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Allgemeines => Viennensia => Thema gestartet von: fr3 am 15. September 2019, 22:48:09

Titel: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: fr3 am 15. September 2019, 22:48:09
...war der Titel eines 1959 erschienenen Buches des Architekten Hans Bernhard Reichow und welches die Grundlagen einer an den vermeintlichen oder tatsächlichen Bedürfnissen des motorisierten Individualverkehrs orientierten Stadt beschrieb. Tatsächlich begann man in Europa bereits in den 1930ern damit, die Städte dem Autoverkehr anzupassen - eine Entwicklung die nur durch den 2. Weltkrieg um zwei Jahrzehnte verzögert wurde, dann aber umso vehementer im Zuge des Wiederaufbaus voran getrieben wurde. Fortschritt war alles - und was symbolisierte ihn besser als die Massenmotorisierung?

Dieser Thread soll einen historischen Rückblick auf die Anpassung Wiens an den Autoverkehr bieten.

In Wien dringt das Auto zunächst von Außen in die Stadt ein - über die hauptsächlich ab 1934 errichtete Höhenstraße. Dorfplätze in Grinzing, Sievering oder Neuwaldegg werden zu Durchgangsstraßen und in den 1970ern wird die einst als Ausflugsstraße konzipierte Route zur ersten de facto Tangente, um rasch die westlichen Bezirke zum umfahren. Die Wientalstraße wird zum Einfallstor der Autos aus dem Westen - 1935 wird die erste Unterführung in Hietzing gebaut, um den Autoverkehr in die Stadt zu beschleunigen.

In den 1960ern und 1970ern waren schließlich auch in der Innenstadt so gut wie alle öffentlichen Flächen dem Autoverkehr und den Parkplätzen geopfert, bis mit den ersten Fußgängerzonen eine Trendwende einsetzte...

Um die Erinnerung aufzufrischen und auch jenen, die damals noch nicht geboren waren, ein Vorstellung zu geben, beginne ich mit einer Reihe von Bildern aus der Wiener Innenstadt, welche in den 1960ern und bis 1972 entstanden sind. Alle gezeigten Plätze und Straßen sind heute Fussgängerzonen oder weitgehend autobefreit. Damals gab es regen Durchzugsverkehr und nicht selten Stau mitten in der Innenstadt. Alleine Am Stephansplatz gabe es zwei ampegeregelte Kreuzungen, nämlich Graben/Kärtnerstraße/Singestraße und Rothenturmstraße/Brandstädte/Schulerstraße. Aber seht selbst:


Stephansplatz

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1963_Stephansplatz.jpg)
1963

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1964_Stephansplatz.jpg)
1964

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1965_Stephansplatz.jpg)
1965

Graben

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1964_Graben.jpg)
1964

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1966_Graben.jpg)
1966

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1969_Graben.jpg)
1969 - Vier Spuren zum Einordnen bei der Kreuzung!

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1972_Graben.jpg)
1972

Kärntnerstraße

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1967_Kaertnerstrasse.jpg)
1967

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1969_Kaernterstrasse.jpg)
1969

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1972_Kaertnerstrasse.jpg)
1972

Freyung

(Bild vorübergehend entfernt, da Urheberstatus unklar)
1968

Hoher Markt

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1966_HoheMarkt.jpg)
1966

Tuchlauben

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1967_Tuchlauben.jpg)
1967 - auch hier gab es eine Ampel

Rotentumrstraße

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1969_Tuchlauben.jpg)
1969

Kohlmarkt

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1959_Kohlmarkt.jpg)
1959

Judenplatz

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1967_Judenplatz.jpg)
1967

Stock im Eisen-Platz

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1967_StockimEisenPlatz.jpg)
1967

Karlsplatz

(http://share.bahnforum.info/transfer/e825dbc060ecc7caa98ce2687fe5a58c9db17011/Wien/Innenstadt_Fortan/1968_Karlsplatz.jpg)
1968

Der Teich mit der Plastik von Henry Moore kam erst nach der Fertigstellung des U-Bahn-Knotens um 1978. War damals nicht unumstritten. Rückwirkend war es eine der harmonischsten städtebaulichen Erneuerungen dieser Zeit, welche die Monumentalität der Karlskirche erst so richtig zur Geltung gebracht hat.

Ich habe alle Bilder auf dem ungarischen Server http://www.fortepan.hu/?search=Vienna (http://www.fortepan.hu/?search=Vienna) gefunden.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Operator am 16. September 2019, 07:21:38
Tolle Fotos und ein guter Beitrag, danke!
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: U4 am 16. September 2019, 08:21:48
Zitat
Rotenthumrstraße

Alte Schreibweise oder Dein Fehler ??  8)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: fr3 am 16. September 2019, 09:59:53
Alte Schreibweise oder Dein Fehler ??  8)
Danke, schon ausgebessert.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Rodauner am 16. September 2019, 10:07:42
Sehr bemerkenswert: Der Trabi mit heimischem Kennzeichen! ;D
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 16. September 2019, 10:44:27
Sehr bemerkenswert: Der Trabi mit heimischem Kennzeichen! ;D

Auf welcher Aufnahme soll der sein, ich finde ihn nicht. Ich war immer der Ansicht, dass diese Fahrzeuge im Westen keine Zulassung bekamen.

