Autor Thema: Schwarzfahren  (Gelesen 36496 mal)

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TH

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #45 am: 07. Februar 2012, 15:14:02 »
Äh, sorry, daß ich den Thread noch einmal aufwärme. Blöde Frage vielleicht: Wenn gemäß Art. IX (1) Z 2 EGVG Schwarzfahren eine Verwaltungsübertretung darstellt, die mit bis zu 218 EUR bestraft werden kann, warum wird das dann eigentlich nie gemacht (vor allem nicht bei den U-Bahn-Kontrollen, wo die Polizei eh dabei ist)?

Ich denke, dies hat mit Politik zu tun.  ;)

Linie 41

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #46 am: 07. Februar 2012, 15:26:16 »
Die zweite Frage konnte ich übrigens mittlerweile selbst beantworten. EGVG 1991, Art. IX wird ersetzt durch EGVG 2008, Art. III.

@TH: Du meinst, es ist politisch nicht gewünscht Schwarzfahrer wirklich abzustrafen?
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

TH

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #47 am: 07. Februar 2012, 15:30:19 »
Die zweite Frage konnte ich übrigens mittlerweile selbst beantworten. EGVG 1991, Art. IX wird ersetzt durch EGVG 2008, Art. III.

@TH: Du meinst, es ist politisch nicht gewünscht Schwarzfahrer wirklich abzustrafen?

Ja, bei internen Schulungen wird das so kolportiert. Zitat eines ex Direktors: *Es ist nicht gewünscht, dass mehr kontroliiert wird. Der zahlende Fahrgast soll nur mitbekommen, dass eine gewisse Grundkontrolle stattfindet.*

schaffnerlos

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #48 am: 07. Februar 2012, 15:37:24 »
Wenn gemäß Art. IX (1) Z 2 EGVG Schwarzfahren eine Verwaltungsübertretung darstellt, die mit bis zu 218 EUR bestraft werden kann, warum wird das dann eigentlich nie gemacht (vor allem nicht bei den U-Bahn-Kontrollen, wo die Polizei eh dabei ist)?

Nochmals: Der Schwarzfahrer muss auf frischer Tat betreten werden und das ist bei den U-Bahn-Kontrollen nicht der Fall (außer sie finden im Zug oder am Bahnsteig statt). Wenn jemand ohne Fahrschein sich innerhalb der "Sperren" aufhält ist das vieleicht ein Vergehen gegen die Hausordnung aber kein Schwarzfahren. Wenn dieser dann das "erhöhtes Beförderungentgelt" (also de iure keine Strafe) "freiwillig" zahlt, ist aber alles paletti, da gibt es keine Unklarheiten. Also wozu sollte man sich dann mit der rechtlich unsicheren Verwaltungsübertretung abmühen?

haidi

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #49 am: 07. Februar 2012, 16:36:51 »
Wenn dieser dann das "erhöhtes Beförderungentgelt" (also de iure keine Strafe) "freiwillig" zahlt, ist aber alles paletti, da gibt es keine Unklarheiten. Also wozu sollte man sich dann mit der rechtlich unsicheren Verwaltungsübertretung abmühen?

Wenn er dieses innerhalb von 3 Tagen bezahlt, greift die Bestimmung nicht, der Abs. 4 zum  Artikel III sagt:
Zitat
(4) Die Tat nach Abs. 1 Z 2 wird straflos, wenn der Täter bei der Betretung, wenngleich auf Aufforderung, den Fahrpreis und einen in den Tarifbestimmungen oder Beförderungsbedingungen etwa vorgesehenen Zuschlag unverzüglich zahlt. Dies gilt auch, wenn der Täter den Fahrpreis und einen in den Tarifbestimmungen oder Beförderungsbedingungen etwa vorgesehenen Zuschlag innerhalb von drei Tagen zahlt, sofern er sich bei der Zahlungsaufforderung im Beförderungsmittel durch eine mit einem Lichtbild ausgestattete öffentliche Urkunde ausweist.

Hannes
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schaffnerlos

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #50 am: 07. Februar 2012, 17:28:34 »
Ja eh, aber:

Zitat
(4) Die Tat nach Abs. 1 Z 2 wird straflos, wenn der Täter bei der Betretung, [...] zahlt.

