Das stimmt zwar, kann aber nicht darin münden, dass 3/4 der heutigen Dorfbevölkerung ihr Zuhause verlassen soll, um sich in Ballungszentren anzusiedeln.
Nein, es sollte darin münden, gezielt wieder Dorfstrukturen zu fördern, und im regionalen Maßstab Zentren (= Kleinstädte), in denen sich eben alles, was man kurz- und mittelfristig braucht, auf relativ engem Raum konzentriert ist. Das erlaubt dann auch eine gewisse Bündelung von Verkehrsströmen, was der Wirtschaftlichkeit von ÖV entgegenkommt. Dazu wo immer möglich ein einigermaßen flächendeckendes Radwegenetz.
Das eigentliche Problem ist doch der elendige Siedlungsbrei, der sich seit Jahrzehnten immer weiter ausbreitet und Dorf- und Stadtstrukturen schädigt, weil eben nur vom Auto aus gedacht wird. Aktuell hat man in der Politik (zumindest in den Teilen, die im konkreten Fall entscheiden) noch nicht einmal das als Problem erkannt und schafft es dementsprechend auch nicht, in einem allerersten Schritt die Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte wenigstens anzuhalten (ich rede noch nicht mal von Umkehr!).
Das ist nicht nur umwelt- und klimaschädlich, sondern auch asozial, weil Menschen, die aus irgendeinem Grund (Armut, Gesundheit, Alter [Kinder und Jugendliche] etc.) nicht Auto fahren können, grundlegendste Mobilitätsbedürfnisse nicht erfüllen können. Und es führt eben zu so absurden Situationen, dass man Menschen, die absolut ungeeignet zum Führen eines Kraftfahrzeugs sind und die eine Gefahr für sich und andere darstellen, die Fahrerlaubnis nicht entziehen kann/möchte.
Dass man am Land ohne Auto klar kommt, behauptet übrigens auch niemand - genau das ist ja das Problem. Aber indem dieses Strohmannargument (gern in der Form "Diese dummen Bobos aus dem 7. Bezirk wollen uns das Autofahren verbieten!!1!") wieder und wieder vorgebracht wird, werden die wirklich interessanten und wichtigen Diskussionen verhindert: Wie viele der heutigen Autofahrten sind denn
tatsächlich alternativlos? Wie viele könnten durch Fahrgemeinschaften, wie viele durch Fuß- und Radwege oder ÖV ersetzt werden, zumindest abschnittsweise? Was muss man tun, um diesen Anteil zu erhöhen?
Der
VCÖ verweist übrigens darauf, dass 40 % der mit dem Auto zurückgelegten Wege max. 5 km lang sind, 7 % gar kürzer als einen Kilometer. Nun mag der VCÖ natürlich gewisse Interessen haben - es gibt aber auch Zahlen aus Deutschland (dort im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erhoben), die ähnliche Dimensionen aufweisen, insofern halte ich sie nicht ganz aus der Luft gegriffen. Und mit Verlaub: die Annahme, dass das alles Menschen sind, die zu alt oder zu krank zum Gehen oder Radfahren sind oder die auf 2.000 m Höhe auf einer Alm leben und ins Tal (und vor allem hinterher wieder rauf) kommen müssen, scheint mir wenig plausibel.