Ich rechne auch nicht damit, irgendeinen MIV-Freak überzeugen zu können, zumal das ja voraussetzen würde, dass ihnen inhaltliche Argumente und Jahrzehnte alte Erkenntnisse der Verkehrswissenschaft nicht an sämtlichen Körperteilen vorbeigehen. Und wenn jemand diese Erkenntnisse dann auch noch als Ideologie brandmarkt, sind sowieso Hopfen und Malz verloren. Es wäre naiv, da auf Erkenntniswillen zu hoffen. Manche scheinen halt Hitzewellen und Unwetterkatastrophen, die Abhängigkeit von fragwürdigen Diktaturen, Lärm und Atemwegserkrankungen für so toll zu halten, dass die das künftig noch viel stärker erleben möchten.
Aber: im Internet sind ja letztlich fast alle User passiv, also lesen still mit, nur die wenigsten schreiben. Und da wird es viele eher Neutrale geben. Deshalb möchte ich gewisse Dinge nicht unwidersprochen stehen lassen.
Der eine oder andere schreibt vielleicht deshalb nicht mit, weil das doch ein ziemlich kontroversielles Thema ist, das dazu geeignet ist, den Forenfrieden zu stören. Ich finde auch, dass diese meinungsblaseninternen Diskussionen, in denen sich die Forenmehrheit = gesamtgesellschaftliche Minderheit auf die Forenminderheit = gesamtgesellschaftliche Mehrheit stürzt, nicht wahnsinnig sympathisch sind. Mir scheint das eine Ersatzhandlung zu sein, die das Unvermögen, die gesellschaftliche Mehrheit für sein Anliegen zu gewinnen, irgendwie kompensieren soll.
Wir sind mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem sich das Moralisieren und Dauerempören seitens einer gesellschaftlichen Minderheit schön langsam totläuft, und das trotz (oder vielmehr gerade wegen?) der Überrepräsentation grüner Programmatik in der veröffentlichten Meinung. Man sieht es an den Meinungsumfragen und Wahlergebnissen. Auch wenn irgendwelche Brandmauern noch eine Weile halten sollten, ist es demokratiepolitisch höchst ungesund, wenn die althergebrachten Parteien allesamt untereinander koalitionsfähig sein müssen, um die geradezu herangezüchteten Rechtsparteien von der Macht fernzuhalten. Und in Österreich sind besagte Brandmauern ohnehin weniger massiv wie anderswo.
Eine Demokratie zeichnet sich durch den Wettstreit der Ideen aus, um die Mehrheit des Elektorats zu gewinnen. Sie zeichnet sich nicht dadurch aus, dass eine Minderheit der Mehrheit mittels fragwürdiger Methoden ihren Willen aufzwingt. Und, sorry, saturierte Mittel- und Oberschichten aus den Ballungsgebieten stellen nicht die Mehrheit in Österreich (und vergleichbaren westlichen Ländern) dar. Sich selbst das Label "demokratisch" anzuheften und andere Bevölkerungsteile bzw. deren politische Vertreter in Bausch und Bogen zu Schmuddelkindern zu erklären, ändert daran nichts, wirklich absolut gar nichts.
Zum Thema: Selbst wenn man im Westen den Auto- und Flugverkehr drastisch einschränken sollte, gibt es auf der Welt Milliarden arme Menschen, die sich – was nur zu verständlich ist – den westlichen Lebensstil mit all seinen Annehmlichkeiten aneignen möchten. Wer wollte ihnen das schon vorenthalten? Im Westen wird sich der Auto- und Flugverkehr auch nicht in dem Maße einschränken lassen, wie es gewisse Aktivisten, die ihre Handerl an Straßen festkleben, gerne hätten. Aber klar, den Leuten auf den Zeiger gehen und sich selbst nicht an die eigenen hehren Ideale halten (sind da nicht einmal Klimakleber anschließend nach Bali oder Thailand gejettet?), das war schon immer geeignet, um die Leute für sein Anliegen zu gewinnen, nicht?
Warum vertraut man nicht auf den Fortschritt? Genau dieser Fortschritt, der zwar bislang das Klima in der bekannten negativen Weise beeinflusst hat, andererseits den Menschen all die Annehmlichkeiten gebracht hat, auf die keiner verzichten will? Hätte die Menschheit nicht seit zwei Jahrhunderten Dreck in die Atmosphäre geblasen, gäbe es heute nicht das Smartphone, auf dem woke Kiddies der Welt via Social Media mitteilen können, dass sie schon mal wegen des Klimas weinen. Genau dieser Fortschritt ist gerade drauf und dran, das Auto mit Verbrennungsmotor auf den Schrottplatz der Geschichte zu befördern. Da braucht es keinen Aktivismus. Hat man ja schon bei der Glühbirne gesehen: Die Politik verbietet sie, die Menschen horten sie und wenige Jahre später verstauben die gehorteten Glühbirnen im Keller, weil sich die LED-Leuchten als überlegen herausgestellt haben.