OuvertüreHeute führte mich nachmittags ein Weg von Penzing in die Gegend Gudrunstraße. Die Demonstrationen und die damit einhergehenden Straßensperren waren an mir vorübergegangen, daher wählte ich den Weg U4–D.
1. Akt: OperWährend der Fahrt mit der U4 wollte ich in Erfahrung bringen, ob ich am Kärntner Ring den übernächsten oder erst den überübernächsten D erwischen würde und verwendete dafür die Handy-App "WienMobil". In der Grundansicht werden nur die nächsten zwei Abfahrten angezeigt, in diesem Falle "2 | 5 Min". Ich wunderte mich über das offensichtlich gestörte Intervall und wollte nun umso mehr die darauffolgenden Abfahrten sehen, da ich erst bei der Pilgramgasse war und somit auch den Zug in 5 min nicht erreichen würde.
Sooft ich aber auch die Ansicht mit den weiteren Abfahrten anwählte, ich erhielt immer nur die Meldung "Zu dieser Station gibt es derzeit leider keine Abfahrtsinformationen" – diese Ansicht, die eigentlich
alle Abfahrten anzeigen sollte, zeigte also nicht einmal die zwei Abfahrten, die in der Grundansicht (auch weiterhin) sehr wohl angezeigt wurden.
So beeilte ich mich beim Aussteigen also sicherheitshalber, um nicht womöglich knapp einen D zu verpassen, und ging am Vorweganzeiger in der Passage vorbei, um zumindest dort die Abfahrtszeit ablesen zu können. Blöderweise zeigte dieser nur das linke obere Drittel des Abfahrtsbildschirms, sodass nur die Liniennummern und Ziele zu lesen waren, nicht jedoch die Abfahrtszeiten. Praktisch.
Dahinter lugte eine Windows-Fehlermeldung hervor.
Nun gut, ich ging also weiterhin eilenden Schrittes die Opernpassage hinauf, bis ich den zweiten Vorwegweiser erreichte. Dieser zeigte endlich die Abfahrtszeiten an, und ich sah, dass mein D erst in ein paar Minuten kommen sollte. Ebenfalls sah ich, dass die Linie 2 in Richtung Dornbach mit dem Ziel "undefined" angezeigt wurde.
Nachdem die Anzeigetafel zur nächsten Seite und dann wieder zurück gewechselt hatte, war auch das Ziel "Dornbach" wieder da.
Ich ging hinauf zur Haltestelle, wo schon einige Fahrgäste warteten, sah jedoch sofort, dass auf den Abfahrtsdisplays irgendein Lauftext lief. Ich ging näher und wartete auf den elend langsam laufenden Text, bis ich schließlich "+++++ Demonstration Betrieb ab Schwarzenbergplatz" las. Für die anderen Linien wurden ebenfalls jeweils entsprechende Texte angezeigt. Fluchend machte ich mich also zu Fuß auf den Weg Richtung Schwarzenbergplatz. Die ganze U-Bahn-Fahrt über und während des gesamten Aufenthaltes am Knoten Karlsplatz/Oper wurde die Störung außer auf den Displays direkt in der Haltestelle mit keinem einzigen Wort erwähnt: nicht in der WienMobil-App, nicht über Durchsagen, nicht über Displays, nicht über Informationspersonal.
2. Akt: SchwarzenbergplatzAm Weg zum Schwarzenbergplatz prüfte ich nochmals WienMobil, aber dort war keinerlei Störungsinfo zu sehen – auch in der qando-App und in der Open-Data-Schnittstelle fand sich nichts. Im Gegenteil: WienMobil zeigte weiterhin völlig aus der Luft gegriffene Lügen-Echtzeitabfahrten (keine Fahrplandaten!) für alle betroffenen Straßenbahnlinien bei der Haltestelle Oper. Nun wollte ich schauen, wann ich denn am Schwarzenbergplatz in einen D einsteigen könnte. Wie sich herausstellte, konnte ich das aber nicht, denn die Linie D wurde in der App am Schwarzenbergplatz nur in Richtung Nußdorf angezeigt, dafür mit weiteren Lügen-Echtzeitdaten ("0 | 1 Min", in Wirklichkeit weit und breit kein Zug in diese Richtung).
