Autor Thema: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel  (Gelesen 15143 mal)

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #15 am: 19. August 2011, 21:49:54 »
Frage: Was ist die Grundregel?

Hannes
Die Grundregel ist ein Sammelsurium aus mehreren Regeln.

Hier die wesentlichen Regeln, zum Teil gekürzt – Vorrangstraßenregel habe ich aus naheliegenden Gründen weggelassen, die ist nicht anders als in der StVO.

GRUNDREGEL

a) Kreuzungen und sonstige Berührstellen werden in der Reihenfolge durchfahren, in der die Züge dort eintreffen oder abgefertigt werden.
b) Ein fahrender Zug hat Vorrang vor einem noch stehenden Zug.
c) Ein stehender Zug darf die Kreuzung vor einem in Fahrt begriffenen Zug nur dann noch befahren, wenn letzterer bei Einhaltung der vorschriftsmäßigen Fahrgeschwindigkeit durch nichts aufgehalten oder zur Bremsung genötigt wird.
Mit jedem Zug darf auch der Gegenzug gleichzeitig fahren, ausgenommen vor Weichen, wo eine Berührungsgefahr besteht oder wenn ein Straßenbahn-Verkehrslichtsignal oder ein Verkehrsposten anderes anzeigt.
d) Befinden sich zwei Züge in Fahrt und nähern sich einer Berührstelle (z. B. bei übersichtlichen eingleisigen Streckenteilen oder Linksgleiswechseln), so hat der Zug den Vorrang, der dieser näher ist; bei gleichzeitigem Abstand der stadtnähere Zug.
e) Der Fahrer darf seinen Zug vor einer Kreuzung erst dann in Bewegung setzen, wenn er der Überzeugung ist, daß der im Gefälle fahrende, kreuzende Zug verläßlich angehalten werden kann.

RECHTSREGEL

Treffen vor einer Berührstelle zwei oder mehrere Züge aus gleichrangigen Straßen kommend gleichzeitig zusammen oder werden gleichzeitig abgefertigt, hat der von rechts kommende Fahrer den Vorrang, das ist derjenige, der rechts von sich keinen Zug hat.

STADTREGEL

Treffen vor einer Berührstelle mehrere Züge aus gleichrangigen Straßen kommend gleichzeitig zusammen oder werden gleichzeitig abgefertigt und es hat jeder Fahrer rechts von sich einen Zug, gebührt der Vorrang dem stadtnäheren Zug.

LINKSWEICHENREGEL

Diese gilt, wenn die anderen Regeln nicht anwendbar sind.
Ist von zwei Zügen vor einer Kreuzung ein Zug vor einer Linksweiche, so hat der andere Zug den Vorrang. Sind beide Züge vor Linksweichen, so hat der stadtnähere Zug den Vorrang. Dies gilt auch bei geregelten Kreuzungen.
Gleiswechsel, deren Weichen im Verkehr gegen die Spitze befahren werden, sind hinsichtlich des Vorranges den Linksweichen gleichzuhalten.

Quelle: Lehrbefehelf für Straßenbahnfahrer basierend auf DV-Strab 1977



Daraus ergibt sich für die Kreuzung Währinger Straße/Spitalgasse folgendes:

Annahme ist, daß beide Züge zum Fahrgastwechsel in der Haltestelle angehalten haben und bei beginnender Freiphase abgefertigt werden. Prinzipiell käme Grundregel c) zweiter Absatz zur Anwendung, da aber Berührgefahr gegeben ist (Linksweiche!) fällt diese Regel aus. Grundregel d) kann nicht angewendet werden, die Züge befinden sich nicht in Fahrt sondern bei Ausfahrt aus der Haltestelle. Die Rechtsregel fällt aus, da die beiden Züge keinen kreuzenden Fahrweg haben (die Ampelphase würde das auch gar nicht erlauben). Die Stadtregel kann nicht zur Anwendung kommen, da der Zug aus der Spitalgasse rechts von sich keinen weiteren Zug hat bzw. dieser auf Grund der Ampelphase Nachrang hätte. Es bleibt die Linksweichenregel, welche den stadtauswärtsfahrenden Zug auffordert Vorrang zu geben.

