Ein Beispiel: wie jeder weiß, erstreckt sich der "Speckgürtel" rund um Wien bereits weit hinauf ins Wein- und Waldviertel und westlich bis Amstetten. An sich eine klassische Chance für den Schienenverkehr. Ich persönlich schätze aber, dass sehr viele in Dienstleistungsberufen, Behörden etc. Tätige, die so weit draußen wohnen, nicht mehr täglich an ihre Büroschreibtische zurückkehren werden.
Was macht dich da so sicher? Das Thema Home Office ist nicht in allen Firmen einfach. Es gibt genug Firmen, die ihre Mitarbeiter auch während der Pandemie gerne im Büro sehen.
Hinzu kommt das Thema Datenschutz. Wer weiß schon genau, wer noch aller im Home Office auf den Firmenlaptop schaut? Gründe, warum man auch in Zukunft ins Büro fahren wird müssen, gibt es genug.
Anderes Beispiel: Kongressbesuche. Wenn aus "Umweltschutzgründen" immer mehr Institutionen ein Flugverbot für Kurzstrecken aussprechen, wäre das an sich eine Chance für den Schienenverkehr. Wer wird sich aber freiwillig zweimal 8 Stunden in ICE/RJ setzen, um an einer eintägigen Konferenz in Berlin oder Köln teilzunehmen?
Das kommt ganz darauf an. Bei mir in der Firma fahren viele Kollegen, die dienstlich reisen, gerne mit dem Zug. Unter anderem weil man da arbeiten kann, was im Flieger nicht bzw. nur begrenzt möglich ist. Zudem gibt es Menschen, die lieber mit dem Zug fahren, weil ihnen die Umwelt am Herzen liegt. Und dann gibt es noch die, die fahren werden, weil sie müssen. Wenn der Job mit Reisen verbunden ist, der Dienstgeber einem aber das Fliegen nicht erlaubt, wird man sich mit der Alternative abfinden müssen.
Eine weitere Frage ist, ob solche Kongresse, Tagungen etc. in Zukunft wirklich vor Ort stattfinden werden oder ob man das nicht generell virtuell abhalten wird wollen. Gerade nach der Krise werden viele Firmen unnötige Kosten einsparen wollen und Dienstreisen sind teuer.