Richtig, das Gebäude im Hintergrund ist die Oper, die Stockgleise liegen in der Operngasse, und es handelt sich dabei um die Strecke der NWT (späterer 61er), die am 12.11.1887 eröffnet wurde. Gratulation an tramway.at und Revisor! Das Photo ist 1897 entstanden und stammt aus dem Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek. Auf diesen Stockgleisen ist selbstverständlich nicht umgekuppelt, sondern umgespannt worden, denn das Triebmittel war nicht schienengebunden, und es ist mit nicht mehr als einem Wagen pro Triebmittel gefahren worden.
Hafermotor.

Damals war der Wienfluß noch offen, und der Naschmarkt befand sich an der heutigen Wiedner Hauptstraße bzw. am Karlsplatz gegenüber der heutigen TU auf der Seite des Freihauses. Diese NWT-Strecke war die einzige Strecke der NWT in diesem Bereich. Alle anderen Strecken gehörten der WT. Es erscheint mir als sicher, daß aus diesem Grunde die Stockgleise in der Operngasse ohne Verbindung zum Ring endeten.
In der Kärntner Straße fuhr bereits 10 Jahre früher, genau seit 17.6.1877, die WT, und die fuhr weiter über den Ring und hatte dafür Gleisbögen und Verbindungsweichen. Diese Strecke setzte sich stadtauswärts über die Elisabethbrücke, den Karlsplatz und die rechte Wienzeile bis zur Preßgasse fort. Es handelte sich dabei also um die nachmalige Linie 63, die ihren Vorläufer in dieser WT-Linie hatte. Die Verlängerung durch die Preßgasse und Margaretenstraße Richtung Margareten Am Hundsturm bzw. retour über Schönbrunner Straße, Heumühlgasse und Mühlgasse zur Preßgasse (Rätselphoto von tramway.at) wurde erst am 5.10.1877 eröffnet.
Die Strecke durch die Wiedner Hauptstraße ab Karlsplatz, von der Elisabethbrücken- und Rechte-Wienzeile-Strecke abzweigend, wurde noch später, nämlich erst am 4.11.1877, eröffnet.
Erst 10 Jahre später, am 12.11.1887, folgte die NWT, die von der Operngasse über die linke Wienzeile bis Kettenbrücke und dann über die rechte Wienzeile Richtung Meidling Südbahnhof fuhr. In diesem Bereich hatte also die NWT mit der WT keinen Berührungspunkt.
Es dauerte weitere 10 Jahre, bis das Thema einer Elektrifizierung aktuell wurde und Gespräche darüber geführt wurden. Am 4. und 8.11.1898 gab es dann dafür einen Gemeinderatsbeschluß, was daraufhin in einer Generalversammlung der WT am 1.12.1898 die Liquidation der WT und Übertragung an die Gemeinde mit sich brachte. Das war der Startschuß für die großflächige Elektrifizierung, die in der Folge auch die NWT erfaßte, die per Generalversammlungsbeschluß vom 25.6.1902 einem Angebot der Gemeinde auf Übertragung des Netzes, der Betriebsbahnhöfe und eines Teils des Wagenparks zustimmte.
Ein zweites, etwa gleichzeitig stattfindendes Ereignis hatte auch Auswirkungen auf die Linienführung im Bereich Wienzeile, Karlsplatz, Oper: Die Regulierung und Eindeckung des Wienflusses, der Bau der Stadtbahn von etwa 1895 bis 1898, sowie die Verlegung des Naschmarktes auf den neu eingedeckten Bereich. Der Naschmarkt erstreckte sich damals über das heutige Ostende hinaus bis in den Karlsplatz hinein. Die heutige Durchfahrt beim verlängerten Getreidemarkt zwischen Verkehrsbüro und Naschmarkt gab es damals noch nicht. 1898 wurde auch das Ausstellungshaus der Wiener Secession eröffnet, das damals unmittelbar neben dem Naschmarkt stand.
Als erste elektrische Strecke in diesem Bereich wurde die Kärntner Straße, Karlsplatz und Wiedner Hauptstraße am 25.10.1900 eröffnet. Dann folgten innerhalb einer Woche am Sonntag, den 26.1.1902 die Zweierlinie, die damals so wie zu Zeiten der Ustrab am nördlichen Ende des Karlsplatzes (Friedrichstraße) fuhr, nur 3 Tage später, am Mittwoch, den 29.1.1902 die Strecke vom Karlsplatz über die rechte Wienzeile, Preßgasse und Margaretenstraße bzw. in der Gegenrichtung Schönbrunner Straße, Heumühlgasse, rechte Wienzeile (ich konnte keine Hinweise finden, daß in dieser Richtung wie zu Zeiten des Pferdebahnbetriebs die Mühlgasse noch elektrisch befahren wurde, was möglicherweise mit der inzwischen erfolgten Wienflußregulierung zusammenhängen könnte), und wieder nur 4 Tage später, am Sonntag den
2.2.1902 die Operngasse verlängert bis zum Neuen Markt. Mit der Elektrifizierung der NWT-Linie (nachmaliger 61er), die ja erst im Juni 1902 an die Gemeinde (BBG) übertragen worden war, dauerte es noch fast ein weiteres Jahr, nämlich bis 12.1.1903.
Nun waren alle Linien vereint und elektrifiziert. Die nächsten Veränderungen im Bereich Karlsplatz und Wienzeile:
Am 20.12.1907 wurde die neue Verbindungsstrecke in der Schleifmühlgasse zwischen ehm. WT auf der rechten Wienzeile und ehm. NWT auf der linken Wienzeile eröffnet und der 63er (ehm. WT) fortan stadtseitig über dieses Verbindungsgleis und weiter auf der linken Wienzeile gemeinsam mit dem 61er Richtung Oper geführt.
Ab 26.10.1915 wurde dann auch der 61er (ehm. NWT) über diese Verbindungsstrecke in der Schleifmühlgasse und stadtabgewandtseitig auf der rechten Wienzeile statt auf der linken Wienzeile bis zur Kettenbrücke geführt. Bis Preßgasse bzw. Heumühlgasse wurde die bestehende 63er Strecke mitbenutzt, und ab dort bis Kettenbrücke war auf der rechten Wienzeile eine neue Strecke errichtet worden. Die alte NWT-Strecke auf der linken Wienzeile von Schleifmühlgasse bis Kettenbrücke und auf der ehm. Kettenbrücke wurde gesperrt. 61er und 63er hatten fortan stadtseitig bis Preßgasse bzw. Heumühlgasse eine gemeinsame Strecke.
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde 1919 der alte Teil des Naschmarktes am Karlsplatz aufgelöst. Der Naschmarkt hatte damit weitgehend seine heutige Gestalt bekommen. Der Getreidemarkt wurde am neuen Ostende des Marktes bis zur rechten Wienzeile verlängert, und am 30.8.1923 wurde das Zentralgebäude des Österr. Verkehrsbüros gegenüber der Secession eröffnet. Ab 30.9.1924 bekam dann auch die Zweierlinie in diesem Bereich eine neue Trasse, die bis zur Eröffnung der Ustrab bestehen blieb. Sie fuhr nicht mehr am Nordende des Karlsplatzes, sondern vor dem und um das Verkehrsbüro am verlängerten Getreidemarkt, rechte Wienzeile bis Karlsplatz, und wechselte erst zwischen den Stadtbahnpavillons wieder auf das linke Wienufer in der Lothringerstraße.