Es hat halt damals eine im Gegensatz zu heute begrenzte Auswahl an Kleidung gegeben:
Nur Stoff- und Lederhosen, Stoff-Knickerbocker schienen erst in den 30iger-Jahren Bedeutung zu gewinnen. Blusons, Nato-Jacken und alles Ähnliche gab es damals nicht. Als Mann hatte man praktisch nur die Möglichkeit, Anzüge zu tragen.
Für Frauen gab es nur Blusen und Röcke oder Kleider, Hosen waren undenkbar.
Und zu gepflegt: Schau dir die historischen Bilder von Gleisbauarbeiten oder anderen Arbeiten an: Du wirst viele Arbeiter in Sakkos oder Gilets sehen. Die werden meiner Meinung nach nicht besonders gepflegt gewesen sein, sondern eher verschmutzt und stinkend.
Abgesehen davon hatten die Menschen damals nicht viel im Kleiderkasten, man konnte da an Werktagen kaum was anderes anziehen als den ehemals "guten Anzug", den man, wenn man endlich einen neuen Guten hatte, im Alltag trug.
Von einem alten Kanzleileiter im Ministerium habe ich einige Geschichten aus der früheren Zeit im Ministerium gehört. Unter anderem, dass Beamte, die halt immer wieder Kontakt zum Minister hatten, einen guten Anzug im Bürokasten hängen hatten. Wenn er zum Minister gerufen wurde, hat er den Anzug gewechselt, weil ihm der Alltagsanzug zu schäbig für den Minister erschien.
1968 herum habe ich in den Ferien als Briefträger gearbeitet. Meine andere Rayonshälfte *) war ein älterer Briefträger, der einmal Bilder von der Hochzeit seiner Tochter zeigte. die damals geheiratet hat. Seine Kollegen haben ihn ganz erstaunt gefragt, ob er denn keinen Anzug hat, weil er in der (damals recht ansehnlichen) Postuniform auf den Bildern war. Er hatte keine andere Ausgehkleidung als die Uniform.