Der Polizist am Motorrad nur mit Dienstkappl, ohne Helm, heute undenkbar.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Vento66 am 16. September 2019, 15:43:25
Auf dem vorletzten....
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: W_E_St am 16. September 2019, 20:24:41
Sehr bemerkenswert: Der Trabi mit heimischem Kennzeichen! ;D

Auf welcher Aufnahme soll der sein, ich finde ihn nicht. Ich war immer der Ansicht, dass diese Fahrzeuge im Westen keine Zulassung bekamen.

Das stimmt definitiv nicht! Die Exportzahlen nach Österreich waren im mittleren zweistelligen Bereich, aber zu Beginn der Produktion gab es den Trabant 601 in Österreich regulär zu kaufen. Auch Wartburg fanden einige damals den Weg nach Österreich, auch nicht viel mehr. Anderswo, z.B. in Skandinavien, dürfte es merklich mehr Wartburgs gegeben haben. Lada, Skoda und Polski-Fiat gab es in Österreich sowieso in großer Zahl, damit haben wir schon einen nicht unwesentlichen Teil des Ost-Automarktes abgedeckt. Zastava und Co. wurden denke ich auch offiziell importiert.

Nicht wenige Ost-Autos gab es sogar als rechtsgelenkte Version für GB, bei den Heckmotor-Skodas, Lada, Zastava/Yugo und Wartburg bin ich mir sicher.

Hier ein Re-Import eines Wartburg Knight:
https://www.youtube.com/watch?v=tCW-ZxU58Ho

Etwas mehr Infos über die offiziellen Importe in GB:
https://www.independent.co.uk/life-style/motoring/features/wartburg-353-knight-5529454.html
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: haidi am 16. September 2019, 22:23:25
Früher war das mit der Typisierung einfacher, keine Abgastests etc. Zweitakter hatte sogar ein Audi Anfang der Siebziger.
Auch heute müssen Trabis im gesamten EU-Bereich zugelassen werden. Jedes KFZ, das in einem EU-Staat zugelassen war, muss in jedem anderen EU-Staat ebenfalls zugelassen werden. Österreich hat sich da lange quer gelegt und dann wurden Österreich vom EU-Gerichtshof die Wadln viregricht.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 17. September 2019, 00:08:58
OK, das ist an mir vorbeigegangen aber ich habe sowieso fast keine Ahnung von Autos. Als Knabe schon erkannte ich gerade noch Mercedes und VW.

Ein Streitpunkt seit jeher war der verparkte Josefsplatz.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: KSW am 17. September 2019, 05:33:28
Ja, das waren sehr erstrebenswerte Zeiten damals  :-X

Möchte nicht wissen, was die Leute so in 5-10 Jahren sagen, wenn man ihnen Bilder der Mariahilfer Straße aus den früher 2000er zeigt - auch wenn die gelungene (IV-)Beruhigung und Neugestaltung noch immer in vielen Köpfen ein Skandal ist  :bh:
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Superguppy am 17. September 2019, 09:38:47
Bei meinen letzten Besuchen auf der Mariahilfer Straße habe ich mich sowieso gefragt, wie die vielen Menschen früher auf den zwei Gehsteigen Platz gefunden haben, die jetzt im Prinzip die gesamte Straße füllen.  8)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: 95B am 17. September 2019, 10:30:53
Bei meinen letzten Besuchen auf der Mariahilfer Straße habe ich mich sowieso gefragt, wie die vielen Menschen früher auf den zwei Gehsteigen Platz gefunden haben, die jetzt im Prinzip die gesamte Straße füllen.  8)

Es waren früher weniger Menschen.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 17. September 2019, 10:37:19
Bei meinen letzten Besuchen auf der Mariahilfer Straße habe ich mich sowieso gefragt, wie die vielen Menschen früher auf den zwei Gehsteigen Platz gefunden haben, die jetzt im Prinzip die gesamte Straße füllen.  8)

Da war die Nutzung anders, das Jahr über reichten die breiten Gehsteige durchaus. Nur in der Vorweihnachtszeit gab es auf der bevorzugten Gerngrossseite das alljährliche Gewuzzel. Nach den Einkäufen ist man entweder mit der stets an der Oberfläche verfügbaren Straßenbahn abgefahren, oder hat für den Abgang die unbeliebte Strassenseite benutzt.
Etwas später hat man in der Adventzeit die innere Mahü in Teilen zur temporären Fussgängerzone erklärt.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Bus am 17. September 2019, 10:53:28
Auch die Öffnungszeiten waren anders. Da wurde ja spätestens um 18.00 / 18.30 alles dicht gemacht. Samstag auch schon um 13 Uhr oder...
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Superguppy am 17. September 2019, 11:12:39
Mit früher meinte ich eigentlich: Kurz bevor die Mariahilfer Straße zur Fußgängerzone erklärt wurde.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: tramway.at am 17. September 2019, 11:17:07
Mit früher meinte ich eigentlich: Kurz bevor die Mariahilfer Straße zur Fußgängerzone erklärt wurde.

Nachdem ich in der Kirchengasse wohne: Die Fußgängerfrequenz hat nach meiner Beobachtung seither massiv zugenommen.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Z-TW am 24. September 2019, 13:23:09
Mit früher meinte ich eigentlich: Kurz bevor die Mariahilfer Straße zur Fußgängerzone erklärt wurde.

Nachdem ich in der Kirchengasse wohne: Die Fußgängerfrequenz hat nach meiner Beobachtung seither massiv zugenommen.

