öffentlicher Verkehr national und international => Verkehrspolitik => Thema gestartet von: 13er am 28. November 2012, 18:06:29

Titel: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: 13er am 28. November 2012, 18:06:29
Zitat
"Da passt das Auto schwer hinein"

Großstädte wie Wien wachsen unaufhörlich, zugleich sorgen Pendler und Einkaufszentren im Umland für immer mehr Verkehr. Autos werden das Problem nicht lösen, meint der Verkehrsplaner Harald Frey von der TU Wien, im Gegenteil. In die Gedankenkette "Naherholung, gute Luft, Lebensqualität" passen Autos nicht hinein.

In einem science.ORF.at-Interview plädiert Frey, übrigens selbst Autobesitzer, für den Ausbau von Straßenbahn und Schiene.

science.ORF.at: Wie beeinflusst der Verkehr unsere Lebensqualität?

Harald Frey: Weltweit wachsen die Städte, die Menschen wandern aus dem ländlichen Raum ab. Diese Migration wirkt sich auf das Verkehrssystem, den Wohnraum und den öffentlicher Raum aus, so auch in Wien. Hier wachsen heute zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten wieder die Bezirke innerhalb des Gürtels. Seit Mitte der 1960er Jahre sind die Menschen von der Stadt in die Randbezirke gezogen. Und das hatte mit der Besetzung des öffentlichen Raums durch das Auto zu tun. Bis in die 50er Jahre hinein haben sich Kinder, Jugendliche und andere Gruppen im öffentlichen Raum frei bewegen können. Es ist noch nicht so lange her, da sind die Leute gerodelt und haben auf der Straße Fußball gespielt.

Welchen Anteil hat daran die Politik?

Verkehrssystem und Stadtstrukturen beeinflussen sich gegenseitig. Deswegen sollten Stadt- und Verkehrsplaner zusammen arbeiten, was nicht immer geschieht. Ein Beispiel ist die Stellplatz-Verpflichtung in den Bauordnungen, die den Wohnbau verteuert. 20 bis 40 Prozent der Förderungen gehen in Garagenbau. Außerdem bringt man damit die Leute wieder ins Auto, denn ein freier Parkplatz ist nachgewiesen der Hauptgrund dafür, einzusteigen.

Der Verkehrsmasterplan der Stadt Wien ist darauf ausgerichtet, die Leute vom Auto weg zu bringen, etwa mit Hilfe des Parkpickerls. Zugleich sind aber viele Zugstrecken überlastet, andere werden eingestellt. Die Auslastung der Wiener Linien erreicht ihre Grenzen. Ist diese Politik in Zeiten der Verstädterung nicht etwas bevormundend?

Es geht nicht darum, Leute zu bevormunden, sondern einen Nährboden für Lebensqualität aufzubereiten. Es geht um Naherholung, Ruhe, gute Luft, Sicherheit. Da passt das Auto schwer hinein, besonders weil die Stadt dichter wird. Wenn mehr Leute in die Stadt kommen, muss ich die Flächen effizient nutzen. Ein parkendes Auto, das 95 Prozent der Zeit nur herumsteht, nimmt Platz weg. Wenn z.B. in einer Einkaufsstraße im Auto nur einer drin sitzt mit einer Brieftasche, der zehn anderen mit zehn Brieftaschen Platz wegnimmt, ist das auch eine Frage für die Wirtschaft.

Wir befinden uns gerade mitten in einem demokratischen Prozess: Wie soll öffentlicher Raum gestaltet sein? Das wird meiner Meinung nach als so schmerzhaft empfunden, weil den Autofahrern in den vergangenen 50 Jahren alles von den leuchtenden Scheinwerfern abgelesen wurde. Die Unterführungen am Ring, die jetzt zugeschüttet oder umgewidmet werden, sind Resultate aus den 50er Jahren. Ebenso die großen Verkehrsknoten Matzleinsdorferplatz und Südtirolerplatz, wo Fußgänger und öffentlicher Verkehr nicht mehr auf der Oberfläche sind. Jetzt sind wir dabei, den öffentlichen Raum wieder zurück zu verändern. Denn immerhin 41 Prozent der Wiener Haushalte haben gar kein Auto.

Eine Möglichkeit für weniger Autos auf der Oberfläche sind Tiefgaragen: Kritiker meinen, dass es jetzt schon genügend gibt und viele davon hauptsächlich leer stehen. Dennoch werden in Wien neue gebaut, wodurch wiederum Bäume zerstört werden. Wie stehen Sie zu Tiefgaragen?

Der Hintergrund ist folgender: Einerseits haben wir im öffentlichen Raum nicht genügend Parkplätze. Weil wir das System aber nicht noch mehr hin zum Auto verzerren wollen, hat man beschlossen, für jeden unterirdischen Stellplatz einen auf der Oberfläche zu reduzieren. Weil die Stadt aber nicht genügend Stellplätze an der Oberfläche weggenommen hat, standen die Garagen leer, denn das Parkpickerl ist günstiger als ein Stellplatz.

Es muss aber nun mal eine Parkraumbewirtschaftung geben. Denken wir nur an Schanigärten: Wenn jemand öffentlichen Raum beanspruchen will, muss er dafür zahlen. Bei Autos passiert genauso die Inanspruchnahme des öffentlichen Raums für private Zwecke. Das kann nicht kostenfrei sein. Skandinavien und Deutschland hatten ähnliche Systeme vor uns, das ist kein Merkmal roter Politik. Garagen sollten dabei helfen, Grünraum zu erweitern, alter Baumbestand sollte keinesfalls abgeholzt werden. Ein positives Beispiel ist der neue Spielplatz in der Schleifmühlgasse. Dort wurde die Lebensqualität durch die Garage besser.

Was halten Sie als Verkehrsplaner generell vom Begriff "Nachhaltigkeit" und von dem Mut, den es dazu laut der Veranstaltung braucht?

