Autor Thema: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"  (Gelesen 24373 mal)

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #15 am: 08. Oktober 2013, 09:12:18 »
Wie sowas ausschaut kannst du sehen, wenn du "Freiburg, Vauban" googelst. Ich war schon dort, hab aber leider noch keine Website darüber gemacht. War übrigens das erste Mal, dass ich ein wirklich lebenswertes und belebtes Neubauviertel gesehen habe.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #16 am: 08. Oktober 2013, 09:17:47 »
Die wunderschönen Bilder zeigen genau, wo es in Wien fehlt: Auf kleiner und kleinster Ebene wird einfach auf alles gsch****. Ästhetik null, Hauptsache es ist funktionell (und man kann genug Stangerln vergraben). Aber ich wage zu behaupten, obwohl es vordergründig so aussehen mag, als ob Ästhetik nicht so wichtig ist, dass gerade das einen lebenswerten Wohnraum ausmacht, wo man sich wohlfühlt.

Vielleicht gelingt das ganze in der Seestadt - zumindest scheint mir dort ein bißchen Symmetriebrechung und Abweichung vom sozialistischen Brutalismus angestrebt. Sonst haben wir in 30 Jahren einen schönen Filmtitel "Wien Sonnenallee" 8)
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

coolharry

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #17 am: 08. Oktober 2013, 09:39:37 »
Wie sowas ausschaut kannst du sehen, wenn du "Freiburg, Vauban" googelst. Ich war schon dort, hab aber leider noch keine Website darüber gemacht. War übrigens das erste Mal, dass ich ein wirklich lebenswertes und belebtes Neubauviertel gesehen habe.

lt. Wiki: 4800 Einwohner und 600 Arbeitsplätze

Also müssen 4200 Einwohner grob gesagt den Stadtteil verlassen. Wie sie das tun ist eine Sache aber sicher werden nicht alle mit den Öffis oder dem Fahrrad den Stadtteil verlassen.
Gehen wir mal von 25% Autopendler aus dann haben wir immerhin 1050Pendler welche wahrscheinlich mit 2100 Autofahrten die Umgebung belasten.

Außerdem ist dieser Stadtteil nicht zu 100% Auto frei. Es gibt (zumindest was ich jetzt auf Google Earth gesehen hab) Parkplätze in der Siedlung.

Nochmal; Mit geht's nicht darum Auto unfreundliche Konzepte für unnötig zu halten aber man sollte bei all diesen Projekten auch die Auswirkungen auf ihre Umgebung zu beachten. Und die wird es bei allen Siedlungen geben. Man sollte einfach nicht die Anwohner für dumm verkaufen und mit unnötigen Aussagen abspeisen.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

tramway.at

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #18 am: 08. Oktober 2013, 09:52:05 »
Natürlich gibt es immer wo Menschen wohnen Auswirkungen. Es ist aber sinnvoller die Städte auf lebenswerte Art zu verdichten, als die Menschen aus der Stadt ziehen zu lassen, weil sie Grün wollen. Die Siedlung ist insoferne autofrei, als dass es Parkplätze in den Sammelgaragen gibt, die Zufahrt zum Laden etc. aber erlaubt ist. Wichtig ist ja, die "Fluchtmobilität" klein zu halten - dass sich Menschen bewegen ist ja klar, dass sie zu ihrem Arbeitsplatz müssen ebenfalls. Idealerweise ist der halt nahe am Wohnort...

Hier übrigens der Link zu den Wiener Projekten, die deutliche Grüne Handschrift haben - tja, Fluch des Planungsressorts, die Auswirkungen merkt man halt erst 15 Jahre später...

http://www.wien.gv.at/verkehr-stadtentwicklung/neue-stadtteile.html
Harald A. Jahn, www.tramway.at