Was ja eh zu erwarten war - autofreie Zonen werden eben total geschätzt!
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 26. September 2019, 17:00:45
Bei diesem Verkehrsaufkommen benötigte Hietzing natürlich unbedingt eine Unterführung. Dafür musste die Schleife der Linie 60 vom Kai in die Eduard Klein Gasse verlegt werden.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: highspeedtrain am 26. September 2019, 17:26:42
Mit früher meinte ich eigentlich: Kurz bevor die Mariahilfer Straße zur Fußgängerzone erklärt wurde.

Nachdem ich in der Kirchengasse wohne: Die Fußgängerfrequenz hat nach meiner Beobachtung seither massiv zugenommen.

Was ja eh zu erwarten war - autofreie Zonen werden eben total geschätzt!

Nicht überraschend- vorher war die Mahü eine sehr praktische Einkaufsstraße, aber - zumindest für mich - kein Ort, an dem man sich wahnsinnig gerne aufhält, schon allein, weil zu vielen Zeiten einfach auf den Gehsteigen zu viel los war.

Jetzt ist es ein angenehmer Flanierboulevard.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Ferry am 27. September 2019, 09:50:05
Sehr bemerkenswert: Der Trabi mit heimischem Kennzeichen! ;D

Auf welcher Aufnahme soll der sein, ich finde ihn nicht. Ich war immer der Ansicht, dass diese Fahrzeuge im Westen keine Zulassung bekamen.

Wieso denn nicht? Damals waren alle Autos "Dreckschleudern", ein Trabi war von den Abgasen her nicht besser oder schlechter als ein Mercedes, VW oder Opel.

Fahrzeuge aus osteuropäischen Ländern waren vielfach billiger zu bekommen als westeuropäische Wagen, daher gab es sie auch bei uns. Der Vater eines meiner Schulfreunde hatte eine Zeitlang einen Wartburg und war sehr zufrieden damit.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Kálvin tér am 27. September 2019, 09:53:15
Wieso denn nicht? Damals waren alle Autos "Dreckschleudern", ein Trabi war von den Abgasen her nicht besser oder schlechter als ein Mercedes, VW oder Opel.

Fahrzeuge aus osteuropäischen Ländern waren vielfach billiger zu bekommen als westeuropäische Wagen, daher gab es sie auch bei uns. Der Vater eines meiner Schulfreunde hatte eine Zeitlang einen Wartburg und war sehr zufrieden damit.
Das Zweitakter (und das waren sowohl Trabant als auch Wartburg bis zum Schluss) nicht zuletzt geruchstechnisch ein besonderes Erlebnis sind und wesentlich zum "Aroma" der ostdeutschen Städte beigetragen haben, ist aber nicht zu bestreiten.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Ferry am 27. September 2019, 09:55:25
Wieso denn nicht? Damals waren alle Autos "Dreckschleudern", ein Trabi war von den Abgasen her nicht besser oder schlechter als ein Mercedes, VW oder Opel.

Fahrzeuge aus osteuropäischen Ländern waren vielfach billiger zu bekommen als westeuropäische Wagen, daher gab es sie auch bei uns. Der Vater eines meiner Schulfreunde hatte eine Zeitlang einen Wartburg und war sehr zufrieden damit.
Das Zweitakter (und das waren sowohl Trabant als auch Wartburg bis zum Schluss) nicht zuletzt geruchstechnisch ein besonderes Erlebnis sind und wesentlich zum "Aroma" der ostdeutschen Städte beigetragen haben, ist aber nicht zu bestreiten.

Natürlich nicht, aber der Dreck, den seinerzeit z.B. ein Diesel-Mercedes beim Anfahren hinten herausgeblasen hat, war auch nicht zu verachten.  ;)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Kálvin tér am 27. September 2019, 10:01:52
Natürlich nicht, aber der Dreck, den seinerzeit z.B. ein Diesel-Mercedes beim Anfahren hinten herausgeblasen hat, war auch nicht zu verachten.  ;)
Das hat mein VW Polo mit Pumpe-Düse TDI (BJ 2004) auch noch, ein mal mit dem Heck zur Garagenwand geparkt, prompt ansehnlichen schwarzen Fleck hinterlassen. Nicht ohne waren aber auch die Vergasermotoren mit handbetätigter Choke (auf deren Rückstellung die Fahrer oft gerne vergessen haben). Was da an unverbrannten Kohlenwasserstoffen beim Auspuff rausgeblasen wurde, war sicher auch nicht besonders gesund.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Vento66 am 27. September 2019, 10:02:04
Das Zweitakter (und das waren sowohl Trabant als auch Wartburg bis zum Schluss) nicht zuletzt geruchstechnisch ein besonderes Erlebnis sind und wesentlich zum "Aroma" der ostdeutschen Städte beigetragen haben, ist aber nicht zu bestreiten.