Unter der Annahme, daß der stadtauswärtsfahrende Zug vorher abgefertigt hat, ist noch folgendes Szenario denkbar: Der stadtauswärtsfahrende Zug hat nach der Grundregel Vorrang, fährt bis über die Verzweigungsweiche vor und hält dort an. Damit hat er auf seine Vorfahrt verzichtet (anhalten außerhalb der Haltestelle). Der Gegenzug darf somit die Kreuzung überqueren, anschließend fährt der ursprüngliche Zug weiter, um die Kreuzung zu räumen.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #16 am: 19. August 2011, 22:48:23 »
Ist der Fall nicht sowieso klar? Die anderen Regeln sind hier nicht anzuwenden, da die Kreuzung entsprechend signalgesichert ist. Die einzige Regel, die hier wichtig ist, ist die Linksweichenregel.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Linie 41

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #17 am: 19. August 2011, 22:57:16 »
Ist der Fall nicht sowieso klar? Die anderen Regeln sind hier nicht anzuwenden, da die Kreuzung entsprechend signalgesichert ist. Die einzige Regel, die hier wichtig ist, ist die Linksweichenregel.
Nein, die Grundregel a) könnte eben auch in betracht kommen (Züge werden hintereinander abgefertigt) – wenn das nicht eintrifft, dann bleibt aber nur die Linksweichenregel. Stadtregel etc. ist aber natürlich völliger Blödsinn.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #18 am: 19. August 2011, 23:05:59 »
Ist der Fall nicht sowieso klar? Die anderen Regeln sind hier nicht anzuwenden, da die Kreuzung entsprechend signalgesichert ist. Die einzige Regel, die hier wichtig ist, ist die Linksweichenregel.
Nein, die Grundregel a) könnte eben auch in betracht kommen (Züge werden hintereinander abgefertigt)
Grundsätzlich hast du natürlich recht, aber ich habe mich schon öfters gefragt, wie das für den Fahrer des anderen Zugs wirklich erkennbar sein soll (gerade im Einmannbetrieb). Außer natürlich in deutlichen Fällen, z.B. der Zug Richtung Schottentor fährt erst in die Haltestelle ein und es steigen tatsächlich Fahrgäste ein und aus (ansonsten bedeutet das Anhalten in einer Haltestelle ja keinen Vorrangverzicht).

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #19 am: 19. August 2011, 23:35:11 »
Naja, wenn er zuerst losfährt und bemerkt, daß sich der andere Zug in Bewegung setzt, muß er eben sofort anhalten.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #20 am: 19. August 2011, 23:44:46 »
Einigermaßen vorschriftenkonform wurde das dort so gehandhabt, daß, vorausgesetzt beide Züge sind abgefertigt und warten auf ihre Freiphase, der Zug aus der Nußdorfer Straße mit der Zugspitze bis über den Zebrastreifen langsam vorzog und gleichzeitig mit einem Handzeichen dem Zug aus der Währiger Straße seinen Vorrangverzicht signalisierte. Wenn der Zugschluß der stadtauswärts fahrenden Garnitur die Weiche verlassen hatte, beschleunigte der stadtwärts fahrende Zug und verließ ebenfalls die Kreuzung. Daß dabei manche Fahrer zu weit vorzogen und damit die Konfliktweichenregel ad absurdum führten, ist eine andere Geschichte.

Linie 41

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #21 am: 20. August 2011, 00:03:42 »
Handzeichen sind allerdings kein vorschriftsgemäßes Signal für Vorrangverzicht. ;)
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #22 am: 20. August 2011, 00:12:21 »
Ich habe ja ohnedies geschrieben "Einigermaßen vorschriftenkonform". Das ist halt gelebte Praxis. ;)

hema

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #23 am: 20. August 2011, 00:26:33 »
. . . . Vorrangstraßenregel habe ich aus naheliegenden Gründen weggelassen . . . .
Sehr gut, schließlich hat sie für den Vorrang von Straßenbahnen untereinander keinerlei rechtliche Bedeutung.