Der Begriff der Nachhaltigkeit wird heute inflationär verwendet. Ich kann ja auch nachhaltig alles zerstören. "Mut" assoziiere ich mit der Angst davor, dass ein ressourcenarmer Lebensstil Verzicht bedeutet. Die Angst ist aber unbegründet. Nur ein Beispiel: Jene, die am lautesten gegen das Parkpickerl in Wien gewettert haben, profitieren jetzt vom Verkehrsrückgang. Es ist schwer, sich Dinge vorzustellen, die neu sind.

Wenn wir auf materielle Dinge verzichten müssen, die Generationen vor uns auch nicht hatten, werden wir erleben, dass der Verzicht eine Bereicherung auf anderen Ebenen darstellt. Wenn ich nicht virtuell kommunizieren kann, nicht nur Abgepacktes im Supermarkt kaufen kann, dann muss ich wieder real kommunizieren oder Urban Gardening betreiben.

Nachhaltigkeit ist, wie wir wirtschaften und leben sollten. Da braucht es sicher heute Mut, denn die Gesellschaft übt sozialen Druck aus. Wer nicht dabei sein will, also z.B. heute kein Handy oder Internet haben möchte, der wird ausgegrenzt. Das war ja immer schon in der Geschichte so.

In Niederösterreich und dem Burgenland sprießen Spa-Hotels und riesige Einkaufszentren aus dem Boden. Das schafft neue Arbeitsplätze und die lokale Bevölkerung nimmt die Zentren an. Widerspricht das nicht Ihrer Theorie, dass wir wieder zurück zum Ursprung sollten?

Diese Entwicklung wird unter Aufwand externer Ressourcen betrieben. Wie würde das Einkaufszentrum ohne Erdöl funktionieren? Alleine wie viel wertvoller Boden durch seine Errichtung zubetoniert worden ist! Es ist eine Illusion zu glauben, dass uns die negativen Effekte unserer Wirtschaft nicht betreffen, nur weil wir sie jetzt noch nicht sehen. Die westliche Welt steht doch nur deshalb gut da, weil wir CO2-intensive Produktionsprozesse nach Asien ausgelagert haben. Wenn wir alles selbst herstellen müssten, würde unsere Bilanz anders aussehen.

Aber es stimmt, wir haben hier sicher zwei Pole, die sich unterschiedlich entwickeln: auf der einen Seite die Stadt mit den Trends Urban Gardening, Smart Cities, Begrünung - da passiert eine Rückorientierung zur Natur, weil sie verschwunden ist. Draußen vor der Stadt hingegen sperrt ein Einkaufszentrum nach dem anderen auf. Die Entleerung des ländlichen Raums ist dadurch aber nicht aufzuhalten. Die passiert durch die Verkehrsstrukturen, die wir dort errichten. Konsum ist keine Lösung. All diese Gegenden waren früher autark. Es gab Höfe, die bewirtschaftet wurden, zweifellos unter enormen körperlichen Aufwand.

Es geht mit nicht um eine Idealisierung der "guten alten Zeit", sondern um eine Symbiose zwischen den Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte und unseren Wurzeln. Strom kommt nicht aus der Steckdose, und das Essen nicht aus dem Supermarkt. Wenn das Wirtschaftswachstum wirklich die Antwort auf alles wäre, müssten wir ja bereits seit den 70ern Vollbeschäftigung haben. Aber die Formel stimmt ja so nicht.

Eben. Die Arbeitslosigkeit steigt, immer weniger Menschen werden klassisch angestellt, sollen dafür aber immer flexibler werden und auch auf Jobinserate antworten, die als Adresse Spargelfeld 32 angeben. Sie treten für eine Verlangsamung des Verkehrs ein: Wie soll das zusammenpassen?

Da muss man aufpassen. Wenn ich das Verkehrssystem verlangsame, ändern sich auch die Strukturen. Sie sehen das am Pendlerverkehr. Die Menschen fahren heute doppelt so weit als etwa in den 70er Jahren. Machen sie das freiwillig? Nein, die Geschwindigkeit hat sich erhöht. Für eine Firma vergrößert das den Erwartungsradius, aus dem ich qualifizierte Kräfte lukrieren kann. Wenn jeder nur öffentlich unterwegs sein kann, muss dieser Radius schrumpfen. Leute können nicht mehr von so weit her kommen, und es gibt Chancen für andere, die näher wohnen. Das schafft Vielfältigkeit und wirkt dem derzeit stattfindenden Konzentrationsprozess entgegen.

Es geht auch nicht darum, das Auto abzuschaffen, sondern Chancengleichheit zu erzielen. Durch den einseitigen Ausbau der Autofahrer-Infrastruktur haben wir Barrieren errichtet und auf den Fußgänger und Radfahrer einfach vergessen. Das hat zu Problemen geführt. Es wird für Kranken- und Warentransporte immer einen Autoanteil in der Stadt geben. Eine Stadt der kurzen Wege ist aber definitiv nur möglich als eine Stadt der niedrigen Geschwindigkeit. Viele können sich ohnehin kein Auto leisten. Und Städte haben existiert, Leute haben gelebt, Menschen sind nicht verhungert, bevor es das Auto gegeben hat.

Ein echtes Hindernis sind für mich die steigenden Kosten fürs Wohnen. Wohnen und Mobilität sind immer in Wechselwirkung. Wohnen in Wien wird massiv teurer. Das hängt natürlich wieder mit dem Wirtschaftssystem zusammen. Man muss aber sagen, dass man innerhalb von Wien die meisten Gebiete gut öffentlich erreichen kann. Dem steht gegenüber, dass man heute flexiblere Arbeitszeiten in Kauf nehmen muss, was neue Herausforderungen an den öffentlichen Verkehr stellt.

Haben Sie selbst ein Auto?