Nö, die letzten Trabant hatten den 1,1 Liter VW Polo Lizenzmotor, und die Wartburg den 1,3 Liter Lizenzbau von VW unter der Haube. Auch Barkas wurden kurz vor Schluss mit VW Lizenzbauten ausgeliefert. Die 2-Takt Ära war kurz vor der Wende beendet. Nur gab es von diesen Modellen nicht mehr all zu viele in freier Wildbahn

Siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Trabant_1.1
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: schaffnerlos am 27. September 2019, 10:46:49
Ich hatte eine Lada gehabt, ein unverwüstliches Fahrzeug. Unvergessen das Erlebnis an einem bitterkalten Wintertag (ja, sowas gab es damals noch), als zwei meiner Nachbarn zwecks Starthilfe auf den ÖAMTC warteten und ich mit der Kurbel den Motor zum Laufen brachte. Was bei diesem Fahrzeug beim Aufpuff jedoch rauskam will ich heute lieber nicht mehr wissen.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: maybreeze am 27. September 2019, 13:59:52
Bei diesem Verkehrsaufkommen benötigte Hietzing natürlich unbedingt eine Unterführung. Dafür musste die Schleife der Linie 60 vom Kai in die Eduard Klein Gasse verlegt werden.

Im Zuge der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in den 1930er Jahren wurden neben der Höhenstraße auch die Westausfahrt gebaut - Ausfahrt deswegen, weil damals noch Linksverkehr.

http://www.bildarchivaustria.at/Preview/12419674.jpg (http://www.bildarchivaustria.at/Preview/12419674.jpg)

http://www.bildarchivaustria.at/Preview/19290310.jpg (http://www.bildarchivaustria.at/Preview/19290310.jpg)

Für die oben gezeigte Hietzinger Unterführung (die erste Straßenunterführung Wiens) musste auch ein bekanntes Gasthaus auf Hietzinger Hauptstraße 2 weichen - daher beginnen auch heute die geraden Nummern der Hietzinger Hauptstraße mit 4.




Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 27. September 2019, 14:47:05
Der Prestigebau Hietzinger Unterführung war zu einer Grossbaustelle aufgeblasen worden. Hier ist noch die ursprüngliche Lage der Schleife am Kai zu sehen.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Hawk am 27. September 2019, 14:54:16
Der Prestigebau Hietzinger Unterführung war zu einer Grossbaustelle aufgeblasen worden. Hier ist noch die ursprüngliche Lage der Schleife am Kai zu sehen.
Das war damals eine Großbaustelle!  ;)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: haidi am 27. September 2019, 20:25:33
Für die oben gezeigte Hietzinger Unterführung (die erste Straßenunterführung Wiens) musste auch ein bekanntes Gasthaus auf Hietzinger Hauptstraße 2 weichen - daher beginnen auch heute die geraden Nummern der Hietzinger Hauptstraße mit 4.
Ist der auf die Cumberlandstraße#Diesterweggasse übersiedelt? Dort war bis ca. zur Jahrhundertwende ein "Goldener Hirsch", der im Lauf der Zeit halt immer weniger Kundschaften hatte. Legendär waren die Taubenzüchter und Hasenzüchter, die jeden Sonntag sich dort mit ihren Viechern trafen.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: W_E_St am 30. September 2019, 12:48:06
Sehr bemerkenswert: Der Trabi mit heimischem Kennzeichen! ;D

Auf welcher Aufnahme soll der sein, ich finde ihn nicht. Ich war immer der Ansicht, dass diese Fahrzeuge im Westen keine Zulassung bekamen.

Wieso denn nicht? Damals waren alle Autos "Dreckschleudern", ein Trabi war von den Abgasen her nicht besser oder schlechter als ein Mercedes, VW oder Opel.

Fahrzeuge aus osteuropäischen Ländern waren vielfach billiger zu bekommen als westeuropäische Wagen, daher gab es sie auch bei uns. Der Vater eines meiner Schulfreunde hatte eine Zeitlang einen Wartburg und war sehr zufrieden damit.

Man sollte auch nicht vergessen, dass z.B. DKW in Westdeutschland bis Ende der 60er große Zweitakter gebaut hat! Besonders bizarr: der DKW Munga, ein Zweitakt-Geländewagen für die deutsche Bundeswehr!
https://www.youtube.com/watch?v=H2NLVeUZ2K4

Der DKW F102 war das letzte neue Serienmodell mit Zweitakter, gebaut von 1964 bis 1966. Im Munga gab es den Zweitakter noch bis 1968. Der fertig entwickelte Sechszylinder-Zweitakter mit 80 PS ging nicht mehr in Serie.

Zumindest letztes Jahr gab es übrigens noch einen blau-weißen Moskwitsch mit schwarzen Wiener Kennzeichen, der von einem Elektriker als Alltagsauto gefahren wird!
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Hawk am 30. September 2019, 12:55:16
Vom DKW folgte der Audi 60, der erste Viertakter!  :)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Vento66 am 30. September 2019, 13:30:43
Zumindest letztes Jahr gab es übrigens noch einen blau-weißen Moskwitsch mit schwarzen Wiener Kennzeichen, der von einem Elektriker als Alltagsauto gefahren wird!

Das ist ein Moskwitsch 408, der ist immer mal wieder hier im 5. / 6. Bezirk unterwegs
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: moszkva tér am 01. Oktober 2019, 10:47:22
Im Zuge der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in den 1930er Jahren wurden neben der Höhenstraße auch die Westausfahrt gebaut - Ausfahrt deswegen, weil damals noch Linksverkehr.

Damals gab es noch kaum Einbahnen. Auch die Westein-/Ausfahrt verlief bis in die 1960er-Jahre in beiden Richtungen über den Hietzinger Kai und die Schönbrunner (Schloss-) Straße. Den Einbahnzwilling gibt es erst seit der Errichtung der Nikolai-Hangbrücke (verlängerte Hadikgasse bei Hütteldorf).