Auf das und nix anderes wollte ich hinaus. Bei der Sperre ist nicht mehr "bei der Betretung", somit können sich Schwarzkappler und Polizisten mit dieser Bestimmung brausen gehen wenn der "Ertappte" nicht mitspielt. Also wird man im Zweifelsfall den "Täter" laufen lassen. Werden aber eh nur sehr wenige sein, denn wer weiß das schon.

Auch in allen anderen Fällen (Kontrolle eben im Zug oder am Bahnsteig) zahlen die meisten eh gleich das erhöhte Beförderungsentgelt und somit ist das Thema Verwaltungsübertretung hinfällig, wie es aus dem von Hannes richtigerweise zitiertem Passus hervorgeht. Und wenn die Schwarzfahrer gleich vor Ort zahlen, darf auch die Polizei keine Personalien verlangen - mit welchem Recht auch, ist ja dann keine Straftat mehr.

wolfrathplatz

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #51 am: 19. September 2014, 09:13:13 »
Die „Macht der Stimme“, „Stimme als Erfolgsgeheimnis“ und „Mit Stimme überzeugen“ sind Schlagwörter, die beschreiben, wie wichtig die Stimmwirkung generell im Beruf geworden ist. Das liegt daran, dass die Stimme als Ausdruck der Persönlichkeit gilt.

Die Stimme ist ein wesentliches Instrument in Bezug auf Kommunikation und Interaktion im zwischenmenschlichen Bereich. Sowohl im privaten wie im beruflichen Alltag sind wir auf das Funktionieren unserer Stimme angewiesen. Dabei sind Eigenschaften wie Balance, Tonfall, Sprechtempo und Entspanntheit der Stimme wesentliche Merkmale, die darüber entscheiden, ob wir bei unserem/unseren Zuhörer/n auf Offenheit und Akzeptanz treffen.

Täglich Tausende Fahrgäste kontrollieren
Und was Stimmung bedeuten kann, wissen auch unsere Kontrollore. Täglich kontrollieren sie Tausende Fahrgäste. Es ist einfach so, dass emotionaler Stress unsere Atmung beeinflusst. Und es versetzt uns in - muskuläre - Anspannung und das wirkt sich negativ auf Stimmklang, Stimmlage und meist auch auf unser Sprechtempo aus. Die jeweils beabsichtigte (stimmliche) Wirkung kann unter solchen Bedingungen ihr Ziel verfehlen.

Ausbildungsprogramm für 200 Mitarbeiterinnen  und Mitarbeiter im Kontrolldienst
Die Mitarbeiterinnen  und Mitarbeiter im Kontrolldienst werden von Herbst bis März 2015 jeweils zwei Tage lang in einem speziellen Seminar  „Work in Balance - Stimmverhalten verbessern“ umfassend auf Ihre abwechslungsreiche Tätigkeit vorbereitet.
Wie oft passiert es im Leben, dass wir zögern, dass wir abwägen und uns einfach nicht entscheiden können. Das bremst uns. Wer allerdings einen inneren Wertekatalog kennt und die zur Auswahl stehenden Optionen nach diesem abfragt, ist sicher in seiner Entscheidung und damit klar im Vorteil.

Potenzial der Stimme entdecken
In der zwischenmenschlichen Interaktion kommen Stimme und Sprache eine große Bedeutung zu. Stimmklang und Sprechweise entscheiden mit darüber, wie wir wahrgenommen werden, welche Wirkung wir hinterlassen und wie sich die Beziehung zu unserem Gegenüber gestaltet. Insbesondere konfliktträchtige Situationen lassen sich durch den bewussten Einsatz von stimmlichen Mitteln und sprachlichem Ausdruck in konstruktiver Weise steuern. Voraussetzungen sind eine ruhige und entspannte Stimme in Verbindung mit einer deutlichen und verständlichen Sprechweise und dem Bewusstsein für eine beziehungsförderliche und bestimmte Haltung und die Intention einer Botschaft.

Quelle: WL

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #52 am: 19. September 2014, 09:26:54 »
Ist eh vernünftig, gerade in einem Bereich, wo man oft in Konflikte gerät (wer zahlt schon gerne eine Strafe), die Soft Skills zu stärken.