Ja, aber ich benutze es sehr selten. Jetzt ist ja Carsharing stark im Kommen. Es rentiert sich nicht, ein Auto zu haben, wenn man weniger als 5.000 Kilometer im Jahr fährt. Trotz der Änderungen der letzten Jahre steigt übrigens die Zahl der SUVs in Wien. Im Jahr 2011 konnte die Straßenbahn 3.000 Mal wegen eines geparkten Autos nicht weiter fahren. Rechnen sie sich einmal aus, wie viele Menschen dadurch zu Schaden kommen. Praktisch gibt es da keine Diskussion, aber der Zugang zum Auto ist ja oft ein emotionaler.

Was wünschen Sie sich verkehrspolitisch für Wien und das Umland?

Für Wien sehe ich die Mariahilfer Straße als das Vorzeigeprojekt der nächsten zwei Jahre. Ich würde mir eine Fußgängerzone wünschen, aber stattdessen wird es wohl weiter Zufahrtsmöglichkeiten geben, immerhin ohne Durchfahrtsmöglichkeit. Entscheidend ist, dass die parkenden Autos verschwinden werden. Ebenso wichtig ist, die Straßenbahnlinien entlang der Wienerberg-Tangente zu aktivieren und das Nordbahnhof-Gelände besser anzubinden. Verkehrspolitisch sollten wir die Stellplatz-Verpflichtung aus der Bauordnung entfernen, sie steht einer nachhaltigen Entwicklung im Weg. Ich bin außerdem generell dafür, weg vom U-Bahnbau hin zur Straßenbahn zu planen.

Für das Umland sehe ich die Schiene als den idealen Weg. Gerade auf der Weststrecke wurden durch den Wienerwaldtunnel enorme Kapazitäten für den Pendlerverkehr frei. Negativ ist die Entwicklung im Burgenland, wo Strecken eingestellt werden. Es mangelt nicht an der Infrastruktur, sondern an Organisation und der Budgetierung durch die Politik. Wenn ich alles in den Straßenbau stecke statt in den öffentlichen Verkehr, kann auch die beste Planung das nicht in einem Jahr wieder rückgängig machen.

Interview: Denise Riedlinger

Quelle: http://science.orf.at/stories/1708649 (http://science.orf.at/stories/1708649)
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Operator am 28. November 2012, 21:48:02
Ich glaube, diesem Beitrag ist nichts hinzuzufügen, viele meiner Gedanken der letzten Jahr finde ich hier wieder!
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Linie 41 am 29. November 2012, 00:49:09
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: W_E_St am 29. November 2012, 00:50:33
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Dem Experten glaube ich sofort, aber zeig mir die Politiker, die das auch umsetzen!
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Linie 41 am 29. November 2012, 00:51:52
Dem Experten glaube ich sofort, aber zeig mir die Politiker, die das auch umsetzen!
Politiker? Was ist das, ein neues Schimpfwort? Guy Fawkes, Guy Fawkes 'twas his intent, to blow up the King and the Parliament.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: coolharry am 29. November 2012, 07:28:19

Das einzige was mich an dem Artikel stört ist, dass er vollkommen ausser acht lässt, dass es auch Leute gibt die in diesen Umlandgemeinden auf die Welt gekommen sind. Diese wollen natürlich lieber in ihrem Wohnort bleiben als wirklich nach Wien zu ziehen und werden somit zu Pendlern, weil die Jobaussichten in vielen Gegenden auch schon vor hundert Jahren schlecht waren und es in hundert Jahren auch noch sind.
Somit wird es immer Pendler geben aber hier immer mit der Moralkeule zu kommen halte ich für überflüssig.

Klar wurde und wird gerade im Umland viel zu viel Mist gebaut die wiederrum der Regionalenwirtschaft mehr schadet als nutzt aber was kann der kleine Mann dafür, dass er zum Spielball der Politik wird nur weil er nicht den ganzen Tag auf eine graue Wand schauen will?
Wohnte selber im 20. im tiefsten Betonviertel und die einzige wirklich nutzbare Grünfläche war der Augarten, aber ich würde dort einfach nicht mehr wohnen wollen. Es stinkt mich einfach an. An jeder Ecke Hundescheiße (ich mach den Hunden keinen vorwurf wo sollens sonst hinmachen). Es stinkt vom Türkensupermarkt am Eck und regelmässig geht bzw. ging irgendwo eine Alarmanlage mitten in der Nacht los. Im Sommer ist es auch nachts unerträglich heiß, weil es durch den ganzen Beton einfach nicht auskühlt. Und dann waren noch die ganzen anderen Probleme und Problemchen die mehr mit der Bausubstanz zu tun haben als mit der Gegend an sich.

