Prag hat ein Brückenproblem. Konkret mit der Libeňský most im Norden der Stadt. Diese Brücke aus 1928 ist seit langem marode – und blieb die längste Zeit unsaniert.
Auf der einen Seite steht die Stadt, die die Mittel für Abriss und Neubau schon vor 20 Jahren zur Verfügung gestellt hätte – auf der anderen Seite Bürgerinitiativen, die die Brücke als schützenswert erachten und den Neubau radikal ablehnen: Stattdessen möge die Brücke doch bitte (für wesentlich mehr Geld) in ihrer Originalform grundrenoviert und ertüchtigt werden. Hintergrund aus Sicht der Initiativen ist «der selbstbewusste Stil der für die Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit typischen Avantgarde-Architektur». Die Brücke wäre gar «die einzige kubistische Brücke der Welt». Das Denkmalamt meint, die Brücke weise keine so außergewöhnlichen künstlerischen oder architektonischen Werte auf, dass sie zum Kulturdenkmal erklärt werden sollte. Alles patt.
Langer Rede kurzes Résumé: Vor sieben Jahren ist in Prag eine Fußgängerbrücke eingestürzt. Seither schauen alle doppelt und dreifach auf die maroden Bauwerke, und am Nachmittag des 11. Jänner 2024 wurde die Brücke wegen Gefahrs im Verzug komplett gesperrt. Während die Moldaubrücke selbst wieder eröffnet werden konnte, ist die Brücke über das Überschwemmungsgebiet komplett hin und wurde inzwischen abgerissen. Eine Aufnahme dieses Abschnittes von vor zwei Jahren findet sich
weiter oben in diesem Thread.
Damit fiel eine wichtige Achse im Straßenbahnnetz quasi über Nacht weg – Wien, Dresden, Prag… Konsequenz für das Straßenbahnnetz seither:
Von Holešovice her fahren Straßenbahnen bis ans letzte Ende der weiterhin bestehenden Brücke, wo eine Kletterweiche für die Wendemöglichkeit sorgt. Natürlich braucht es dafür Zweirichtungswägen; und mehr als zwei Linien (das heißt in Prag kombinierter Vierminutentakt in der HVZ) gehen sich schwer aus – im Regelbetrieb sind hier vier Linien unterwegs. Damit fahren derzeit der 6er und ein 27er über den Rest der Libeňský most. Im Osten wird der Knoten Palmovka weiterhin bedient, mit Ausnahme des ehemaligen Astes über die Libeňský most natürlich.
Dass derzeit der 19er das letzte Stückerl zur Stumpfendstelle Pankrác wegen dortiger Ausbauarbeiten nicht bedienen kann, darüber sind die Verkehrsbetriebe sicher nicht unglücklich, binden doch der 6er und der 27er im Moment einen großen Teil der Prager KT8D5-Flotte.
Damit zu den ersten Fotos – KT8D5 dort, wo sie sonst kaum zu sehen sind:
KT8D5 9053 im PID-Design auf Linie 27 im Morgengrauen des 7. Oktober 2024 ganz am Ende der Restbrücke:
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KT8D5 9080 auf Linie 27 rollt in den ersten Sonnenstrahlen des 8. Oktober 2024 über die Moldaubrücke – es ist nicht mehr weit bis zur Endstation:
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Ein etwas weiterer Ausschnitt zeigt Wagen 9078 am selben Tag auf Linie 6 ein paar Meter weiter westlich; hier sind gut die Betonelemente zu sehen, die die Brücke ausmachen:
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Nochmals am Morgen des 8. Oktober 2024 fährt KT8D5 9058 auf Linie 27 zurück nach Holešovice und weiter quer durch Prag nach Libuš:
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Ein Stückchen nach Holešovice hinein kommt uns hier der KT8D5 9083 am Ende der Morgen-HVZ des 8. Oktober 2024 an der Haltestelle Tusarova entgegen – auf dem Weg zur Remise bei der Hauptwerkstätte; deswegen auch die reverse Liniennummer samt Vozovna über dem Ziel:
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