Ich find' diese Idee gut. 
Ich halte sie für reinen Schwachsinn. Wenn man das Denkmal nicht mehr haben will, soll man es entfernen. Aber ein Pseudoimitat des Schiefen Turms von Pisa ist bloß lächerlich. Ich teile auch die Meinung der Grünen nicht, dass durch das alleinige Vorhandensein der Straßenbezeichnung Dr.-Karl-Lueger-Ring "das Bild Wiens im Ausland zuletzt massiv gelitten" habe. Wie weltfremd muss man sein, um auf solche Ideen zu kommen? Klar ist: Die Person Lueger soll und muss kritisch betrachtet werden. Aber das Schiefstellen eines Denkmals ist nicht mehr als banales Aktionismusgehabe auf dem Niveau von Ortstafelverrückern.

Die Sachlichkeit der öffentlichen Diskussion leidet bei uns schon sehr lange. Der Vorwurf von Populismus trifft meistens denjenigen selbst, der diesen Vorwurf erhebt. Es wird selten Personen geben, über die man nur Gutes oder nur Schlechtes berichten kann. Eine kritische, aber auch sachliche Betrachtung wird immer
alle Seiten einer Person mit einbeziehen. Das trifft insbesondere Dr. Karl Lueger.
Deshalb aber einen Denkmalsturm zu entfachen und je nach gerade politischen Mehrheitsverhältnissen ein Denkmal einmal nach links und dann nach rechts zu neigen, ist Schwachsinn und entbehrt jeden Respekt. Wir haben auch ein Denkmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz, über das man auch geteilter Meinungs sein könnte. Ich halte auch nichts davon, jedem Denkmal eine jeweils dem Zeitgeist entsprechende, politisch korrekte Beschreibung beizustellen. Denn vielleicht sieht man den Sachverhalt in ein paar Jahren wieder ganz anders, und dann sind wir die Blamierten. Lassen wir die Denkmäler doch so wie sie sind, als Zeugen aus vergangener Zeit, die uns an diese Zeit erinnern und von sich aus sprechen. Mögen die Historiker die Fakten und Zusammenhänge zu Tage bringen. Und überlassen wir es jedem selbst, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Wir müssen nicht zu allem und jedem immer unseren Senf dazugeben und diesen dann allen anderen aufzwingen.
Beschäftigen wir uns lieber mit der Gegenwart. Und da stellt sich mir die Frage, warum wir gerade in Wien ein Denkmal für Che Guevara benötigen.
Der Namensgebung des Ringabschnittes sehe ich jedoch gelassen entgegen. Zwar nicht wegen des Motivs, heute alles politisch korrekt umbenennen zu wollen, denn dann dürften wir auch keinen Julius Tandler Platz mehr haben (
Tandler vertrat mehrfach in Aufsätzen und Vorträgen die Forderung nach der Vernichtung bzw. Sterilisierung von „unwertem Leben“., siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Tandler). Die einzelnen Abschnitte des Rings haben sehr oft ihre Namen gewechselt. Der künftige Universitätsring hieß einmal Franzensring. Auch gab es den Kolowratring und den Kaiser Wilhelm Ring.