Ich wohne immer noch in Wien und werde auch in Wien bleiben, aber weniger weils dann nicht soweit zum Arbeiten ist sondern weils meine Heimat ist. Und seine Heimat verlässt man nur mit guten, sehr guten Gründen. Das gilt auch für Leute aus den Bundesländern.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: 13er am 29. November 2012, 08:15:35
Ich kenne auch einige von diesen Pendlern, die immer schon am Land gewohnt haben und in die Stadt arbeiten fahren müssen. Das ist sicher kein Honigschlecken und sie haben sich das nicht ausgesucht... nur ist das die Minderheit, für die man sicher ein Gesetz zustandebringen könnte.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: schaffnerlos am 29. November 2012, 11:40:35
Das Problem der "Landleute" ist, dass Politik und Wirtschaft heute Pendeln als gesellschaftlich anerkannt voraussetzen. Würde man das Pendeln erschweren statt zu erleichtern, würde es auch in den als "strukturschwach" bezeichneten Gebieten mehr Arbeitsplätze geben, eben weil dort die Arbeitskräfte sind. Im Gegenzug müssen sich aber auch die Arbeitnehmer fragen, ob ihnen ein "etwas besserer" Job wirklich wert ist, zum Pendler zu werden. Ich selbst habe schon auf viel besser bezahlte Jobs verzichtet, weil diese zu weit weg von meinem Wohnort waren. Und umgerechnet auf den Zeitverlust und die höheren Kosten durch den längeren Arbeitsweg wären diese Jobs eh nicht mehr soviel besser bezahlt gewesen, aber da lügen sich viele selbst an, weil die mit gierigen Augen auf den Lohnzettel samt der dort aufscheinenden Pendlerpauschale starren und die tatsächlichen (Zeit-)Kosten fürs Pendeln einfach ignorieren.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: HLS am 29. November 2012, 12:20:43
Das Problem der "Landleute" ist, dass Politik und Wirtschaft heute Pendeln als gesellschaftlich anerkannt voraussetzen. Würde man das Pendeln erschweren statt zu erleichtern, würde es auch in den als "strukturschwach" bezeichneten Gebieten mehr Arbeitsplätze geben, eben weil dort die Arbeitskräfte sind. Im Gegenzug müssen sich aber auch die Arbeitnehmer fragen, ob ihnen ein "etwas besserer" Job wirklich wert ist, zum Pendler zu werden. Ich selbst habe schon auf viel besser bezahlte Jobs verzichtet, weil diese zu weit weg von meinem Wohnort waren. Und umgerechnet auf den Zeitverlust und die höheren Kosten durch den längeren Arbeitsweg wären diese Jobs eh nicht mehr soviel besser bezahlt gewesen, aber da lügen sich viele selbst an, weil die mit gierigen Augen auf den Lohnzettel samt der dort aufscheinenden Pendlerpauschale starren und die tatsächlichen (Zeit-)Kosten fürs Pendeln einfach ignorieren.
Ist es aber gesetzlich zumutbar, einen Anfahrtsweg von 1,5h zu akzeptieren.
In Deutschland sogar 150km!
Beide Fälle sind gängige Praxen bei den Arbeitsämtern. Die sagen es sind "nur" eine Stunde Wegzeit oder 100km und somit mußt du den vorgeschlagenen Job annehmen oder selber schnellst möglich eine Alternative bringen, da du sonst bis zu 3Monate gar kein Geld mehr bekommst.
Und ich hatte es ja schonmal erklärt, die Wegzeit kann innerhalb Wiens, auch diese 1,5h knacken, wenn ich die Öffis nutzen möchte. Da ist es z.B in meinem Fall, egal ob ich insgesamt 37km täglich pendeln muß oder in Wien wohne. Denn Wohnungen in Arbeitsplatznähe, sind meist nicht unbedingt erschwinglich bzw gar nicht verfügbar.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: 95B am 29. November 2012, 12:34:40
Mit einem Mobilitätskostenrechner kann man das überschlagsweise berechnen: http://www.mobilitaetsausweis.at/website/Vorlagen/Rechner.html (http://www.mobilitaetsausweis.at/website/Vorlagen/Rechner.html)
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Ferry am 29. November 2012, 13:05:19
Würde man das Pendeln erschweren statt zu erleichtern, würde es auch in den als "strukturschwach" bezeichneten Gebieten mehr Arbeitsplätze geben, eben weil dort die Arbeitskräfte sind.
Und wo sollen diese Arbeitsplätze bitte herkommen?
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: haidi am 29. November 2012, 13:11:18
Von dort wo ysie jetzt sind. Wenn du das Pendeln unattraktiv machst, dann hast im Grossraum Wien Arbeitskraeftemangel und die Firmen ziehen dort hin, wo Arbeitskraefte sind,  diese moeglichst billig.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Ferry am 29. November 2012, 13:20:55
Von dort wo ysie jetzt sind. Wenn du das Pendeln unattraktiv machst, dann hast im Grossraum Wien Arbeitskraeftemangel und die Firmen ziehen dort hin, wo Arbeitskraefte sind,  diese moeglichst billig.
Die Arbeitskräfte sind aber über das Umland zerstreut und nur in der Stadt konzentriert an einem Standort zu finden. Da müsste eine Firma in jedem Kuhdorf eine Dependance eröffnen, damit die dortigen Einwohner möglichst günstig als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Das wird's wohl kaum spielen.

Der Ansatz mit dem unattraktiven Pendeln würde vielleicht in speziellen Branchen funktionieren, in den meisten Fällen aber nicht. Ansonsten gäbe es das Pendeln ja nicht. Wer pendelt, wenn er nicht muss?  :lamp:
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: coolharry am 29. November 2012, 15:10:57
Von dort wo ysie jetzt sind. Wenn du das Pendeln unattraktiv machst, dann hast im Grossraum Wien Arbeitskraeftemangel und die Firmen ziehen dort hin, wo Arbeitskraefte sind,  diese moeglichst billig.

Sorry aber das ist schwachsinn. Firmen ist grundsätzlich piep egal wo ihre Arbeitskräfte herkommen. Und gut ausgebildete Kräfte findet man in Ballungsräumen öfter als am Popo der Welt. Es wird eher darauf hinaus gehen, dass noch mehr Menschen nach Wien ziehen und die, die sich das Pendeln leisten können oder können wollen, es auch weiterhin tun.

Ausserdem gibts in Wien keinen Arbeitskräfte "mangel". Es gibt nur einen Mangel an für einen bestimmten Beruf qualifiziertem Personal. Somit wenn heute ein Pendler aufgibt es mit 100% Wahrscheinlichkeit eien der seinen Job übernimmt.

Ausserdem sind Pendler immer dankbare Arbeitnehmer. Meist wegen Hausbaus stark verschuldet können sich nicht anders als arbeiten und machen daher mehr mit als andere.

