Ich denke, man sollte vorsichtig bei der Beurteilung gerade solcher Unfälle sein. Es war dunkel und sicher nicht genau auszunehmen, ob es sich um einen alten Fetzenbinkel oder um einen Körper handelt. Hier spielt die "Logik" viel in die Wahrnehmung hinein. Es "kann" dort niemand liegen. Was soll er denn dort? Es kann nur so ein Sack sein! Wenn man's dann genauer sieht, ist es vielleicht schon zu spät. Jeder Fahrer möchte unterbewusst den "Schwung" erhalten. Nicht bremsen und dann wieder beschleunigen. Man kennt seine Strecke, man weiß, wo nie "was" ist. Man muss sich schon sehr bei der Nase nehmen, damit man nicht ein bisserl abschaltet, geistig rastet. Denken wir an das Überfahren eines Signals, dass immer "frei" zeigt, wenn man sich annähert! Ein neues Ampelprogramm wird geschaltet und schon hat man unerwartet "Halt". Auch wenn man sich selbst ständig bei der Konzentration zu halten versucht, und das ist unsere Pflicht, kann trotzdem was passieren. Ich kenne persönlich einen Fahrer, der eine im Dunkeln liegende Gleisverschlingung nicht richtig einschätzte und eine Eigenkollision verursachte. Ein guter besonnener Fahrer. Eine Fehleinschätzung reichte! Mir tut der Fahrer am 67er echt leid, auch wenn später ein Gericht, gestützt auf Aussagen von Sachverständigen seine Unschuld möglicherweise bestätigen wird. Vergessen wird er den Unfall nie. Vielleicht kann er den Joystick aus psychischen Gründen gar nicht mehr nach vorne bewegen. Das sind die Schattenseiten eines Berufes, der, mehr als der des Lokführers, ständig vollste Konzentration verlangt. Das Bewegen eines Zuges inmitten von teilweise dichtestem Verkehr ist einfach kein Lercherl. Und wenns einer leicht nimmt, ist er eigentlich schon fehl am Platz.