Auf der Vorortelinie wurden nur diverse Brücken über die Strecke neu gebaut, die Tunnel wurden soweit ich das Buch über die Sanierung in Erinnerung habe nicht angetastet, mit einer Ausnahme: in einem der beiden Türkenschanztunnel hatte an einer Stelle das Gewölbe eine erhebliche Beule nach innen, die musste beseitigt werden. Ich würde also davon ausgehen, dass man Anfang der 60er auch die anderen Stadtbahnstrecken ohne allzu große Probleme auf 15-kV-Fahrleitung umbauen hätte können. Übrigens gab es sehr wohl schon vor dem 1. Weltkrieg Pläne mit Oberleitung, sogar mit zweipoliger Krizik-Fahrleitung (zwei Leitungen oben, die Schienen waren der dritte Pol eines Drehstromsystems).
Bezüglich Doppelstockwagen: das geht doch völlig am Thema vorbei! Wir spintisieren hier über einen Umbau auf elektrischen Schnellbahnbetrieb anno 1962, nicht über Entscheidungen in den 2020ern! Damals waren die Fahrgastfrequenzen so, dass auf der Stadtbahn meines Wissens im 4-Minuten-Intervall gefahren wurde, das wäre mit ortsfesten Lichtsignalen und 4030ern durchaus möglich gewesen. Eine Einfachgarnitur ist zwar kürzer als ein N1-Neunwagenzug, aber aufgrund der Breite (2+2-Sitzanordnung, breiter Gang, große Auffangräume bei den Türen) müsste sie trotzdem ähnlich viel Fassungsvermögen haben. Und es ist durchaus nicht undenkbar, dass man die Bahnsteige für Doppelgarnituren verlängert hätte, damals war von Denkmalschutz absolut keine Rede, das alte Klumpert war im Weg. Ich erinnere nur an die wenige Jahre vorher ventilierten Ideen, die gesamten Gürtel-Viadukte durch eine Betonkonstruktion für eine Einschienenbahn nach dem Vorbild Alweg zu ersetzen! Da wäre eine Verlängerung der Bahnsteige um ca. 50-60 m das geringste Problem gewesen. Auch beim Hauptzollamt hätte man, wenn der Wille dagewesen wäre, sicher ohne mit der Wimper zu zucken Gebäude abgerissen, wenn sie dem Bahnbetrieb im Weg gewesen wären.
Richtige Probleme wären meiner Einschätzung nach erst im Lauf der 1990er aufgekommen, wenn trotz parallel führender Straßenbahnlinien (vor allem 8er, der ohne Umbau auf U-Bahn vermutlich nicht eingestellt worden wäre) 4020-Doppelgarnituren im Blockabstand die Fahrgäste nicht mehr weg gebracht hätten, oder nur mehr gesteckt voll. Dann hätte man jetzt eine ähnliche oder noch schlimmere Situation wie auf der Stammstrecke, wo mit 5-teiligen Dosto-Garnituren viel los ist. Und für die hätte man vermutlich doch mehr umbauen müssen. Andererseits sind meines Wissens die meisten Tunnel auf der Wiental- und Donaukanallinie mit geraden Decken und nicht mit Gewölben gebaut, daher vom Lichtraumprofil erheblich weniger problematisch als die der Vorortelinie. Es könnte daher sein, dass man tatsächlich mit dem Neubau einiger kurzer Stücke auf der Gürtellinie (punktuell im Bereich Thaliastraße - Gumpendorfer Straße) auskommen würde.