Vielleicht kommt ja wieder das Phänomen des Wanderarbeiters/Tagelöhners nach Österreich. Das waren die Pendler vor hundert Jahren.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: hema am 29. November 2012, 15:42:18
Der (individuelle) Weg zur Arbeit gehört überhaupt nicht gefördert und/oder öffentlich mit Geld unterstützt, weil das immer nur ungerecht sein kann. Ich kenne Leute, die fahren mit dem Auto 20 Minuten (nach Wien) in die Arbeit und kassieren Pendlerpauschale und andere, die fahren innerhalb Wiens öffentlich eine Stunde und mehr und müssen (richtigerweise) die Fahrten selber zahlen.


Seine Fahrtkosten muss eben jeder selber berappen, irgendwelche "Arme" gibt es immer, die Welt ist eben ungerecht.  8)
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Linie 41 am 29. November 2012, 15:49:21
Der (individuelle) Weg zur Arbeit gehört überhaupt nicht gefördert und/oder öffentlich mit Geld unterstützt
:up: :up: :up:

Prinzipiell sollte sich der Staat überhaupt einmal überlegen, ob es vielleicht sinnvoll wäre Förderungen und Ähnliches überhaupt nur mehr für Leute auszuzahlen, deren Einkommen durch (zur Verrichtung der Arbeit unvermeidbare) Nebenkosten unter den Mindestlohn sinken würden (und dann nur genau jenen Anteil abgelten).
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: haidi am 29. November 2012, 17:16:26
Pwndlerpauschale in der Grundstufe ist/war so hoch wie die Jahreskarte Wien. Die bekommt jeder, auch wenn er im selben Haus wohmt in de, er arbeitet. Antrag nicht notwendig, weil automatisch beruecksichtigt.

hannes

ps: bitte die haeufung von tippfehlern zu entschulvdigrn, liege nach Kochunfall ein paar Tage im spital und surfe auf 7"  Tablet mit virtueller tastatur
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Operator am 29. November 2012, 19:17:34
Pwndlerpauschale in der Grundstufe ist/war so hoch wie die Jahreskarte Wien. Die bekommt jeder, auch wenn er im selben Haus wohmt in de, er arbeitet. Antrag nicht notwendig, weil automatisch beruecksichtigt.

hannes

ps: bitte die haeufung von tippfehlern zu entschulvdigrn, liege nach Kochunfall ein paar Tage im spital und surfe auf 7"  Tablet mit virtueller tastatur

Na dann, gute Besserung!
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: umweltretter am 29. November 2012, 21:52:29
Ansonsten gäbe es das Pendeln ja nicht. Wer pendelt, wenn er nicht muss?  :lamp:
Naja, zahlreiche Menschen wurden ja erst dadurch zu Pendlern, weil sie freiwillig ins Umland von Städten in autodominierte Einfamilienhausstrukturen gezogen sind.  :lamp:
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: W_E_St am 29. November 2012, 22:00:26
Ansonsten gäbe es das Pendeln ja nicht. Wer pendelt, wenn er nicht muss?  :lamp:
Naja, zahlreiche Menschen wurden ja erst dadurch zu Pendlern, weil sie freiwillig ins Umland von Städten in autodominierte Einfamilienhausstrukturen gezogen sind.  :lamp:
Genau, und DIESES Verhalten sollte die Regierung meiner Meinung nach nicht mit Zuckerln belohnen, sondern im Gegenteil eindämmen.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Linie 41 am 29. November 2012, 22:21:10
Genau, und DIESES Verhalten sollte die Regierung meiner Meinung nach nicht mit Zuckerln belohnen, sondern im Gegenteil eindämmen.
Allerdings kann man rechtlich schwer unterscheiden zwischen autochthoner Landbevölkerung und Zuag'rasten.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: 68er am 29. November 2012, 22:57:32
Allerdings ist es eine der zentralen Aussagen des Interviews, dass das Landleben - ganz egal ob als Speckgürtelvillenbewohner oder Autochthoner einer strukturschwachen Region - eben nicht nur Härten wie die Mobilitätskosten, sondern auch gewichtige Vorteile wie niedrige Wohnkosten und hohen Wohnkomfort hat.
Und das auf der anderen Seite die Stadtbewohner ihre Vorteile bei Mobilität, Infrastruktur und eventuell besseren Jobchancen sehr teuer mit unleistbarem Wohnen in einer unerträglichen und gesundheitsschädigenden Autohölle erkaufen.

Es gibt also keinerlei Grund, einseitig nur die "Härten" in Form von Mobilitätskosten der Landbewohner abzumildern. Genausogut könnte man eben eine "Zentrumspauschale" für die Stadtbewohner fordern, also z.B. die alleinige Widmung der bisher bundesweit ausgeschütteten Wohnbauförderung für die Schaffung und Stützung erschwinglichen Wohnraums in den Ballungsgebieten.

So wie man derzeit meint, dass den Stadtbewohnern Mobilität in ausreichender und günstiger Form zur Verfügung steht, weshalb es die Autoprämie nur am Land gibt, könnte man umgekehrt genauso sagen, dass Wohnraum am Land ausreichend und günstig vorhanden ist.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Linie 41 am 29. November 2012, 23:38:57
Und, daß es das Problem des Landes ist, wenn es nicht für einen öffentlichen Verkehr sorgen kann – das muß nicht auch noch belohnt werden.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Ferry am 30. November 2012, 10:35:54
Und, daß es das Problem des Landes ist, wenn es nicht für einen öffentlichen Verkehr sorgen kann – das muß nicht auch noch belohnt werden.
Das Land hat vermutlich wenig Interesse daran, dass seine Bewohner in die Stadt arbeiten gehen.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: HLS am 30. November 2012, 12:10:13
ps: bitte die haeufung von tippfehlern zu entschulvdigrn, liege nach Kochunfall ein paar Tage im spital und surfe auf 7"  Tablet mit virtueller tastatur
Gute Besserung.

