Die Philharmoniker dürfen auch nicht saufen (obwohl die Neujahrskonzerte in grauer Vorzeit, wo die Musiker oft direkt von der Silvesterfeier entsprechend eingetunkt kamen, sollen legendär gewesen sein und eine köstliche Angelegenheit, weit weg vom heutigen perfektionierten Konzert, das man in dieser Qualität 264 weitere Tage im Jahr machen kann.
Es gibt eine DVD mit Ausschnitten aus mehreren Boskowsky-Konzerten. Da hat es den Musikern sichtlich noch sehr viel Spaß gemacht. Alles war noch etwas privater und gemütlicher.
Heute läuft alles streng professionell ab. Bei zig internationeln TV-Übertragungen klingt alles aalglatt, international, gekünstelt. Für die Musik ist das auch nervlich eine enorme Belastung, gerade bei diesem Konzert keinen Bock zu schießen (so wie zwei Trompeter, die vor etlichen Jahren statt einer piano-Stelle eine forte-Wiederholung gemacht haben

). Viele spielen gar nicht gerne beim Neujahrskonzert, aber man kann sich nicht immer drücken. Ich hör auch heute noch gerne zu, aber es ist eigentlich doch vergleichsweise recht belanglos geworden. Zwar lauert das Wienerische subtil unter jedem Ton, aber glattgebügelt, es darf nicht so ungezwungen raus wie in den 60ern. Eine der ganz wenigen Abweichungen, wo ich jeden Ton verschlungen habe, war Harnoncourt. Aber der kommt beim Normalpublikum nicht gut an.
Und schon wieder samma hoffnungslos im OT angelangt *seufz*