Linie 41

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #19 am: 08. Oktober 2013, 09:57:39 »
Idealerweise ist der halt nahe am Wohnort...
Wobei das natürlich seine Grenzen hat. Büroarbeitsplätze können leicht in einem bewohnten Vierteil sein. Gewerbepark oder – noch schlimmer –  Industrie will vermutlich keiner der Bewohner.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

coolharry

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #20 am: 08. Oktober 2013, 10:06:06 »

http://www.wien.gv.at/verkehr-stadtentwicklung/neue-stadtteile.html
Ironie an:
Das Carree Atzgersdorf ist super: Optimale Autobahnanbindung weil direkt neben der A23.  ;D
 Ironie aus:
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

haidi

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #21 am: 08. Oktober 2013, 11:31:15 »

http://www.wien.gv.at/verkehr-stadtentwicklung/neue-stadtteile.html
Ironie an:
Das Carree Atzgersdorf ist super: Optimale Autobahnanbindung weil direkt neben der A23.  ;D
 Ironie aus:
Gilt nur für Beamte, weil vor 8 Uhr brauchst nicht versuchen, von dort zum Altmannsdorfer Ast zu kommen, da reicht der Stau durchaus bis zum Atzgersdorfer Beet.
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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #22 am: 08. Oktober 2013, 12:00:33 »
Wie sowas ausschaut kannst du sehen, wenn du "Freiburg, Vauban" googelst. Ich war schon dort, hab aber leider noch keine Website darüber gemacht. War übrigens das erste Mal, dass ich ein wirklich lebenswertes und belebtes Neubauviertel gesehen habe.

lt. Wiki: 4800 Einwohner und 600 Arbeitsplätze

Also müssen 4200 Einwohner grob gesagt den Stadtteil verlassen. Wie sie das tun ist eine Sache aber sicher werden nicht alle mit den Öffis oder dem Fahrrad den Stadtteil verlassen.
Gehen wir mal von 25% Autopendler aus dann haben wir immerhin 1050Pendler welche wahrscheinlich mit 2100 Autofahrten die Umgebung belasten.

Außerdem ist dieser Stadtteil nicht zu 100% Auto frei. Es gibt (zumindest was ich jetzt auf Google Earth gesehen hab) Parkplätze in der Siedlung.

Nochmal; Mit geht's nicht darum Auto unfreundliche Konzepte für unnötig zu halten aber man sollte bei all diesen Projekten auch die Auswirkungen auf ihre Umgebung zu beachten. Und die wird es bei allen Siedlungen geben. Man sollte einfach nicht die Anwohner für dumm verkaufen und mit unnötigen Aussagen abspeisen.

Ganz so einfach kann man nicht rechten:
4200 Einwohner: Bei neuen Siedlungen sind das oft Jungfamilien mit Kindern; die Kinder fahren nicht alleine mit dem eigenen Auto irgendwo hin, also kannst du schon einmal 1/3 der Autofahrten wegrechnen.
Sind Kinderbetreuungsplätze und Schulen in der Siedlung, entfallen auch großteils die elterlichen "Fahrtendienste", die ja mobilitätsmäßig am unproduktivsten sind (einmal hin und leer wieder zurück oder umgekehrt), weil die Kinder ab einem bestimmten Alter alleine zu Fuß gehen oder sogar ÖV fahren können.

hprill

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #23 am: 19. Oktober 2013, 13:03:20 »
Die wunderschönen Bilder zeigen genau, wo es in Wien fehlt: Auf kleiner und kleinster Ebene wird einfach auf alles gsch****. Ästhetik null, Hauptsache es ist funktionell (und man kann genug Stangerln vergraben). Aber ich wage zu behaupten, obwohl es vordergründig so aussehen mag, als ob Ästhetik nicht so wichtig ist, dass gerade das einen lebenswerten Wohnraum ausmacht, wo man sich wohlfühlt.

Absolut. Woran es in Wien fehlt, sind Bauträger, die etwas bauen, das mehr als nur die Minimalkosten verursacht, eine aktive Stadtplanung, die die Bauträger dazu bringt, etwas zu bauen, das mehr als nur die Minimalkosten verursacht, und eine Stadtgestaltung, die optische Akzente setzt, die mehr als nur die Minimalkosten verursachen.