Ich versteh ja das die meisten von euch was gegen Pendler haben, finde ich es persönlich auch nicht toll, ich muß es aber wohl oder übel in kauf nehmen.
Bei uns ist es so, dass wir gleich aus mehreren Gründen Wien verlassen haben.
Also es bleibt oft nicht viel übrig, als sich zum pendeln zu entscheiden. Klar ich vermeide, wenns nur irgendwie geht, das Auto zu benutzen, ist aber nur zu max 67% möglich. [/list]
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: W_E_St am 30. November 2012, 12:57:49
Zitat
Die Qualität in den meisten Schulen Wiens, zu wünschen übrig lässt.
Also gerade die Schulen würde ich massiv als Grund sehen, in Wien zu bleiben! Die Hauptschulen sind eine tragische Ausnahme, weil sie zum Sammelbecken jener, die nicht für AHS-reif befunden werden, verkommen sind, aber sonst würde ich die Schulen hier als gut bezeichnen und man hat relativ große Auswahl auf engem Raum.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: HLS am 30. November 2012, 13:15:13
Zitat
Die Qualität in den meisten Schulen Wiens, zu wünschen übrig lässt.
Also gerade die Schulen würde ich massiv als Grund sehen, in Wien zu bleiben! Die Hauptschulen sind eine tragische Ausnahme, weil sie zum Sammelbecken jener, die nicht für AHS-reif befunden werden, verkommen sind, aber sonst würde ich die Schulen hier als gut bezeichnen und man hat relativ große Auswahl auf engem Raum.
Definitiv nicht. Mein jr. mußte das leider schon schmerzlich in der Volksschule erleben und mein Tochter in der NMS.
Und mein Eindruck war dazu, dass die Lehrer in Wien überfordert sind und der fehlenden Respekt der Schüler, dass auch noch verstärkt hat. Auch notenmäßig spiegelt es sich wieder, hat meine Tochter sich von einem Durchschnitt von 2,4 auf 1,3 verbessert und bei meinem jr wars von 2,3 auf 1,5.
Weiteres hatten sie einen relativ großen Wissensrückstand aus Wien mitgenommen, denn sie aber durch Fleiß und engagierte Lehrer, in kürzester Zeit ausgeglichen haben.
Ich hab auch das subjektive Gefühl, dass die Lehrer sich viel mehr bemühen und dadurch den Lehrstoff viel schneller rüber bringen und dadurch der Lernerfolg höher ist.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: hema am 30. November 2012, 13:25:06
Ich denke, niemand (hier) hat prinzipiell etwas gegen Pendler, sondern nur gegen gegen die finanziellen Zuwendungen für das Pendeln! Wie in allen Lebensgereichen ist von mündigen Menschen mehr Eigenverantwortung gefragt, man kann nicht alles der Allgemeinheit aufbürden und nach Unterstützung schreien, nur weil man gerade politisch am längeren Ast sitzt.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: HLS am 30. November 2012, 13:54:11
Ich denke, niemand (hier) hat prinzipiell etwas gegen Pendler, sondern nur gegen gegen die finanziellen Zuwendungen für das Pendeln! Wie in allen Lebensgereichen ist von mündigen Menschen mehr Eigenverantwortung gefragt, man kann nicht alles der Allgemeinheit aufbürden und nach Unterstützung schreien, nur weil man gerade politisch am längeren Ast sitzt.
Nunja, da würde ich dagegenhalten. Warum muß, ein Bürger aus den Bundesländer, die Wiener U-Bahn mitfinanzieren? Somit kann auch der Wiener, den Pendlern die Pendlerpauschale lassen.
Eine Medailie hat immer zwei Seiten.
Mir ist es persönlich wurscht ob ich die Pendlerpauschale bekomme oder nicht.
Den meisten allerdings nicht, denn diejenigen die Pendeln, Pendeln nicht immer freiwillig. Sie sind oft in kleinen und mittelgroßen Betrieben aus ihrer Nähe, müssen aber in die umliegenden Städte, weil ganz einfach die Firma dort ihre Baustellen...etc hat oder die Firma in eine Stadt übersiedelt ist, um näher dem Kunden zu sein, dass kann doch aber nicht gleichzeitig bedeuten, dass der Mitarbeiter seiner Firma hinterher ziehen muß?!

Mir ging es in Ostdeutschland ähnlich. Meine Firma war im selben Ort und ist nach ca 3Jahren, in die nächste Stadt übersiedelt, somit war ich auch zum pendeln verdammt. Auch war ein Umzug, zum damaligen Zeitpunkt, nicht möglich, da wir ein riesigen alten Bauernhof haben, um den sich gekümmert werden mußte.
Auch wurde/werden kleinere Ortschaften immer mehr ausgesaugt und praktisch vernichtet, weil Betriebe/Firmen nach und nach abwandern um ihre Kosten zu minimieren, diesen Schritt kann man aber nicht gleichzeitig auch seinen Bewohnern zumuten und daher muß der Staat dafür sorgen, dass auch Minderheiten, nicht benachteiligt werden. Wie das ein Staat macht, spielt aber keine Rolle.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Linie 41 am 30. November 2012, 16:29:59
Ich denke die wenigsten werden Dir hier widersprechen, daß der Bundeszuschuß für die U-Bahn genauso ein Blödsinn ist, wie die Pendlerpauschale (da es sich bei der U-Bahn auch nicht um ein überregionales Projekt handelt!).
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: HLS am 30. November 2012, 19:02:28
Ich denke die wenigsten werden Dir hier widersprechen, daß der Bundeszuschuß für die U-Bahn genauso ein Blödsinn ist, wie die Pendlerpauschale (da es sich bei der U-Bahn auch nicht um ein überregionales Projekt handelt!).
Die Pendlerpauschale ist aber überegional und könnte/kann von allen Bürgern genutzt werden.
Natürlich wäre es wünschenswert, dass man den Öffiverkehr weiter ausbaut, da muß aber auch eine gewisse Nachfrage vorhanden sein, denn man wird werder einen Bus noch irgend ein Schienenfahrzeug ins Blaue fahren lassen.