Die allererste Westein-/Ausfahrt war allerdings die Linzer Straße. Die Linzer Reichsstraße und spätere B1 (ab 1921 Linzer Bundesstraße, noch ohne Nummer) begann an der Mariahilfer Linie (heute Kreuzung Mariahilfer Straße / Gürtel) und führte über Mariahilfer Straße und Linzer Straße (Name!) nach Mariabrunn und von dort weiter zum Riederberg. Mit dem Ausbau der Wientalstraße in den 1930er-Jahren - im Zuge dessen auch die Unterführung in Hietzing errichtet wurde - wurde diese Bundesstraße ab Hadersdorf an den Wienfluss verlegt. Dort war damals noch kaum etwas verbaut und es wurden somit die Ortskerne umfahren.

Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Bus am 01. Oktober 2019, 11:47:02
In "Fernsehen wie damals" war von 1972 ein Beitrag über die Umweltzerstörung in der Lobau (u.a. gab es eine Wildorchideenwiese).

Da wurde über eine Schnellstraße/Autobahn über die Panozzalacke diskutiert, kann es sein, dass die Südosttangente deswegen in den Norden verschoben worden ist? (Man zeigte u.a. Aufnahmen des Ausbaus der OMV und Dampfkraftwerk)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: W_E_St am 01. Oktober 2019, 12:22:01
Eine Frage habe ich mir allerdings nach unserer Zweitakter-Diskussion gestellt: warum hat man wohl bei der Konstruktion des Wartburg 353 weiter auf den Zweitakter gesetzt, statt z.B. einen Viertakter von Lada zuzukaufen? Reine Abneigung gegen das "Bruderland"? Auch Skoda hätte ja durchaus passende Motoren im Sortiment gehabt, und mit der CSSR war man sich soweit ich weiß etwas grüner als mit der UdSSR. Eigentlich waren, soweit ich das überblicke, zu der Zeit die Eisenacher (Wartburg) und Zwickauer (VEB Sachsenring, Trabant) die einzigen im ganzen Ostblock, die noch PKW-Zweitakter hergestellt haben. Aber gut, seltsame und rückblickend schwer nachvollziehbare Management-Entscheidungen gab es überall, z.B. VWs Festklammern am luftgekühlten Boxermotor im Heck.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: moszkva tér am 01. Oktober 2019, 12:25:06
Da wurde über eine Schnellstraße/Autobahn über die Panozzalacke diskutiert, kann es sein, dass die Südosttangente deswegen in den Norden verschoben worden ist? (Man zeigte u.a. Aufnahmen des Ausbaus der OMV und Dampfkraftwerk)
Die Planung der Tangente stammt bereits aus der Zeit der Reichsautobahn. Und schon im Stadtplan von 1912 ist eine Durchzugsstraße von Inzersdorf nach Erdberg nahezu im selben Verlauf wie die Tangente eingezeichnet, mit einer "Hochbahn" im Mittelstreifen.

Allerdings, das was du meinst, waren wohl die Planungen der A21 Außenring Autobahn. Die wurde in den 1970er-Jahren deutlich stadtnäher als die heutige Nachfolgerautobahn S1 geplant. Und zwar zusätzlich zur Tangente, nicht ersatzweise.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Bus am 01. Oktober 2019, 12:49:03
Da wurde über eine Schnellstraße/Autobahn über die Panozzalacke diskutiert, kann es sein, dass die Südosttangente deswegen in den Norden verschoben worden ist? (Man zeigte u.a. Aufnahmen des Ausbaus der OMV und Dampfkraftwerk)
Die Planung der Tangente stammt bereits aus der Zeit der Reichsautobahn. Und schon im Stadtplan von 1912 ist eine Durchzugsstraße von Inzersdorf nach Erdberg nahezu im selben Verlauf wie die Tangente eingezeichnet, mit einer "Hochbahn" im Mittelstreifen.

Allerdings, das was du meinst, waren wohl die Planungen der A21 Außenring Autobahn. Die wurde in den 1970er-Jahren deutlich stadtnäher als die heutige Nachfolgerautobahn S1 geplant. Und zwar zusätzlich zur Tangente, nicht ersatzweise.

