In der Opernpassage ist die Diskussion um Denkmalschutz sowieso hinfällig, solange man so Verbrecherbuden wie ein Automatencasino dort wohnen lässt. Die Drogensüchtler hat man verscheucht, die Spielsüchtigen dürfen dort sein - beide Gruppen haben ähnliche Auswirkungen, nämlich Beschaffungskriminalität. Aber gut, das Automatenglücksspiel ist legal und die Konzerne kaufen sich viel Goodwill bei den Behörden und der Politik. (Und nein, ich bin dagegen, Suchtkranke zu verstecken, die gehören selbstverständlich therapiert und am besten erreicht man sie, wenn sie sichtbar im Stadtgebiet sind und sich nicht in Höhlen verkriechen müssen.)
wien.orf.at berichtete bereits vor einigen Wochen über dieses Problem. Ein Mitarbeiter des Bundesdenkmalamts wurde dabei mit den folgenden Worten zitiert:
Auch dem Bundesdenkmalamt ist das Verschmutzungsproblem bekannt. Eine andere Lösung, als die verschmutzten Flächen regelmäßig zu übermalen, gibt es nicht. Wittasek: „Das Problem ist, dass heutzutage niemand Respekt hat und dementsprechend die Wände gleich wieder ausschauen.“
Schwachsinn, die Leute hatten "damals" sicher genauso viel / wenig Respekt wie heute. Der Respekt nimmt halt ab, je schäbiger eh schon alles ist.
Man könnte natürlich argumentieren, dass die verdreckten Wände zum historischen Erscheinungsbild dazugehören und somit per se schon denkmalschutzwürdig sind.
Bei Denkmalschutz bin ich irgendwie sehr ambivalent. Ich finde nämlich, eine Stadt ist kein Freilichtmuseum. Man sollte historische Bauwerke so gut wie es geht erhalten, und auch authentisch. Aber sie müssen dennoch den modernen Anforderungen entsprechen, und da muss man dann halt Kompromisse eingehen. Die Wandbemalung ist sicher so ein Kompromiss, ebenso wie rutschsichere Bodenbeläge oder vernünftige Beleuchtung.
Dass die Wiener Linien diese Kompromisse nicht schaffen und entweder über den Denkmalschutz mit dem Panzer drüberfahren (Ustrab) oder den Denkmalschutz als Ausrede für Unterlassung hernehmen (Gürtel-Stadtbahn) ist eine andere Geschichte.