Ich hab damals in einem Dorf gewohnt, mit 250Einwohnern, da sind von Mo-Fr acht Busse/Tag gefahren und Sa-So zwei. Somit war man aufs Auto und aufs Pendeln angewiesen. Auch in Österreich gibt es mehrere Orte die öffentlich praktisch von der Außenwelt abgeschnitten sind. Warum sollte man nun diese Leute bestrafen undsogar  zwingen ihre Heimat zu verlassen, wo sie vielleicht schon mehrere Generationen leben?
Es muß somit von der Politik eine Möglichkeit geschaffen sein/werden, die entweder für Arbeitsplätze in dieser Region sorgt oder eben die Arbeitskräfte zu den Arbeitsstätten bringen. Ob nun öffentlich oder per Pkw ist dabei egal.
Wenn man es über einen finanziellen Anreiz macht, muß es aber so sein, dass auch Personen in den Ballungsräumen in den Genuß kommen können.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: invisible am 30. November 2012, 22:53:38
Genau, und DIESES Verhalten sollte die Regierung meiner Meinung nach nicht mit Zuckerln belohnen, sondern im Gegenteil eindämmen.
Allerdings kann man rechtlich schwer unterscheiden zwischen autochthoner Landbevölkerung und Zuag'rasten.

Gerade in Österreich ist das mit Hilfe des zentralen Melderegisters eigentlich recht einfach.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Linie 41 am 30. November 2012, 23:24:26
Rechtlich inkludiert diskriminierungsfrei!
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: invisible am 01. Dezember 2012, 01:36:53
Rechtlich inkludiert diskriminierungsfrei!

Was jetzt? Unterscheiden oder nicht?

Wenn man Leuten, die ihren Lebensmittelpunkt seit Generationen am Land haben, dort aber keine Arbeit finden, unter die Arme greifen (wenn man so will: ihrer aufgrund der Familiengeschichte gegebenen Diskriminierung am Arbeitsmarkt entgegenwirken) will dann kann man diesen Umstand eben sehr einfach anhand der Meldedaten feststellen. Auch die "Zuagrast'n" sind dort recht leicht erkennbar: Ummeldung typischerweise erst nach dem 30. Lebensjahr und keine Familie am neuen Wohnort.

Man könnte die Pendlerbeihilfe auch an die Dauer der Meldung binden: z.B. die ersten 10 Jahre gibts nix, dann bis z.B. zum 18. Jahr eine Steigerung auf den Endbetrag. Damit bekommen alle, die am Land aufwachsen und mit 16-18 ins Berufsleben eintreten von Anfang an eine Unterstützung, aber für den typischen Speckgürtler gibts eine Hürde.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Linie 41 am 01. Dezember 2012, 09:51:10
Rechtlich inkludiert diskriminierungsfrei!

Was jetzt? Unterscheiden oder nicht?

Wenn man Leuten, die ihren Lebensmittelpunkt seit Generationen am Land haben, dort aber keine Arbeit finden, unter die Arme greifen (wenn man so will: ihrer aufgrund der Familiengeschichte gegebenen Diskriminierung am Arbeitsmarkt entgegenwirken) will dann kann man diesen Umstand eben sehr einfach anhand der Meldedaten feststellen. Auch die "Zuagrast'n" sind dort recht leicht erkennbar: Ummeldung typischerweise erst nach dem 30. Lebensjahr und keine Familie am neuen Wohnort.

Man könnte die Pendlerbeihilfe auch an die Dauer der Meldung binden: z.B. die ersten 10 Jahre gibts nix, dann bis z.B. zum 18. Jahr eine Steigerung auf den Endbetrag. Damit bekommen alle, die am Land aufwachsen und mit 16-18 ins Berufsleben eintreten von Anfang an eine Unterstützung, aber für den typischen Speckgürtler gibts eine Hürde.
Das hält 100%ig vor dem Verfassungsgericht nicht stand.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: 13er am 01. Dezember 2012, 10:20:39
Das hält 100%ig vor dem Verfassungsgericht nicht stand.
Seh ich auch so... Gleichheitsgrundsatz.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: hema am 01. Dezember 2012, 11:22:51
Dann kriegts eben keiner, dieses ganze kreuz und quer Subventionieren von allem und jedem ist sowieso ein Krebsgeschwür!  :down:
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: invisible am 01. Dezember 2012, 13:16:05
Das hält 100%ig vor dem Verfassungsgericht nicht stand.
Seh ich auch so... Gleichheitsgrundsatz.

Ich bin kein Jurist, die Frage ist ernst gemeint: inwiefern widerspricht eine zeitlichen Beschränkung dem Gleichheitsgrundsatz, wenn sie für alle gleich gilt? Als ich damals während meines Zivildienstes um Wohnbeihilfe angesucht habe, musste ich auch nachweisen, dass ich die Wohnung schon AFAIR drei Monate habe (eben damit sich angehende Zivildiener nicht noch schnell eine fette Wohnung mieten, nur um dann Wohnbeihilfe zu beziehen - genau das selbe Prinzip).
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: haidi am 01. Dezember 2012, 13:20:06
Das hält 100%ig vor dem Verfassungsgericht nicht stand.
Seh ich auch so... Gleichheitsgrundsatz.
So manche Bestimmung wurde durch "Verfassungsbestimmung" der Kontrolle durch den VfGH entzogen.