Danke für die Antwort, interessant das man so knapp an die Tangente bauen wollte.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Kálvin tér am 01. Oktober 2019, 14:49:32
Eine Frage habe ich mir allerdings nach unserer Zweitakter-Diskussion gestellt: warum hat man wohl bei der Konstruktion des Wartburg 353 weiter auf den Zweitakter gesetzt, statt z.B. einen Viertakter von Lada zuzukaufen? Reine Abneigung gegen das "Bruderland"? Auch Skoda hätte ja durchaus passende Motoren im Sortiment gehabt, und mit der CSSR war man sich soweit ich weiß etwas grüner als mit der UdSSR. Eigentlich waren, soweit ich das überblicke, zu der Zeit die Eisenacher (Wartburg) und Zwickauer (VEB Sachsenring, Trabant) die einzigen im ganzen Ostblock, die noch PKW-Zweitakter hergestellt haben. Aber gut, seltsame und rückblickend schwer nachvollziehbare Management-Entscheidungen gab es überall, z.B. VWs Festklammern am luftgekühlten Boxermotor im Heck.
Dafür hätte man in neue Produktionsanlagen investieren müssen und das Geld dafür war einfach nicht da. Auch Sachsenring (Trabant) hatte längst einen Viertakter fertig entwickelt, dessen Produktion jedoch vom Politbüro abgelehnt wurde. Hauptargument: die Kosten und der mit der Umstellung verbundene Produktionsausfall, durch den man den Lieferverpflichtungen gegenüber den Bruderländern nicht hätte nachkommen können. Der Erwerb der Lizenz für den 1,1 Liter Motor von VW war dann ein hemdsärmeliger (und volkswirtschaftlich völlig unsinniger) Alleingang von Wirtschaftsminister Günther Mittag.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: coolharry am 01. Oktober 2019, 14:53:23
Da wurde über eine Schnellstraße/Autobahn über die Panozzalacke diskutiert, kann es sein, dass die Südosttangente deswegen in den Norden verschoben worden ist? (Man zeigte u.a. Aufnahmen des Ausbaus der OMV und Dampfkraftwerk)
Die Planung der Tangente stammt bereits aus der Zeit der Reichsautobahn. Und schon im Stadtplan von 1912 ist eine Durchzugsstraße von Inzersdorf nach Erdberg nahezu im selben Verlauf wie die Tangente eingezeichnet, mit einer "Hochbahn" im Mittelstreifen.

Allerdings, das was du meinst, waren wohl die Planungen der A21 Außenring Autobahn. Die wurde in den 1970er-Jahren deutlich stadtnäher als die heutige Nachfolgerautobahn S1 geplant. Und zwar zusätzlich zur Tangente, nicht ersatzweise.

Danke für die Antwort, interessant das man so knapp an die Tangente bauen wollte.

Immerhin 5km Abstand. Der Abstand zwischen A2 und A3 bei Münchendorf wären keine 3km gewesen.
Der Abstand mit dem die A5 und die A6/A67 im Schwäbischen nebeneinander herlaufen ist zwischen 3 und 4 km. Und das immerhin auf einer gesamt Länge von über 60km.

Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: tramway.at am 01. Oktober 2019, 14:53:35
Das Politbüro hat als Kompromiss vorerst einen Dreitakter vorgeschlagen, das fand allerdings keine Mehrheit  :P

Aber eigentlich wollte ich das Bild zeigen - Endzustand der autogerechten Stadt:
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: moszkva tér am 01. Oktober 2019, 15:24:55
Hier noch die Autobahnplanungen für Wien, Stand 1971:
(https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/strassen/images/bundesstrassen-1971-g.jpg)

Quelle: Stadt Wien, https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/strassen/bundesstrassen/bundesstrassen-1971.html
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: coolharry am 01. Oktober 2019, 16:15:40
Hier noch die Autobahnplanungen für Wien, Stand 1971:
(https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/strassen/images/bundesstrassen-1971-g.jpg)

Quelle: Stadt Wien, https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/strassen/bundesstrassen/bundesstrassen-1971.html

Ergänzend dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Autobahnen_und_Schnellstra%C3%9Fen_in_%C3%96sterreich#Fr%C3%BChere_Projekte (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Autobahnen_und_Schnellstra%C3%9Fen_in_%C3%96sterreich#Fr%C3%BChere_Projekte) Zwar nicht nur Wien aber passend.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: W_E_St am 01. Oktober 2019, 18:51:23
Eine Frage habe ich mir allerdings nach unserer Zweitakter-Diskussion gestellt: warum hat man wohl bei der Konstruktion des Wartburg 353 weiter auf den Zweitakter gesetzt, statt z.B. einen Viertakter von Lada zuzukaufen? Reine Abneigung gegen das "Bruderland"? Auch Skoda hätte ja durchaus passende Motoren im Sortiment gehabt, und mit der CSSR war man sich soweit ich weiß etwas grüner als mit der UdSSR. Eigentlich waren, soweit ich das überblicke, zu der Zeit die Eisenacher (Wartburg) und Zwickauer (VEB Sachsenring, Trabant) die einzigen im ganzen Ostblock, die noch PKW-Zweitakter hergestellt haben. Aber gut, seltsame und rückblickend schwer nachvollziehbare Management-Entscheidungen gab es überall, z.B. VWs Festklammern am luftgekühlten Boxermotor im Heck.
Dafür hätte man in neue Produktionsanlagen investieren müssen und das Geld dafür war einfach nicht da. Auch Sachsenring (Trabant) hatte längst einen Viertakter fertig entwickelt, dessen Produktion jedoch vom Politbüro abgelehnt wurde. Hauptargument: die Kosten und der mit der Umstellung verbundene Produktionsausfall, durch den man den Lieferverpflichtungen gegenüber den Bruderländern nicht hätte nachkommen können. Der Erwerb der Lizenz für den 1,1 Liter Motor von VW war dann ein hemdsärmeliger (und volkswirtschaftlich völlig unsinniger) Alleingang von Wirtschaftsminister Günther Mittag.

Der Wartburg 353 war Mitte der 60er eine weitgehende Neukonstruktion, der hatte mit dem Vorgänger 311 herzlich wenig gemeinsam. Insofern dürfte es zu diesem Zeitpunkt relativ egal gewesen sein, ob man in den jetzt den eigenen Zweitakter einbaut, oder einen zugekauften Viertakter. Die Umstellung der Produktionsanlagen war sowieso notwendig. Dass der Zug dann 10, 15 Jahre später komplett abgefahren war, ist mir eh klar.