Die Linie 2 wurde zwar in beiden Richtungen angezeigt, doch auch hier hatten die Daten absolut nichts mit der Realität zu tun. In Richtung Friedrich-Engels-Platz zeigte die App "3 | 3 Min", wobei diese Züge aber nicht erschienen. In Richtung Dornbach zeigte die App statt "Dornbach" ein leeres Ziel ("") und die Abfahrten "9 | 53 Min" – und zwar unmittelbar bevor in der Realität zwei 2er mit dem Ziel "Dornbach" im Konvoi den Schwarzenbergplatz passierten.
Ich erreichte die Haltestelle der Linie D. Da in der App diese Linie in dieser Fahrtrichtung gar nicht aufschien, war ich gespannt, was das Haltestellendisplay zeigen würde. Auflösung: Es zeigte schlicht "D", ohne Ziel und ohne Abfahrtszeit. Sonst wurde nur ein 1er nach "S.-Fadinger-Pl" (was soll bitte diese blöde Abkürzung bei einem zweizeiligen Display, wobei die zweite Zeile unausgenützt finster ist?!) angezeigt.
Ich stieg in einen der beiden im Konvoi erscheinenden Züge der Linie D Richtung Absberggasse. In der Prinz-Eugen-Straße ertönte endlich eine Durchsage zur Störung, die jedoch derart verrauscht war, dass sie zu 80% völlig unverständlich war, man konnte nur einzelne Satzfetzen verstehen. Das Wenige, was ich davon verstanden hatte, offenbarte mir, dass der 1er, der am Schwarzenbergplatz angezeigt wurde, dort eigentlich überhaupt nicht hinkommen sollte.
Aus Interesse prüfte ich noch, wie die Situation in der App "qando" dargestellt würde... Auch diese lieferte freilich keine korrekten Daten, aber zumindest wurden für die Haltestellen Oper und Schwarzenbergplatz nur Fahrplandaten angezeigt und keine Fantasie-Echtzeitabfahrten – also durchaus einen Deut besser.
3. Akt: HlawkagasseBei der Rückfahrt wollte ich bei der Haltestelle Hlawkagasse (die in der Haltestellenansage an Bord übrigens etwa wie "Laakagasse" ausgesprochen wird
) einsteigen. Es gab selbstredend weiterhin keine Möglichkeit, festzustellen, ob immer noch die geänderte Linienführung in Kraft war, da die Apps und die Open-Data-Schnittstelle, wie oben beschrieben, ja gar keine Kenntnis darüber hatten. Und Abfahrtsdisplay gibt es in der Haltestelle Hlawkagasse keines – jedoch fand ich einen interaktiven E-Paper-Bildschirm statt des Aushangfahrplanes vor. Ich nahm also an, dass ich meine gewünschten Informationen über dieses Display erhalten könne.
Falsch gedacht – dieses moderne, elektronische, interaktive Display ist so konfiguriert, dass es bis auf die Uhrzeit ausschließlich statische Informationen anzeigt, die obendrein mit zahlreichen Fehlern versehen sind.
Immerhin wurden in den Apps WienMobil und qando jetzt Echtzeitabfahrten für beide Fahrtrichtungen angezeigt – blöderweise unterschiedliche, und zwar:
WienMobil: D Absberggasse – 2 min (Niederflur), 3 min (Niederflur); D Nußdorf – 2 min (Hochflur), 12 min (Hochflur).
qando: D Absberggasse – 2 min (Niederflur), 13 min (Niederflur); D Nußdorf – 1 min (Niederflur), 11 min (Niederflur).
Dreimal darf man raten, welche Daten sich als korrekt herausstellten – selbstverständlich die derjenigen App, die aus Marketinggründen eigentlich nicht mehr nutzbar ist...
Finale: FazitWie kann es sein, dass im Störungsmanagement und in der Fahrgastinformation immer noch dieser unbeschreibliche, himmelschreiende Dilettantismus besteht? Was machen die Verantwortlichen den ganzen Tag? An Verbesserungen arbeiten offensichtlich nicht... Die oben beschriebenen Sachverhalte könnte ich nicht einmal in meinen wildesten Träumen erfinden!
Und warum werden die Kunden an der Nutzung diejeniger Handy-App, die im Ernstfall weniger unbrauchbar ist, mutwillig gehindert, während die schrottige neue App seit Jahren schrottig bleibt und ebenfalls nicht grundlegend verbessert wird?
@Klingelfee, dein Feedback würde mich besonders interessieren.