Selbstvertrauen ausstrahlen. Freundlich aber bestimmt auftreten. Sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Kooperation zeigen, korrekt sein. Deeskalation beherrschen. Das würde vielen Berufsgruppen nicht schlecht stehen (z.B. Polizei!)

hema

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #53 am: 19. September 2014, 12:53:00 »
Da hat es wieder einmal ein Institut aus dem richtigen "Dunstkreis" verstanden, sich ein Geschäft zukommen zu lassen. Der Rest ist Blabla (zugegeben, auch Blabla hat mit Stimme zu tun ;) )!



Anm.: Ist natürlich nur eine böswillige Annahme und Behauptung meinerseits. In Wirklichkeit ist natürlich alles viel edler, weitsichtiger und absolut zielführend!
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Re: Schwarzfahren
« Antwort #54 am: 19. September 2014, 13:16:54 »
Ich stimme aber zu, dass der richtige Umgang und De-Eskalation in diesem Bereich garantiert enorm wichtig sind. Mein Cousin war eine Zeitlang Kontrollorgan bei der ESG und hat immer gesagt mit Schmäh geht alles, nur ja nicht blöd anlegen mit den erwischten Schwarzfahrern. Physische Auseinandersetzung hat er in der Zeit nur eine einzige gehabt und auch da hat er gemeint er hat falsch reagiert, sonst wäre nichts passiert.

Inzwischen hat er seine Berufung bei der Bestattung gefunden, er hat einfach eine Vorliebe für ungewöhnliche Berufe :D
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #55 am: 19. September 2014, 13:27:05 »
Ich stimme aber zu, dass der richtige Umgang und De-Eskalation in diesem Bereich garantiert enorm wichtig sind.
Klar. Und da machst du einen Kurs über zwei Tage, mit 26 Rauchpausen und reichlich Smalltalk und dann wird aus jedem unüberlegten Streithansl ein Zampano der Gesprächskultur und Glätter aller brenzligen Situationen!  8)
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Re: Schwarzfahren
« Antwort #56 am: 19. September 2014, 20:18:07 »
Inzwischen hat er seine Berufung bei der Bestattung gefunden, er hat einfach eine Vorliebe für ungewöhnliche Berufe :D
Da dürfte das Risiko einer Schlägerei enden wollend sein, die Kunden sind äußerst ruhig und krisensicher ist der Job auch noch.  ;D
"das korrupteste Nest auf dem weiten Erdenrund"
Mark Twain über die Wienerstadt.

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #57 am: 25. September 2014, 13:52:55 »
Selbstvertrauen ausstrahlen. Freundlich aber bestimmt auftreten. Sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Kooperation zeigen, korrekt sein. Deeskalation beherrschen. Das würde vielen Berufsgruppen nicht schlecht stehen (z.B. Polizei!)
So ist es! Ein paar wenige Grundverhaltensweisen reichen aus, um 99% aller Konflikte zu vermeiden. Freilich gibt es auch Menschen, die einfach nur auf Streit um jeden Preis aus sind, das ist aber die absolute Ausnahme (meist alkoholisierte).

Ein wichtiger Punkt ist auch noch, das Gegenüber ernstzunehmen und zu respektieren (und wenn es nur für den Moment ist). Also nicht herablassend behandeln und zeigen, dass man ihn für einen normalen Menschen hält. Wirkt wahre Wunder!
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Re: Schwarzfahren
« Antwort #58 am: 25. September 2014, 15:53:09 »
Aber: was hat schon Aristoteles gesagt: Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.

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Re: Schwarzfahren
« Antwort #59 am: 25. September 2014, 15:57:28 »
Aber: was hat schon Aristoteles gesagt: Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.
Die Gesellschaft, wie wir sie jetzt und heute kennen, ist sowieso schon länger am absteigenden Ast. Willkommen in der Post-Postmoderne! Wenn's der Kapitalismus nicht schafft (grenzenloses Wachstum gibt es in einem endlichen System nicht), dann halt die Natur. Hoffentlich haben wir noch ein halbwegs gutes Leben und es ereilt die Welt erst danach. Für unsere Kinder und Enkel schaut's jedenfalls so oder so schlecht aus.
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