Hier noch die Autobahnplanungen für Wien, Stand 1971:
(https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/strassen/images/bundesstrassen-1971-g.jpg)

Quelle: Stadt Wien, https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/strassen/bundesstrassen/bundesstrassen-1971.html

Das ist ja grauenhaft! Wie hätte der Gürtel werden sollen? Hochstrecke links und rechts der Stadtbahn und für die Ausfahrten werden halbe Stadtviertel geschleift?
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Halbstarker am 01. Oktober 2019, 19:44:10
Für den Gürtel war geplant, die Stadtbahn unter die Erde zu verlegen und eine Autobahn in Hochlage zu errichten. (https://www.tramwayforum.at/index.php?topic=9271.msg344601#msg344601)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Kálvin tér am 01. Oktober 2019, 20:38:58
Der Wartburg 353 war Mitte der 60er eine weitgehende Neukonstruktion, der hatte mit dem Vorgänger 311 herzlich wenig gemeinsam.
Den Motor meines Wissens nach eben schon.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: W_E_St am 02. Oktober 2019, 13:46:25
Der Wartburg 353 war Mitte der 60er eine weitgehende Neukonstruktion, der hatte mit dem Vorgänger 311 herzlich wenig gemeinsam.
Den Motor meines Wissens nach eben schon.

Deswegen war ja meine Idee, Motor und eventuell Getriebe komplett zuzukaufen, um sich die Umstellung zu sparen. Aber sie werden schon irgendwelche Gründe gehabt haben.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 02. Oktober 2019, 16:57:23
Der Wartburg 353 war Mitte der 60er eine weitgehende Neukonstruktion, der hatte mit dem Vorgänger 311 herzlich wenig gemeinsam.
Den Motor meines Wissens nach eben schon.

Deswegen war ja meine Idee, Motor und eventuell Getriebe komplett zuzukaufen, um sich die Umstellung zu sparen. Aber sie werden schon irgendwelche Gründe gehabt haben.

Das kann man nachlesen bei:   https://de.wikipedia.org/wiki/Wartburg_353

Nicht wegzudenken aus dem Stadtbild waren die DKW Schnelllaster, beliebt bei Handwerkern und Greisslern. Mich hat die kantige Bauweise und die blauen Rauchwolken beeindruckt.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: haidi am 02. Oktober 2019, 17:33:57
Gab es auch als Kastenwagen und Kleinbus, Angetrieben von einem 22 PS Zweizylinder-Zweitaktmotor
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: diogenes am 02. Oktober 2019, 18:21:25
A propos 22 PS: Ich habe einmal auf einem rosa VW-Käfer in blau aufgesprüht gesehen: "Sie werden soeben von 34 PS überholt." :)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Halbstarker am 02. Oktober 2019, 18:34:03
Denselben Spruch gab's auch für den 2CV ("Ente") mit entsprechend weniger PS.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Kálvin tér am 02. Oktober 2019, 20:08:55
Deswegen war ja meine Idee, Motor und eventuell Getriebe komplett zuzukaufen, um sich die Umstellung zu sparen. Aber sie werden schon irgendwelche Gründe gehabt haben.
Von außen zukaufen hätte gekostet, aus dem Ausland Devisen und aus einem anderen COMECON-Staat Verrechnungseinheiten. Beide waren nur schwer zu verdienen, da der Großteil der Exporte in die Sowjetunion ging, um die Rohstofflieferungen (Öl!) zu bezahlen. Das man sich durch das Festhalten am Zweitakter auch noch die letzten westlichen Exportmärkte zerschossen hat, ist ein anderes Kapitel.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: haidi am 03. Oktober 2019, 10:30:29
Denselben Spruch gab's auch für den 2CV ("Ente") mit entsprechend weniger PS.
Voriges Jahr haben wir ein englisches Ehepaar in Frankreich kennen gelernt, die einen 2CV aus den 50er-Jahren fuhren. 9 (in Worten: neun) PS! Damit haben sie ganz Europa bereist.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: coolharry am 03. Oktober 2019, 10:52:02
Denselben Spruch gab's auch für den 2CV ("Ente") mit entsprechend weniger PS.
Voriges Jahr haben wir ein englisches Ehepaar in Frankreich kennen gelernt, die einen 2CV aus den 50er-Jahren fuhren. 9 (in Worten: neun) PS! Damit haben sie ganz Europa bereist.

Zitat aus einem Film:"Man kann auch mit dem Fahrrad nach Italien fahren. Dauert nur länger."
Oder anders gesagt: Besser schlecht gefahren als gut gegangen.  ;D
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Hawk am 27. Oktober 2019, 11:44:31
Denselben Spruch gab's auch für den 2CV ("Ente") mit entsprechend weniger PS.
Voriges Jahr haben wir ein englisches Ehepaar in Frankreich kennen gelernt, die einen 2CV aus den 50er-Jahren fuhren. 9 (in Worten: neun) PS! Damit haben sie ganz Europa bereist.
Mein erstes Auto war eine Dyane, die eckige Ente mit 17PS!