Bestes Beispiel Nordbahnhof: wurde trotz einigermaßen zentrumsnaher Lage zu einer reinen Schlafstadt, weil so gut wie keine Infrastruktur mitgeplant, sondern diese fast ausschließlich dem Goodwill der Bauträger überlassen wurde (typisches Beispiel für "der Markt wird es schon regeln"). Beim momentanen Bürgerbeteiligungsverfahren für die nächste Baustufe war von fast allen anwesenden Anrainern extremer Unmut über die fehlenden Geschäfte und die fehlende Gastronomie zu hören, weil es der Markt eben nicht geregelt, sondern nur die Baukosten optimiert hat.

moszkva tér

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #24 am: 19. Oktober 2013, 21:27:33 »
Absolut. Woran es in Wien fehlt, sind Bauträger, die etwas bauen, das mehr als nur die Minimalkosten verursacht, eine aktive Stadtplanung, die die Bauträger dazu bringt, etwas zu bauen, das mehr als nur die Minimalkosten verursacht, und eine Stadtgestaltung, die optische Akzente setzt, die mehr als nur die Minimalkosten verursachen.
Wobei gute Architektur und Ästhetik nicht wirklich teuer sein muss, im Gegenteil, die schlechte Gestaltung in Wien ist auch nicht gerade billig. Am Nordbahnhof wurde genug Geld in den Sand gestellt.

Gute aber günstige Architektur hat man noch in den 1950ern bei uns bewundern können: Man gehe einmal im Sommer ins Gänsehäufel. Das ist eine formschöne, funktionale und dennoch minimalistische Architektur. Warum schafft man sowas heute nicht mehr?

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #25 am: 19. Oktober 2013, 21:35:50 »
Warum schafft man sowas heute nicht mehr?
Weil das in der heutigen CAD-Software nicht vorgesehen ist. :P
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #26 am: 20. Oktober 2013, 20:36:47 »
Warum schafft man sowas heute nicht mehr?
Weil das in der heutigen CAD-Software nicht vorgesehen ist. :P
CAD-Resultate sind immer nur so gut wie die Person zwischen Tastatur und Sessel, egal wie intuitiv diese Programme zum Teil sein mögen.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #27 am: 20. Oktober 2013, 20:44:47 »
Bestes Beispiel Nordbahnhof: wurde trotz einigermaßen zentrumsnaher Lage zu einer reinen Schlafstadt, weil so gut wie keine Infrastruktur mitgeplant, sondern diese fast ausschließlich dem Goodwill der Bauträger überlassen wurde (typisches Beispiel für "der Markt wird es schon regeln").

Soweit ich das verstanden habe , wurde in der Novelle der Bauordnung mit Grüner Mitsprache ein besseres Durchgriffsrecht geschaffen - so in der Art, "die Versprechungen müssen jetzt auch eingehalten werden". Wichtig sind ja die Erdgeschoße, das wurde ja inzwischen erkannt - warum hats dazu einen Chorherr gebraucht, hat das ein Schicker nicht begriffen? Hier ein Beispiel aus Paris (Bahnhofsüberbauung Gare d'Austerlitz, wir sind hier in ca 10 Meter Höher über dem Gleisniveau)
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #28 am: 21. Oktober 2013, 10:26:08 »
Ich war in der Nordbahnhof - Bürgerbeteiligung "Bebauung" dabei. Es ging kaum um Hochhäuser etc.
Die vehemendesten Forderungen  waren eine gemischte Nutzung der Gebäude und ein aktives Erdgeschoßzonen-Management. Hier gehört bereits bei der Plaunung mit den Bauträger gesprochen welche Größen etc. sinnvoll sind und welche Art von Geschäften gebraucht werden. Mit diesen Informationen kann man dann auf Unternehmen aktiv zugehen und ihnen ein Geschäft/Lokal etc. hier schmackhaft machen. Im Moment treibt das Blüten wie z.b. dass Bewohnerinnen und Bewohner selbst Firmen anschreiben und die leerstehenden Lokale anbieten.

Man muß sich auch einmal vorstellen, es gibt einen sehr gut besuchten Park  und rundherum kein einziges Lokal. Ein Detail das ich immer kurioser finde je öfter ich dort bin. :)

Aber der Wille es diesmal anders zu machen ist groß. Wir hoffen hier sehr, dass vieles von den Visionen und Ideen (Stadtplanung, Architekten, Bewohner) umgesetzt wird.

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Re: [PM] "Wir wollen keine Pyjama-Städte"
« Antwort #29 am: 21. Oktober 2013, 10:40:58 »
Man muß sich auch einmal vorstellen, es gibt einen sehr gut besuchten Park  und rundherum kein einziges Lokal. Ein Detail das ich immer kurioser finde je öfter ich dort bin. :)
Wo soll sich auch ein Lokal ansiedeln, wenn in keinem Haus die erforderliche Infrastruktur vorhanden ist?
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