Zitat

Quelle: Lehrbefehelf für Straßenbahnfahrer basierend auf DV-Strab 1977

Falsch. Nicht basierend auf der (rechtsgültigen) DV-Strab, sondern auf den früher gültigen Verkehrsregeln, adaptiert nach dem Gusto von ULHP. Allerdings ist zu befürchten, dass diese alten Regeln in den neuen - derzeit noch streng geheimen - Vorschriften in ähnlicher Form Auferstehung finden werden und den in diesem Bezug derzeit rechtlich gültigen § 63 der DV-Strab ablösen werden. Derzeit überlagern diese betriebsinternen Regeln die jetzige DV-Strab,  werden aber allerdings von der Betriebsaufsicht als alleingültige Vorschrift wahrgenommen. A bissl a Diskrepanz, aber mit derlei lebt man in Wien und bei den WiLi (WVB) schon seit ewig ganz zufrieden. Passieren soll halt nix, weil dann wird gestritten. Andererseits wollen Anwälte, Rechtsabteilungen und Gutachter auch leben und Fahrer sind nötigenfalls leicht zu ersetzen.  8)
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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #24 am: 20. August 2011, 01:47:55 »
Handzeichen sind allerdings kein vorschriftsgemäßes Signal für Vorrangverzicht. ;)

Wieso? Der Vorrangverzicht kann durch deutliche Handzeichen, durch Zeichen mit der Lichthupe (allerdings insofern grenzwertig, als der eine sagt: Ich habe gewarnt, der andere: ich hab das als Vorrangverzicht angenommen) kundgetan werden, die StVO sagt zum Anhalten nur, dass dies ein Vorrangverzicht ist, nicht aber, dass der Vorrangverzicht nur so kundgetan werden kann.

. . . . Vorrangstraßenregel habe ich aus naheliegenden Gründen weggelassen . . . .
Sehr gut, schließlich hat sie für den Vorrang von Straßenbahnen untereinander keinerlei rechtliche Bedeutung.

Auf hoher See und vor dem Richter ist man in Gottes Hand.
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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #25 am: 20. August 2011, 07:04:31 »
Also wie es auf dem Foto(Bild 8 ) scheint hat wohl einer die "Linksweiche (Berührungsstelle)" bzw die "Stadtregel missachtet.
Jaja, VEF gegen WTM – das ist Brutalität. ;D

Sieht aus als müßten da zwei zur Nachschulung. Der Fahrer von 4134 und HLS. 8)
Aber geh, WTM gegen WTM am Westbahnhof, DAS war Brutalität  ;D ;D ;D
🥒 Haltestelle NEU -  die schlechteste Version seit Beginn der Haltestellen, Stangln die fast nicht zu sehen sind im Bild der Stadt

haidi

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #26 am: 20. August 2011, 11:23:07 »
Aber geh, WTM gegen WTM am Westbahnhof, DAS war Brutalität  ;D ;D ;D

???

Hannes
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Ferry

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #27 am: 06. September 2011, 09:46:33 »
Einigermaßen vorschriftenkonform wurde das dort so gehandhabt, daß, vorausgesetzt beide Züge sind abgefertigt und warten auf ihre Freiphase, der Zug aus der Nußdorfer Straße mit der Zugspitze bis über den Zebrastreifen langsam vorzog und gleichzeitig mit einem Handzeichen dem Zug aus der Währiger Straße seinen Vorrangverzicht signalisierte. Wenn der Zugschluß der stadtauswärts fahrenden Garnitur die Weiche verlassen hatte, beschleunigte der stadtwärts fahrende Zug und verließ ebenfalls die Kreuzung. Daß dabei manche Fahrer zu weit vorzogen und damit die Konfliktweichenregel ad absurdum führten, ist eine andere Geschichte.
Das wird heute noch so gehandhabt - ein gutes Beispiel hierfür ist (bzw. war, bevor die Station verlegt wurde) die Kreuzung beim Südbahnhof: Der Zug FR Stadionbrücke/Praterstern fährt bis in die Kreuzungsmitte und weist den Gegenzug - der aufgrund der Konfliktregel Nachrang hätte - per Handzeichen an, loszufahren. Sobald dieser vorbeigefahren ist, setzt der erste Zug die Fahrt fort. So können beide Züge die Freiphase nützen.

Wie "Revisor" schreibt: das ist eben der echte, wirkliche Betrieb!
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #28 am: 07. September 2011, 13:57:38 »
Schöne Fotos 41er, Gratulation, überhaupt das mit dem Schaffner in "Schwarz-Weiß" kopiert! ;)

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Re: Tramwaytag 2006 – Bahnhof Gürtel
« Antwort #29 am: 07. September 2011, 14:24:39 »
Schöne Fotos 41er, Gratulation, überhaupt das mit dem Schaffner in "Schwarz-Weiß" kopiert! ;)
Recht begeistert schaut er aber nicht drein, der Herr Schaffner ;)
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