Hannes
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: umweltretter am 01. Dezember 2012, 20:15:00
Natürlich wäre es wünschenswert, dass man den Öffiverkehr weiter ausbaut, da muß aber auch eine gewisse Nachfrage vorhanden sein, denn man wird werder einen Bus noch irgend ein Schienenfahrzeug ins Blaue fahren lassen.
Um flächendeckenden öffentlichen Verkehr herzustellen, braucht ja nicht in jedes Kaff ein großer Bus im 30-Minuten-Takt fahren.
Zur Feinverteilung gibt es genügend funktionierende Systeme wie Rufbusse, Gemeindebuss, Bedarfshaltestellen und Anrufsammeltaxis.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: HLS am 02. Dezember 2012, 02:22:46
Natürlich wäre es wünschenswert, dass man den Öffiverkehr weiter ausbaut, da muß aber auch eine gewisse Nachfrage vorhanden sein, denn man wird werder einen Bus noch irgend ein Schienenfahrzeug ins Blaue fahren lassen.
Um flächendeckenden öffentlichen Verkehr herzustellen, braucht ja nicht in jedes Kaff ein großer Bus im 30-Minuten-Takt fahren.
Zur Feinverteilung gibt es genügend funktionierende Systeme wie Rufbusse, Gemeindebuss, Bedarfshaltestellen und Anrufsammeltaxis.
In ein Astax bekommen mich aber keine 10 Pferde, die Typen sind doch irre und nicht zurechnungsfähig und fahren noch schlimmer als normale Taxler, getopt werden sie nur vom Schüler & Behindertenfahrdienst. :down:
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: Tatra83 am 02. Dezember 2012, 17:01:02
Natürlich wäre es wünschenswert, dass man den Öffiverkehr weiter ausbaut, da muß aber auch eine gewisse Nachfrage vorhanden sein, denn man wird werder einen Bus noch irgend ein Schienenfahrzeug ins Blaue fahren lassen.
Um flächendeckenden öffentlichen Verkehr herzustellen, braucht ja nicht in jedes Kaff ein großer Bus im 30-Minuten-Takt fahren. Zur Feinverteilung gibt es genügend funktionierende Systeme wie Rufbusse, Gemeindebuss, Bedarfshaltestellen und Anrufsammeltaxis.
Das was du mit "funktionierenden Systemen" zur Feinverteilung meinst, sind m.E. allesamt Bankrotterklärungen des ÖV... Würde man in der Fläche endlich Taktverkehre und eine Anschluss-Sicherung zwischen Regionalbus und Bahn einführen, hätte man schon einiges gewonnen. Aber solange Bahnstrecken - dem Wunsch von Busunternehmern entsprechend - eingestellt werden (z.B. Friedberg - Oberwart), ist ein Auto in der Region Pflicht.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: hema am 02. Dezember 2012, 17:08:49
Hätte man (und macht es noch immer) die Fläche nicht so sehr zersiedelt, wären viele Probleme gar nicht erst aufgetreten! Einerseits Zersiedelung, andererseites Landflucht, dazu das Diktat der leeren (weil mutwillig geleerten!) Kassen und Entscheidungen nicht nach Sinnhaftigkeit, sondern nach Gutdünken und Wahltermin  -> ein unangenehmer Mix!  >:(
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: umweltretter am 15. Dezember 2012, 00:10:40
Natürlich wäre es wünschenswert, dass man den Öffiverkehr weiter ausbaut, da muß aber auch eine gewisse Nachfrage vorhanden sein, denn man wird werder einen Bus noch irgend ein Schienenfahrzeug ins Blaue fahren lassen.
Um flächendeckenden öffentlichen Verkehr herzustellen, braucht ja nicht in jedes Kaff ein großer Bus im 30-Minuten-Takt fahren.
Zur Feinverteilung gibt es genügend funktionierende Systeme wie Rufbusse, Gemeindebuss, Bedarfshaltestellen und Anrufsammeltaxis.
In ein Astax bekommen mich aber keine 10 Pferde, die Typen sind doch irre und nicht zurechnungsfähig und fahren noch schlimmer als normale Taxler, getopt werden sie nur vom Schüler & Behindertenfahrdienst. :down:
Wie kommst du darauf? Ich hatte jedenfalls noch nie derartig negative Erlebnisse oder sonstige Probleme bei bisherigen Astax-Fahrten.

Natürlich wäre es wünschenswert, dass man den Öffiverkehr weiter ausbaut, da muß aber auch eine gewisse Nachfrage vorhanden sein, denn man wird werder einen Bus noch irgend ein Schienenfahrzeug ins Blaue fahren lassen.
Um flächendeckenden öffentlichen Verkehr herzustellen, braucht ja nicht in jedes Kaff ein großer Bus im 30-Minuten-Takt fahren. Zur Feinverteilung gibt es genügend funktionierende Systeme wie Rufbusse, Gemeindebuss, Bedarfshaltestellen und Anrufsammeltaxis.
Das was du mit "funktionierenden Systemen" zur Feinverteilung meinst, sind m.E. allesamt Bankrotterklärungen des ÖV... Würde man in der Fläche endlich Taktverkehre und eine Anschluss-Sicherung zwischen Regionalbus und Bahn einführen, hätte man schon einiges gewonnen. Aber solange Bahnstrecken - dem Wunsch von Busunternehmern entsprechend - eingestellt werden (z.B. Friedberg - Oberwart), ist ein Auto in der Region Pflicht.
NUR auf solche Systeme zu setzen ist natürlich unzureichend. In Kombination mit vertakteten Regionalbahnen und -bussen stellen sie jedoch mMn eine wichtige Ergänzung dar, die den gesamten ÖV stärkt.
Titel: Re: [PM] Experte: Straßenbahn ausbauen statt Autofahren
Beitrag von: HLS am 15. Dezember 2012, 13:07:28

Wie kommst du darauf? Ich hatte jedenfalls noch nie derartig negative Erlebnisse oder sonstige Probleme bei bisherigen Astax-Fahrten.
Ich hab es zwei mal in Wien genutzt, die erste Fahrt, ging "nur" mit ca 70kmh durch die engen Gassen, wo zum Teil nur 30kmh zugelassen waren und bei der zweiten Fahrt, habe ich mich nach der dritten überfahrenen roten Ampel, absetzen lassen und hab es vorgezogen zu Fuß zu gehn.  >:(

Edit: Zitat berichtigt.