War ein lustiges Auto!
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 28. Oktober 2019, 22:45:37
Das Projekt Grünbergstrasse von einer kleinen, steilen und verschlafenen Gasse in eine vierspurige Schnellstrasse umzubauen, wurde in Rekordzeit von 1962 bis 1964 verwirklicht. Inbegriffen war auch der Neubau der Maria Theresienbrücke, (Tivolibrücke).
Sportlich war bei der Eröffnung, dass die Vertreter von Rathaus und Bezirken die Neubaustrecke bergauf bis zum Band erklommen haben.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: hema am 28. Oktober 2019, 23:38:27
. . . .  einer kleinen, steilen und verschlafenen Gasse . . . .
Die bin ich noch mit dem Tretroller runter gesaust. Die erreichte Geschwindigkeit war nicht ohne!   :o
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Halbstarker am 29. Oktober 2019, 07:50:37
... wahrscheinlich in der Nähe des dort heute offiziell gültigen Tempolimits.  ;D
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: moszkva tér am 29. Oktober 2019, 08:07:09
. . . .  einer kleinen, steilen und verschlafenen Gasse . . . .
Die bin ich noch mit dem Tretroller runter gesaust. Die erreichte Geschwindigkeit war nicht ohne!   :o
Sicher mit Helm und sonstiger Schutzausrüstung, oder?  >:D
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Z-TW am 29. Oktober 2019, 09:31:03
Helm und Schutzausrüstung waren in der Kindheit zur Wende 1950er/1960er Fremdworte, ebenso Autogurte, Nackenstützen. Bei Schirennen hatten die Rennläufer Pudelhauben, auf der Bahn waren z.B. die Verschieber ohne jede Sicherheitsausrüstung im Einsatz usw.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: moszkva tér am 29. Oktober 2019, 13:25:35
Helm und Schutzausrüstung waren in der Kindheit zur Wende 1950er/1960er Fremdworte, ebenso Autogurte, Nackenstützen. Bei Schirennen hatten die Rennläufer Pudelhauben, auf der Bahn waren z.B. die Verschieber ohne jede Sicherheitsausrüstung im Einsatz usw.
Und Eishockeyspieler haben sich als Schutzpanzer Zeitungen unter die Kleidung gesteckt  :)
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: hema am 29. Oktober 2019, 14:00:45
. . . .  einer kleinen, steilen und verschlafenen Gasse . . . .
Die bin ich noch mit dem Tretroller runter gesaust. Die erreichte Geschwindigkeit war nicht ohne!   :o
Sicher mit Helm und sonstiger Schutzausrüstung, oder?  >:D
Eh klar!  ;)   :))

Ich hatte einen Roller mit fortschrittlichen "Ballonreifen". Windschlüpfrig am Packelträger hockend, mit wehendem Haar und Tränen vom Fahrtwind in den Augen, ist das ganz schön dahingegangen. Unten gibt es ja zum Glück einen längeren flachen Auslauf, wie ich es sonst derbremst hätte, ist eine andere Sache, über die ich sicher nicht nachgedacht habe. Der Autoverkehr war (dort) damals sowieso gleich Null.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: Ferry am 30. Oktober 2019, 09:11:22
Das Projekt Grünbergstrasse von einer kleinen, steilen und verschlafenen Gasse in eine vierspurige Schnellstrasse umzubauen, wurde in Rekordzeit von 1962 bis 1964 verwirklicht.

Eigentlich sogar fünfspurig. Die bergauf führende rechte Spur verzweigt ja etwa auf halber Höhe (links geht's die Altmannsdorfer Straße wieder bergab, rechts geht es in die Gaßmanngasse Richtung Meidlinger Kaserne). Oder kam diese fünfte Spur erst später dazu?

Unglaublich jedenfalls, wie es da früher ausgesehen hat. Man könnte meinen, das war ein kleiner Weg mitten am Land!
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: moszkva tér am 31. Oktober 2019, 14:54:49
Eigentlich sogar fünfspurig. Die bergauf führende rechte Spur verzweigt ja etwa auf halber Höhe (links geht's die Altmannsdorfer Straße wieder bergab, rechts geht es in die Gaßmanngasse Richtung Meidlinger Kaserne). Oder kam diese fünfte Spur erst später dazu?

Die Verzweigung ist eh ziemlich genau am Gipfel (Sattel)

Lange Zeit fand ich den Wegweiser bei dieser Verzweigung faszinierend. Halblinks nach Altmannsdorf und zur A23 (normale Schrift) und halbrechts nach Mauer (extrem winzige Schrift). Ich bin schon lange nicht mehr dort gewesen und kann daher nicht sagen, ob der Wegweiser immer noch so ausschaut.
Titel: Re: Die autogerechte Stadt...
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 31. Oktober 2019, 22:17:57
Die Weiterführung der ausgebauten Grünbergstrasse in die ebenfalls ausgebaute Altmannsdorferstrasse war für viele Jahre ein Schuss in den Ofen, weil gleich zwei Bahnstrecken die vierspurige Schnellstrasse niveaugleich kreuzten. Die langen meist über 60 Wagen zählenden Güterzüge quälten sich langsam über die Bahnübergänge und dazu kamen noch unerklärlich lange Vorschliesszeiten der Bahnschranken. Ich erinnere mich als Fahrgast eines Südbahnzuges an einen Halt im Bahnhof Hetzendorf, vom Wagenfenster konnte ich den geschlossenen Schranken und den verursachten Stau in allen Richtungen bis weit auch in die Breitenfurterstrasse sehen. Unser Zug setzte sich Richtung Meidling in Bewegung und erst nach Halt in Meidling kam auf Gleis 4 der Güterzug mit einer donnernden 52er in etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit entgegen.